Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Zweites Vierteljahr.Pancratius Lapitolimis Menschengeschlecht nicht verkümmern sollte. Die philosophische Glücksfrnge pancratius (Lapitolinus Julius R. Haarhaus Gin Heldougesang in Prosa von (Schluß) nzwischcn belustigten sich die siegreichen Feinde in der eroberten Burg, Pancratius Lapitolimis Menschengeschlecht nicht verkümmern sollte. Die philosophische Glücksfrnge pancratius (Lapitolinus Julius R. Haarhaus Gin Heldougesang in Prosa von (Schluß) nzwischcn belustigten sich die siegreichen Feinde in der eroberten Burg, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0574" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/235104"/> <fw type="header" place="top"> Pancratius Lapitolimis</fw><lb/> <p xml:id="ID_1706" prev="#ID_1705"> Menschengeschlecht nicht verkümmern sollte. Die philosophische Glücksfrnge<lb/> werfen wir nicht auf; mir so viel können wir, in wie dichtes Dunkel auch die<lb/> Absichten und Ziele der Vorsehung gehüllt sein mögen, deutlich sehen, daß<lb/> sich das Menschengeschlecht nach dem Worte der Bibel vermehren, die Erde<lb/> erfüllen und sich Unterthan machen und alle Kräfte des Geistes entfalten soll.<lb/> Und wir sehen, wie diesen Zwecken der Vorsehung die neue Technik dient.<lb/> Sie ermöglicht und erleichtert die Besiedlung der unwirtlichsten, der entlegensten<lb/> und unzugänglichsten Länder. Sie macht es möglich, daß sich Millionen Menschen<lb/> in einer Stadt zusammendrängen, ohne daß die Gefahr einer Hungersnot entsteht.<lb/> Sie sorgt durch vortreffliche Wohnungs-, Heiz- und Beleuchtungseinrichtungen<lb/> dafür, daß Gelehrte in den kältesten Ländern und in der dunkelsten Jahreszeit<lb/> anhaltend geistigen Arbeiten obliegen können, ohne im mindesten durch leib¬<lb/> liche Beschwerden oder physische Hindernisse gestört zu werden. Zudem ver¬<lb/> sieht sie die Wissenschaft mit einer unermeßlichen Fülle der vortrefflichsten<lb/> Hilfsmittel und ermöglicht ihren über die Erde zerstreut wohnenden Vertretern<lb/> durch die Aufhebung der Entfernungen, einander in die Hände zu arbeiten.<lb/> Und sie sorgt endlich dafür, daß es dem modernen Menschen niemals an Auf¬<lb/> gaben und an Stoff zur Thätigkeit fehle. Das war es ganz besonders, was<lb/> List zum leidenschaftlichen Liebhaber der Technik und der Industrie machte.<lb/> Selbst ein Mann voll Leben, Kraft und unwiderstehlichem Thatendrang, immer<lb/> unruhig umhergetrieben und keinem andern Ruhe gönnend, haßte und ver¬<lb/> achtete er nichts so sehr wie Faulheit, bequemen Schlendrian und Stagnation.<lb/> Er wird nicht müde, die Industrie zu preisen wegen der Regsamkeit, geistigen<lb/> Beweglichkeit und Kraftentfaltung, die sie überall wecke, wohin sie dringe.<lb/> Wäre er gezwungen worden, sich das englische Arbeiterelend in seiner ganzen<lb/> Größe vorzustellen und einzugestehn, so würde er gesagt haben, daß, wenn er<lb/> die Wahl habe zwischen solchem Elend, das nur eine Begleiterscheinung gro߬<lb/> artiger Kraftentfaltung sei, und dem Elend des russischen Bauern, er jenes<lb/> unbedingt vorziehe. (Schluß folgt)</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> pancratius (Lapitolinus<lb/><note type="byline"> Julius R. Haarhaus</note> Gin Heldougesang in Prosa von<lb/> (Schluß)</head><lb/> <p xml:id="ID_1707" next="#ID_1708"> nzwischcn belustigten sich die siegreichen Feinde in der eroberten Burg,<lb/> so gut sie vermochten. In der Bibliothek richteten sie eine Unordnung<lb/> ein, die dem Chaos vergangner Tage wenig nachgab. Am ärgsten<lb/> wüteten sie jedoch im Weinkeller. Was sie nicht trinken konnten,<lb/> ließen sie aus den Fässern laufen. Aber dieser Wahnwitz bestrafte<lb/> sich selbst^ zwei Mann, die sich berauscht hinter einem Stückfasse<lb/> zum Schlafe niedergelassen hatten, erlagen dem tödlich wirkenden Weinbrühe. Es</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0574]
Pancratius Lapitolimis
Menschengeschlecht nicht verkümmern sollte. Die philosophische Glücksfrnge
werfen wir nicht auf; mir so viel können wir, in wie dichtes Dunkel auch die
Absichten und Ziele der Vorsehung gehüllt sein mögen, deutlich sehen, daß
sich das Menschengeschlecht nach dem Worte der Bibel vermehren, die Erde
erfüllen und sich Unterthan machen und alle Kräfte des Geistes entfalten soll.
Und wir sehen, wie diesen Zwecken der Vorsehung die neue Technik dient.
Sie ermöglicht und erleichtert die Besiedlung der unwirtlichsten, der entlegensten
und unzugänglichsten Länder. Sie macht es möglich, daß sich Millionen Menschen
in einer Stadt zusammendrängen, ohne daß die Gefahr einer Hungersnot entsteht.
Sie sorgt durch vortreffliche Wohnungs-, Heiz- und Beleuchtungseinrichtungen
dafür, daß Gelehrte in den kältesten Ländern und in der dunkelsten Jahreszeit
anhaltend geistigen Arbeiten obliegen können, ohne im mindesten durch leib¬
liche Beschwerden oder physische Hindernisse gestört zu werden. Zudem ver¬
sieht sie die Wissenschaft mit einer unermeßlichen Fülle der vortrefflichsten
Hilfsmittel und ermöglicht ihren über die Erde zerstreut wohnenden Vertretern
durch die Aufhebung der Entfernungen, einander in die Hände zu arbeiten.
Und sie sorgt endlich dafür, daß es dem modernen Menschen niemals an Auf¬
gaben und an Stoff zur Thätigkeit fehle. Das war es ganz besonders, was
List zum leidenschaftlichen Liebhaber der Technik und der Industrie machte.
Selbst ein Mann voll Leben, Kraft und unwiderstehlichem Thatendrang, immer
unruhig umhergetrieben und keinem andern Ruhe gönnend, haßte und ver¬
achtete er nichts so sehr wie Faulheit, bequemen Schlendrian und Stagnation.
Er wird nicht müde, die Industrie zu preisen wegen der Regsamkeit, geistigen
Beweglichkeit und Kraftentfaltung, die sie überall wecke, wohin sie dringe.
Wäre er gezwungen worden, sich das englische Arbeiterelend in seiner ganzen
Größe vorzustellen und einzugestehn, so würde er gesagt haben, daß, wenn er
die Wahl habe zwischen solchem Elend, das nur eine Begleiterscheinung gro߬
artiger Kraftentfaltung sei, und dem Elend des russischen Bauern, er jenes
unbedingt vorziehe. (Schluß folgt)
pancratius (Lapitolinus
Julius R. Haarhaus Gin Heldougesang in Prosa von
(Schluß)
nzwischcn belustigten sich die siegreichen Feinde in der eroberten Burg,
so gut sie vermochten. In der Bibliothek richteten sie eine Unordnung
ein, die dem Chaos vergangner Tage wenig nachgab. Am ärgsten
wüteten sie jedoch im Weinkeller. Was sie nicht trinken konnten,
ließen sie aus den Fässern laufen. Aber dieser Wahnwitz bestrafte
sich selbst^ zwei Mann, die sich berauscht hinter einem Stückfasse
zum Schlafe niedergelassen hatten, erlagen dem tödlich wirkenden Weinbrühe. Es
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