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Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Erstes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

der Plutokratie gebrochen werden. Mit dem Ausblick auf das Jenseits schließt das
schwungvoll geschriebne Buch.


August von Goethe und Johann Peter Eckermann.

Der in Heft
der Grenzboten von Herrn Professor A. Stern veröffentlichte Brief August von
Goethes ä. ä. Rom, den 16. Oktober 1830 hat folgende Nachschrift! "Den Brief
von Soret an Eckermnun kaun ich leider nicht abgeben, da derselbe mich in Genua
treuloser Weise verlassen." Die letzte Wendung könnte falsch gedeutet werden.
Der Schreiber dieser Zeiten ist in der Lage, den thatsächlichen Grund angeben zu
können, aus dem Eckermann in Genua die gemeinsame Weiterreise aufgab und allein
nach Deutschland zurückkehrte. Dieser Grund war eine ernste Erkrankung, die die
Fortsetzung der Reise nach Mittelitalien unmöglich machte. Das ergiebt sich aus
dem noch ungedruckten Nachlaß I. P. Eckermanns, der zu Hannover im Besitze
des Bibliothekars und Altertumsforschers Friedrich Tewes ist. Dieser hat deu
wertvollen Handschriftenschatz vor ungefähr sechs Jahren ans der Hinterlassenschaft
des in Hannover gestorbnen einzigen Sohnes I. P. Eckermanns, des Malers Karl
Eckermann, erworben und bereitet ihn gegenwärtig zur Herausgabe vor. Zur Zeit
des Gvethejubilciums ini vergnuguen Jahre hat der Besitzer mir in dankenswerter
Liberalität einen Einblick in seinen Schatz gewährt, und so war es möglich, damals
den Goethefreunden wenigstens eine kurze Nachricht über das Vorhandensein und
den Inhalt des Eckermannschen Nachlasses zu geben (siehe Feuilleton der Frank¬
furter Zeitung vom 19. August 1899 I. Morgenblatt). Für die Leser dieser Zeit¬
schrift sei hier kurz rekapituliert, und zwar mit Übergehuug des Unwesentlichen:
Der äußerst umfangreiche Nachlaß enthält zunächst eine große Zahl von ungedruckten
Briefen. Da sind Briefe vom Kanzler von Müller, von Riemer, Stieglitz, Zelter,
Zauver, Karl von Holtet, La Roche, Karl Meier, Nicolovius, Ampere und andern;
sechs reichhaltige Briefe vou Ferdinand Freiligrath; Briefe und Mitteilungen von
der Goethischen Familie, vou August vou Goethe und Wolfgang von Goethe;
siebenunddreißig sehr interessante Briefe von dem jetzigen Großherzog von Sachsen-
Weimar. Ferner enthält der Nachlaß eine Auzahl von Briefen, die Eckermann zu
Lebzeiten Goethes an Bekannte geschrieben hat, und die manche Bemerkungen über
den Weisen von Weimar enthalten. Die wichtigste Gruppe der Handschriften aber
sind die Briefe, die I. P. E. während seiner dreizehnjährigen Verlobungszeit an seine
Braut geschrieben hat. Diese Briefe enthalten eine Menge von Mitteilungen über
Goethe, Aussprüche von ihm, Berichte über Gespräche mit ihm usw., und sie sind
in der That eine Art Ergänzung der drei Bände von Eckermanns Gesprächen mit
Goethe. Von Goethes Hand enthält der Nachlaß die Inschrift zu dem Stamme
duch, das Goethe Eckermnnn überreichte, als er sich im Jahre 1839 anschickte, mit
August nach Italien zu reisen; außerdem die Schlußworte zu dem Vertrag mit
Eckermann über die Herausgabe der Werke, am 15. Mai 1831 von Goethe ge¬
schrieben und am 19. Juni von dem Greise mit markigem, an die Jugendhand er¬
innernden Federzugc unterzeichnet, gleichsam als wolle er sagen: Seht, hier ziehe
ich die Summe meines Lebeus! -- Die Veröffentlichung des Nachlasses wird, das
ist kein Zweifel, manche Frage lösen, vielleicht auch manche neue auswerfen. Jeden¬
falls wird das Verhältnis Eckermanns zu Goethe und dessen Sohn August in einem
klarern Lichte erscheinen. Möge der Herausgeber uns bald mit dem ersten Bande
erfreuen! Abgesehen davon, daß unter dem vielen für jeden etwas sein wird,
werden alle Goethefreunde deu Nachlaß Johann Peter Eckermanns dankbar be¬
grüßen als das letzte litterarische Vermächtnis eines treuen Mitarbeiters unsers
großen Dichters.


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Maßgebliches und Unmaßgebliches

der Plutokratie gebrochen werden. Mit dem Ausblick auf das Jenseits schließt das
schwungvoll geschriebne Buch.


August von Goethe und Johann Peter Eckermann.

Der in Heft
der Grenzboten von Herrn Professor A. Stern veröffentlichte Brief August von
Goethes ä. ä. Rom, den 16. Oktober 1830 hat folgende Nachschrift! „Den Brief
von Soret an Eckermnun kaun ich leider nicht abgeben, da derselbe mich in Genua
treuloser Weise verlassen." Die letzte Wendung könnte falsch gedeutet werden.
Der Schreiber dieser Zeiten ist in der Lage, den thatsächlichen Grund angeben zu
können, aus dem Eckermann in Genua die gemeinsame Weiterreise aufgab und allein
nach Deutschland zurückkehrte. Dieser Grund war eine ernste Erkrankung, die die
Fortsetzung der Reise nach Mittelitalien unmöglich machte. Das ergiebt sich aus
dem noch ungedruckten Nachlaß I. P. Eckermanns, der zu Hannover im Besitze
des Bibliothekars und Altertumsforschers Friedrich Tewes ist. Dieser hat deu
wertvollen Handschriftenschatz vor ungefähr sechs Jahren ans der Hinterlassenschaft
des in Hannover gestorbnen einzigen Sohnes I. P. Eckermanns, des Malers Karl
Eckermann, erworben und bereitet ihn gegenwärtig zur Herausgabe vor. Zur Zeit
des Gvethejubilciums ini vergnuguen Jahre hat der Besitzer mir in dankenswerter
Liberalität einen Einblick in seinen Schatz gewährt, und so war es möglich, damals
den Goethefreunden wenigstens eine kurze Nachricht über das Vorhandensein und
den Inhalt des Eckermannschen Nachlasses zu geben (siehe Feuilleton der Frank¬
furter Zeitung vom 19. August 1899 I. Morgenblatt). Für die Leser dieser Zeit¬
schrift sei hier kurz rekapituliert, und zwar mit Übergehuug des Unwesentlichen:
Der äußerst umfangreiche Nachlaß enthält zunächst eine große Zahl von ungedruckten
Briefen. Da sind Briefe vom Kanzler von Müller, von Riemer, Stieglitz, Zelter,
Zauver, Karl von Holtet, La Roche, Karl Meier, Nicolovius, Ampere und andern;
sechs reichhaltige Briefe vou Ferdinand Freiligrath; Briefe und Mitteilungen von
der Goethischen Familie, vou August vou Goethe und Wolfgang von Goethe;
siebenunddreißig sehr interessante Briefe von dem jetzigen Großherzog von Sachsen-
Weimar. Ferner enthält der Nachlaß eine Auzahl von Briefen, die Eckermann zu
Lebzeiten Goethes an Bekannte geschrieben hat, und die manche Bemerkungen über
den Weisen von Weimar enthalten. Die wichtigste Gruppe der Handschriften aber
sind die Briefe, die I. P. E. während seiner dreizehnjährigen Verlobungszeit an seine
Braut geschrieben hat. Diese Briefe enthalten eine Menge von Mitteilungen über
Goethe, Aussprüche von ihm, Berichte über Gespräche mit ihm usw., und sie sind
in der That eine Art Ergänzung der drei Bände von Eckermanns Gesprächen mit
Goethe. Von Goethes Hand enthält der Nachlaß die Inschrift zu dem Stamme
duch, das Goethe Eckermnnn überreichte, als er sich im Jahre 1839 anschickte, mit
August nach Italien zu reisen; außerdem die Schlußworte zu dem Vertrag mit
Eckermann über die Herausgabe der Werke, am 15. Mai 1831 von Goethe ge¬
schrieben und am 19. Juni von dem Greise mit markigem, an die Jugendhand er¬
innernden Federzugc unterzeichnet, gleichsam als wolle er sagen: Seht, hier ziehe
ich die Summe meines Lebeus! — Die Veröffentlichung des Nachlasses wird, das
ist kein Zweifel, manche Frage lösen, vielleicht auch manche neue auswerfen. Jeden¬
falls wird das Verhältnis Eckermanns zu Goethe und dessen Sohn August in einem
klarern Lichte erscheinen. Möge der Herausgeber uns bald mit dem ersten Bande
erfreuen! Abgesehen davon, daß unter dem vielen für jeden etwas sein wird,
werden alle Goethefreunde deu Nachlaß Johann Peter Eckermanns dankbar be¬
grüßen als das letzte litterarische Vermächtnis eines treuen Mitarbeiters unsers
großen Dichters.


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[0524] Maßgebliches und Unmaßgebliches der Plutokratie gebrochen werden. Mit dem Ausblick auf das Jenseits schließt das schwungvoll geschriebne Buch. August von Goethe und Johann Peter Eckermann. Der in Heft der Grenzboten von Herrn Professor A. Stern veröffentlichte Brief August von Goethes ä. ä. Rom, den 16. Oktober 1830 hat folgende Nachschrift! „Den Brief von Soret an Eckermnun kaun ich leider nicht abgeben, da derselbe mich in Genua treuloser Weise verlassen." Die letzte Wendung könnte falsch gedeutet werden. Der Schreiber dieser Zeiten ist in der Lage, den thatsächlichen Grund angeben zu können, aus dem Eckermann in Genua die gemeinsame Weiterreise aufgab und allein nach Deutschland zurückkehrte. Dieser Grund war eine ernste Erkrankung, die die Fortsetzung der Reise nach Mittelitalien unmöglich machte. Das ergiebt sich aus dem noch ungedruckten Nachlaß I. P. Eckermanns, der zu Hannover im Besitze des Bibliothekars und Altertumsforschers Friedrich Tewes ist. Dieser hat deu wertvollen Handschriftenschatz vor ungefähr sechs Jahren ans der Hinterlassenschaft des in Hannover gestorbnen einzigen Sohnes I. P. Eckermanns, des Malers Karl Eckermann, erworben und bereitet ihn gegenwärtig zur Herausgabe vor. Zur Zeit des Gvethejubilciums ini vergnuguen Jahre hat der Besitzer mir in dankenswerter Liberalität einen Einblick in seinen Schatz gewährt, und so war es möglich, damals den Goethefreunden wenigstens eine kurze Nachricht über das Vorhandensein und den Inhalt des Eckermannschen Nachlasses zu geben (siehe Feuilleton der Frank¬ furter Zeitung vom 19. August 1899 I. Morgenblatt). Für die Leser dieser Zeit¬ schrift sei hier kurz rekapituliert, und zwar mit Übergehuug des Unwesentlichen: Der äußerst umfangreiche Nachlaß enthält zunächst eine große Zahl von ungedruckten Briefen. Da sind Briefe vom Kanzler von Müller, von Riemer, Stieglitz, Zelter, Zauver, Karl von Holtet, La Roche, Karl Meier, Nicolovius, Ampere und andern; sechs reichhaltige Briefe vou Ferdinand Freiligrath; Briefe und Mitteilungen von der Goethischen Familie, vou August vou Goethe und Wolfgang von Goethe; siebenunddreißig sehr interessante Briefe von dem jetzigen Großherzog von Sachsen- Weimar. Ferner enthält der Nachlaß eine Auzahl von Briefen, die Eckermann zu Lebzeiten Goethes an Bekannte geschrieben hat, und die manche Bemerkungen über den Weisen von Weimar enthalten. Die wichtigste Gruppe der Handschriften aber sind die Briefe, die I. P. E. während seiner dreizehnjährigen Verlobungszeit an seine Braut geschrieben hat. Diese Briefe enthalten eine Menge von Mitteilungen über Goethe, Aussprüche von ihm, Berichte über Gespräche mit ihm usw., und sie sind in der That eine Art Ergänzung der drei Bände von Eckermanns Gesprächen mit Goethe. Von Goethes Hand enthält der Nachlaß die Inschrift zu dem Stamme duch, das Goethe Eckermnnn überreichte, als er sich im Jahre 1839 anschickte, mit August nach Italien zu reisen; außerdem die Schlußworte zu dem Vertrag mit Eckermann über die Herausgabe der Werke, am 15. Mai 1831 von Goethe ge¬ schrieben und am 19. Juni von dem Greise mit markigem, an die Jugendhand er¬ innernden Federzugc unterzeichnet, gleichsam als wolle er sagen: Seht, hier ziehe ich die Summe meines Lebeus! — Die Veröffentlichung des Nachlasses wird, das ist kein Zweifel, manche Frage lösen, vielleicht auch manche neue auswerfen. Jeden¬ falls wird das Verhältnis Eckermanns zu Goethe und dessen Sohn August in einem klarern Lichte erscheinen. Möge der Herausgeber uns bald mit dem ersten Bande erfreuen! Abgesehen davon, daß unter dem vielen für jeden etwas sein wird, werden alle Goethefreunde deu Nachlaß Johann Peter Eckermanns dankbar be¬ grüßen als das letzte litterarische Vermächtnis eines treuen Mitarbeiters unsers großen Dichters. Dcnninik tiinneschicdt

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341871_232551/524>, abgerufen am 05.12.2024.