Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Erstes Vierteljahr.Maßgebliches und Unmaßgebliches kraft nicht ausschließlich in den bibliothekswissenschaftlichen Dienst gestellt, sondern Zum Schluß seien noch einige kurze Daten über Dzintzkos Bildungsgang ge¬ Dziatzko, aus dessen Schule eine stattliche Anzahl tüchtiger Bibliothekare hervor- Vom Katasterraub. Die Nichtjuristen, die in der manchmal nicht beneidens¬ Maßgebliches und Unmaßgebliches kraft nicht ausschließlich in den bibliothekswissenschaftlichen Dienst gestellt, sondern Zum Schluß seien noch einige kurze Daten über Dzintzkos Bildungsgang ge¬ Dziatzko, aus dessen Schule eine stattliche Anzahl tüchtiger Bibliothekare hervor- Vom Katasterraub. Die Nichtjuristen, die in der manchmal nicht beneidens¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0311" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/239867"/> <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Unmaßgebliches</fw><lb/> <p xml:id="ID_1561" prev="#ID_1560"> kraft nicht ausschließlich in den bibliothekswissenschaftlichen Dienst gestellt, sondern<lb/> auch dem Gebiete der klassischen Philologie, die von Haus aus sein Spezialfach<lb/> war, zugewandt und da gleichfalls Hervorragendes geleistet. Seine Untersuchungen<lb/> über Plautus und Terenz galten seinerzeit geradezu sür mustergiltig. Nie in seinen<lb/> Arbeiten hat Dziatzko. der auch ein eifriger Mitarbeiter an verschiednen Bibliotheks¬<lb/> fachblättern und philologischen Zeitschriften war, den gründlichen klassischen Philo¬<lb/> logen verleugnet, getreu seinem Prinzip, daß es gerade „bei der biblwthekarischen<lb/> Tätigkeit darauf ankomme, nicht nur in Nebenstunden sich wissenschaftlichen Arbeiten<lb/> zu widmen, die mit dein Beruf mehr oder weniger lose zusammenhangen, sondern<lb/> auf Grundlage der besondern wissenschaftlichen Vorbildung die berufliche und wissen-<lb/> schaftliche Arbeit in einheitlicher Weise so zu gestalte», daß jede die andre befruchtet<lb/> und belebt." Freilich lag der Schwerpunkt seiner Leistungen aus bibliothekarischem<lb/> Felde, und seine Gutenbergforschnngen haben geradezu Aufsehen erregt. Seit dem<lb/> Jahre 1887 gab Dziatzko die Sammlung bibliothekswissenschaftlicher Arbeiten heraus,<lb/> die schon setzt sehr reichhaltig ist und namentlich auf dem Gebiete der ^nkuuabelu-<lb/> forschung als hervorragend bezeichnet werden muß.</p><lb/> <p xml:id="ID_1562"> Zum Schluß seien noch einige kurze Daten über Dzintzkos Bildungsgang ge¬<lb/> geben. Karl Franz Otto Dziatzko wurde als Sohn eiues Arztes um 27. Januar 1842<lb/> zu Neustadt in Oberschlesien geboren, stand also bei seinem Tode kurz vor Voll¬<lb/> endung des 61. Lebensjahres. Früh verwaist, wurde er im Hause seines Oheims<lb/> w Oppeln erzogen, wo er auch das königliche katholische Gymnasium besuchte. Nach<lb/> Ablegung des Abiturientenexamens bezog er, um klassische Philologie zu studieren,<lb/> im Jahre 1859 die Universität Breslau und 1861 die Universität Bonn. Hier<lb/> trat er unter Friedrich Ritschls Leitung, der neben seiner Professur für klassische<lb/> Philologie auch das Oberbibliothekariat an der Bonner Universitätsbibliothek be¬<lb/> kleidete und von nicht unbeträchtlichen Einfluß auf Dzintzkos spätere Wirksamkeit ge¬<lb/> worden ist, zuerst in die bibliothekarische Laufbahn ein. Nachdem er in Bonn<lb/> das Staatsexamen bestanden und im Jahre 1863 die Doktorwürde erlangt hatte,<lb/> absolvierte er zunächst sein Probejahr am Oppelner Gymnasium und folgte zu Ende<lb/> 1865 einem Rufe als Professor an das Lyceum zu Luzern (Schweiz). Zu Ostern<lb/> 1871 wurde Dziatzko Uuiversitätsbibliothekar zu Freiburg i. Br., wo er sich bei der<lb/> philosophischen Fakultät habilitierte, und er ist von diesem Zeitpunkt an, von<lb/> einer sechsmonniigen Lehrtätigkeit am Gymnasium zu Karlsruhe (Baden) abgesehen,<lb/> dem Biblivtheksberuf für die Dauer treu geblieben. Am 1. Oktober 1872, also<lb/> im Alter von noch nicht 31 Jahren, zum Oberbibliothekar der Königlichen und<lb/> Universitäts-Bibliothek zu Breslau ernannt, wurde er nach einer erfolgreichen vier¬<lb/> zehnjährigen Wirksamkeit dort zu Michaelis 1886 als Oberbibliothekar, mit dem<lb/> spätern Titel Direktor, an die Universitätsbibliothek nach Göttingen berufen, der er<lb/> in verhältnismäßig kurzer Zeit einen so glänzenden Ruf verschaffte, daß sie gegen¬<lb/> wärtig unter den wissenschaftlichen Bibliotheken Deutschlands mit an erster Stelle<lb/> steht. Im Jahre 1887 wurde ihm die an der dortigen Universität neu geschaffne<lb/> ordentliche Professur für Bibliothckshilfswissenschaften übertragen. Als ein Zeichen<lb/> äußerer Anerkennung für seine Verdienste erhielt Dziatzko im Jahre 1894 den<lb/> Titel eines Geheimen Regierungsrath. Auch war er Mitglied verschiedener gelehrter<lb/> Gesellschaften und hatte in den Kommissionen der Reichsdruckerei und der König¬<lb/> lichen Bibliothek in Berlin Sitz und Stimme.</p><lb/> <p xml:id="ID_1563"> Dziatzko, aus dessen Schule eine stattliche Anzahl tüchtiger Bibliothekare hervor-<lb/> gegangen ist, hat einen Namen hinterlassen, der. sehr geehrt und gefeiert, mit der<lb/> Geschichte der Universitätsbibliotheken in Preußen immer und aufs engste verknüpft<lb/> bleiben wird.</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> Vom Katasterraub.</head> <p xml:id="ID_1564" next="#ID_1565"> Die Nichtjuristen, die in der manchmal nicht beneidens¬<lb/> werten Lage sind, in Preußen Grundbesitzer zu sei», werden von einem Kataster<lb/> in dem hier gemeinten Sinne vielleicht noch »indes gehört haben. Das Wort</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0311]
Maßgebliches und Unmaßgebliches
kraft nicht ausschließlich in den bibliothekswissenschaftlichen Dienst gestellt, sondern
auch dem Gebiete der klassischen Philologie, die von Haus aus sein Spezialfach
war, zugewandt und da gleichfalls Hervorragendes geleistet. Seine Untersuchungen
über Plautus und Terenz galten seinerzeit geradezu sür mustergiltig. Nie in seinen
Arbeiten hat Dziatzko. der auch ein eifriger Mitarbeiter an verschiednen Bibliotheks¬
fachblättern und philologischen Zeitschriften war, den gründlichen klassischen Philo¬
logen verleugnet, getreu seinem Prinzip, daß es gerade „bei der biblwthekarischen
Tätigkeit darauf ankomme, nicht nur in Nebenstunden sich wissenschaftlichen Arbeiten
zu widmen, die mit dein Beruf mehr oder weniger lose zusammenhangen, sondern
auf Grundlage der besondern wissenschaftlichen Vorbildung die berufliche und wissen-
schaftliche Arbeit in einheitlicher Weise so zu gestalte», daß jede die andre befruchtet
und belebt." Freilich lag der Schwerpunkt seiner Leistungen aus bibliothekarischem
Felde, und seine Gutenbergforschnngen haben geradezu Aufsehen erregt. Seit dem
Jahre 1887 gab Dziatzko die Sammlung bibliothekswissenschaftlicher Arbeiten heraus,
die schon setzt sehr reichhaltig ist und namentlich auf dem Gebiete der ^nkuuabelu-
forschung als hervorragend bezeichnet werden muß.
Zum Schluß seien noch einige kurze Daten über Dzintzkos Bildungsgang ge¬
geben. Karl Franz Otto Dziatzko wurde als Sohn eiues Arztes um 27. Januar 1842
zu Neustadt in Oberschlesien geboren, stand also bei seinem Tode kurz vor Voll¬
endung des 61. Lebensjahres. Früh verwaist, wurde er im Hause seines Oheims
w Oppeln erzogen, wo er auch das königliche katholische Gymnasium besuchte. Nach
Ablegung des Abiturientenexamens bezog er, um klassische Philologie zu studieren,
im Jahre 1859 die Universität Breslau und 1861 die Universität Bonn. Hier
trat er unter Friedrich Ritschls Leitung, der neben seiner Professur für klassische
Philologie auch das Oberbibliothekariat an der Bonner Universitätsbibliothek be¬
kleidete und von nicht unbeträchtlichen Einfluß auf Dzintzkos spätere Wirksamkeit ge¬
worden ist, zuerst in die bibliothekarische Laufbahn ein. Nachdem er in Bonn
das Staatsexamen bestanden und im Jahre 1863 die Doktorwürde erlangt hatte,
absolvierte er zunächst sein Probejahr am Oppelner Gymnasium und folgte zu Ende
1865 einem Rufe als Professor an das Lyceum zu Luzern (Schweiz). Zu Ostern
1871 wurde Dziatzko Uuiversitätsbibliothekar zu Freiburg i. Br., wo er sich bei der
philosophischen Fakultät habilitierte, und er ist von diesem Zeitpunkt an, von
einer sechsmonniigen Lehrtätigkeit am Gymnasium zu Karlsruhe (Baden) abgesehen,
dem Biblivtheksberuf für die Dauer treu geblieben. Am 1. Oktober 1872, also
im Alter von noch nicht 31 Jahren, zum Oberbibliothekar der Königlichen und
Universitäts-Bibliothek zu Breslau ernannt, wurde er nach einer erfolgreichen vier¬
zehnjährigen Wirksamkeit dort zu Michaelis 1886 als Oberbibliothekar, mit dem
spätern Titel Direktor, an die Universitätsbibliothek nach Göttingen berufen, der er
in verhältnismäßig kurzer Zeit einen so glänzenden Ruf verschaffte, daß sie gegen¬
wärtig unter den wissenschaftlichen Bibliotheken Deutschlands mit an erster Stelle
steht. Im Jahre 1887 wurde ihm die an der dortigen Universität neu geschaffne
ordentliche Professur für Bibliothckshilfswissenschaften übertragen. Als ein Zeichen
äußerer Anerkennung für seine Verdienste erhielt Dziatzko im Jahre 1894 den
Titel eines Geheimen Regierungsrath. Auch war er Mitglied verschiedener gelehrter
Gesellschaften und hatte in den Kommissionen der Reichsdruckerei und der König¬
lichen Bibliothek in Berlin Sitz und Stimme.
Dziatzko, aus dessen Schule eine stattliche Anzahl tüchtiger Bibliothekare hervor-
gegangen ist, hat einen Namen hinterlassen, der. sehr geehrt und gefeiert, mit der
Geschichte der Universitätsbibliotheken in Preußen immer und aufs engste verknüpft
bleiben wird.
Vom Katasterraub. Die Nichtjuristen, die in der manchmal nicht beneidens¬
werten Lage sind, in Preußen Grundbesitzer zu sei», werden von einem Kataster
in dem hier gemeinten Sinne vielleicht noch »indes gehört haben. Das Wort
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