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Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Erstes Vierteljahr.

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Die Schade" des Aleinhandels

Sozialisten gehört, auf Revanche zu hoffen, werden deren Nachbarn im Interesse
der Kultur gut thun, beim alten, bewährten System der Landesverteidigung zu
bleiben und es stetig auszubauen und zu stärken, trotz aller Angriffe von links
und rechts.




Die Schäden des Kleinhandels
Lrnst Kirchberg von

s läßt sich nicht hinwegleugnen, daß die riesigen Bazare oder
Warenhäuser in den großen Städten, in denen man Waren
der verschiedensten Art zu ungemein niedrigen Preisen zu kaufen
bekommt, Geschäftshäuser wie NggAsin an liOuvrs und ^.u bon
inarokö in Paris, wie der frühere Kaiserbazar und Wertheim in
Berlin, den kleinern Handel- und Gewerbetreibenden unberechenbaren Schaden
zufügen. Selten kommt es vor, daß die Kaufleute in der nächsten Nähe solcher
Bazare sich zu halten vermögen, sie sind über kurz oder lang zur Anmeldung
des Konkurses gezwungen, und bei den guten Verkehrsverbinduugen in den
großen Städten, bei der Leichtigkeit des Warenversandes durch Post und
Eisenbahn macht sich die erdrückende Konkurrenz der großen Warenhäuser nicht
nur in ihrer Nachbarschaft, sondern im ganzen Lande auf die empfindlichste
Weise geltend, und man kann es nur berechtigt finden, wenn die Kaufmanns¬
welt die Regierung zum Schutze ihrer bedrohten Existenz anruft und die Regie¬
rung zunächst durch kommunale Besteuerung, und wenn das nichts nützen sollte,
durch staatliche Maßnahmen die ärgsten der durch die Warenhäuser geschaffnen
Mißstände beseitigen zu helfen gewillt ist. Ob das gelingen wird heute, wo in
Handel und Industrie, im Geld- und Verkehrswesen alles auf den Großbetrieb
hindrängt, ist eine Sache für sich. Die großen Bazare sind der Aufgabe des
Kaufmannsgeschüfts, die Waren dem laufenden Publikum so gut und so preis¬
wert wie möglich zu verschaffen, im großen und ganzen eigentlich gerecht ge¬
worden. Es kommt aber auch nicht darauf an, eine natürliche Bewegung
künstlich zurückzudrängen, sondern nur darauf, während der Übergangszeit die
schwächern und nicht ganz so leistungsfähigen Existenzen im Kampf ums Dasein
zu schützen. Sollte das auch nur während einer Reihe von Jahren erreicht
werden, so ist damit alles erreicht, was erreicht werden konnte. Die durch
die Warenhäuser gefährdeten Kreise der Bevölkerung haben Zeit gefunden, sich
den neuen Verhältnissen anzupassen.


Die Schade» des Aleinhandels

Sozialisten gehört, auf Revanche zu hoffen, werden deren Nachbarn im Interesse
der Kultur gut thun, beim alten, bewährten System der Landesverteidigung zu
bleiben und es stetig auszubauen und zu stärken, trotz aller Angriffe von links
und rechts.




Die Schäden des Kleinhandels
Lrnst Kirchberg von

s läßt sich nicht hinwegleugnen, daß die riesigen Bazare oder
Warenhäuser in den großen Städten, in denen man Waren
der verschiedensten Art zu ungemein niedrigen Preisen zu kaufen
bekommt, Geschäftshäuser wie NggAsin an liOuvrs und ^.u bon
inarokö in Paris, wie der frühere Kaiserbazar und Wertheim in
Berlin, den kleinern Handel- und Gewerbetreibenden unberechenbaren Schaden
zufügen. Selten kommt es vor, daß die Kaufleute in der nächsten Nähe solcher
Bazare sich zu halten vermögen, sie sind über kurz oder lang zur Anmeldung
des Konkurses gezwungen, und bei den guten Verkehrsverbinduugen in den
großen Städten, bei der Leichtigkeit des Warenversandes durch Post und
Eisenbahn macht sich die erdrückende Konkurrenz der großen Warenhäuser nicht
nur in ihrer Nachbarschaft, sondern im ganzen Lande auf die empfindlichste
Weise geltend, und man kann es nur berechtigt finden, wenn die Kaufmanns¬
welt die Regierung zum Schutze ihrer bedrohten Existenz anruft und die Regie¬
rung zunächst durch kommunale Besteuerung, und wenn das nichts nützen sollte,
durch staatliche Maßnahmen die ärgsten der durch die Warenhäuser geschaffnen
Mißstände beseitigen zu helfen gewillt ist. Ob das gelingen wird heute, wo in
Handel und Industrie, im Geld- und Verkehrswesen alles auf den Großbetrieb
hindrängt, ist eine Sache für sich. Die großen Bazare sind der Aufgabe des
Kaufmannsgeschüfts, die Waren dem laufenden Publikum so gut und so preis¬
wert wie möglich zu verschaffen, im großen und ganzen eigentlich gerecht ge¬
worden. Es kommt aber auch nicht darauf an, eine natürliche Bewegung
künstlich zurückzudrängen, sondern nur darauf, während der Übergangszeit die
schwächern und nicht ganz so leistungsfähigen Existenzen im Kampf ums Dasein
zu schützen. Sollte das auch nur während einer Reihe von Jahren erreicht
werden, so ist damit alles erreicht, was erreicht werden konnte. Die durch
die Warenhäuser gefährdeten Kreise der Bevölkerung haben Zeit gefunden, sich
den neuen Verhältnissen anzupassen.


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[0194] Die Schade» des Aleinhandels Sozialisten gehört, auf Revanche zu hoffen, werden deren Nachbarn im Interesse der Kultur gut thun, beim alten, bewährten System der Landesverteidigung zu bleiben und es stetig auszubauen und zu stärken, trotz aller Angriffe von links und rechts. Die Schäden des Kleinhandels Lrnst Kirchberg von s läßt sich nicht hinwegleugnen, daß die riesigen Bazare oder Warenhäuser in den großen Städten, in denen man Waren der verschiedensten Art zu ungemein niedrigen Preisen zu kaufen bekommt, Geschäftshäuser wie NggAsin an liOuvrs und ^.u bon inarokö in Paris, wie der frühere Kaiserbazar und Wertheim in Berlin, den kleinern Handel- und Gewerbetreibenden unberechenbaren Schaden zufügen. Selten kommt es vor, daß die Kaufleute in der nächsten Nähe solcher Bazare sich zu halten vermögen, sie sind über kurz oder lang zur Anmeldung des Konkurses gezwungen, und bei den guten Verkehrsverbinduugen in den großen Städten, bei der Leichtigkeit des Warenversandes durch Post und Eisenbahn macht sich die erdrückende Konkurrenz der großen Warenhäuser nicht nur in ihrer Nachbarschaft, sondern im ganzen Lande auf die empfindlichste Weise geltend, und man kann es nur berechtigt finden, wenn die Kaufmanns¬ welt die Regierung zum Schutze ihrer bedrohten Existenz anruft und die Regie¬ rung zunächst durch kommunale Besteuerung, und wenn das nichts nützen sollte, durch staatliche Maßnahmen die ärgsten der durch die Warenhäuser geschaffnen Mißstände beseitigen zu helfen gewillt ist. Ob das gelingen wird heute, wo in Handel und Industrie, im Geld- und Verkehrswesen alles auf den Großbetrieb hindrängt, ist eine Sache für sich. Die großen Bazare sind der Aufgabe des Kaufmannsgeschüfts, die Waren dem laufenden Publikum so gut und so preis¬ wert wie möglich zu verschaffen, im großen und ganzen eigentlich gerecht ge¬ worden. Es kommt aber auch nicht darauf an, eine natürliche Bewegung künstlich zurückzudrängen, sondern nur darauf, während der Übergangszeit die schwächern und nicht ganz so leistungsfähigen Existenzen im Kampf ums Dasein zu schützen. Sollte das auch nur während einer Reihe von Jahren erreicht werden, so ist damit alles erreicht, was erreicht werden konnte. Die durch die Warenhäuser gefährdeten Kreise der Bevölkerung haben Zeit gefunden, sich den neuen Verhältnissen anzupassen.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341869_229685/194>, abgerufen am 23.07.2024.