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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Erstes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

über Hartmann doch nicht recht sicher, und daraus erklärt es sich, daß er von seiner
bewundymgswürdigM Objektivität bei dem einen Lotze eine Ausnahme macht und
ihn ungerecht beurteilt, denn wenn auch nicht ans den Kathedern, in den Herzen
von viel tausend denkenden Laien hat Lotze die Herrschaft des Theismus neu be¬
gründet, und Hartmanns Beweise für die Unbewußtheit und UnPersönlichkeit Gottes
vermögen sie nicht umzustürzen. Hartmann nennt Lotze seicht, weil er populär
schreibt. Nun, die "Philosophie des Unbewußten" (wenigstens die ersten Ausgaben,
die spätern kenne ich nicht) ist' auch ein populäres Buch, und hätte sich darin Hart¬
mann uicht zum gemeinen Verstände herabgelassen, so Iväre er nicht der berühmte
Mann, der er ist; vielleicht hätte er für seine spätern, in der Gelehrtensprache ge-
schriebnen Bücher gar keinen Verleger gefunden. "So scharf und tief dringt Lotze
freilich nicht in alle Begriffe ein wie Hartmann, nnr fragt es sich, ob bei dieser
miihsameu Begriffspaltuug uoch viel lvertvolles für das Heil der Menschheit heraus¬
kommt. "Wie den Denkern des achtzehnte" Jahrhunderts, heißt es II, 409, kommt
es Lohe mir auf die drei Glaubensartikel: die Persönlichkeit Gottes, die individuelle
Unsterblichkeit und die Willensfreiheit an; wie jene hält er an dem Glauben fest/
daß das Glück aller Geschöpfe der alleinige Schvpfuugszwcck sei, daß dagegen die
geschichtliche Entwicklung ergebnislos bleibe. Ein solcher eudämonistischer Theismus;
der mit allen christlichen Zentraldogmeu, Mit der Erlösung von Übel und Sünde,
mit der Idee Christi nud der Trinität so gnr nichts anzufangen weiß, iaun heute
höchstens noch für einen Nefvrmjuden oder einen rationalistischen Naincuschristeu
religionsphilosophischeu Wert haben." Woher weiß denn Hartmann, daß Lotze Mit
den an zweiter Stelle genannten drei Dogmen nichts anzusaugen gewußt habe?
Die Aufgabe, dem Materialismus und dem Pantheismus gegenüber die ersten drei
nen zu begründen, war groß und schwierig genug, el" Gelehrtenlebeu auszufüllen,
so durste er das übrige rudern überlassen. Seine große und glänzende Leistung
besteht in dem überzeugenden Nachweis, daß nichts wirklich ist, als der bewußte
Geist, und daß, wenn ein solcher nicht vo" Anfang an dn gewesen wäre, überhaupt
nichts da sein könnte. Daß die Philosophie apodiktische Gewißheit s, priori nicht
gewähren könne, hebt Hartmann selbst II, 97 und 592 nachdrücklich hervor; dem¬
nach muß es jedem frei stehn, sich die zurecht zu machen, die seiner Fassungskraft
und seinen Gemütsbedürfnissen entspricht. Wohl aber vermag die Philosophie zu
zeigen, was unmöglich und undenkbar ist, und Lotze hat eben gezeigt, daß ohne
wahrnehmenden Geist überhaupt nichts da sein würde. Hartmanns unbewußter,
Mit latenter Intelligenz behafteter Urwille ist als ganz qualitätloses und undifferen-
ziertes Sei" in Wirklichkeit ein non vns, und es ist undenkbar, daß aus dem Nichts
das Etwas, das All hervorgegangen sei; dagegen konnte dieses sehr wohl ans einem
bewußten Gott entsprittge", der für sich schon die Fülle des Seins war und die
Ideen aller Dinge in sich enthielt, wenn auch natürlich der Gedanke eines solchen
Gottes über allen menschlichen Begriff und alle menschliche Vorstellung geht. Trotz
Hartmann hat der alte Plotin Recht gehabt, wenn er überzeugt war, daß am An¬
fange der Welt ein Aktuelles gewesen "ein müsse (I,13y. Nun, abgesehen von
der parteilicheu Charakteristik Lotzes ivird'sonst der Wert und die Objektivität der,
Hartmmmschen Darstellung durch die Grundansicht des Darstellers nicht beeinträchtigt,,
und seine Geschichte der 'Metaphhsik wird noch uach Jahrhunderten ein unentbehr¬
liches Handbuch sei"; allerdings nicht für Studenten im ersten Semester, da es zu
hohe Anforderungen ein die Äbstraktionskraft stellt, also Leser voraussetzt, die schon
im philosophischen Denken geübt sind. " ' ',.' ' ; ^-'^ v/. ,,",^


Der Marienkongreß in Frankreich.,,

In der' Ucvne ab^rirnn?. dem,
Organ der französischen Protestanten, vom 1/Öktobör''lesen' tyjr '"vyn,"einem' "inter¬
nationalen Kongreß zu Ehren der heiligen Jungfrau." über den unsers Wissens


Maßgebliches und Unmaßgebliches

über Hartmann doch nicht recht sicher, und daraus erklärt es sich, daß er von seiner
bewundymgswürdigM Objektivität bei dem einen Lotze eine Ausnahme macht und
ihn ungerecht beurteilt, denn wenn auch nicht ans den Kathedern, in den Herzen
von viel tausend denkenden Laien hat Lotze die Herrschaft des Theismus neu be¬
gründet, und Hartmanns Beweise für die Unbewußtheit und UnPersönlichkeit Gottes
vermögen sie nicht umzustürzen. Hartmann nennt Lotze seicht, weil er populär
schreibt. Nun, die „Philosophie des Unbewußten" (wenigstens die ersten Ausgaben,
die spätern kenne ich nicht) ist' auch ein populäres Buch, und hätte sich darin Hart¬
mann uicht zum gemeinen Verstände herabgelassen, so Iväre er nicht der berühmte
Mann, der er ist; vielleicht hätte er für seine spätern, in der Gelehrtensprache ge-
schriebnen Bücher gar keinen Verleger gefunden. "So scharf und tief dringt Lotze
freilich nicht in alle Begriffe ein wie Hartmann, nnr fragt es sich, ob bei dieser
miihsameu Begriffspaltuug uoch viel lvertvolles für das Heil der Menschheit heraus¬
kommt. „Wie den Denkern des achtzehnte» Jahrhunderts, heißt es II, 409, kommt
es Lohe mir auf die drei Glaubensartikel: die Persönlichkeit Gottes, die individuelle
Unsterblichkeit und die Willensfreiheit an; wie jene hält er an dem Glauben fest/
daß das Glück aller Geschöpfe der alleinige Schvpfuugszwcck sei, daß dagegen die
geschichtliche Entwicklung ergebnislos bleibe. Ein solcher eudämonistischer Theismus;
der mit allen christlichen Zentraldogmeu, Mit der Erlösung von Übel und Sünde,
mit der Idee Christi nud der Trinität so gnr nichts anzufangen weiß, iaun heute
höchstens noch für einen Nefvrmjuden oder einen rationalistischen Naincuschristeu
religionsphilosophischeu Wert haben." Woher weiß denn Hartmann, daß Lotze Mit
den an zweiter Stelle genannten drei Dogmen nichts anzusaugen gewußt habe?
Die Aufgabe, dem Materialismus und dem Pantheismus gegenüber die ersten drei
nen zu begründen, war groß und schwierig genug, el» Gelehrtenlebeu auszufüllen,
so durste er das übrige rudern überlassen. Seine große und glänzende Leistung
besteht in dem überzeugenden Nachweis, daß nichts wirklich ist, als der bewußte
Geist, und daß, wenn ein solcher nicht vo» Anfang an dn gewesen wäre, überhaupt
nichts da sein könnte. Daß die Philosophie apodiktische Gewißheit s, priori nicht
gewähren könne, hebt Hartmann selbst II, 97 und 592 nachdrücklich hervor; dem¬
nach muß es jedem frei stehn, sich die zurecht zu machen, die seiner Fassungskraft
und seinen Gemütsbedürfnissen entspricht. Wohl aber vermag die Philosophie zu
zeigen, was unmöglich und undenkbar ist, und Lotze hat eben gezeigt, daß ohne
wahrnehmenden Geist überhaupt nichts da sein würde. Hartmanns unbewußter,
Mit latenter Intelligenz behafteter Urwille ist als ganz qualitätloses und undifferen-
ziertes Sei» in Wirklichkeit ein non vns, und es ist undenkbar, daß aus dem Nichts
das Etwas, das All hervorgegangen sei; dagegen konnte dieses sehr wohl ans einem
bewußten Gott entsprittge», der für sich schon die Fülle des Seins war und die
Ideen aller Dinge in sich enthielt, wenn auch natürlich der Gedanke eines solchen
Gottes über allen menschlichen Begriff und alle menschliche Vorstellung geht. Trotz
Hartmann hat der alte Plotin Recht gehabt, wenn er überzeugt war, daß am An¬
fange der Welt ein Aktuelles gewesen «ein müsse (I,13y. Nun, abgesehen von
der parteilicheu Charakteristik Lotzes ivird'sonst der Wert und die Objektivität der,
Hartmmmschen Darstellung durch die Grundansicht des Darstellers nicht beeinträchtigt,,
und seine Geschichte der 'Metaphhsik wird noch uach Jahrhunderten ein unentbehr¬
liches Handbuch sei»; allerdings nicht für Studenten im ersten Semester, da es zu
hohe Anforderungen ein die Äbstraktionskraft stellt, also Leser voraussetzt, die schon
im philosophischen Denken geübt sind. " ' ',.' ' ; ^-'^ v/. ,,„,^


Der Marienkongreß in Frankreich.,,

In der' Ucvne ab^rirnn?. dem,
Organ der französischen Protestanten, vom 1/Öktobör''lesen' tyjr '"vyn,"einem' „inter¬
nationalen Kongreß zu Ehren der heiligen Jungfrau." über den unsers Wissens


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[0059] Maßgebliches und Unmaßgebliches über Hartmann doch nicht recht sicher, und daraus erklärt es sich, daß er von seiner bewundymgswürdigM Objektivität bei dem einen Lotze eine Ausnahme macht und ihn ungerecht beurteilt, denn wenn auch nicht ans den Kathedern, in den Herzen von viel tausend denkenden Laien hat Lotze die Herrschaft des Theismus neu be¬ gründet, und Hartmanns Beweise für die Unbewußtheit und UnPersönlichkeit Gottes vermögen sie nicht umzustürzen. Hartmann nennt Lotze seicht, weil er populär schreibt. Nun, die „Philosophie des Unbewußten" (wenigstens die ersten Ausgaben, die spätern kenne ich nicht) ist' auch ein populäres Buch, und hätte sich darin Hart¬ mann uicht zum gemeinen Verstände herabgelassen, so Iväre er nicht der berühmte Mann, der er ist; vielleicht hätte er für seine spätern, in der Gelehrtensprache ge- schriebnen Bücher gar keinen Verleger gefunden. "So scharf und tief dringt Lotze freilich nicht in alle Begriffe ein wie Hartmann, nnr fragt es sich, ob bei dieser miihsameu Begriffspaltuug uoch viel lvertvolles für das Heil der Menschheit heraus¬ kommt. „Wie den Denkern des achtzehnte» Jahrhunderts, heißt es II, 409, kommt es Lohe mir auf die drei Glaubensartikel: die Persönlichkeit Gottes, die individuelle Unsterblichkeit und die Willensfreiheit an; wie jene hält er an dem Glauben fest/ daß das Glück aller Geschöpfe der alleinige Schvpfuugszwcck sei, daß dagegen die geschichtliche Entwicklung ergebnislos bleibe. Ein solcher eudämonistischer Theismus; der mit allen christlichen Zentraldogmeu, Mit der Erlösung von Übel und Sünde, mit der Idee Christi nud der Trinität so gnr nichts anzufangen weiß, iaun heute höchstens noch für einen Nefvrmjuden oder einen rationalistischen Naincuschristeu religionsphilosophischeu Wert haben." Woher weiß denn Hartmann, daß Lotze Mit den an zweiter Stelle genannten drei Dogmen nichts anzusaugen gewußt habe? Die Aufgabe, dem Materialismus und dem Pantheismus gegenüber die ersten drei nen zu begründen, war groß und schwierig genug, el» Gelehrtenlebeu auszufüllen, so durste er das übrige rudern überlassen. Seine große und glänzende Leistung besteht in dem überzeugenden Nachweis, daß nichts wirklich ist, als der bewußte Geist, und daß, wenn ein solcher nicht vo» Anfang an dn gewesen wäre, überhaupt nichts da sein könnte. Daß die Philosophie apodiktische Gewißheit s, priori nicht gewähren könne, hebt Hartmann selbst II, 97 und 592 nachdrücklich hervor; dem¬ nach muß es jedem frei stehn, sich die zurecht zu machen, die seiner Fassungskraft und seinen Gemütsbedürfnissen entspricht. Wohl aber vermag die Philosophie zu zeigen, was unmöglich und undenkbar ist, und Lotze hat eben gezeigt, daß ohne wahrnehmenden Geist überhaupt nichts da sein würde. Hartmanns unbewußter, Mit latenter Intelligenz behafteter Urwille ist als ganz qualitätloses und undifferen- ziertes Sei» in Wirklichkeit ein non vns, und es ist undenkbar, daß aus dem Nichts das Etwas, das All hervorgegangen sei; dagegen konnte dieses sehr wohl ans einem bewußten Gott entsprittge», der für sich schon die Fülle des Seins war und die Ideen aller Dinge in sich enthielt, wenn auch natürlich der Gedanke eines solchen Gottes über allen menschlichen Begriff und alle menschliche Vorstellung geht. Trotz Hartmann hat der alte Plotin Recht gehabt, wenn er überzeugt war, daß am An¬ fange der Welt ein Aktuelles gewesen «ein müsse (I,13y. Nun, abgesehen von der parteilicheu Charakteristik Lotzes ivird'sonst der Wert und die Objektivität der, Hartmmmschen Darstellung durch die Grundansicht des Darstellers nicht beeinträchtigt,, und seine Geschichte der 'Metaphhsik wird noch uach Jahrhunderten ein unentbehr¬ liches Handbuch sei»; allerdings nicht für Studenten im ersten Semester, da es zu hohe Anforderungen ein die Äbstraktionskraft stellt, also Leser voraussetzt, die schon im philosophischen Denken geübt sind. " ' ',.' ' ; ^-'^ v/. ,,„,^ Der Marienkongreß in Frankreich.,, In der' Ucvne ab^rirnn?. dem, Organ der französischen Protestanten, vom 1/Öktobör''lesen' tyjr '"vyn,"einem' „inter¬ nationalen Kongreß zu Ehren der heiligen Jungfrau." über den unsers Wissens

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_233879/59>, abgerufen am 22.07.2024.