Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Zweites Vierteljahr.Maßgebliches "un Unmaßgebliches AnseinanderseKung mit dem langen Schlieben, die dank der Vermittlung von Maßgebliches und Unmaßgebliches Innres und Vandervelde. Herr Innres, zur Zeit Vizepräsident der Maßgebliches »un Unmaßgebliches AnseinanderseKung mit dem langen Schlieben, die dank der Vermittlung von Maßgebliches und Unmaßgebliches Innres und Vandervelde. Herr Innres, zur Zeit Vizepräsident der <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0433" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/240815"/> <fw type="header" place="top"> Maßgebliches »un Unmaßgebliches</fw><lb/> <p xml:id="ID_2211" prev="#ID_2210"> AnseinanderseKung mit dem langen Schlieben, die dank der Vermittlung von<lb/> Kamerad Stemmern ohne Geknall mislief. Als bald darauf Crotwrf im Kuppelsaal<lb/> des Landansstellungsgebändes in Berlin stand und die Gruppe betrachtete, die<lb/> den Künstler darstellt, den die Muse ans die Stirn küßt, während sie ihn zugleich<lb/> mit Dornen krönt, ging ihm ein neues Verständnis für das Bildwerk auf. Die<lb/> Dornen bedeuten uicht bloß Hunger und Kummer, nicht bloß Verkennung und ver¬<lb/> wundende Kritik, sondern auch den Kampf im Innern des Künstlers gegen die<lb/> Zweifel am eignen Beruf und Vermögen, die schmerzliche Erfahrung, das beste<lb/> zu wollen und' nicht so zu können, wie man will. Sind die Künstler Söhne<lb/> Apolls, so haben sie alle einen Jtarusgeist. Sie mochten den Sonnenwagen be¬<lb/> steigen und hoch über die Welt dahin fliegen. Aber nicht jeder hat die Kraft<lb/> dazu, die Rosse seines Sonnenwagens zu lenken, und mancher bricht den Hals.<lb/> Darum, wer merkt, daß ihm die Kraft fehlt, der soll Gott danken, wenn er auf<lb/> festem Boden bleiben und einen fest vorgezeichneten Weg fahren kann. Dies über¬<lb/> legte Crvttorf, und er hatte Recht.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Maßgebliches und Unmaßgebliches</head><lb/> <div n="2"> <head> Innres und Vandervelde. </head> <p xml:id="ID_2212" next="#ID_2213"> Herr Innres, zur Zeit Vizepräsident der<lb/> Depntiertenkmumer, ist eine wichtige und einflußreiche Persönlichkeit. Aus diesem<lb/> Grunde suhlen wir uns verpflichtet, zu melden, daß seine gesammelten Zeitungs-<lb/> "Mtze on, öl. Albert Südckum übersetzt und unter dem Titel: Aus Theorie<lb/> N> Praxis, sozialistische Studien, voriges Jahr im Verlage der sozialistischen<lb/> ^ onntshefte herausgegeben worden sind. Ihres Inhalts wegen verdienen sie nicht,<lb/> ^ einer deutschen Zeitschrift besprochen zu werden. Bei wiederholter Würdigung<lb/> e Kirchenstifters unsrer Svzinldemokraten haben wir seine Verdienste um die<lb/> ^)eorie und die Geschichte der Nationalökonomie anerkannt, aber gerade die Lehren,<lb/> e das Evangelium der neuen Kirche ausmachen, die Wert- und Mehrwertlehre,<lb/> o>e ^Zerelendungs- und Kntastrophentheorie, für Unsinn erklärt. Das zweite tut<lb/> "'us Jaures, natürlich mit höflichem Worten. Aber das wissen wir längst aus<lb/> Z^trugen — ohne die Preisgebung des marxischen Unsinns wäre ja die politische<lb/> < rolle, die Millerand und Konsorten in der Bvurgeoisrepublik spielen, gar nicht<lb/> >-eukbc,r ^—, kenntnisreichern deutschen Revisionisten haben, von Bernstein<lb/> geführt, mit dem trotz seiner Jugend schon veralteten Kram weit gründlicher auf¬<lb/> geräumt. Nur drei Dinge finden wir in den Aufsätzen des Franzosen, die geeignet<lb/> ' ""es in Deutschland Interesse zu erregen. Leuten gegenüber, die schou die<lb/> ^occ einer sozialistische» oder kommunistischen Gesellschaftsordnung verrückt, und<lb/> was mehr verrucht als verrückt finden, hoben wir oft ausgeführt, daß Staat und<lb/> -urche und überhaupt alle Gesellschaftsordnungen nichts andres sind als sozialistische<lb/> "ut kommunistische Gebilde. Nur darum konnte das Geschlecht der sechziger Jahre<lb/> °es vvngen Jahrhunderts vor dem Sozialismus so erschrecken und sich über ihn<lb/> uttrnsten, weil es im entgegengesetzten Wahne des Manchestertnms befangen war.<lb/> . bemerkte "M, daß die scheinbar neue Gesellschaftsidee nur die uralte ist, die<lb/> » hunderterlei Formeu, in Staaten, in politischen und in Kirchgemeinden, in Gilden,<lb/> durften und Klöstern verwirklicht worden war, daß es niemals ein ganz unbe¬<lb/> schranktes Privateigentum gegeben hat, und daß der Einzelne nur besitzen und ge¬<lb/> glichen kann, soweit er auch die andern besitzen und gebrauchen läßt; daß endlich,<lb/> wenn die alten sozialen Gebilde zu Grunde gehn oder den Dienst versagen, zu ihrem<lb/> Ersatz neue geschaffen werden müssen. Mit diesen Neubildungen beschäftigt sich um<lb/> -vMires in mehreren seiner Aufsätze und zieht aus ihrer Betrachtung die selbstverständlich</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0433]
Maßgebliches »un Unmaßgebliches
AnseinanderseKung mit dem langen Schlieben, die dank der Vermittlung von
Kamerad Stemmern ohne Geknall mislief. Als bald darauf Crotwrf im Kuppelsaal
des Landansstellungsgebändes in Berlin stand und die Gruppe betrachtete, die
den Künstler darstellt, den die Muse ans die Stirn küßt, während sie ihn zugleich
mit Dornen krönt, ging ihm ein neues Verständnis für das Bildwerk auf. Die
Dornen bedeuten uicht bloß Hunger und Kummer, nicht bloß Verkennung und ver¬
wundende Kritik, sondern auch den Kampf im Innern des Künstlers gegen die
Zweifel am eignen Beruf und Vermögen, die schmerzliche Erfahrung, das beste
zu wollen und' nicht so zu können, wie man will. Sind die Künstler Söhne
Apolls, so haben sie alle einen Jtarusgeist. Sie mochten den Sonnenwagen be¬
steigen und hoch über die Welt dahin fliegen. Aber nicht jeder hat die Kraft
dazu, die Rosse seines Sonnenwagens zu lenken, und mancher bricht den Hals.
Darum, wer merkt, daß ihm die Kraft fehlt, der soll Gott danken, wenn er auf
festem Boden bleiben und einen fest vorgezeichneten Weg fahren kann. Dies über¬
legte Crvttorf, und er hatte Recht.
Maßgebliches und Unmaßgebliches
Innres und Vandervelde. Herr Innres, zur Zeit Vizepräsident der
Depntiertenkmumer, ist eine wichtige und einflußreiche Persönlichkeit. Aus diesem
Grunde suhlen wir uns verpflichtet, zu melden, daß seine gesammelten Zeitungs-
"Mtze on, öl. Albert Südckum übersetzt und unter dem Titel: Aus Theorie
N> Praxis, sozialistische Studien, voriges Jahr im Verlage der sozialistischen
^ onntshefte herausgegeben worden sind. Ihres Inhalts wegen verdienen sie nicht,
^ einer deutschen Zeitschrift besprochen zu werden. Bei wiederholter Würdigung
e Kirchenstifters unsrer Svzinldemokraten haben wir seine Verdienste um die
^)eorie und die Geschichte der Nationalökonomie anerkannt, aber gerade die Lehren,
e das Evangelium der neuen Kirche ausmachen, die Wert- und Mehrwertlehre,
o>e ^Zerelendungs- und Kntastrophentheorie, für Unsinn erklärt. Das zweite tut
"'us Jaures, natürlich mit höflichem Worten. Aber das wissen wir längst aus
Z^trugen — ohne die Preisgebung des marxischen Unsinns wäre ja die politische
< rolle, die Millerand und Konsorten in der Bvurgeoisrepublik spielen, gar nicht
>-eukbc,r ^—, kenntnisreichern deutschen Revisionisten haben, von Bernstein
geführt, mit dem trotz seiner Jugend schon veralteten Kram weit gründlicher auf¬
geräumt. Nur drei Dinge finden wir in den Aufsätzen des Franzosen, die geeignet
' ""es in Deutschland Interesse zu erregen. Leuten gegenüber, die schou die
^occ einer sozialistische» oder kommunistischen Gesellschaftsordnung verrückt, und
was mehr verrucht als verrückt finden, hoben wir oft ausgeführt, daß Staat und
-urche und überhaupt alle Gesellschaftsordnungen nichts andres sind als sozialistische
"ut kommunistische Gebilde. Nur darum konnte das Geschlecht der sechziger Jahre
°es vvngen Jahrhunderts vor dem Sozialismus so erschrecken und sich über ihn
uttrnsten, weil es im entgegengesetzten Wahne des Manchestertnms befangen war.
. bemerkte "M, daß die scheinbar neue Gesellschaftsidee nur die uralte ist, die
» hunderterlei Formeu, in Staaten, in politischen und in Kirchgemeinden, in Gilden,
durften und Klöstern verwirklicht worden war, daß es niemals ein ganz unbe¬
schranktes Privateigentum gegeben hat, und daß der Einzelne nur besitzen und ge¬
glichen kann, soweit er auch die andern besitzen und gebrauchen läßt; daß endlich,
wenn die alten sozialen Gebilde zu Grunde gehn oder den Dienst versagen, zu ihrem
Ersatz neue geschaffen werden müssen. Mit diesen Neubildungen beschäftigt sich um
-vMires in mehreren seiner Aufsätze und zieht aus ihrer Betrachtung die selbstverständlich
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