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Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Zweites Vierteljahr.

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Am 23. April erscheint!
die dritte, vermehrte und verbesserte Auflage
Allerhand
Sprachdummheiten
Aleine deutsche Grammatik
des Zweifelhaften, des Falschen und des häßlichen
Lin t)ilfsbuch für alle,
die sich öffentlich der deutschen Sprache bedienen
von
Gustav Wustmann
Mit einem ausführlichen alphabetischen Register
II. Bogen, gebunden Mark
Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig

Die politische Zukunft der amerikanischen ^"taatenwelt

user Zwischenfall ,nit Venezuela hat die ominöse Monroedoktrin
Iviedcr in den Vordergrund des öffentlichen Interesses gerückt,
nachdem wir über den langwierigen Zolltarifverhandlungen ganz
vergessen zu haben schienen, daß außer uns noch andre Menschen
auf dieser jetzt fast zu klein gewordnen Erde wohnen. Die Welt¬
geschichte hat aber doch nur zu oft gezeigt, daß sich nichts bittrer ruche, als
wenn ein Staat vor drohenden Gefahren die Augen verschließt, anstatt bei¬
zeiten Vorkehrungen zu treffen, das unabwendbar Scheinende zu bekämpfen.
Daß aber die Monroedoktrin die größte Geführdung unsrer Weltpolitik in sich
schließt, wer lolii das heute noch bestreiten? Daß die in ihrer Mehrzahl
nnglo-saxonischen und protestantischen Nordamerikaner über die lateinischen und
ganz katholischen Republiken des gesamten übrigen Amerikas eine natürliche
Vormundschaft beanspruchen, die jede europäische Beteiligung ausschließt, mag
uach allen Rechtsbegriffen utopisch erscheinen, aber in der Welt der Tatsachen
ist diese jedes Rechtstitels entbehrende Machtfrage nun einmal vorhanden, und
selbst das schöne Haager Schiedsgericht kann nichts mehr daran ändern. Uns
w,rd also in absehbarer Zeit nichts andres übrig bleiben, als uus entweder
bescheiden zurückzuziehn und auf jede Kolonialpolitik in Amerika für immer
verzieht zu leisten, oder durch eine bewußt geführte Politik, die den Krieg
wenn irgend möglich zu vermeiden sucht, aber nicht vor ihm zurückschreckt, die
Vereinigten Staaten von Amerika zu zwingen, daß sie die Monroedoktrin nur
"uf einen Teil ihres Kontinents anwenden und uns nichts in den Weg
legen, um den andern Teil so in unsre Interessensphäre zu ziehn, wie es uns
'""ehlich und notwendig erscheint.

Ich glaube, man kommt am leichtesten dazu, sich ein klares Bild von der
'""glichen Entwicklung der ameriknuischeu Staaten zu machen, wenn man zu-
"ächst einnimmt, daß sich Europa tatsächlich hinfort aller Einmischung enthalten
und der Union ganz die amerikanische Welt überlassen wollte.

Die Nordamerikaner werden die ihnen geographisch am nächsten liegenden
Zander mit der langsam aber sicher wirkenden Macht einer Naturkraft mit
ehren Staate vereinigen, ohne daß deswegen irgendwelche Verwicklungen mit


Grenzboten II 1903 24


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von
Gustav Wustmann
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Die politische Zukunft der amerikanischen ^»taatenwelt

user Zwischenfall ,nit Venezuela hat die ominöse Monroedoktrin
Iviedcr in den Vordergrund des öffentlichen Interesses gerückt,
nachdem wir über den langwierigen Zolltarifverhandlungen ganz
vergessen zu haben schienen, daß außer uns noch andre Menschen
auf dieser jetzt fast zu klein gewordnen Erde wohnen. Die Welt¬
geschichte hat aber doch nur zu oft gezeigt, daß sich nichts bittrer ruche, als
wenn ein Staat vor drohenden Gefahren die Augen verschließt, anstatt bei¬
zeiten Vorkehrungen zu treffen, das unabwendbar Scheinende zu bekämpfen.
Daß aber die Monroedoktrin die größte Geführdung unsrer Weltpolitik in sich
schließt, wer lolii das heute noch bestreiten? Daß die in ihrer Mehrzahl
nnglo-saxonischen und protestantischen Nordamerikaner über die lateinischen und
ganz katholischen Republiken des gesamten übrigen Amerikas eine natürliche
Vormundschaft beanspruchen, die jede europäische Beteiligung ausschließt, mag
uach allen Rechtsbegriffen utopisch erscheinen, aber in der Welt der Tatsachen
ist diese jedes Rechtstitels entbehrende Machtfrage nun einmal vorhanden, und
selbst das schöne Haager Schiedsgericht kann nichts mehr daran ändern. Uns
w,rd also in absehbarer Zeit nichts andres übrig bleiben, als uus entweder
bescheiden zurückzuziehn und auf jede Kolonialpolitik in Amerika für immer
verzieht zu leisten, oder durch eine bewußt geführte Politik, die den Krieg
wenn irgend möglich zu vermeiden sucht, aber nicht vor ihm zurückschreckt, die
Vereinigten Staaten von Amerika zu zwingen, daß sie die Monroedoktrin nur
"uf einen Teil ihres Kontinents anwenden und uns nichts in den Weg
legen, um den andern Teil so in unsre Interessensphäre zu ziehn, wie es uns
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Ich glaube, man kommt am leichtesten dazu, sich ein klares Bild von der
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"ächst einnimmt, daß sich Europa tatsächlich hinfort aller Einmischung enthalten
und der Union ganz die amerikanische Welt überlassen wollte.

Die Nordamerikaner werden die ihnen geographisch am nächsten liegenden
Zander mit der langsam aber sicher wirkenden Macht einer Naturkraft mit
ehren Staate vereinigen, ohne daß deswegen irgendwelche Verwicklungen mit


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_240381/189>, abgerufen am 03.07.2024.