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Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Drittes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

ausgesetzt, eine geringe Zahl, kaum 167 von den 1049 erhaltnen. Die übrigen,
obgleich sie viel des Interessanten aufweisen, werden hoffentlich auch noch mit der
Zeit bestimmbar werden. Am besten erscheint das Marsfeld. Mit den hier an¬
gebrachten Fragmenten kann man einen großen Teil davon rekonstruieren. Das
große Stück mit den Saepta Julia, das fast den ganzen Platz vom Palazzo Venezia
bis zum Neptnntempel, der heutigen Börse, einnimmt und über den Corso hinüber
Bauten aufweist, die bis an den Fuß des Quirinalberges führen, schließt sich nach
der Rückseite an einen in den letzten Tagen aus vielen Fragmenten zusammen¬
gesetzten, uns früher ganz unbekannten Bau. Es ist das in den Konstantinischen
Rcgionsberichten erwähnte Divorum, ein dreiseitiger Säulengang mit Baumanlagen
und an der offnen Seite mit zwei kleinen davorliegenden Tempeln. Zu der An¬
lage führt ein Triumphbogen. Hülsen sieht hierin den von Domitian erbauten
Porticus Divorum Actes Vespasinni et Titi, die der Kaiser seinem Geschlechte ge¬
weiht hat. Daran schließt sich ein großes Wasserspiel, das Lavaerum, zu dem der
bronzene Pinienapfel im Vatikan gehört haben mag, und weitere Stücke zeigen das
Serapeum, also eine Reihe von Gebäuden, die von der Kirche del Gehn bis zur
Sta. Maria sopra Minerva reichten. Ein andres Bruchstück mit N -- KR kann
man als zum Balneum Agrippae gehörend ansehen, und damit lassen sich die großen
Anlagen des Schwiegersohnes des Augustus hinter dem Pantheon bestimmen. Die
Überreste der Hundertsänlenhcille und das Theater des Pompejus reiche" bis zum
Campo ti Fiori; im alten Ghetto folgen auf das Theatrum Bailu die Hallen des
Philippus und der Octavia mit Tempeln, die einerseits an den Cirkus Flaminins
stoßen, sonst aber die Tiberinsel und das Mnrcellustheater in nächster Nahe haben.
Damit sind wir am Fuß des kapitolinischen Hügels angelangt.

Eine andre sichere Reihenfolge geht vom Septizonium aus, schließt sich um den
Cirkus Maximus, gibt die großen jetzt aufgefundnen Lagerräume der Horrea
Germanieiana zwischen dem Clivns Tuscus und dem Clivus Victoriae auf halber
Höhe des Palatin, vom Forum Romanum den Satnrnustcmpel, die Basilica Julia,
das Castor- und Polluxheiligtum, sowie das der Jutnrna und gegenüber einen Teil
des Friedcnstempels und des Nerva-Forums.

Die große Anlage des Templum Clnudii verdanken wir auch den neuesten
Zusammenstellungen, wie man auch für das Colosseum die Ringmauern gefunden
hat; damit sind wir in der Nähe der Trajansthermen und des Porticus Liviae
bei Sta. Maria Maggiore. Unsre Kenntnisse der alten Stadt sind freilich be¬
deutend größer, als die Überreste des Planes uns lehren, und doch hat wiederum
das Divorumfragment erwiesen, von welcher Wichtigkeit es für die Erkenntnis von
Einzelheiten und die Benennung der Lage von Gebäuden sein kann, wie ja auch
schon verschiednemale wichtige topographische Fragen durch diese Fragmente entschieden
F. Brunswick worden sind.


Uffizien Ur. 1157.

In dem kleinen Saale vor der Tribuna der Uffizieu,
der manches vorzügliche Quattrveentoporträt enthält, darunter das von seinem
Schüler Lorenzo da Credi gemalte Verroechios, hängt auch ein Jünglingsportrnt
mit der alten Bezeichnung Lionardo (Ur. 1157). Das Bild gilt aber unter Kennern
schon seit einer Reihe von Jahren nicht mehr als Lionardo. Morelli hat es mit
in den großen Topf getan, den er aus einer Reihe ihm verdächtiger, unter Lionardos
Namen gehender Bilder zusammengestellt und mit der Aufschrift Boltraffio ver¬
sehen hat; Schubring hat zwar diese Bezeichnung nicht acceptiert, meint aber doch
mich: später als Lionardo; Wölfslin erwähnt es nicht.

Zuerst ist von dem Bilde zu sagen, daß es ein Selbstporträt ist. Ja, so voll
sich selbst ins Gesicht gesehen, so senkrecht seine eignen, offnen, mit ruhiger Spannung
endigen Blicke mit all ihrem Jugendfrohsiuu und -freimut aus dem Spiegel heraus¬
geholt hat kaum ein andrer Maler der italienischen Renaissance wieder, geschweige
denn daß jemand den Kopf eines fremden zu porträtierenden Objekts mit so großer


Maßgebliches und Unmaßgebliches

ausgesetzt, eine geringe Zahl, kaum 167 von den 1049 erhaltnen. Die übrigen,
obgleich sie viel des Interessanten aufweisen, werden hoffentlich auch noch mit der
Zeit bestimmbar werden. Am besten erscheint das Marsfeld. Mit den hier an¬
gebrachten Fragmenten kann man einen großen Teil davon rekonstruieren. Das
große Stück mit den Saepta Julia, das fast den ganzen Platz vom Palazzo Venezia
bis zum Neptnntempel, der heutigen Börse, einnimmt und über den Corso hinüber
Bauten aufweist, die bis an den Fuß des Quirinalberges führen, schließt sich nach
der Rückseite an einen in den letzten Tagen aus vielen Fragmenten zusammen¬
gesetzten, uns früher ganz unbekannten Bau. Es ist das in den Konstantinischen
Rcgionsberichten erwähnte Divorum, ein dreiseitiger Säulengang mit Baumanlagen
und an der offnen Seite mit zwei kleinen davorliegenden Tempeln. Zu der An¬
lage führt ein Triumphbogen. Hülsen sieht hierin den von Domitian erbauten
Porticus Divorum Actes Vespasinni et Titi, die der Kaiser seinem Geschlechte ge¬
weiht hat. Daran schließt sich ein großes Wasserspiel, das Lavaerum, zu dem der
bronzene Pinienapfel im Vatikan gehört haben mag, und weitere Stücke zeigen das
Serapeum, also eine Reihe von Gebäuden, die von der Kirche del Gehn bis zur
Sta. Maria sopra Minerva reichten. Ein andres Bruchstück mit N — KR kann
man als zum Balneum Agrippae gehörend ansehen, und damit lassen sich die großen
Anlagen des Schwiegersohnes des Augustus hinter dem Pantheon bestimmen. Die
Überreste der Hundertsänlenhcille und das Theater des Pompejus reiche» bis zum
Campo ti Fiori; im alten Ghetto folgen auf das Theatrum Bailu die Hallen des
Philippus und der Octavia mit Tempeln, die einerseits an den Cirkus Flaminins
stoßen, sonst aber die Tiberinsel und das Mnrcellustheater in nächster Nahe haben.
Damit sind wir am Fuß des kapitolinischen Hügels angelangt.

Eine andre sichere Reihenfolge geht vom Septizonium aus, schließt sich um den
Cirkus Maximus, gibt die großen jetzt aufgefundnen Lagerräume der Horrea
Germanieiana zwischen dem Clivns Tuscus und dem Clivus Victoriae auf halber
Höhe des Palatin, vom Forum Romanum den Satnrnustcmpel, die Basilica Julia,
das Castor- und Polluxheiligtum, sowie das der Jutnrna und gegenüber einen Teil
des Friedcnstempels und des Nerva-Forums.

Die große Anlage des Templum Clnudii verdanken wir auch den neuesten
Zusammenstellungen, wie man auch für das Colosseum die Ringmauern gefunden
hat; damit sind wir in der Nähe der Trajansthermen und des Porticus Liviae
bei Sta. Maria Maggiore. Unsre Kenntnisse der alten Stadt sind freilich be¬
deutend größer, als die Überreste des Planes uns lehren, und doch hat wiederum
das Divorumfragment erwiesen, von welcher Wichtigkeit es für die Erkenntnis von
Einzelheiten und die Benennung der Lage von Gebäuden sein kann, wie ja auch
schon verschiednemale wichtige topographische Fragen durch diese Fragmente entschieden
F. Brunswick worden sind.


Uffizien Ur. 1157.

In dem kleinen Saale vor der Tribuna der Uffizieu,
der manches vorzügliche Quattrveentoporträt enthält, darunter das von seinem
Schüler Lorenzo da Credi gemalte Verroechios, hängt auch ein Jünglingsportrnt
mit der alten Bezeichnung Lionardo (Ur. 1157). Das Bild gilt aber unter Kennern
schon seit einer Reihe von Jahren nicht mehr als Lionardo. Morelli hat es mit
in den großen Topf getan, den er aus einer Reihe ihm verdächtiger, unter Lionardos
Namen gehender Bilder zusammengestellt und mit der Aufschrift Boltraffio ver¬
sehen hat; Schubring hat zwar diese Bezeichnung nicht acceptiert, meint aber doch
mich: später als Lionardo; Wölfslin erwähnt es nicht.

Zuerst ist von dem Bilde zu sagen, daß es ein Selbstporträt ist. Ja, so voll
sich selbst ins Gesicht gesehen, so senkrecht seine eignen, offnen, mit ruhiger Spannung
endigen Blicke mit all ihrem Jugendfrohsiuu und -freimut aus dem Spiegel heraus¬
geholt hat kaum ein andrer Maler der italienischen Renaissance wieder, geschweige
denn daß jemand den Kopf eines fremden zu porträtierenden Objekts mit so großer


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[0448] Maßgebliches und Unmaßgebliches ausgesetzt, eine geringe Zahl, kaum 167 von den 1049 erhaltnen. Die übrigen, obgleich sie viel des Interessanten aufweisen, werden hoffentlich auch noch mit der Zeit bestimmbar werden. Am besten erscheint das Marsfeld. Mit den hier an¬ gebrachten Fragmenten kann man einen großen Teil davon rekonstruieren. Das große Stück mit den Saepta Julia, das fast den ganzen Platz vom Palazzo Venezia bis zum Neptnntempel, der heutigen Börse, einnimmt und über den Corso hinüber Bauten aufweist, die bis an den Fuß des Quirinalberges führen, schließt sich nach der Rückseite an einen in den letzten Tagen aus vielen Fragmenten zusammen¬ gesetzten, uns früher ganz unbekannten Bau. Es ist das in den Konstantinischen Rcgionsberichten erwähnte Divorum, ein dreiseitiger Säulengang mit Baumanlagen und an der offnen Seite mit zwei kleinen davorliegenden Tempeln. Zu der An¬ lage führt ein Triumphbogen. Hülsen sieht hierin den von Domitian erbauten Porticus Divorum Actes Vespasinni et Titi, die der Kaiser seinem Geschlechte ge¬ weiht hat. Daran schließt sich ein großes Wasserspiel, das Lavaerum, zu dem der bronzene Pinienapfel im Vatikan gehört haben mag, und weitere Stücke zeigen das Serapeum, also eine Reihe von Gebäuden, die von der Kirche del Gehn bis zur Sta. Maria sopra Minerva reichten. Ein andres Bruchstück mit N — KR kann man als zum Balneum Agrippae gehörend ansehen, und damit lassen sich die großen Anlagen des Schwiegersohnes des Augustus hinter dem Pantheon bestimmen. Die Überreste der Hundertsänlenhcille und das Theater des Pompejus reiche» bis zum Campo ti Fiori; im alten Ghetto folgen auf das Theatrum Bailu die Hallen des Philippus und der Octavia mit Tempeln, die einerseits an den Cirkus Flaminins stoßen, sonst aber die Tiberinsel und das Mnrcellustheater in nächster Nahe haben. Damit sind wir am Fuß des kapitolinischen Hügels angelangt. Eine andre sichere Reihenfolge geht vom Septizonium aus, schließt sich um den Cirkus Maximus, gibt die großen jetzt aufgefundnen Lagerräume der Horrea Germanieiana zwischen dem Clivns Tuscus und dem Clivus Victoriae auf halber Höhe des Palatin, vom Forum Romanum den Satnrnustcmpel, die Basilica Julia, das Castor- und Polluxheiligtum, sowie das der Jutnrna und gegenüber einen Teil des Friedcnstempels und des Nerva-Forums. Die große Anlage des Templum Clnudii verdanken wir auch den neuesten Zusammenstellungen, wie man auch für das Colosseum die Ringmauern gefunden hat; damit sind wir in der Nähe der Trajansthermen und des Porticus Liviae bei Sta. Maria Maggiore. Unsre Kenntnisse der alten Stadt sind freilich be¬ deutend größer, als die Überreste des Planes uns lehren, und doch hat wiederum das Divorumfragment erwiesen, von welcher Wichtigkeit es für die Erkenntnis von Einzelheiten und die Benennung der Lage von Gebäuden sein kann, wie ja auch schon verschiednemale wichtige topographische Fragen durch diese Fragmente entschieden F. Brunswick worden sind. Uffizien Ur. 1157. In dem kleinen Saale vor der Tribuna der Uffizieu, der manches vorzügliche Quattrveentoporträt enthält, darunter das von seinem Schüler Lorenzo da Credi gemalte Verroechios, hängt auch ein Jünglingsportrnt mit der alten Bezeichnung Lionardo (Ur. 1157). Das Bild gilt aber unter Kennern schon seit einer Reihe von Jahren nicht mehr als Lionardo. Morelli hat es mit in den großen Topf getan, den er aus einer Reihe ihm verdächtiger, unter Lionardos Namen gehender Bilder zusammengestellt und mit der Aufschrift Boltraffio ver¬ sehen hat; Schubring hat zwar diese Bezeichnung nicht acceptiert, meint aber doch mich: später als Lionardo; Wölfslin erwähnt es nicht. Zuerst ist von dem Bilde zu sagen, daß es ein Selbstporträt ist. Ja, so voll sich selbst ins Gesicht gesehen, so senkrecht seine eignen, offnen, mit ruhiger Spannung endigen Blicke mit all ihrem Jugendfrohsiuu und -freimut aus dem Spiegel heraus¬ geholt hat kaum ein andrer Maler der italienischen Renaissance wieder, geschweige denn daß jemand den Kopf eines fremden zu porträtierenden Objekts mit so großer

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_241213/448>, abgerufen am 27.07.2024.