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Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Drittes Vierteljahr.

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stören, erhob den Ruf: Zurück zum Land,*) und bekämpfte mit seinem Führer
Feargus O'Connor eine Politik, die "eine Insel voll verhungernder Bettler zur
Herrin der Welt machen will." Tildsday selbst schreibt: "Man kann in Wahrheit
sagen, Napoleon sei nicht von Englands Armeen, sondern von seinen Spinn- und
Webemnschinen besiegt worden seine Kleinigkeit, die preußischen, russischen und öster¬
reichischen Armeen, vergißt der Engländers. Aber von, sozialen Standpunkt aus
kann mau die Änderungen nur bedauern, die das fröhliche England in das in¬
dustrielle England, in die Weltwerkstatt verwandelt haben; man kann nnr be¬
dauern, daß ein landwirtschaftliches, Korn ausführendes Land mit seinen feudalen
Abhängigkeitsverhältnissen zwischen Gutsherr und Bauer, Herr und Knecht in ein
Land von Großstädten und Fabriken verwandelt worden ist mit ihren Millionären,
ihren vielen Tausenden von "Händen" und ihrem Elend." -- In der erwähnten
ausführlichen Arbeit haben wir auch Robert Blatchfords Nori^ Mglanä er¬
wähnt, das in England selbst über eine Million Abnehmer gefunden hat, außerdem
in Amerika und Australien verbreitet und in sechs Sprachen übersetzt worden ist.
Es empfiehlt den Sozialismus nicht in der verbissenen und doktrinären Weise unsrer
Marxisten, sondern in der gemütlichen Auffassung eines William Morris. Das
Buch war damals für deutsche Leser zurechtgemacht worden und unter der Über¬
schrift: Soziale Briefe an Schulze und Genossen bei Reinhold Werther in Leipzig
erschienen. Dem Verleger ist aber fast die ganze Auflage liegen geblieben. Jetzt
hat sie die sozialdemokratische "Volksbuchhandlung" Ignaz Brand in Wien er¬
worben und das Buch mit dem neuen Titel: Im Reiche der Freiheit versehen.
Unter den "Genossen" wird es ja nnn Käufer finden, aber seinen Zweck, den Wei߬
bierschulze zu bekehren, verfehlt es dadurch erst recht. -- Zum Schluß teilen wir
mit, daß von Wendes England, das wir im 43. Heft des Jahrgangs 1892
empfohlen haben, voriges Jahr bei O. R. Reisland in Leipzig eine zweite er¬
weiterte Auflage erschienen ist.


Die Steingräber im Lande Hannover.

Es ist noch nicht sehr lange
her, seit sich in Deutschland aus den privaten Ausgrabungen einzelner Gelehrten
und aus den "Buddeleien" von Liebhabern und Lokalvereinen eine "Wissenschaft
des Spatens" entwickelt hat, die sich aus eigner Kraft schon ihre Stellung in der
Gelehrtenrepublik erworben hatte, ehe durch staatliche Unterstützung umfangreichere
Forschungen ermöglicht wurden. Jetzt treten diese natürlich mehr in den Vorder¬
grund. Heutzutage sind z. V. die wertvollen Ergebnisse, die die Reichs-Limes-
Kommission bis jetzt bei ihren Forschungen zu verzeichnen hat, ein wichtiger Be¬
standteil der wissenschaftlichen Heimatkunde von Mittel- und Süddeutschland.
Reichhaltige und sehenswerte Sammlungen sind entstanden -- man denke nur an
das Paulusmuseum zu Worms --, kundige Forscher beschreiben ihre Funde, be¬
gründen ihre Konjekturen und beherzigen immer mehr das Wort Lindenschmits,
"daß selbst die schlechtesten Abbildungen immer noch deutlicher sprechen als die
ausführlichsten Beschreibungen."

In dem alten Niedersachsen sind sowohl die Zeit und die Art der Siedelung
als auch der Einfluß des römischen Weltreichs und der südlichen Kultur wesentlich
anders als im übrigen Deutschland. Demgemäß sind auch die aus der Vorzeit
erhaltnen oder noch aufzusuchenden Denkmäler ganz anders geartet. Unter ihnen
nehmen im nordwestlichen Deutschland die alten Steingräber oder, wie sie in



Auch aus unsre heutigen Bodenbesitzrcformer und LmAlo-tÄx-mon ihrem Henry George
und Flttrscheim nachsprechen, ist damals alles schon gesagt worden.

stören, erhob den Ruf: Zurück zum Land,*) und bekämpfte mit seinem Führer
Feargus O'Connor eine Politik, die „eine Insel voll verhungernder Bettler zur
Herrin der Welt machen will." Tildsday selbst schreibt: „Man kann in Wahrheit
sagen, Napoleon sei nicht von Englands Armeen, sondern von seinen Spinn- und
Webemnschinen besiegt worden seine Kleinigkeit, die preußischen, russischen und öster¬
reichischen Armeen, vergißt der Engländers. Aber von, sozialen Standpunkt aus
kann mau die Änderungen nur bedauern, die das fröhliche England in das in¬
dustrielle England, in die Weltwerkstatt verwandelt haben; man kann nnr be¬
dauern, daß ein landwirtschaftliches, Korn ausführendes Land mit seinen feudalen
Abhängigkeitsverhältnissen zwischen Gutsherr und Bauer, Herr und Knecht in ein
Land von Großstädten und Fabriken verwandelt worden ist mit ihren Millionären,
ihren vielen Tausenden von »Händen« und ihrem Elend." — In der erwähnten
ausführlichen Arbeit haben wir auch Robert Blatchfords Nori^ Mglanä er¬
wähnt, das in England selbst über eine Million Abnehmer gefunden hat, außerdem
in Amerika und Australien verbreitet und in sechs Sprachen übersetzt worden ist.
Es empfiehlt den Sozialismus nicht in der verbissenen und doktrinären Weise unsrer
Marxisten, sondern in der gemütlichen Auffassung eines William Morris. Das
Buch war damals für deutsche Leser zurechtgemacht worden und unter der Über¬
schrift: Soziale Briefe an Schulze und Genossen bei Reinhold Werther in Leipzig
erschienen. Dem Verleger ist aber fast die ganze Auflage liegen geblieben. Jetzt
hat sie die sozialdemokratische „Volksbuchhandlung" Ignaz Brand in Wien er¬
worben und das Buch mit dem neuen Titel: Im Reiche der Freiheit versehen.
Unter den „Genossen" wird es ja nnn Käufer finden, aber seinen Zweck, den Wei߬
bierschulze zu bekehren, verfehlt es dadurch erst recht. — Zum Schluß teilen wir
mit, daß von Wendes England, das wir im 43. Heft des Jahrgangs 1892
empfohlen haben, voriges Jahr bei O. R. Reisland in Leipzig eine zweite er¬
weiterte Auflage erschienen ist.


Die Steingräber im Lande Hannover.

Es ist noch nicht sehr lange
her, seit sich in Deutschland aus den privaten Ausgrabungen einzelner Gelehrten
und aus den „Buddeleien" von Liebhabern und Lokalvereinen eine „Wissenschaft
des Spatens" entwickelt hat, die sich aus eigner Kraft schon ihre Stellung in der
Gelehrtenrepublik erworben hatte, ehe durch staatliche Unterstützung umfangreichere
Forschungen ermöglicht wurden. Jetzt treten diese natürlich mehr in den Vorder¬
grund. Heutzutage sind z. V. die wertvollen Ergebnisse, die die Reichs-Limes-
Kommission bis jetzt bei ihren Forschungen zu verzeichnen hat, ein wichtiger Be¬
standteil der wissenschaftlichen Heimatkunde von Mittel- und Süddeutschland.
Reichhaltige und sehenswerte Sammlungen sind entstanden — man denke nur an
das Paulusmuseum zu Worms —, kundige Forscher beschreiben ihre Funde, be¬
gründen ihre Konjekturen und beherzigen immer mehr das Wort Lindenschmits,
„daß selbst die schlechtesten Abbildungen immer noch deutlicher sprechen als die
ausführlichsten Beschreibungen."

In dem alten Niedersachsen sind sowohl die Zeit und die Art der Siedelung
als auch der Einfluß des römischen Weltreichs und der südlichen Kultur wesentlich
anders als im übrigen Deutschland. Demgemäß sind auch die aus der Vorzeit
erhaltnen oder noch aufzusuchenden Denkmäler ganz anders geartet. Unter ihnen
nehmen im nordwestlichen Deutschland die alten Steingräber oder, wie sie in



Auch aus unsre heutigen Bodenbesitzrcformer und LmAlo-tÄx-mon ihrem Henry George
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[0534] stören, erhob den Ruf: Zurück zum Land,*) und bekämpfte mit seinem Führer Feargus O'Connor eine Politik, die „eine Insel voll verhungernder Bettler zur Herrin der Welt machen will." Tildsday selbst schreibt: „Man kann in Wahrheit sagen, Napoleon sei nicht von Englands Armeen, sondern von seinen Spinn- und Webemnschinen besiegt worden seine Kleinigkeit, die preußischen, russischen und öster¬ reichischen Armeen, vergißt der Engländers. Aber von, sozialen Standpunkt aus kann mau die Änderungen nur bedauern, die das fröhliche England in das in¬ dustrielle England, in die Weltwerkstatt verwandelt haben; man kann nnr be¬ dauern, daß ein landwirtschaftliches, Korn ausführendes Land mit seinen feudalen Abhängigkeitsverhältnissen zwischen Gutsherr und Bauer, Herr und Knecht in ein Land von Großstädten und Fabriken verwandelt worden ist mit ihren Millionären, ihren vielen Tausenden von »Händen« und ihrem Elend." — In der erwähnten ausführlichen Arbeit haben wir auch Robert Blatchfords Nori^ Mglanä er¬ wähnt, das in England selbst über eine Million Abnehmer gefunden hat, außerdem in Amerika und Australien verbreitet und in sechs Sprachen übersetzt worden ist. Es empfiehlt den Sozialismus nicht in der verbissenen und doktrinären Weise unsrer Marxisten, sondern in der gemütlichen Auffassung eines William Morris. Das Buch war damals für deutsche Leser zurechtgemacht worden und unter der Über¬ schrift: Soziale Briefe an Schulze und Genossen bei Reinhold Werther in Leipzig erschienen. Dem Verleger ist aber fast die ganze Auflage liegen geblieben. Jetzt hat sie die sozialdemokratische „Volksbuchhandlung" Ignaz Brand in Wien er¬ worben und das Buch mit dem neuen Titel: Im Reiche der Freiheit versehen. Unter den „Genossen" wird es ja nnn Käufer finden, aber seinen Zweck, den Wei߬ bierschulze zu bekehren, verfehlt es dadurch erst recht. — Zum Schluß teilen wir mit, daß von Wendes England, das wir im 43. Heft des Jahrgangs 1892 empfohlen haben, voriges Jahr bei O. R. Reisland in Leipzig eine zweite er¬ weiterte Auflage erschienen ist. Die Steingräber im Lande Hannover. Es ist noch nicht sehr lange her, seit sich in Deutschland aus den privaten Ausgrabungen einzelner Gelehrten und aus den „Buddeleien" von Liebhabern und Lokalvereinen eine „Wissenschaft des Spatens" entwickelt hat, die sich aus eigner Kraft schon ihre Stellung in der Gelehrtenrepublik erworben hatte, ehe durch staatliche Unterstützung umfangreichere Forschungen ermöglicht wurden. Jetzt treten diese natürlich mehr in den Vorder¬ grund. Heutzutage sind z. V. die wertvollen Ergebnisse, die die Reichs-Limes- Kommission bis jetzt bei ihren Forschungen zu verzeichnen hat, ein wichtiger Be¬ standteil der wissenschaftlichen Heimatkunde von Mittel- und Süddeutschland. Reichhaltige und sehenswerte Sammlungen sind entstanden — man denke nur an das Paulusmuseum zu Worms —, kundige Forscher beschreiben ihre Funde, be¬ gründen ihre Konjekturen und beherzigen immer mehr das Wort Lindenschmits, „daß selbst die schlechtesten Abbildungen immer noch deutlicher sprechen als die ausführlichsten Beschreibungen." In dem alten Niedersachsen sind sowohl die Zeit und die Art der Siedelung als auch der Einfluß des römischen Weltreichs und der südlichen Kultur wesentlich anders als im übrigen Deutschland. Demgemäß sind auch die aus der Vorzeit erhaltnen oder noch aufzusuchenden Denkmäler ganz anders geartet. Unter ihnen nehmen im nordwestlichen Deutschland die alten Steingräber oder, wie sie in Auch aus unsre heutigen Bodenbesitzrcformer und LmAlo-tÄx-mon ihrem Henry George und Flttrscheim nachsprechen, ist damals alles schon gesagt worden.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341869_231169/534>, abgerufen am 15.01.2025.