Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Erstes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Maßgebliches und Unmaßgebliches

Korea sich nicht eines Tages das Sternenbanner entfaltet? Von Luzon, der nörd¬
lichsten der Philippinen, bis nach Nagasaki sind nur 1400 Seemeilen, und für
das amerikanische Expansivbedürfnis ist die Gebietserwerbung auf dem asiatischen
Kontinent, von Formosa ganz zu geschweigen, ein ziemlich nahe liegender Gedanke.
Amerika könnte dann immer noch getrost das nördliche Drittel an Rußland über¬
lassen und sich mit den südlichen zwei Dritteln begnügen. Doch das sind Zukunfts¬
probleme. Einstweilen bleibt als Tatsache zu registrieren, daß der Hinzutritt der
Vereinigten Staaten eine weitausschauende Verschiebung aller wirtschaftlichen und
politischen Zukunftsgestaltuugen in Ostasien bedeutet. Ohne irgendwelche nennens¬
werte Machtentfaltung hat sich Amerika mitten in die chinesisch-russisch-japanische
Spannung hineingestellt -- mit welchen Endzielen, wird die Zukunft lehren.

Einstweilen mögen sich die Japaner vergnügt die Hände reiben. Wollen sie
verständig handeln, so können sie sich durch dieses Vorgehn der Amerikaner für
jedes Kriegsgrundes entbunden erachten. Russischerseits scheint ebensowenig Neigung
zu bestehn, Teile von Korea zu okkupieren, als die japanische Flotte anzugreifen;
für Rußland fehlt das Objekt einer Offensive, so lange die Japaner nicht in Nord¬
korea eine Nußland bedrohende Stellung einnehmen oder gar gegen die Mandschurei
vorgehn. Nach dem Abschluß des amerikanisch-chinesischen Vertrags kann Japan
seine Finger von der mandschurischen Frage lassen, ebenso wie Rußland wegen
Koreas seine Zeit abwarten wird. Das Warten hat die russische Politik jederzeit
vortrefflich verstanden. In Europa wird man dabei nicht außer acht lassen dürfen,
daß jeder politische Erfolg die Japaner nur anspruchsvoller machen wird, nicht
nur Rußland gegenüber, und daß die ostasiatische Wunde offen bleibt. Wird
Deutschland auf die Dauer damit rechnen dürfen, in diesen großen und tiefen
Völkergegensätzen neutral zu bleiben, ohne Einbuße an seinem Ansehen und seinen
Interessen zu erleiden? Und wie steht es mit den Mitteln zum Schutze beider?


"L"


Zeitschriften der Volks- und Heimatkunde.

Es gibt in Deutschland
etwa 300 Vereine, in denen die heimische Geschichts- und Altertumswissenschaft, im
weitern Sinne also auch die Volks- und Heimatkunde gepflegt wird, und die
meisten von ihnen geben für ihre Mitglieder eigne Zeitschriften heraus, die in
größerm oder kleinerm Umfange, regelmäßig oder nach Bedürfnis erscheinen und in
der Regel Abhandlungen geschichtlichen Inhalts aus dem Vereinsgebiete enthalten.
Die Mitarbeiter der Zeitschriften sind einige wenige Vorstands- oder Vereinsmit¬
glieder, die ihre Geschichtsforschungen in den Heften veröffentlichen, und die meist
auch die einzigen Träger und Stützen der wissenschaftlichen Vereinstätigkeit sind.
Die Hauptmasse der Mitglieder begnügt sich mit der regelmäßigen Zahlung des
Beitrags und mit dem Anhören von Vortrüge", mit der Teilnahme an den Ver¬
sammlungen, Stiftungsfesten usw. und allenfalls noch mit dem Lesen der Zeitschrift.
So hat sich in den letzten dreißig bis vierzig Jahren ein gewaltiger Stoff in den
Vereinszeitschriften angesammelt, es ist unendlich viel geleistet worden, und es steht
unzweifelhaft fest, daß der allgemeinen Geschichtsforschung von diesen Einzelstudien
in den Vereinen viel zugute gekommen ist, obwohl die berufnen Geschichtsforscher
manchmal verächtlich und mit mißgünstigen Augen auf diese Kleinarbeit der Geschichts¬
und Altertumsfreunde herabgesehen haben. Erst in den letzten Jahren ist es dem
Gesamtvereine der deutschen Geschichts- und Altertumsvereine gelungen, ein besseres
Verhältnis zwischen den Vereinen und den Universitätsprofessoren als den Trägern
der Geschichtswissenschaft anzubahnen; die alljährlichen Generalversammlungen werden
von diesen fast ebensogern besucht, wie von den Vereinsvertretern und den Archi¬
varen der Staats- und der Privatarchive.

So ist für die Geschichtsforschung allerseits aufs beste gesorgt; es werden viel¬
fach mit staatlicher Unterstützung Urkundenbücher herausgegeben, Ausgrabungen ver¬
anstaltet, Jahreshefte und Denkschriften gedruckt, von Jahr zu Jahr füllen sich die


Maßgebliches und Unmaßgebliches

Korea sich nicht eines Tages das Sternenbanner entfaltet? Von Luzon, der nörd¬
lichsten der Philippinen, bis nach Nagasaki sind nur 1400 Seemeilen, und für
das amerikanische Expansivbedürfnis ist die Gebietserwerbung auf dem asiatischen
Kontinent, von Formosa ganz zu geschweigen, ein ziemlich nahe liegender Gedanke.
Amerika könnte dann immer noch getrost das nördliche Drittel an Rußland über¬
lassen und sich mit den südlichen zwei Dritteln begnügen. Doch das sind Zukunfts¬
probleme. Einstweilen bleibt als Tatsache zu registrieren, daß der Hinzutritt der
Vereinigten Staaten eine weitausschauende Verschiebung aller wirtschaftlichen und
politischen Zukunftsgestaltuugen in Ostasien bedeutet. Ohne irgendwelche nennens¬
werte Machtentfaltung hat sich Amerika mitten in die chinesisch-russisch-japanische
Spannung hineingestellt — mit welchen Endzielen, wird die Zukunft lehren.

Einstweilen mögen sich die Japaner vergnügt die Hände reiben. Wollen sie
verständig handeln, so können sie sich durch dieses Vorgehn der Amerikaner für
jedes Kriegsgrundes entbunden erachten. Russischerseits scheint ebensowenig Neigung
zu bestehn, Teile von Korea zu okkupieren, als die japanische Flotte anzugreifen;
für Rußland fehlt das Objekt einer Offensive, so lange die Japaner nicht in Nord¬
korea eine Nußland bedrohende Stellung einnehmen oder gar gegen die Mandschurei
vorgehn. Nach dem Abschluß des amerikanisch-chinesischen Vertrags kann Japan
seine Finger von der mandschurischen Frage lassen, ebenso wie Rußland wegen
Koreas seine Zeit abwarten wird. Das Warten hat die russische Politik jederzeit
vortrefflich verstanden. In Europa wird man dabei nicht außer acht lassen dürfen,
daß jeder politische Erfolg die Japaner nur anspruchsvoller machen wird, nicht
nur Rußland gegenüber, und daß die ostasiatische Wunde offen bleibt. Wird
Deutschland auf die Dauer damit rechnen dürfen, in diesen großen und tiefen
Völkergegensätzen neutral zu bleiben, ohne Einbuße an seinem Ansehen und seinen
Interessen zu erleiden? Und wie steht es mit den Mitteln zum Schutze beider?


»L«


Zeitschriften der Volks- und Heimatkunde.

Es gibt in Deutschland
etwa 300 Vereine, in denen die heimische Geschichts- und Altertumswissenschaft, im
weitern Sinne also auch die Volks- und Heimatkunde gepflegt wird, und die
meisten von ihnen geben für ihre Mitglieder eigne Zeitschriften heraus, die in
größerm oder kleinerm Umfange, regelmäßig oder nach Bedürfnis erscheinen und in
der Regel Abhandlungen geschichtlichen Inhalts aus dem Vereinsgebiete enthalten.
Die Mitarbeiter der Zeitschriften sind einige wenige Vorstands- oder Vereinsmit¬
glieder, die ihre Geschichtsforschungen in den Heften veröffentlichen, und die meist
auch die einzigen Träger und Stützen der wissenschaftlichen Vereinstätigkeit sind.
Die Hauptmasse der Mitglieder begnügt sich mit der regelmäßigen Zahlung des
Beitrags und mit dem Anhören von Vortrüge», mit der Teilnahme an den Ver¬
sammlungen, Stiftungsfesten usw. und allenfalls noch mit dem Lesen der Zeitschrift.
So hat sich in den letzten dreißig bis vierzig Jahren ein gewaltiger Stoff in den
Vereinszeitschriften angesammelt, es ist unendlich viel geleistet worden, und es steht
unzweifelhaft fest, daß der allgemeinen Geschichtsforschung von diesen Einzelstudien
in den Vereinen viel zugute gekommen ist, obwohl die berufnen Geschichtsforscher
manchmal verächtlich und mit mißgünstigen Augen auf diese Kleinarbeit der Geschichts¬
und Altertumsfreunde herabgesehen haben. Erst in den letzten Jahren ist es dem
Gesamtvereine der deutschen Geschichts- und Altertumsvereine gelungen, ein besseres
Verhältnis zwischen den Vereinen und den Universitätsprofessoren als den Trägern
der Geschichtswissenschaft anzubahnen; die alljährlichen Generalversammlungen werden
von diesen fast ebensogern besucht, wie von den Vereinsvertretern und den Archi¬
varen der Staats- und der Privatarchive.

So ist für die Geschichtsforschung allerseits aufs beste gesorgt; es werden viel¬
fach mit staatlicher Unterstützung Urkundenbücher herausgegeben, Ausgrabungen ver¬
anstaltet, Jahreshefte und Denkschriften gedruckt, von Jahr zu Jahr füllen sich die


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <div n="3">
              <pb facs="#f0188" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/292985"/>
              <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Unmaßgebliches</fw><lb/>
              <p xml:id="ID_939" prev="#ID_938"> Korea sich nicht eines Tages das Sternenbanner entfaltet? Von Luzon, der nörd¬<lb/>
lichsten der Philippinen, bis nach Nagasaki sind nur 1400 Seemeilen, und für<lb/>
das amerikanische Expansivbedürfnis ist die Gebietserwerbung auf dem asiatischen<lb/>
Kontinent, von Formosa ganz zu geschweigen, ein ziemlich nahe liegender Gedanke.<lb/>
Amerika könnte dann immer noch getrost das nördliche Drittel an Rußland über¬<lb/>
lassen und sich mit den südlichen zwei Dritteln begnügen. Doch das sind Zukunfts¬<lb/>
probleme. Einstweilen bleibt als Tatsache zu registrieren, daß der Hinzutritt der<lb/>
Vereinigten Staaten eine weitausschauende Verschiebung aller wirtschaftlichen und<lb/>
politischen Zukunftsgestaltuugen in Ostasien bedeutet. Ohne irgendwelche nennens¬<lb/>
werte Machtentfaltung hat sich Amerika mitten in die chinesisch-russisch-japanische<lb/>
Spannung hineingestellt &#x2014; mit welchen Endzielen, wird die Zukunft lehren.</p><lb/>
              <p xml:id="ID_940"> Einstweilen mögen sich die Japaner vergnügt die Hände reiben. Wollen sie<lb/>
verständig handeln, so können sie sich durch dieses Vorgehn der Amerikaner für<lb/>
jedes Kriegsgrundes entbunden erachten. Russischerseits scheint ebensowenig Neigung<lb/>
zu bestehn, Teile von Korea zu okkupieren, als die japanische Flotte anzugreifen;<lb/>
für Rußland fehlt das Objekt einer Offensive, so lange die Japaner nicht in Nord¬<lb/>
korea eine Nußland bedrohende Stellung einnehmen oder gar gegen die Mandschurei<lb/>
vorgehn. Nach dem Abschluß des amerikanisch-chinesischen Vertrags kann Japan<lb/>
seine Finger von der mandschurischen Frage lassen, ebenso wie Rußland wegen<lb/>
Koreas seine Zeit abwarten wird. Das Warten hat die russische Politik jederzeit<lb/>
vortrefflich verstanden. In Europa wird man dabei nicht außer acht lassen dürfen,<lb/>
daß jeder politische Erfolg die Japaner nur anspruchsvoller machen wird, nicht<lb/>
nur Rußland gegenüber, und daß die ostasiatische Wunde offen bleibt. Wird<lb/>
Deutschland auf die Dauer damit rechnen dürfen, in diesen großen und tiefen<lb/>
Völkergegensätzen neutral zu bleiben, ohne Einbuße an seinem Ansehen und seinen<lb/>
Interessen zu erleiden? Und wie steht es mit den Mitteln zum Schutze beider?</p><lb/>
              <note type="byline"> »L«</note><lb/>
              <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
            </div>
          </div>
          <div n="2">
            <head> Zeitschriften der Volks- und Heimatkunde.</head>
            <p xml:id="ID_941"> Es gibt in Deutschland<lb/>
etwa 300 Vereine, in denen die heimische Geschichts- und Altertumswissenschaft, im<lb/>
weitern Sinne also auch die Volks- und Heimatkunde gepflegt wird, und die<lb/>
meisten von ihnen geben für ihre Mitglieder eigne Zeitschriften heraus, die in<lb/>
größerm oder kleinerm Umfange, regelmäßig oder nach Bedürfnis erscheinen und in<lb/>
der Regel Abhandlungen geschichtlichen Inhalts aus dem Vereinsgebiete enthalten.<lb/>
Die Mitarbeiter der Zeitschriften sind einige wenige Vorstands- oder Vereinsmit¬<lb/>
glieder, die ihre Geschichtsforschungen in den Heften veröffentlichen, und die meist<lb/>
auch die einzigen Träger und Stützen der wissenschaftlichen Vereinstätigkeit sind.<lb/>
Die Hauptmasse der Mitglieder begnügt sich mit der regelmäßigen Zahlung des<lb/>
Beitrags und mit dem Anhören von Vortrüge», mit der Teilnahme an den Ver¬<lb/>
sammlungen, Stiftungsfesten usw. und allenfalls noch mit dem Lesen der Zeitschrift.<lb/>
So hat sich in den letzten dreißig bis vierzig Jahren ein gewaltiger Stoff in den<lb/>
Vereinszeitschriften angesammelt, es ist unendlich viel geleistet worden, und es steht<lb/>
unzweifelhaft fest, daß der allgemeinen Geschichtsforschung von diesen Einzelstudien<lb/>
in den Vereinen viel zugute gekommen ist, obwohl die berufnen Geschichtsforscher<lb/>
manchmal verächtlich und mit mißgünstigen Augen auf diese Kleinarbeit der Geschichts¬<lb/>
und Altertumsfreunde herabgesehen haben. Erst in den letzten Jahren ist es dem<lb/>
Gesamtvereine der deutschen Geschichts- und Altertumsvereine gelungen, ein besseres<lb/>
Verhältnis zwischen den Vereinen und den Universitätsprofessoren als den Trägern<lb/>
der Geschichtswissenschaft anzubahnen; die alljährlichen Generalversammlungen werden<lb/>
von diesen fast ebensogern besucht, wie von den Vereinsvertretern und den Archi¬<lb/>
varen der Staats- und der Privatarchive.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_942" next="#ID_943"> So ist für die Geschichtsforschung allerseits aufs beste gesorgt; es werden viel¬<lb/>
fach mit staatlicher Unterstützung Urkundenbücher herausgegeben, Ausgrabungen ver¬<lb/>
anstaltet, Jahreshefte und Denkschriften gedruckt, von Jahr zu Jahr füllen sich die</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0188] Maßgebliches und Unmaßgebliches Korea sich nicht eines Tages das Sternenbanner entfaltet? Von Luzon, der nörd¬ lichsten der Philippinen, bis nach Nagasaki sind nur 1400 Seemeilen, und für das amerikanische Expansivbedürfnis ist die Gebietserwerbung auf dem asiatischen Kontinent, von Formosa ganz zu geschweigen, ein ziemlich nahe liegender Gedanke. Amerika könnte dann immer noch getrost das nördliche Drittel an Rußland über¬ lassen und sich mit den südlichen zwei Dritteln begnügen. Doch das sind Zukunfts¬ probleme. Einstweilen bleibt als Tatsache zu registrieren, daß der Hinzutritt der Vereinigten Staaten eine weitausschauende Verschiebung aller wirtschaftlichen und politischen Zukunftsgestaltuugen in Ostasien bedeutet. Ohne irgendwelche nennens¬ werte Machtentfaltung hat sich Amerika mitten in die chinesisch-russisch-japanische Spannung hineingestellt — mit welchen Endzielen, wird die Zukunft lehren. Einstweilen mögen sich die Japaner vergnügt die Hände reiben. Wollen sie verständig handeln, so können sie sich durch dieses Vorgehn der Amerikaner für jedes Kriegsgrundes entbunden erachten. Russischerseits scheint ebensowenig Neigung zu bestehn, Teile von Korea zu okkupieren, als die japanische Flotte anzugreifen; für Rußland fehlt das Objekt einer Offensive, so lange die Japaner nicht in Nord¬ korea eine Nußland bedrohende Stellung einnehmen oder gar gegen die Mandschurei vorgehn. Nach dem Abschluß des amerikanisch-chinesischen Vertrags kann Japan seine Finger von der mandschurischen Frage lassen, ebenso wie Rußland wegen Koreas seine Zeit abwarten wird. Das Warten hat die russische Politik jederzeit vortrefflich verstanden. In Europa wird man dabei nicht außer acht lassen dürfen, daß jeder politische Erfolg die Japaner nur anspruchsvoller machen wird, nicht nur Rußland gegenüber, und daß die ostasiatische Wunde offen bleibt. Wird Deutschland auf die Dauer damit rechnen dürfen, in diesen großen und tiefen Völkergegensätzen neutral zu bleiben, ohne Einbuße an seinem Ansehen und seinen Interessen zu erleiden? Und wie steht es mit den Mitteln zum Schutze beider? »L« Zeitschriften der Volks- und Heimatkunde. Es gibt in Deutschland etwa 300 Vereine, in denen die heimische Geschichts- und Altertumswissenschaft, im weitern Sinne also auch die Volks- und Heimatkunde gepflegt wird, und die meisten von ihnen geben für ihre Mitglieder eigne Zeitschriften heraus, die in größerm oder kleinerm Umfange, regelmäßig oder nach Bedürfnis erscheinen und in der Regel Abhandlungen geschichtlichen Inhalts aus dem Vereinsgebiete enthalten. Die Mitarbeiter der Zeitschriften sind einige wenige Vorstands- oder Vereinsmit¬ glieder, die ihre Geschichtsforschungen in den Heften veröffentlichen, und die meist auch die einzigen Träger und Stützen der wissenschaftlichen Vereinstätigkeit sind. Die Hauptmasse der Mitglieder begnügt sich mit der regelmäßigen Zahlung des Beitrags und mit dem Anhören von Vortrüge», mit der Teilnahme an den Ver¬ sammlungen, Stiftungsfesten usw. und allenfalls noch mit dem Lesen der Zeitschrift. So hat sich in den letzten dreißig bis vierzig Jahren ein gewaltiger Stoff in den Vereinszeitschriften angesammelt, es ist unendlich viel geleistet worden, und es steht unzweifelhaft fest, daß der allgemeinen Geschichtsforschung von diesen Einzelstudien in den Vereinen viel zugute gekommen ist, obwohl die berufnen Geschichtsforscher manchmal verächtlich und mit mißgünstigen Augen auf diese Kleinarbeit der Geschichts¬ und Altertumsfreunde herabgesehen haben. Erst in den letzten Jahren ist es dem Gesamtvereine der deutschen Geschichts- und Altertumsvereine gelungen, ein besseres Verhältnis zwischen den Vereinen und den Universitätsprofessoren als den Trägern der Geschichtswissenschaft anzubahnen; die alljährlichen Generalversammlungen werden von diesen fast ebensogern besucht, wie von den Vereinsvertretern und den Archi¬ varen der Staats- und der Privatarchive. So ist für die Geschichtsforschung allerseits aufs beste gesorgt; es werden viel¬ fach mit staatlicher Unterstützung Urkundenbücher herausgegeben, Ausgrabungen ver¬ anstaltet, Jahreshefte und Denkschriften gedruckt, von Jahr zu Jahr füllen sich die

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_292796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_292796/188
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_292796/188>, abgerufen am 28.09.2024.