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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Zweites Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Agrarischer Sozialismus in Italien.

Wer durch den östlichen Teil der
oberitalienischen Tiefebne fährt, der hat ein von jeder deutschen Landschaft weit
abweichendes Bild vor sich. Wo bei uns offne Feldbreiten weite Flächen bedecken,
und Dörfer um einen Kirchturm zusammengedrängt, von Grün umrahmt, dazwischen
liegen, da sieht er dort lange gerade Reihen von Maulbeerbäumen und Pappeln,
durch Weinreben verbunden, über die Felder ziehn, wie ein dichtgespanntes Netz,
das den Blick überall einengt, dazwischen halb versteckt zahllose weiße Einzelhöfe,
dann und wenn auch eine Kirche, ein stattliches Herrenhaus, aber keine Dörfer,
und er gewinnt leicht die Vorstellung, auf diesem üppigen Boden, der zugleich Ge¬
treide, Bäume und Wein trägt, müsse ein wohlhabendes glückliches Volk Hansen.
Leider trügt hier der Augenschein. Die Leute, die hier wirtschaften, sind fast niemals
die Eigentümer der Bauernhöfe, sondern Pächter ans kürzere oder längere Zeit;
die Besitzer dieser Herrenhäuser und der Fluren ringsum leben höchstens einige
Sommerwochen hier und kümmern sich nicht um die Bewirtschaftung, von der sie
auch gar nichts verstehn, sondern sie wohnen in den Städten und beziehn ihre Renten
von ihren Pächtern. Die Leute, die die Hauptarbeit thun, sind in der Mehrzahl
besitzlose Tagelöhner (^iornalieri, braoeikmri), die buchstäblich von der Hand in den
Mund leben und sich, wenn die ländliche Arbeit ruht, kläglich und kärglich durch
deu Winter bringen.

Unter diesem ländlichen Proletariat ist nun seit einer Reihe von Jahren eine
Bewegung entstanden, die ihren Mittelpunkt in der Provinz Mantua hat, dem
alten Herzogtum desselben Namens, und vou dort immer mehr in die Nachbar¬
landschaften übergreift. Man berechnet hier den durchschnittlichen Jahresverdienst
des erwachsenen ecmtgäino mit Einschluß dessen, was er vom Garten, vom Hühner¬
hof, von der Seidenwürmerzncht lösen kaun, auf etwa fünfhundert Lire, eine Summe,
die im Vergleich mit andern italienischen Landschaften nicht ungünstig erscheinen
mag, aber in der That doch niedrig genug ist. Doch noch viel drückender wirkten
wenigstens früher die Verdienstlosigkeit im Winter, die in manchen Gegenden der
Landschaft die armen Leute zwang, sich während dieser Zeit von wildwachsenden
Wurzeln zu ernähren, und die Unsicherheit der Lohnverhältnisse, da die Arbeiter
vielfach nur wochenweise ohne feste Bestimmung über den Lohn angenommen
wurden. Das führte denn fortgesetzt zu agrarischen Verbrechen aller Art, nament¬
lich zur Beschädigung der Weinreben und zu Brandstiftungen an Scheunen und
Ställen, die teils Racheakte waren, teils Verzweiflnngsthaten, um Arbeitsgelegen¬
heit zu schaffen, und die so überhnnd nahmen, daß die Fenerversicherungsgesellschaften
teils die Prämien verdreifachte", teils in dieser Provinz überhaupt keine Versicherungs¬
verträge mehr abschlossen. Endlich kam es 1884 zu großen Arbeitseinstellungen.
Die Behörden griffen scharf ein, über zweihundert Leute wurden verhaftet und im
Februar 1886 unter der Anklage des Aufruhrs vor das Schwurgericht in Venedig
gestellt. Dieses aber sprach sie frei, trotz der vielfach ausgesprochnen Befürchtung,
ein solches Urteil möge den offnen Aufstand entfesseln.

Dazu kam es jedoch keineswegs. Die Landarbeiter des Mantucmischen er¬
griffen zwar das Mittel der Selbsthilfe, aber nicht in der Form von Gewaltthaten,
sondern sie bildeten Arbeitsgenossenschasten (sooieta, coopeiÄtivo), die sich zu einer
Vereinigung für die ganze Provinz zusammenschlossen. Doch waren die Erfolge
zunächst nicht besonders günstig. Da griffen etwa seit 1890 die Sozinlisten be¬
sonders von Mailand aus in die Bewegung ein, und durch eine überaus rührige
Agitation in Wort und Schrift, die von städtischen, wissenschaftlich gebildeten
Männern geleitet wurde, gründeten sie eine Menge sozialistischer Verbindungen
l>eAUL) in der ganzen Provinz Mnntua, brachten schon im Juli 1893 die anfangs
widerstrebende Gesamtvereinigung der Arbeitsgenossenschaften sksäki^lors activ


Maßgebliches und Unmaßgebliches

Agrarischer Sozialismus in Italien.

Wer durch den östlichen Teil der
oberitalienischen Tiefebne fährt, der hat ein von jeder deutschen Landschaft weit
abweichendes Bild vor sich. Wo bei uns offne Feldbreiten weite Flächen bedecken,
und Dörfer um einen Kirchturm zusammengedrängt, von Grün umrahmt, dazwischen
liegen, da sieht er dort lange gerade Reihen von Maulbeerbäumen und Pappeln,
durch Weinreben verbunden, über die Felder ziehn, wie ein dichtgespanntes Netz,
das den Blick überall einengt, dazwischen halb versteckt zahllose weiße Einzelhöfe,
dann und wenn auch eine Kirche, ein stattliches Herrenhaus, aber keine Dörfer,
und er gewinnt leicht die Vorstellung, auf diesem üppigen Boden, der zugleich Ge¬
treide, Bäume und Wein trägt, müsse ein wohlhabendes glückliches Volk Hansen.
Leider trügt hier der Augenschein. Die Leute, die hier wirtschaften, sind fast niemals
die Eigentümer der Bauernhöfe, sondern Pächter ans kürzere oder längere Zeit;
die Besitzer dieser Herrenhäuser und der Fluren ringsum leben höchstens einige
Sommerwochen hier und kümmern sich nicht um die Bewirtschaftung, von der sie
auch gar nichts verstehn, sondern sie wohnen in den Städten und beziehn ihre Renten
von ihren Pächtern. Die Leute, die die Hauptarbeit thun, sind in der Mehrzahl
besitzlose Tagelöhner (^iornalieri, braoeikmri), die buchstäblich von der Hand in den
Mund leben und sich, wenn die ländliche Arbeit ruht, kläglich und kärglich durch
deu Winter bringen.

Unter diesem ländlichen Proletariat ist nun seit einer Reihe von Jahren eine
Bewegung entstanden, die ihren Mittelpunkt in der Provinz Mantua hat, dem
alten Herzogtum desselben Namens, und vou dort immer mehr in die Nachbar¬
landschaften übergreift. Man berechnet hier den durchschnittlichen Jahresverdienst
des erwachsenen ecmtgäino mit Einschluß dessen, was er vom Garten, vom Hühner¬
hof, von der Seidenwürmerzncht lösen kaun, auf etwa fünfhundert Lire, eine Summe,
die im Vergleich mit andern italienischen Landschaften nicht ungünstig erscheinen
mag, aber in der That doch niedrig genug ist. Doch noch viel drückender wirkten
wenigstens früher die Verdienstlosigkeit im Winter, die in manchen Gegenden der
Landschaft die armen Leute zwang, sich während dieser Zeit von wildwachsenden
Wurzeln zu ernähren, und die Unsicherheit der Lohnverhältnisse, da die Arbeiter
vielfach nur wochenweise ohne feste Bestimmung über den Lohn angenommen
wurden. Das führte denn fortgesetzt zu agrarischen Verbrechen aller Art, nament¬
lich zur Beschädigung der Weinreben und zu Brandstiftungen an Scheunen und
Ställen, die teils Racheakte waren, teils Verzweiflnngsthaten, um Arbeitsgelegen¬
heit zu schaffen, und die so überhnnd nahmen, daß die Fenerversicherungsgesellschaften
teils die Prämien verdreifachte», teils in dieser Provinz überhaupt keine Versicherungs¬
verträge mehr abschlossen. Endlich kam es 1884 zu großen Arbeitseinstellungen.
Die Behörden griffen scharf ein, über zweihundert Leute wurden verhaftet und im
Februar 1886 unter der Anklage des Aufruhrs vor das Schwurgericht in Venedig
gestellt. Dieses aber sprach sie frei, trotz der vielfach ausgesprochnen Befürchtung,
ein solches Urteil möge den offnen Aufstand entfesseln.

Dazu kam es jedoch keineswegs. Die Landarbeiter des Mantucmischen er¬
griffen zwar das Mittel der Selbsthilfe, aber nicht in der Form von Gewaltthaten,
sondern sie bildeten Arbeitsgenossenschasten (sooieta, coopeiÄtivo), die sich zu einer
Vereinigung für die ganze Provinz zusammenschlossen. Doch waren die Erfolge
zunächst nicht besonders günstig. Da griffen etwa seit 1890 die Sozinlisten be¬
sonders von Mailand aus in die Bewegung ein, und durch eine überaus rührige
Agitation in Wort und Schrift, die von städtischen, wissenschaftlich gebildeten
Männern geleitet wurde, gründeten sie eine Menge sozialistischer Verbindungen
l>eAUL) in der ganzen Provinz Mnntua, brachten schon im Juli 1893 die anfangs
widerstrebende Gesamtvereinigung der Arbeitsgenossenschaften sksäki^lors activ


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[0390] Maßgebliches und Unmaßgebliches Agrarischer Sozialismus in Italien. Wer durch den östlichen Teil der oberitalienischen Tiefebne fährt, der hat ein von jeder deutschen Landschaft weit abweichendes Bild vor sich. Wo bei uns offne Feldbreiten weite Flächen bedecken, und Dörfer um einen Kirchturm zusammengedrängt, von Grün umrahmt, dazwischen liegen, da sieht er dort lange gerade Reihen von Maulbeerbäumen und Pappeln, durch Weinreben verbunden, über die Felder ziehn, wie ein dichtgespanntes Netz, das den Blick überall einengt, dazwischen halb versteckt zahllose weiße Einzelhöfe, dann und wenn auch eine Kirche, ein stattliches Herrenhaus, aber keine Dörfer, und er gewinnt leicht die Vorstellung, auf diesem üppigen Boden, der zugleich Ge¬ treide, Bäume und Wein trägt, müsse ein wohlhabendes glückliches Volk Hansen. Leider trügt hier der Augenschein. Die Leute, die hier wirtschaften, sind fast niemals die Eigentümer der Bauernhöfe, sondern Pächter ans kürzere oder längere Zeit; die Besitzer dieser Herrenhäuser und der Fluren ringsum leben höchstens einige Sommerwochen hier und kümmern sich nicht um die Bewirtschaftung, von der sie auch gar nichts verstehn, sondern sie wohnen in den Städten und beziehn ihre Renten von ihren Pächtern. Die Leute, die die Hauptarbeit thun, sind in der Mehrzahl besitzlose Tagelöhner (^iornalieri, braoeikmri), die buchstäblich von der Hand in den Mund leben und sich, wenn die ländliche Arbeit ruht, kläglich und kärglich durch deu Winter bringen. Unter diesem ländlichen Proletariat ist nun seit einer Reihe von Jahren eine Bewegung entstanden, die ihren Mittelpunkt in der Provinz Mantua hat, dem alten Herzogtum desselben Namens, und vou dort immer mehr in die Nachbar¬ landschaften übergreift. Man berechnet hier den durchschnittlichen Jahresverdienst des erwachsenen ecmtgäino mit Einschluß dessen, was er vom Garten, vom Hühner¬ hof, von der Seidenwürmerzncht lösen kaun, auf etwa fünfhundert Lire, eine Summe, die im Vergleich mit andern italienischen Landschaften nicht ungünstig erscheinen mag, aber in der That doch niedrig genug ist. Doch noch viel drückender wirkten wenigstens früher die Verdienstlosigkeit im Winter, die in manchen Gegenden der Landschaft die armen Leute zwang, sich während dieser Zeit von wildwachsenden Wurzeln zu ernähren, und die Unsicherheit der Lohnverhältnisse, da die Arbeiter vielfach nur wochenweise ohne feste Bestimmung über den Lohn angenommen wurden. Das führte denn fortgesetzt zu agrarischen Verbrechen aller Art, nament¬ lich zur Beschädigung der Weinreben und zu Brandstiftungen an Scheunen und Ställen, die teils Racheakte waren, teils Verzweiflnngsthaten, um Arbeitsgelegen¬ heit zu schaffen, und die so überhnnd nahmen, daß die Fenerversicherungsgesellschaften teils die Prämien verdreifachte», teils in dieser Provinz überhaupt keine Versicherungs¬ verträge mehr abschlossen. Endlich kam es 1884 zu großen Arbeitseinstellungen. Die Behörden griffen scharf ein, über zweihundert Leute wurden verhaftet und im Februar 1886 unter der Anklage des Aufruhrs vor das Schwurgericht in Venedig gestellt. Dieses aber sprach sie frei, trotz der vielfach ausgesprochnen Befürchtung, ein solches Urteil möge den offnen Aufstand entfesseln. Dazu kam es jedoch keineswegs. Die Landarbeiter des Mantucmischen er¬ griffen zwar das Mittel der Selbsthilfe, aber nicht in der Form von Gewaltthaten, sondern sie bildeten Arbeitsgenossenschasten (sooieta, coopeiÄtivo), die sich zu einer Vereinigung für die ganze Provinz zusammenschlossen. Doch waren die Erfolge zunächst nicht besonders günstig. Da griffen etwa seit 1890 die Sozinlisten be¬ sonders von Mailand aus in die Bewegung ein, und durch eine überaus rührige Agitation in Wort und Schrift, die von städtischen, wissenschaftlich gebildeten Männern geleitet wurde, gründeten sie eine Menge sozialistischer Verbindungen l>eAUL) in der ganzen Provinz Mnntua, brachten schon im Juli 1893 die anfangs widerstrebende Gesamtvereinigung der Arbeitsgenossenschaften sksäki^lors activ

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Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_234529/390>, abgerufen am 22.07.2024.