Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Erstes Vierteljahr.ihre Zöglinge zur Beschäftigung mit der Philosophie anzuhalten, die Universität ober Zwei Schriften über Heimatkunde für höhere Schulen. In der In diesem Sinne sind in den letzten Jahren zwei Schriften erschienen, die ihre Zöglinge zur Beschäftigung mit der Philosophie anzuhalten, die Universität ober Zwei Schriften über Heimatkunde für höhere Schulen. In der In diesem Sinne sind in den letzten Jahren zwei Schriften erschienen, die <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0573" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/240129"/> <fw type="header" place="top"/><lb/> <p xml:id="ID_3120" prev="#ID_3119"> ihre Zöglinge zur Beschäftigung mit der Philosophie anzuhalten, die Universität ober<lb/> nicht. Und wer ans der Schule einen anregenden philosophischen Unterricht genossen<lb/> Hot, der wird sich mich auis der Universität gern mit Philosophie abgeben, auch<lb/> wenn sie nicht mehr obligatorisches Examcufach ist. Es werden sich dann weniger<lb/> Kandidaten mis jetzt im Rigorosum in Philosophie prüfen lassen, aber nu diesen<lb/> wenigen werden die Examinatoren mehr Freude erleben als jetzt an den vielen,<lb/> die die Philosophie nur als ein notwendiges Übel betrachten. Ich bin überzeugt,<lb/> daß auch manche Philosophen diese Ansicht teilen, die es überdrüssig sind, Semester<lb/> für Semester zwischen den Untiefen der Kenntnisse von Examenkandidaten vorsichtig<lb/> hindurch zu kavieren.</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> Zwei Schriften über Heimatkunde für höhere Schulen.</head> <p xml:id="ID_3121"> In der<lb/> Generalversammlung des Gesamtvereins der deutschen Geschichts- und Altertums¬<lb/> vereine zu Blankenburg a. H. im Jahre 1896 wurde die Frage erörtert, ob eine<lb/> größere Berücksichtigung der Orts- und der Provinzialgeschichte in den Schulen<lb/> erstrebt und auf welche Weise sie erreicht werden könnte. Bei der Besprechung<lb/> wurde betont, daß die Versammlung nicht daran denke, sich in den Lehrplan zu<lb/> mische», daß aber der Wunsch nach einer größern Berücksichtigung der Heimnt-<lb/> geschichte berechtigt sei, und daß es not tue, die Jugend auch in die Vergangen¬<lb/> heit ihrer engern Heimat einzuführen. Das Ergebnis der Besprechung war folgender<lb/> Beschluß: „Es ist eine größere Pflege der Heimatkunde in geschichtlicher Beziehung<lb/> zu empfehlen, weil die Kenntnis der Geschichte der Heimat die Voraussetzung für<lb/> das Gefühl der Zugehörigkeit zum Staatsgnnzen bildet; Aufgabe der Geschichts-<lb/> vereine ist es, für die wissenschaftliche!: Grundlage« einer zuverlässigen Heimatkunde<lb/> zu sorgen." - Seitdem sind eine ganze Reihe von Schriften über Heimatkunde<lb/> entstanden, und es ist das Verdienst der deutschen Geschichtsblätter von Armin Tille,<lb/> die Entwicklung dieses Lehrgegenstandes Schritt für Schritt verfolgt zu haben, indem<lb/> Martin Wehrmnnn (in Stettin) in drei Abhandlungen des zweiten und des dritten Bandes<lb/> die altern und die neuen landesgeschichtlichen Lehr- und Lesebücher für den Unter¬<lb/> richt eingehend besprochen und gewürdigt hat. Er billigt darin den Blankeuburger<lb/> Beschluß vollkommen und stellt die Forderung, daß die wissenschaftliche Durchforschung<lb/> der Landes- und der Ortsgeschichte die Bedürfnisse des Geschichtsunterrichts mehr<lb/> berücksichtige und dem Dilettantismus auf diesem Gebiete entgegentrete. Trotz des<lb/> Reichtums um den verschiedensten Lehr- und Lesebüchern für Heimatkunde fehlt es<lb/> nach Wehrmanns Meinung namentlich in den preußischen Provinzen noch vielfach<lb/> an Arbeiten, die für die höhern Schulen brauchbar find, sowohl an ausführlichen<lb/> Lesebüchern wie an kürzern zusammenfassenden Darstellungen, und er hält es für<lb/> wünschenswert, daß die landesgeschichtliche Forschung mit dazu beitrage, diesem<lb/> Mangel allmählich abzuhelfen: denn nicht allein die wissenschaftliche Erforschung<lb/> der Vergangenheit, sondern auch die Verbreitung der gewonnenen Ergebnisse in<lb/> Schule und Haus sei eine wichtige Aufgabe der verschiednen Geschichtsvereine.</p><lb/> <p xml:id="ID_3122" next="#ID_3123"> In diesem Sinne sind in den letzten Jahren zwei Schriften erschienen, die<lb/> für den Geschichtsunterricht höherer Schulen zugeschnitten sind und auch in weitern<lb/> Kreisen Beachtung verdienen: 1. Die Verwertung der Heimat im Geschichts¬<lb/> unterricht an dem Beispiele von Halle an der Saale und Umgegend<lb/> ausgeführt bon Dr. Jürgen Lübbert. (Beilage zur Jahresbericht der latei¬<lb/> nischen Hauptschule in Halle an der Saale, 1900.) Der Verfasser spricht zunächst<lb/> über den Wert der heimatkundlichen Anschauungen, die die geschichtlichen Vor¬<lb/> stellungen der Schüler klaren und den geschichtlichen Sinn beleben, sodann über<lb/> die Art und den Zweck der Verwendung dieser Anschauungen, die nicht Lehrgegen-<lb/> stand, sondern mir Lehrmittel sein sollen, und schließlich über den Begriff und<lb/> Umfang der Heimat, sowie über den Inhalt der geschichtlichen Heimatkunde. Nach<lb/> diesen allgemeinen Erörterungen gibt Lübbert im zweiten Teile seiner Schrift Bruch¬<lb/> stücke einer geschichtlichen Heimatkunde für Halle und Umgegend und überträgt</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0573]
ihre Zöglinge zur Beschäftigung mit der Philosophie anzuhalten, die Universität ober
nicht. Und wer ans der Schule einen anregenden philosophischen Unterricht genossen
Hot, der wird sich mich auis der Universität gern mit Philosophie abgeben, auch
wenn sie nicht mehr obligatorisches Examcufach ist. Es werden sich dann weniger
Kandidaten mis jetzt im Rigorosum in Philosophie prüfen lassen, aber nu diesen
wenigen werden die Examinatoren mehr Freude erleben als jetzt an den vielen,
die die Philosophie nur als ein notwendiges Übel betrachten. Ich bin überzeugt,
daß auch manche Philosophen diese Ansicht teilen, die es überdrüssig sind, Semester
für Semester zwischen den Untiefen der Kenntnisse von Examenkandidaten vorsichtig
hindurch zu kavieren.
Zwei Schriften über Heimatkunde für höhere Schulen. In der
Generalversammlung des Gesamtvereins der deutschen Geschichts- und Altertums¬
vereine zu Blankenburg a. H. im Jahre 1896 wurde die Frage erörtert, ob eine
größere Berücksichtigung der Orts- und der Provinzialgeschichte in den Schulen
erstrebt und auf welche Weise sie erreicht werden könnte. Bei der Besprechung
wurde betont, daß die Versammlung nicht daran denke, sich in den Lehrplan zu
mische», daß aber der Wunsch nach einer größern Berücksichtigung der Heimnt-
geschichte berechtigt sei, und daß es not tue, die Jugend auch in die Vergangen¬
heit ihrer engern Heimat einzuführen. Das Ergebnis der Besprechung war folgender
Beschluß: „Es ist eine größere Pflege der Heimatkunde in geschichtlicher Beziehung
zu empfehlen, weil die Kenntnis der Geschichte der Heimat die Voraussetzung für
das Gefühl der Zugehörigkeit zum Staatsgnnzen bildet; Aufgabe der Geschichts-
vereine ist es, für die wissenschaftliche!: Grundlage« einer zuverlässigen Heimatkunde
zu sorgen." - Seitdem sind eine ganze Reihe von Schriften über Heimatkunde
entstanden, und es ist das Verdienst der deutschen Geschichtsblätter von Armin Tille,
die Entwicklung dieses Lehrgegenstandes Schritt für Schritt verfolgt zu haben, indem
Martin Wehrmnnn (in Stettin) in drei Abhandlungen des zweiten und des dritten Bandes
die altern und die neuen landesgeschichtlichen Lehr- und Lesebücher für den Unter¬
richt eingehend besprochen und gewürdigt hat. Er billigt darin den Blankeuburger
Beschluß vollkommen und stellt die Forderung, daß die wissenschaftliche Durchforschung
der Landes- und der Ortsgeschichte die Bedürfnisse des Geschichtsunterrichts mehr
berücksichtige und dem Dilettantismus auf diesem Gebiete entgegentrete. Trotz des
Reichtums um den verschiedensten Lehr- und Lesebüchern für Heimatkunde fehlt es
nach Wehrmanns Meinung namentlich in den preußischen Provinzen noch vielfach
an Arbeiten, die für die höhern Schulen brauchbar find, sowohl an ausführlichen
Lesebüchern wie an kürzern zusammenfassenden Darstellungen, und er hält es für
wünschenswert, daß die landesgeschichtliche Forschung mit dazu beitrage, diesem
Mangel allmählich abzuhelfen: denn nicht allein die wissenschaftliche Erforschung
der Vergangenheit, sondern auch die Verbreitung der gewonnenen Ergebnisse in
Schule und Haus sei eine wichtige Aufgabe der verschiednen Geschichtsvereine.
In diesem Sinne sind in den letzten Jahren zwei Schriften erschienen, die
für den Geschichtsunterricht höherer Schulen zugeschnitten sind und auch in weitern
Kreisen Beachtung verdienen: 1. Die Verwertung der Heimat im Geschichts¬
unterricht an dem Beispiele von Halle an der Saale und Umgegend
ausgeführt bon Dr. Jürgen Lübbert. (Beilage zur Jahresbericht der latei¬
nischen Hauptschule in Halle an der Saale, 1900.) Der Verfasser spricht zunächst
über den Wert der heimatkundlichen Anschauungen, die die geschichtlichen Vor¬
stellungen der Schüler klaren und den geschichtlichen Sinn beleben, sodann über
die Art und den Zweck der Verwendung dieser Anschauungen, die nicht Lehrgegen-
stand, sondern mir Lehrmittel sein sollen, und schließlich über den Begriff und
Umfang der Heimat, sowie über den Inhalt der geschichtlichen Heimatkunde. Nach
diesen allgemeinen Erörterungen gibt Lübbert im zweiten Teile seiner Schrift Bruch¬
stücke einer geschichtlichen Heimatkunde für Halle und Umgegend und überträgt
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