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Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Viertes Vierteljahr.

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Bilder aus dem vlämischen Bauernkrieg (^?93)

Reichszeitung hat diese Gehässigkeiten sofort nachgedruckt, dasselbe Blatt, das
früher, vor der nunmehr von wenigen geführten Hetze, über die verfehmte
Broschüre unter anderm folgendes geschrieben hat: "Es ist eine harte Straf¬
predigt, die uns der Verfasser hüte, aber es wäre thöricht, ihm das übel zu
nehmen: denn er hat vollständig recht."

Und damit seis genug. Veremundus, ein "überzeugungstreuer Katholik,"
wie auch Pater Gietmann ausdrücklich betont, hat, von den besten Absichten
geleitet, sein kleines Buch geschrieben, daran ist nicht zu zweifeln. Es wird
Sache der frischern Elemente des Katholizismus sein, die dort angeregten
Fragen in vornehmer und sachlicher Form weiter zu erörtern.




Bilder aus dem vlämischen Bauernkrieg (^?98)
v Tory Kellen on (Schluß)

as Blut der gefallnen Rebellen schrie um Rache. Die Bauern waren
entschlossen, bis muss äußerste zu kämpfen, um das Vaterland zu
befreien. Und es muß gesagt werden, ihnen allein gebührt der
Ruhm dieses Kampfes, denn die Städte verhielten sich passiv.
Hätten diese ihre Mitwirkung nicht versagt, so hätte der Krieg
------jedenfalls einen andern Ausgang genommen. Nur die Bewohner von
Löwen, die über die Unterdrückung ihrer Universität erbittert waren, schienen eine
Ausnahme machen zu wollen, aber die Verwaltung ließ rechtzeitig Vorkehrung
treffen, um das Eindringen der Bauern in die Stadt zu verhindern. Am 25. Ok¬
tober zog ein förmliches Bauernheer gegen Löwen. Die Vorhut allein war drei¬
tausend Mann stark. Die Bauern hatten genng Flinten und Pulver, aber es fehlte
ihnen an Kugeln. Durch eine" Kesselschmied ließen sie sich Kugeln gießen, und
uun ging es gegen Löwen. I^evou alö booron! I/vom as ^onggos! Vor den
Thoren der Stadt kam es zu einem Kampfe, der jedoch unentschieden blieb, da sich
beide Parteien nach einigen Verlusten zurückzogen. Nachdem die Republikaner Ver¬
stärkungen erhalten hatten, marschierten die Bauern nach Diest und Aerschot zurück.
Hunderte von Bauern fielen noch bei den verschiednen Zusammenstößen im Um¬
bauter Lande, in der Wallonie und im Hennegau. Die Dörfer wurden von den
Republikanern in Brand gesteckt, und viele Menschen kamen darin um. Aber auch
die Franzosen mußten, wie es in einem zeitgenössischen Berichte heißt, Aroots kein're"
mit ihren Toten füllen.

In Paris wurde das Direktorium ungeduldig. All die Siege, die die Re¬
publikaner über die Bauern errungen hatten, vermachten den Aufstand nicht nieder¬
zuwerfen. Man sandte deshalb nach Brüssel den Befehl, die Streitkräfte zusammen
Zu ziehen und mit großen Massen vorzugehen. Aus dem Norden Frankreichs, aus


Bilder aus dem vlämischen Bauernkrieg (^?93)

Reichszeitung hat diese Gehässigkeiten sofort nachgedruckt, dasselbe Blatt, das
früher, vor der nunmehr von wenigen geführten Hetze, über die verfehmte
Broschüre unter anderm folgendes geschrieben hat: „Es ist eine harte Straf¬
predigt, die uns der Verfasser hüte, aber es wäre thöricht, ihm das übel zu
nehmen: denn er hat vollständig recht."

Und damit seis genug. Veremundus, ein „überzeugungstreuer Katholik,"
wie auch Pater Gietmann ausdrücklich betont, hat, von den besten Absichten
geleitet, sein kleines Buch geschrieben, daran ist nicht zu zweifeln. Es wird
Sache der frischern Elemente des Katholizismus sein, die dort angeregten
Fragen in vornehmer und sachlicher Form weiter zu erörtern.




Bilder aus dem vlämischen Bauernkrieg (^?98)
v Tory Kellen on (Schluß)

as Blut der gefallnen Rebellen schrie um Rache. Die Bauern waren
entschlossen, bis muss äußerste zu kämpfen, um das Vaterland zu
befreien. Und es muß gesagt werden, ihnen allein gebührt der
Ruhm dieses Kampfes, denn die Städte verhielten sich passiv.
Hätten diese ihre Mitwirkung nicht versagt, so hätte der Krieg
-—---jedenfalls einen andern Ausgang genommen. Nur die Bewohner von
Löwen, die über die Unterdrückung ihrer Universität erbittert waren, schienen eine
Ausnahme machen zu wollen, aber die Verwaltung ließ rechtzeitig Vorkehrung
treffen, um das Eindringen der Bauern in die Stadt zu verhindern. Am 25. Ok¬
tober zog ein förmliches Bauernheer gegen Löwen. Die Vorhut allein war drei¬
tausend Mann stark. Die Bauern hatten genng Flinten und Pulver, aber es fehlte
ihnen an Kugeln. Durch eine» Kesselschmied ließen sie sich Kugeln gießen, und
uun ging es gegen Löwen. I^evou alö booron! I/vom as ^onggos! Vor den
Thoren der Stadt kam es zu einem Kampfe, der jedoch unentschieden blieb, da sich
beide Parteien nach einigen Verlusten zurückzogen. Nachdem die Republikaner Ver¬
stärkungen erhalten hatten, marschierten die Bauern nach Diest und Aerschot zurück.
Hunderte von Bauern fielen noch bei den verschiednen Zusammenstößen im Um¬
bauter Lande, in der Wallonie und im Hennegau. Die Dörfer wurden von den
Republikanern in Brand gesteckt, und viele Menschen kamen darin um. Aber auch
die Franzosen mußten, wie es in einem zeitgenössischen Berichte heißt, Aroots kein're»
mit ihren Toten füllen.

In Paris wurde das Direktorium ungeduldig. All die Siege, die die Re¬
publikaner über die Bauern errungen hatten, vermachten den Aufstand nicht nieder¬
zuwerfen. Man sandte deshalb nach Brüssel den Befehl, die Streitkräfte zusammen
Zu ziehen und mit großen Massen vorzugehen. Aus dem Norden Frankreichs, aus


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[0426] Bilder aus dem vlämischen Bauernkrieg (^?93) Reichszeitung hat diese Gehässigkeiten sofort nachgedruckt, dasselbe Blatt, das früher, vor der nunmehr von wenigen geführten Hetze, über die verfehmte Broschüre unter anderm folgendes geschrieben hat: „Es ist eine harte Straf¬ predigt, die uns der Verfasser hüte, aber es wäre thöricht, ihm das übel zu nehmen: denn er hat vollständig recht." Und damit seis genug. Veremundus, ein „überzeugungstreuer Katholik," wie auch Pater Gietmann ausdrücklich betont, hat, von den besten Absichten geleitet, sein kleines Buch geschrieben, daran ist nicht zu zweifeln. Es wird Sache der frischern Elemente des Katholizismus sein, die dort angeregten Fragen in vornehmer und sachlicher Form weiter zu erörtern. Bilder aus dem vlämischen Bauernkrieg (^?98) v Tory Kellen on (Schluß) as Blut der gefallnen Rebellen schrie um Rache. Die Bauern waren entschlossen, bis muss äußerste zu kämpfen, um das Vaterland zu befreien. Und es muß gesagt werden, ihnen allein gebührt der Ruhm dieses Kampfes, denn die Städte verhielten sich passiv. Hätten diese ihre Mitwirkung nicht versagt, so hätte der Krieg -—---jedenfalls einen andern Ausgang genommen. Nur die Bewohner von Löwen, die über die Unterdrückung ihrer Universität erbittert waren, schienen eine Ausnahme machen zu wollen, aber die Verwaltung ließ rechtzeitig Vorkehrung treffen, um das Eindringen der Bauern in die Stadt zu verhindern. Am 25. Ok¬ tober zog ein förmliches Bauernheer gegen Löwen. Die Vorhut allein war drei¬ tausend Mann stark. Die Bauern hatten genng Flinten und Pulver, aber es fehlte ihnen an Kugeln. Durch eine» Kesselschmied ließen sie sich Kugeln gießen, und uun ging es gegen Löwen. I^evou alö booron! I/vom as ^onggos! Vor den Thoren der Stadt kam es zu einem Kampfe, der jedoch unentschieden blieb, da sich beide Parteien nach einigen Verlusten zurückzogen. Nachdem die Republikaner Ver¬ stärkungen erhalten hatten, marschierten die Bauern nach Diest und Aerschot zurück. Hunderte von Bauern fielen noch bei den verschiednen Zusammenstößen im Um¬ bauter Lande, in der Wallonie und im Hennegau. Die Dörfer wurden von den Republikanern in Brand gesteckt, und viele Menschen kamen darin um. Aber auch die Franzosen mußten, wie es in einem zeitgenössischen Berichte heißt, Aroots kein're» mit ihren Toten füllen. In Paris wurde das Direktorium ungeduldig. All die Siege, die die Re¬ publikaner über die Bauern errungen hatten, vermachten den Aufstand nicht nieder¬ zuwerfen. Man sandte deshalb nach Brüssel den Befehl, die Streitkräfte zusammen Zu ziehen und mit großen Massen vorzugehen. Aus dem Norden Frankreichs, aus

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341867_228947/426>, abgerufen am 24.07.2024.