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Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Zweites Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Völkerungsteile, die in ein Trachtendorf zuerst städtische Kleider hereinbringen,
schärfer ins Auge, so wird uns das Alte ungleich würdiger erscheinen; ein Bauer
in seinem Kirchenrock und gelegentlich auch noch mit dem Dreispitz auf dem Kopfe
ist nichts weniger als eine lächerliche Figur.

Kennt übrigens der Leser die Vorgeschichte seines Cylinderhnts, über dessen
Verhältnis zu der Mode des Tages er sich jedenfalls schon manchmal Gedanken
gemacht haben wird? Zuerst finden wir ihn, sehr hoch, auf den Häuptern der
griechischen Teilnehmer am Konzil in Konstanz, dann bei den Spaniern, die alles
Ernste lieben. In Deutschland gehört er schon im sechzehnten Jahrhundert zur
Ausstattung der Leidtragenden, weswegen wir ihn auf Darstellungen der Grab¬
legung autreffen; und in einer Dürerschen Zeichnung der Anbetung der Könige
hält sich der zum Empfang ausgestandne Joseph größerer Feierlichkeit halber ein
Ri A. P. esenexemplar dieser Gattung vor den Leib.


Ein merkwürdiges Buch.

Nachdem in Jules Verres Romanen das Mittel
gefunden worden ist, den jüngern Jahrgängen auf angenehme Weise geographische
und naturwissenschaftliche Kenntnisse beizubringen, hat man in Amerika zur Unter¬
haltung der ältern diese Darstellungsart auf das unbekannte Land ausgedehnt, das
jenseits unsrer Erfahrung liegt. Ob es dabei mehr auf spiritistische Genüsse abgesehen
ist oder auf eine Belehrung durch die Negative, insofern in der jenseitigen Welt
ohne Zeit, Raum, Schwergewicht usw. alles umgekehrt sein muß wie in unsrer
jetzigen, läßt sich kaum sagen, und diese Ungewißheit scheint sogar mit zu den Reizen
der Darstellung zu gehören. Der Leser reibt sich die Stirn und fragt: Verstehe
ich das nur nicht, oder ist es überhaupt nicht zu versteh"? und um das festzustellen,
liest er immer mal erst wieder weiter. Soviel Gedanken macht man sich lange
nicht bet jedem Buch!

Eine solche Reise in das unentdeckte Land beschreibt ein ins Deutsche übersetztes
zweibändiges Werk von John Uri Llohd, Etidorhpa oder das Ende der Welt
(Leipzig, W. Friedrich). Um einen wirkungsvollen Abstand zwischen dem Leser und
dem Schauplatz herzustellen, sind einige Kulissen eingeschoben. Wenn Mr. Lloyd
behaupten wollte, er hätte die Reise selbst gemacht, so wäre das eine etwas plumpe
Zumutung. Vor mehr als dreißig Jahren sitzt Mr. Drury -- er heißt eigentlich
auch noch anders, und seine Person ist mit vielerlei Geheimnis umgeben -- in
einer Stadt des amerikanischen Westens spät abends auf seinem Studierzimmer, da
tritt zu ihm ein hochgewachsener, langbärtiger Greis herein, der uns fortan unter
der Bezeichnung "Ich bin der Mann" nahe bleiben wird. Ist es ein leibhaftiger
Mensch oder ein Gespenst -- Mr. Drury weiß es nicht und wird sich mich für
die Folge darüber nicht klar, da ihn der geheimnisvolle Gast Abend für Abend be¬
sucht und ihm aus einem Manuskript vorliest. Von diesem hat der Vorleser, der
es immer wieder mit sich wegnimmt, die Meinung: "Sehr viele werden darin nur
einen mittelmäßigen Roman sehen, für andre wird es ein unverständliches Rätsel
sein, für noch andre aber ein anregendes Studium bilden." Mr. Drury, dem sein
Gast das Heft bei seinem letzten Besuche zurückläßt, damit er es nach dreißig Jahren
veröffentliche, bemerkt dazu in einem Nachtrag: "Ob ich nnter magnetischer Be¬
einflussung oder im Trancezustande geschrieben habe, ob ich ein Opfer geistiger
Störung war oder der Welt eine glaubwürdige Geschichte erzählt habe, ob dies
Buch nur ein einfacher Roman ist oder einen prophetischen Sinn in sich birgt usw.,
dies zu entscheiden, muß ich den Lesern überlassen." Vorsichtigerweise sind diese
Worte ans Ende gestellt, sie können also Mr. Lloyd höchstens um solche Leser
bringen, die die Gewohnheit haben, ihre Bücher von hinten anzufangen.

"Ich bin der Mann," der Verfasser jenes Manuskripts, hat, wie der Leser
sich inzwischen selbst gesagt haben wird, die Reise in die andre Welt gemacht, aber


Maßgebliches und Unmaßgebliches

Völkerungsteile, die in ein Trachtendorf zuerst städtische Kleider hereinbringen,
schärfer ins Auge, so wird uns das Alte ungleich würdiger erscheinen; ein Bauer
in seinem Kirchenrock und gelegentlich auch noch mit dem Dreispitz auf dem Kopfe
ist nichts weniger als eine lächerliche Figur.

Kennt übrigens der Leser die Vorgeschichte seines Cylinderhnts, über dessen
Verhältnis zu der Mode des Tages er sich jedenfalls schon manchmal Gedanken
gemacht haben wird? Zuerst finden wir ihn, sehr hoch, auf den Häuptern der
griechischen Teilnehmer am Konzil in Konstanz, dann bei den Spaniern, die alles
Ernste lieben. In Deutschland gehört er schon im sechzehnten Jahrhundert zur
Ausstattung der Leidtragenden, weswegen wir ihn auf Darstellungen der Grab¬
legung autreffen; und in einer Dürerschen Zeichnung der Anbetung der Könige
hält sich der zum Empfang ausgestandne Joseph größerer Feierlichkeit halber ein
Ri A. P. esenexemplar dieser Gattung vor den Leib.


Ein merkwürdiges Buch.

Nachdem in Jules Verres Romanen das Mittel
gefunden worden ist, den jüngern Jahrgängen auf angenehme Weise geographische
und naturwissenschaftliche Kenntnisse beizubringen, hat man in Amerika zur Unter¬
haltung der ältern diese Darstellungsart auf das unbekannte Land ausgedehnt, das
jenseits unsrer Erfahrung liegt. Ob es dabei mehr auf spiritistische Genüsse abgesehen
ist oder auf eine Belehrung durch die Negative, insofern in der jenseitigen Welt
ohne Zeit, Raum, Schwergewicht usw. alles umgekehrt sein muß wie in unsrer
jetzigen, läßt sich kaum sagen, und diese Ungewißheit scheint sogar mit zu den Reizen
der Darstellung zu gehören. Der Leser reibt sich die Stirn und fragt: Verstehe
ich das nur nicht, oder ist es überhaupt nicht zu versteh»? und um das festzustellen,
liest er immer mal erst wieder weiter. Soviel Gedanken macht man sich lange
nicht bet jedem Buch!

Eine solche Reise in das unentdeckte Land beschreibt ein ins Deutsche übersetztes
zweibändiges Werk von John Uri Llohd, Etidorhpa oder das Ende der Welt
(Leipzig, W. Friedrich). Um einen wirkungsvollen Abstand zwischen dem Leser und
dem Schauplatz herzustellen, sind einige Kulissen eingeschoben. Wenn Mr. Lloyd
behaupten wollte, er hätte die Reise selbst gemacht, so wäre das eine etwas plumpe
Zumutung. Vor mehr als dreißig Jahren sitzt Mr. Drury — er heißt eigentlich
auch noch anders, und seine Person ist mit vielerlei Geheimnis umgeben — in
einer Stadt des amerikanischen Westens spät abends auf seinem Studierzimmer, da
tritt zu ihm ein hochgewachsener, langbärtiger Greis herein, der uns fortan unter
der Bezeichnung „Ich bin der Mann" nahe bleiben wird. Ist es ein leibhaftiger
Mensch oder ein Gespenst — Mr. Drury weiß es nicht und wird sich mich für
die Folge darüber nicht klar, da ihn der geheimnisvolle Gast Abend für Abend be¬
sucht und ihm aus einem Manuskript vorliest. Von diesem hat der Vorleser, der
es immer wieder mit sich wegnimmt, die Meinung: „Sehr viele werden darin nur
einen mittelmäßigen Roman sehen, für andre wird es ein unverständliches Rätsel
sein, für noch andre aber ein anregendes Studium bilden." Mr. Drury, dem sein
Gast das Heft bei seinem letzten Besuche zurückläßt, damit er es nach dreißig Jahren
veröffentliche, bemerkt dazu in einem Nachtrag: „Ob ich nnter magnetischer Be¬
einflussung oder im Trancezustande geschrieben habe, ob ich ein Opfer geistiger
Störung war oder der Welt eine glaubwürdige Geschichte erzählt habe, ob dies
Buch nur ein einfacher Roman ist oder einen prophetischen Sinn in sich birgt usw.,
dies zu entscheiden, muß ich den Lesern überlassen." Vorsichtigerweise sind diese
Worte ans Ende gestellt, sie können also Mr. Lloyd höchstens um solche Leser
bringen, die die Gewohnheit haben, ihre Bücher von hinten anzufangen.

„Ich bin der Mann," der Verfasser jenes Manuskripts, hat, wie der Leser
sich inzwischen selbst gesagt haben wird, die Reise in die andre Welt gemacht, aber


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[0366] Maßgebliches und Unmaßgebliches Völkerungsteile, die in ein Trachtendorf zuerst städtische Kleider hereinbringen, schärfer ins Auge, so wird uns das Alte ungleich würdiger erscheinen; ein Bauer in seinem Kirchenrock und gelegentlich auch noch mit dem Dreispitz auf dem Kopfe ist nichts weniger als eine lächerliche Figur. Kennt übrigens der Leser die Vorgeschichte seines Cylinderhnts, über dessen Verhältnis zu der Mode des Tages er sich jedenfalls schon manchmal Gedanken gemacht haben wird? Zuerst finden wir ihn, sehr hoch, auf den Häuptern der griechischen Teilnehmer am Konzil in Konstanz, dann bei den Spaniern, die alles Ernste lieben. In Deutschland gehört er schon im sechzehnten Jahrhundert zur Ausstattung der Leidtragenden, weswegen wir ihn auf Darstellungen der Grab¬ legung autreffen; und in einer Dürerschen Zeichnung der Anbetung der Könige hält sich der zum Empfang ausgestandne Joseph größerer Feierlichkeit halber ein Ri A. P. esenexemplar dieser Gattung vor den Leib. Ein merkwürdiges Buch. Nachdem in Jules Verres Romanen das Mittel gefunden worden ist, den jüngern Jahrgängen auf angenehme Weise geographische und naturwissenschaftliche Kenntnisse beizubringen, hat man in Amerika zur Unter¬ haltung der ältern diese Darstellungsart auf das unbekannte Land ausgedehnt, das jenseits unsrer Erfahrung liegt. Ob es dabei mehr auf spiritistische Genüsse abgesehen ist oder auf eine Belehrung durch die Negative, insofern in der jenseitigen Welt ohne Zeit, Raum, Schwergewicht usw. alles umgekehrt sein muß wie in unsrer jetzigen, läßt sich kaum sagen, und diese Ungewißheit scheint sogar mit zu den Reizen der Darstellung zu gehören. Der Leser reibt sich die Stirn und fragt: Verstehe ich das nur nicht, oder ist es überhaupt nicht zu versteh»? und um das festzustellen, liest er immer mal erst wieder weiter. Soviel Gedanken macht man sich lange nicht bet jedem Buch! Eine solche Reise in das unentdeckte Land beschreibt ein ins Deutsche übersetztes zweibändiges Werk von John Uri Llohd, Etidorhpa oder das Ende der Welt (Leipzig, W. Friedrich). Um einen wirkungsvollen Abstand zwischen dem Leser und dem Schauplatz herzustellen, sind einige Kulissen eingeschoben. Wenn Mr. Lloyd behaupten wollte, er hätte die Reise selbst gemacht, so wäre das eine etwas plumpe Zumutung. Vor mehr als dreißig Jahren sitzt Mr. Drury — er heißt eigentlich auch noch anders, und seine Person ist mit vielerlei Geheimnis umgeben — in einer Stadt des amerikanischen Westens spät abends auf seinem Studierzimmer, da tritt zu ihm ein hochgewachsener, langbärtiger Greis herein, der uns fortan unter der Bezeichnung „Ich bin der Mann" nahe bleiben wird. Ist es ein leibhaftiger Mensch oder ein Gespenst — Mr. Drury weiß es nicht und wird sich mich für die Folge darüber nicht klar, da ihn der geheimnisvolle Gast Abend für Abend be¬ sucht und ihm aus einem Manuskript vorliest. Von diesem hat der Vorleser, der es immer wieder mit sich wegnimmt, die Meinung: „Sehr viele werden darin nur einen mittelmäßigen Roman sehen, für andre wird es ein unverständliches Rätsel sein, für noch andre aber ein anregendes Studium bilden." Mr. Drury, dem sein Gast das Heft bei seinem letzten Besuche zurückläßt, damit er es nach dreißig Jahren veröffentliche, bemerkt dazu in einem Nachtrag: „Ob ich nnter magnetischer Be¬ einflussung oder im Trancezustande geschrieben habe, ob ich ein Opfer geistiger Störung war oder der Welt eine glaubwürdige Geschichte erzählt habe, ob dies Buch nur ein einfacher Roman ist oder einen prophetischen Sinn in sich birgt usw., dies zu entscheiden, muß ich den Lesern überlassen." Vorsichtigerweise sind diese Worte ans Ende gestellt, sie können also Mr. Lloyd höchstens um solche Leser bringen, die die Gewohnheit haben, ihre Bücher von hinten anzufangen. „Ich bin der Mann," der Verfasser jenes Manuskripts, hat, wie der Leser sich inzwischen selbst gesagt haben wird, die Reise in die andre Welt gemacht, aber

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341871_290410/366>, abgerufen am 29.06.2024.