Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Viertes Vierteljahr.Awe! Seelen Das soll immer wie der Blitz gehn, und ich meine, das Geschäft wäre noch nie Reinhold! Ja richtig, das war jetzt mein Name. Es saß also doch ein andrer 28 Der Weidhof war ein stattlicher Bau, hochgezimmert und schön gemalt, weiße ">aclw ' W"dhofcr ging ich so oft, als ich es ohne die Furcht, mich lästig zu Awe! Seelen Das soll immer wie der Blitz gehn, und ich meine, das Geschäft wäre noch nie Reinhold! Ja richtig, das war jetzt mein Name. Es saß also doch ein andrer 28 Der Weidhof war ein stattlicher Bau, hochgezimmert und schön gemalt, weiße ">aclw ' W"dhofcr ging ich so oft, als ich es ohne die Furcht, mich lästig zu <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0739" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/242809"/> <fw type="header" place="top"> Awe! Seelen</fw><lb/> <p xml:id="ID_2708" prev="#ID_2707"> Das soll immer wie der Blitz gehn, und ich meine, das Geschäft wäre noch nie<lb/> !° gut gegangen. Aber mit einem Gesellen, wie du einer bist, kann mau schon<lb/> em Versprechen geben. Und nicht wahr, Reinhold, du tust mir den Gefallen und<lb/> >es-M es bis zum Abend?</p><lb/> <p xml:id="ID_2709"> Reinhold! Ja richtig, das war jetzt mein Name. Es saß also doch ein andrer<lb/> Sonnenlicht. Die stille lichte Stunde war wieder einmal vorüber, eine Wolke<lb/> ging über mir hin.</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> 28</head><lb/> <p xml:id="ID_2710"> Der Weidhof war ein stattlicher Bau, hochgezimmert und schön gemalt, weiße<lb/> Erhänge wehten hinter deu Fenstern, vor denen duukelrote Blumen blühten. Die<lb/> Frauen kleideten sich in der landesüblichen Weise, aber mit einem Geschmack, für<lb/> den ich von meinem Berufe her ein Auge haben mußte. Der Weidhofer war ein<lb/> ^auer und wollte nichts andres vorstellen, aber eine Bauernfamilie, die auf alt¬<lb/> ererbtem Besitz wohnt, hat, wenn man ihr auf ihrem eignen Grund und Boden<lb/> segnet, immer etwas freies, würdiges und vornehmes in ihrem Wesen, und dem<lb/> weidhofer gehörte von der schönen Welt, in der ich lebte, ein gutes Stück, sowohl<lb/> unten im Tui, wie hoch oben im Gebirge, bis dahin, wo die Wolken gingen,<lb/> ^'r war ein Mann von gewaltigem Körperban, kühn und verwegen, wenn er sich<lb/> nner Gefahr gegenüber sah, für gewöhnlich aber ungelenk und zurückhaltend, und<lb/> " beteiligte er sich auch an dem Gespräch meist mehr mit einem freundlichen Mieueu-<lb/> lp'el u,,d einem treuherzigen Lächeln als mit Worten. Seine Frau war viele Jahre<lb/> Dienst einer Profcssorenfamilie gewesen und hatte sich dort eine feine Art an¬<lb/> geeignet, die ihr auch in dem rauhen Leben in diesen Wäldern und Bergen nicht<lb/> 'erkoren gegangen war. Veronika, die älteste Tochter, war schon ein schwächliches<lb/> ^ reizbares Kind gewesen, nachher ein zartes und feines Mädchen geworden und<lb/> . duch e^,e noch zartere und feinere Frau, als sie einem Maler, der einen Sommer<lb/> ^ ihren Eltern gewohnt hatte, in seine Heimat folgte. Als sie von dort nach<lb/> ^niger Jahren als Witwe mit einem Kinde heimkehrte, war sie in eine tiefe<lb/> Traurigkeit und ein schwermütiges Sinnen geraten, und es war trotz aller An-<lb/> rengnngen nicht gelungen, sie aus dem dunkeln Ring, der ihre Gedanken gefesselt<lb/> ^ ' Zu erlösen. Gewöhnlich war sie ruhig und machte sich im Hanse so gut als<lb/> ^glich nützlich, doch folgten auf die stillern Tage immer wieder unruhige Zelte«,<lb/> denen sie vou Sehnsucht verzehrt wurde und uicht mehr an deu Tod ihres Mannes<lb/> ^ "üben wollte. Dann saß sie wohl stundenlang auf dem Platz, wo sie ihm zum<lb/> > curirt begegnet war, und schaute träumerisch ins Weite. Der bunte Blumenputz,<lb/> al?'^' ^ ^ zuerst gesehen hatte, war auch eine Erinnerung an die vergangne<lb/> ^ ."che Zeit ihres Lebens. Mit einem solchen Blumenkranz auf dem Haar hatte<lb/> trift einst in der Brautzeit gemalt, und wer das Bild aufmerksam be-<lb/> e^ ^ der sah wohl schou in dem schüchternen Lächeln des jungen Weibes deu<lb/> ^in '^""^ der dunkeln Wolle, vou der ihr Geist nun für immer überschattet war.<lb/> ^ hungere Schwester Maria hatte dieselben schönen dunkeln Augen und dasselbe<lb/> kein? > '^b. nur daß ihre kraftvolle Gestalt in Gesundheit blühte, und noch<lb/> "ahn ?! blühendes Leben gefallen war. Seit dem Unglück der Veronika<lb/> erst ' ^ - ?^'thos keine Fremden mehr bei sich ans, nnr der Professor kam zu¬<lb/> rück! ^'"^ Familie und später, als seine Frau gestorben war, und sich seine<lb/> ^>w.^ verheiratet hatte, allein und verlebte in dem stillen Hochtal einige Woche»,<lb/> 6"w"ten den ganzen Sommer.</p><lb/> <p xml:id="ID_2711" next="#ID_2712"> ">aclw ' W"dhofcr ging ich so oft, als ich es ohne die Furcht, mich lästig zu<lb/> verkel ' ö" können glaubte. So einfach und leichthin mit deu Leuten zu<lb/> Mir r' ^ "'^ den andern Dorfbewohnern, das brachte ich, wie freundlich sie<lb/> mir begegneten, nicht fertig, hatte vielmehr immer erst einen Widerstand in<lb/> friedr's überwinden, bevor ich mich zu einem Gang nach dem Gehöft, das so<lb/> als s unter schönen alten Bäumen lag, zurecht machte. Es war mir,<lb/> hin ^ ^ ""^ ^'"6 zurück, und doch zog es mich zugleich mit Gewalt zu thuen<lb/> ' »ut der Abend schien mir verloren, wo ich nicht wenigstens einen Augenblick</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0739]
Awe! Seelen
Das soll immer wie der Blitz gehn, und ich meine, das Geschäft wäre noch nie
!° gut gegangen. Aber mit einem Gesellen, wie du einer bist, kann mau schon
em Versprechen geben. Und nicht wahr, Reinhold, du tust mir den Gefallen und
>es-M es bis zum Abend?
Reinhold! Ja richtig, das war jetzt mein Name. Es saß also doch ein andrer
Sonnenlicht. Die stille lichte Stunde war wieder einmal vorüber, eine Wolke
ging über mir hin.
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Der Weidhof war ein stattlicher Bau, hochgezimmert und schön gemalt, weiße
Erhänge wehten hinter deu Fenstern, vor denen duukelrote Blumen blühten. Die
Frauen kleideten sich in der landesüblichen Weise, aber mit einem Geschmack, für
den ich von meinem Berufe her ein Auge haben mußte. Der Weidhofer war ein
^auer und wollte nichts andres vorstellen, aber eine Bauernfamilie, die auf alt¬
ererbtem Besitz wohnt, hat, wenn man ihr auf ihrem eignen Grund und Boden
segnet, immer etwas freies, würdiges und vornehmes in ihrem Wesen, und dem
weidhofer gehörte von der schönen Welt, in der ich lebte, ein gutes Stück, sowohl
unten im Tui, wie hoch oben im Gebirge, bis dahin, wo die Wolken gingen,
^'r war ein Mann von gewaltigem Körperban, kühn und verwegen, wenn er sich
nner Gefahr gegenüber sah, für gewöhnlich aber ungelenk und zurückhaltend, und
" beteiligte er sich auch an dem Gespräch meist mehr mit einem freundlichen Mieueu-
lp'el u,,d einem treuherzigen Lächeln als mit Worten. Seine Frau war viele Jahre
Dienst einer Profcssorenfamilie gewesen und hatte sich dort eine feine Art an¬
geeignet, die ihr auch in dem rauhen Leben in diesen Wäldern und Bergen nicht
'erkoren gegangen war. Veronika, die älteste Tochter, war schon ein schwächliches
^ reizbares Kind gewesen, nachher ein zartes und feines Mädchen geworden und
. duch e^,e noch zartere und feinere Frau, als sie einem Maler, der einen Sommer
^ ihren Eltern gewohnt hatte, in seine Heimat folgte. Als sie von dort nach
^niger Jahren als Witwe mit einem Kinde heimkehrte, war sie in eine tiefe
Traurigkeit und ein schwermütiges Sinnen geraten, und es war trotz aller An-
rengnngen nicht gelungen, sie aus dem dunkeln Ring, der ihre Gedanken gefesselt
^ ' Zu erlösen. Gewöhnlich war sie ruhig und machte sich im Hanse so gut als
^glich nützlich, doch folgten auf die stillern Tage immer wieder unruhige Zelte«,
denen sie vou Sehnsucht verzehrt wurde und uicht mehr an deu Tod ihres Mannes
^ "üben wollte. Dann saß sie wohl stundenlang auf dem Platz, wo sie ihm zum
> curirt begegnet war, und schaute träumerisch ins Weite. Der bunte Blumenputz,
al?'^' ^ ^ zuerst gesehen hatte, war auch eine Erinnerung an die vergangne
^ ."che Zeit ihres Lebens. Mit einem solchen Blumenkranz auf dem Haar hatte
trift einst in der Brautzeit gemalt, und wer das Bild aufmerksam be-
e^ ^ der sah wohl schou in dem schüchternen Lächeln des jungen Weibes deu
^in '^""^ der dunkeln Wolle, vou der ihr Geist nun für immer überschattet war.
^ hungere Schwester Maria hatte dieselben schönen dunkeln Augen und dasselbe
kein? > '^b. nur daß ihre kraftvolle Gestalt in Gesundheit blühte, und noch
"ahn ?! blühendes Leben gefallen war. Seit dem Unglück der Veronika
erst ' ^ - ?^'thos keine Fremden mehr bei sich ans, nnr der Professor kam zu¬
rück! ^'"^ Familie und später, als seine Frau gestorben war, und sich seine
^>w.^ verheiratet hatte, allein und verlebte in dem stillen Hochtal einige Woche»,
6"w"ten den ganzen Sommer.
">aclw ' W"dhofcr ging ich so oft, als ich es ohne die Furcht, mich lästig zu
verkel ' ö" können glaubte. So einfach und leichthin mit deu Leuten zu
Mir r' ^ "'^ den andern Dorfbewohnern, das brachte ich, wie freundlich sie
mir begegneten, nicht fertig, hatte vielmehr immer erst einen Widerstand in
friedr's überwinden, bevor ich mich zu einem Gang nach dem Gehöft, das so
als s unter schönen alten Bäumen lag, zurecht machte. Es war mir,
hin ^ ^ ""^ ^'"6 zurück, und doch zog es mich zugleich mit Gewalt zu thuen
' »ut der Abend schien mir verloren, wo ich nicht wenigstens einen Augenblick
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