Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Erstes Vierteljahr.Maßgebliches und Unmaßgebliches Ich glaubte ihr das aufs Wort. Dieses Kleeblatt war jedenfalls ebenso zungen¬ Ich ging nach Hause, wies meinen Burschen an, allein zu essen, und trat um Hurra! schrie Burin mir entgegen, hnrra! wir haben gewonnen. Er berichtete, er habe seiner Alten genaue Anweisung gegeben. Sie sei wie Ich reichte Burin dankend die Hand. Warten Sie, warten Sie, Alexander, rief er, das Beste kommt erst. Meine Ich mußte unwillkürlich lachen. Der gute Burin freute sich in meinem (Fortsetzung folgt) Maßgebliches und Unmaßgebliches Der Student und die Philosophie. In der Sonntagsbeilage der Vossischen Maßgebliches und Unmaßgebliches Ich glaubte ihr das aufs Wort. Dieses Kleeblatt war jedenfalls ebenso zungen¬ Ich ging nach Hause, wies meinen Burschen an, allein zu essen, und trat um Hurra! schrie Burin mir entgegen, hnrra! wir haben gewonnen. Er berichtete, er habe seiner Alten genaue Anweisung gegeben. Sie sei wie Ich reichte Burin dankend die Hand. Warten Sie, warten Sie, Alexander, rief er, das Beste kommt erst. Meine Ich mußte unwillkürlich lachen. Der gute Burin freute sich in meinem (Fortsetzung folgt) Maßgebliches und Unmaßgebliches Der Student und die Philosophie. In der Sonntagsbeilage der Vossischen <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0570" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/240126"/> <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Unmaßgebliches</fw><lb/> <p xml:id="ID_3104"> Ich glaubte ihr das aufs Wort. Dieses Kleeblatt war jedenfalls ebenso zungen¬<lb/> fertig wie die Wirtin, und da es ihr an Zahl überlegen und mit jugendlichen<lb/> Lungen versehen war, hätte sie bei einem Zusammenstoß freilich die Segel streichen<lb/> müssen, hatte wohl auch schon Lehrgeld gezahlt.</p><lb/> <p xml:id="ID_3105"> Ich ging nach Hause, wies meinen Burschen an, allein zu essen, und trat um<lb/> zwei Uhr bei Burin ein.</p><lb/> <p xml:id="ID_3106"> Hurra! schrie Burin mir entgegen, hnrra! wir haben gewonnen.</p><lb/> <p xml:id="ID_3107"> Er berichtete, er habe seiner Alten genaue Anweisung gegeben. Sie sei wie<lb/> zufällig zu Agafja gegangen, habe bei ihr in der Küche hilfreich Hand geleistet und<lb/> dabei von den häufigen Bränden gesprochen, die oft auch dnrch Vernachlässigung<lb/> der Schornsteine entstehn möchten. Agafja habe ihr beigestimmt und erzählt, der<lb/> Richter cinßere sich oft dahin, daß es unverantwortlich von der Polizei sei, so<lb/> wenig acht auf die Schornsteine zu gebe«. Er halte die Schornsteine für die<lb/> Hauptursache der Feuersbrünste und lasse darum in seinem Hanse jeden Monat,<lb/> den Küchenschlot sogar zweimal im Monate kehren.</p><lb/> <p xml:id="ID_3108"> Ich reichte Burin dankend die Hand.</p><lb/> <p xml:id="ID_3109"> Warten Sie, warten Sie, Alexander, rief er, das Beste kommt erst. Meine<lb/> Alte - o, Sie glaube» gar nicht, wie intelligent sie ist! Freilich hatte ich sie<lb/> mehr als eine halbe Stunde dressiert —, meine Alte sagte darauf, sie habe gehört,<lb/> daß die Polizei einen Kaufmann verklagen wolle, dessen Schornsteine den ganzen<lb/> Herbst nicht gereinigt worden seien. Der werde schlecht ankommen, meinte da<lb/> Agafja. Natürlich unterließ sie nicht, zu fragen, wer der Kaufmann sei. Sie<lb/> wissen, Alexander, wie neugierig die Weiber sind. Als sie den Namen Jsotow<lb/> horte, legte sie sogar den Kochlöffel auf den Herd und stemmte die Arme in die<lb/> Seiten. Na, sagte sie, der werde daran denken müssen, denn er habe nicht allein<lb/> vor einigen Jahren ganz unbrauchbares, verfaultes Holz geliefert — das habe auf<lb/> die Sache keinen Einfluß, und sie erwähne es nur so nebenbei, setzte sie hinzu —,<lb/> sondern zweitens sei er schon mehrmals wegen Gewalttätigkeit angeklagt gewesen,<lb/> und der Richter werde bei dieser Gelegenheit gegen Jsotow hoffentlich das höchste<lb/> Strafmaß anwenden. So steht es, Alexander! Wir sind obenauf, Hurra!</p><lb/> <p xml:id="ID_3110"> Ich mußte unwillkürlich lachen. Der gute Burin freute sich in meinem<lb/> Interesse so aufrichtig über die Unannehmlichkeit, die dem Kaufmanne bevorstand,<lb/> als ob er der schlechteste Mensch wäre, dem das Unglück des Nächsten nur Ver¬<lb/> gnügen mache. Als ich ihm das sagte, lachte er von ganzem Herzen mit. Ich war<lb/> allerdings mit der Nachricht sehr zufrieden. Wurde Jsotow hart bestraft, und ver¬<lb/> breitete sich die Kunde davon im Stadtteile — daß sie sich verbreite, dafür wollte<lb/> ich schon Sorge tragen —, so hatte ich gewonnenes Spiel und wenigstens auf der<lb/> Sandfelde wohl kaum noch nötig, neue Protokolle aufzusetzen.</p><lb/> <p xml:id="ID_3111"> (Fortsetzung folgt)</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Maßgebliches und Unmaßgebliches</head><lb/> <div n="2"> <head> Der Student und die Philosophie.</head> <p xml:id="ID_3112" next="#ID_3113"> In der Sonntagsbeilage der Vossischen<lb/> Zeitung vom 26. Oktober und vom 2. November v. I. nimmt der bekannte Philosoph<lb/> Wilhelm Schuppe das Wort, um einer Beschränkung der philosophischen Bildung<lb/> um unsern Universitäten entgegenzutreten. Besonders wendet er sich mit großer<lb/> Entschiedenheit gegen die Bestrebungen, die die Philosophie als obligates Prüfungs¬<lb/> fach aus dem Lx-MLu riZ-orosum der philosophischen Fakultäten beseitigen wollen.<lb/> Von einem Höhen Standpunkt aus betrachtet er den Wert der Philosophie für den</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0570]
Maßgebliches und Unmaßgebliches
Ich glaubte ihr das aufs Wort. Dieses Kleeblatt war jedenfalls ebenso zungen¬
fertig wie die Wirtin, und da es ihr an Zahl überlegen und mit jugendlichen
Lungen versehen war, hätte sie bei einem Zusammenstoß freilich die Segel streichen
müssen, hatte wohl auch schon Lehrgeld gezahlt.
Ich ging nach Hause, wies meinen Burschen an, allein zu essen, und trat um
zwei Uhr bei Burin ein.
Hurra! schrie Burin mir entgegen, hnrra! wir haben gewonnen.
Er berichtete, er habe seiner Alten genaue Anweisung gegeben. Sie sei wie
zufällig zu Agafja gegangen, habe bei ihr in der Küche hilfreich Hand geleistet und
dabei von den häufigen Bränden gesprochen, die oft auch dnrch Vernachlässigung
der Schornsteine entstehn möchten. Agafja habe ihr beigestimmt und erzählt, der
Richter cinßere sich oft dahin, daß es unverantwortlich von der Polizei sei, so
wenig acht auf die Schornsteine zu gebe«. Er halte die Schornsteine für die
Hauptursache der Feuersbrünste und lasse darum in seinem Hanse jeden Monat,
den Küchenschlot sogar zweimal im Monate kehren.
Ich reichte Burin dankend die Hand.
Warten Sie, warten Sie, Alexander, rief er, das Beste kommt erst. Meine
Alte - o, Sie glaube» gar nicht, wie intelligent sie ist! Freilich hatte ich sie
mehr als eine halbe Stunde dressiert —, meine Alte sagte darauf, sie habe gehört,
daß die Polizei einen Kaufmann verklagen wolle, dessen Schornsteine den ganzen
Herbst nicht gereinigt worden seien. Der werde schlecht ankommen, meinte da
Agafja. Natürlich unterließ sie nicht, zu fragen, wer der Kaufmann sei. Sie
wissen, Alexander, wie neugierig die Weiber sind. Als sie den Namen Jsotow
horte, legte sie sogar den Kochlöffel auf den Herd und stemmte die Arme in die
Seiten. Na, sagte sie, der werde daran denken müssen, denn er habe nicht allein
vor einigen Jahren ganz unbrauchbares, verfaultes Holz geliefert — das habe auf
die Sache keinen Einfluß, und sie erwähne es nur so nebenbei, setzte sie hinzu —,
sondern zweitens sei er schon mehrmals wegen Gewalttätigkeit angeklagt gewesen,
und der Richter werde bei dieser Gelegenheit gegen Jsotow hoffentlich das höchste
Strafmaß anwenden. So steht es, Alexander! Wir sind obenauf, Hurra!
Ich mußte unwillkürlich lachen. Der gute Burin freute sich in meinem
Interesse so aufrichtig über die Unannehmlichkeit, die dem Kaufmanne bevorstand,
als ob er der schlechteste Mensch wäre, dem das Unglück des Nächsten nur Ver¬
gnügen mache. Als ich ihm das sagte, lachte er von ganzem Herzen mit. Ich war
allerdings mit der Nachricht sehr zufrieden. Wurde Jsotow hart bestraft, und ver¬
breitete sich die Kunde davon im Stadtteile — daß sie sich verbreite, dafür wollte
ich schon Sorge tragen —, so hatte ich gewonnenes Spiel und wenigstens auf der
Sandfelde wohl kaum noch nötig, neue Protokolle aufzusetzen.
(Fortsetzung folgt)
Maßgebliches und Unmaßgebliches
Der Student und die Philosophie. In der Sonntagsbeilage der Vossischen
Zeitung vom 26. Oktober und vom 2. November v. I. nimmt der bekannte Philosoph
Wilhelm Schuppe das Wort, um einer Beschränkung der philosophischen Bildung
um unsern Universitäten entgegenzutreten. Besonders wendet er sich mit großer
Entschiedenheit gegen die Bestrebungen, die die Philosophie als obligates Prüfungs¬
fach aus dem Lx-MLu riZ-orosum der philosophischen Fakultäten beseitigen wollen.
Von einem Höhen Standpunkt aus betrachtet er den Wert der Philosophie für den
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |