Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Zweites Vierteljahr.uuumen, deren alte Seekönige mit ihren Drachenschiffen bis nach Sizilien (Schluß folgt) 9er Bernstein als ^loff für das Kunstgewerbe von (Lzihak Von reußens Kleinod, wie ein Schriftsteller des vorigen Jahrhunderts uuumen, deren alte Seekönige mit ihren Drachenschiffen bis nach Sizilien (Schluß folgt) 9er Bernstein als ^loff für das Kunstgewerbe von (Lzihak Von reußens Kleinod, wie ein Schriftsteller des vorigen Jahrhunderts <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0187" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/230619"/> <fw type="header" place="top"/><lb/> <p xml:id="ID_589" prev="#ID_588"> uuumen, deren alte Seekönige mit ihren Drachenschiffen bis nach Sizilien<lb/> kamen. Hatten sie Beute gemacht, so gings wieder zu Schiff gen Norden.<lb/> Denn die Sonne des Südens wärmt, aber macht träge und erschlafft die<lb/> Sehnen. Hatten die Nordmänner geruht und gezecht und geliebt, so zog es<lb/> die Stärksten und Tapfersten wieder zur heimatlichen Salzflut und zu rauhern<lb/> Lüften; uur ein Teil blieb zurück, „die südliche Rasse zu verbessern." Die<lb/> andern bestiegen die Dracheuschiffe; ihr Lebenselement war die Anspannung<lb/> der überschüssigen Kräfte; sie liebten die nordische See wie einen Gegner, mit<lb/> dem man ringt, um zu erproben, wie stark man ist.</p><lb/> <p xml:id="ID_590"> (Schluß folgt)</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> 9er Bernstein als ^loff für das Kunstgewerbe<lb/><note type="byline"> von (Lzihak</note> Von</head><lb/> <p xml:id="ID_591"> reußens Kleinod, wie ein Schriftsteller des vorigen Jahrhunderts<lb/> den Bernstein nannte, „das samländische Gold," wie ihn der<lb/> Heimatstolz der heutigen Provinzbewohner gern bezeichnet, hat<lb/> eine sehr ansehnliche, bis in graue Vorzeiten hinaufreichende<lb/> Geschichte. Von den sagenhaften Handelsfahrten der Phönizier<lb/> nach der Bernsteinküste bleibt bei näherer Untersuchung allerdings wenig übrig;<lb/> aber wir haben über ihn weit ältere, ungeschriebne Nachrichten, die sich auf<lb/> das Studium der vorgeschichtlichen Funde stützen. Diese bezeichnen eine lange<lb/> Handelsstraße, die von Südschweden und der jütischen Halbinsel durch das<lb/> Rhein- und Rhonethal bis zu den gallischen und italischen Seeplätzen am<lb/> Ligurischen und Adriatischen Meer und von da bis zu den griechischen Küsten-<lb/> stüdten des Peloponnes reicht. Eine besondre Wertschätzung erfuhr das edle<lb/> Harz in dem östlich von dem Apennin gelegnen Teile Oberitaliens bis zur<lb/> Mündung des Po in das Adriatische Meer, nicht bloß bei den in den Pfahl¬<lb/> dörfern hausenden Urbewohnern dieses Landstrichs, sondern auch noch bei dessen<lb/> spätern gallischen Eroberern bis in die geschichtlich verhältnismäßig hellen<lb/> Zeiten des vierten Jahrhunderts vor unsrer Zeitrechnung. Es ist merkwürdig,<lb/> daß der Mythus des Altertums, der mit der Entstehung des Bernsteins in<lb/> Verbindung gebracht ist, die Phaethonsage in die Gegend des Po, des Eridanus<lb/> der Alten, gelegt ist- Bei Phaethons Sturz in den Eridanus wurden seine<lb/> Schwestern, die Heliaden, in ebensoviele an den Ufern dieses Flusses stehende<lb/> Schwarzpappeln, ihre Thränen in das kostbare Elektron, den Bernstein, ver¬<lb/> wandelt.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0187]
uuumen, deren alte Seekönige mit ihren Drachenschiffen bis nach Sizilien
kamen. Hatten sie Beute gemacht, so gings wieder zu Schiff gen Norden.
Denn die Sonne des Südens wärmt, aber macht träge und erschlafft die
Sehnen. Hatten die Nordmänner geruht und gezecht und geliebt, so zog es
die Stärksten und Tapfersten wieder zur heimatlichen Salzflut und zu rauhern
Lüften; uur ein Teil blieb zurück, „die südliche Rasse zu verbessern." Die
andern bestiegen die Dracheuschiffe; ihr Lebenselement war die Anspannung
der überschüssigen Kräfte; sie liebten die nordische See wie einen Gegner, mit
dem man ringt, um zu erproben, wie stark man ist.
(Schluß folgt)
9er Bernstein als ^loff für das Kunstgewerbe
von (Lzihak Von
reußens Kleinod, wie ein Schriftsteller des vorigen Jahrhunderts
den Bernstein nannte, „das samländische Gold," wie ihn der
Heimatstolz der heutigen Provinzbewohner gern bezeichnet, hat
eine sehr ansehnliche, bis in graue Vorzeiten hinaufreichende
Geschichte. Von den sagenhaften Handelsfahrten der Phönizier
nach der Bernsteinküste bleibt bei näherer Untersuchung allerdings wenig übrig;
aber wir haben über ihn weit ältere, ungeschriebne Nachrichten, die sich auf
das Studium der vorgeschichtlichen Funde stützen. Diese bezeichnen eine lange
Handelsstraße, die von Südschweden und der jütischen Halbinsel durch das
Rhein- und Rhonethal bis zu den gallischen und italischen Seeplätzen am
Ligurischen und Adriatischen Meer und von da bis zu den griechischen Küsten-
stüdten des Peloponnes reicht. Eine besondre Wertschätzung erfuhr das edle
Harz in dem östlich von dem Apennin gelegnen Teile Oberitaliens bis zur
Mündung des Po in das Adriatische Meer, nicht bloß bei den in den Pfahl¬
dörfern hausenden Urbewohnern dieses Landstrichs, sondern auch noch bei dessen
spätern gallischen Eroberern bis in die geschichtlich verhältnismäßig hellen
Zeiten des vierten Jahrhunderts vor unsrer Zeitrechnung. Es ist merkwürdig,
daß der Mythus des Altertums, der mit der Entstehung des Bernsteins in
Verbindung gebracht ist, die Phaethonsage in die Gegend des Po, des Eridanus
der Alten, gelegt ist- Bei Phaethons Sturz in den Eridanus wurden seine
Schwestern, die Heliaden, in ebensoviele an den Ufern dieses Flusses stehende
Schwarzpappeln, ihre Thränen in das kostbare Elektron, den Bernstein, ver¬
wandelt.
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