Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Erstes Vierteljahr.Kcmstcmtinoxol Elsasses als Elsasser suhlen werden, um so mehr werden sie das Franzosentum Konstantinopel le letzten Strahlen der untergehenden Sonne fallen schräg in die Wir müssen steil ansteigen, die Gassen sind kaum breiter als zwei Pferde¬ Kcmstcmtinoxol Elsasses als Elsasser suhlen werden, um so mehr werden sie das Franzosentum Konstantinopel le letzten Strahlen der untergehenden Sonne fallen schräg in die Wir müssen steil ansteigen, die Gassen sind kaum breiter als zwei Pferde¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0646" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/233198"/> <fw type="header" place="top"> Kcmstcmtinoxol</fw><lb/> <p xml:id="ID_2058" prev="#ID_2057"> Elsasses als Elsasser suhlen werden, um so mehr werden sie das Franzosentum<lb/> abthun." Beherzigen wir es, jeder für sein eignes Teil! Mancher, der im<lb/> Elsaß lebt oder von drüben her ins Land hineinschaut, möchte gern mit<lb/> scharfem Messer den fremden Firnis abgekratzt wissen, der den alten deutschen<lb/> Kern des Volkes auch heute noch um manchen Stellen überzogen halt; wer<lb/> aber seine Aufgabe recht versteht, wird immer nach Kräften bemüht sein, in das<lb/> Innere dieses Kerns mit Sonnenwärme einzudringen und sein fröhliches Wachs¬<lb/> tum zu fördern, bis er schwellend endlich selbst die Kruste sprengt.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Konstantinopel</head><lb/> <p xml:id="ID_2059"> le letzten Strahlen der untergehenden Sonne fallen schräg in die<lb/> enge Häuserreihe der sogenannten AraiiÄs ruf as?ora in Konstan¬<lb/> tinopel, der Hauptstraße des Europäerviertels. „Sind wir alle<lb/> fünf beisammen? Jawohl! Also vorwärts nach Stambul." Wir<lb/> eilen durch die engen, belebten Straßen nach der Tunnelbahn,<lb/> sind bald unten am Hafen und gelangen durch wenige, von lebhaftem Verkehr<lb/> durchwogte Straßen auf die große Brücke, die über das Goldne Horn nach<lb/> Stambul führt. Heute sind der Lärm und das Gedränge hier noch größer<lb/> als sonst. Ströme von Menschen drängen hinüber, und hinter uns, zwischen<lb/> uns und vor uns jagen, immer in den schärfsten Gangarten, Dutzende von<lb/> Droschken über die holprigen, schlüpfrigen Holzbalken. Drüben staut sich die<lb/> Menge der Wagen und Menschen, um sich in die engen, schon dunkeln Gassen<lb/> zu drängen, die zwischen hohen Häusern steil den Berg hinaufführen, nach dem<lb/> Valide-Heu, einem Hof, worin heute abend das blutige Fest der Perser, eine<lb/> Hauptsehenswürdigkeit für die Einheimischen und Fremden Konstantinopels,<lb/> gefeiert werden soll.</p><lb/> <p xml:id="ID_2060" next="#ID_2061"> Wir müssen steil ansteigen, die Gassen sind kaum breiter als zwei Pferde¬<lb/> längen. Die Droschken haben einen andern Weg genommen. Aber berittne<lb/> Polizisten, deren Pferde vor Ungeduld hin und her tanzen, machen die Passage<lb/> gefährlich. Die Menge marschiert jetzt Kopf an Kopf. Es ist dunkel geworden.<lb/> Wir nähern uns dem Ziel. Plötzlich in einer steil abschüssigen Straße stockt<lb/> der Menschenstrom, kehrt zurück und eilt fluchtartig die Gasse wieder hinunter,<lb/> getrieben von Soldaten und berittnen Polizisten, die jeden stehenbleibenden<lb/> weiter treiben. Wir müssen mit, bleiben aber an der Ecke der nächsten Seiten¬<lb/> gasse stehen. Eine dünne Musik, wie von drei Klarinetten, vorgetragen in der<lb/> melancholischen, näselnder Weise, die die Orientalen lieben, schlüge an unser<lb/> Ohr. Wir sehen einen Zug mit Fahnen, Standarten und Fackeln aus dem<lb/> Dunkel auftauchen. Dicht hinter den Fahnen wird ein weiß verhülltes Pferd<lb/> geführt, von dessen Sattelknopf zwei schlanke gebogne Schwerter wie die Hörner</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0646]
Kcmstcmtinoxol
Elsasses als Elsasser suhlen werden, um so mehr werden sie das Franzosentum
abthun." Beherzigen wir es, jeder für sein eignes Teil! Mancher, der im
Elsaß lebt oder von drüben her ins Land hineinschaut, möchte gern mit
scharfem Messer den fremden Firnis abgekratzt wissen, der den alten deutschen
Kern des Volkes auch heute noch um manchen Stellen überzogen halt; wer
aber seine Aufgabe recht versteht, wird immer nach Kräften bemüht sein, in das
Innere dieses Kerns mit Sonnenwärme einzudringen und sein fröhliches Wachs¬
tum zu fördern, bis er schwellend endlich selbst die Kruste sprengt.
Konstantinopel
le letzten Strahlen der untergehenden Sonne fallen schräg in die
enge Häuserreihe der sogenannten AraiiÄs ruf as?ora in Konstan¬
tinopel, der Hauptstraße des Europäerviertels. „Sind wir alle
fünf beisammen? Jawohl! Also vorwärts nach Stambul." Wir
eilen durch die engen, belebten Straßen nach der Tunnelbahn,
sind bald unten am Hafen und gelangen durch wenige, von lebhaftem Verkehr
durchwogte Straßen auf die große Brücke, die über das Goldne Horn nach
Stambul führt. Heute sind der Lärm und das Gedränge hier noch größer
als sonst. Ströme von Menschen drängen hinüber, und hinter uns, zwischen
uns und vor uns jagen, immer in den schärfsten Gangarten, Dutzende von
Droschken über die holprigen, schlüpfrigen Holzbalken. Drüben staut sich die
Menge der Wagen und Menschen, um sich in die engen, schon dunkeln Gassen
zu drängen, die zwischen hohen Häusern steil den Berg hinaufführen, nach dem
Valide-Heu, einem Hof, worin heute abend das blutige Fest der Perser, eine
Hauptsehenswürdigkeit für die Einheimischen und Fremden Konstantinopels,
gefeiert werden soll.
Wir müssen steil ansteigen, die Gassen sind kaum breiter als zwei Pferde¬
längen. Die Droschken haben einen andern Weg genommen. Aber berittne
Polizisten, deren Pferde vor Ungeduld hin und her tanzen, machen die Passage
gefährlich. Die Menge marschiert jetzt Kopf an Kopf. Es ist dunkel geworden.
Wir nähern uns dem Ziel. Plötzlich in einer steil abschüssigen Straße stockt
der Menschenstrom, kehrt zurück und eilt fluchtartig die Gasse wieder hinunter,
getrieben von Soldaten und berittnen Polizisten, die jeden stehenbleibenden
weiter treiben. Wir müssen mit, bleiben aber an der Ecke der nächsten Seiten¬
gasse stehen. Eine dünne Musik, wie von drei Klarinetten, vorgetragen in der
melancholischen, näselnder Weise, die die Orientalen lieben, schlüge an unser
Ohr. Wir sehen einen Zug mit Fahnen, Standarten und Fackeln aus dem
Dunkel auftauchen. Dicht hinter den Fahnen wird ein weiß verhülltes Pferd
geführt, von dessen Sattelknopf zwei schlanke gebogne Schwerter wie die Hörner
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