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Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Viertes Vierteljahr.

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Neue Aunstlitteratur

in das niedere Seminar Schönthal eintrat, um sich auf das Studium der
Theologie vorzubereiten, das er aus eigner Herzensneigung und nach dem
Wunsche der Eltern ergriff. Im Jahre 1864 kam er in das theologische
Seminar in Tübingen und studirte dort vier Jahre. Nach Schluß des
Studiums war er drei Jahre Vikar, zuerst in Eningen, dann in Ulm, worauf
er als Repetent ans theologische Seminar nach Tübingen zurückkehrte. Eine
wissenschaftliche Reise führte ihn sodann nach Südrußland, wo zu jener Zeit
sein älterer Bruder Hermann eine Pfarrstelle bekleidete. Im Jahre 1873
wurde Paul Lang Diakonus in Leonberg; hier verheiratete er sich mit Scina,
geborner Mücken. Von 1878 bis 1881 wirkte er als Pfarrer in Maulbronn,
dann als zweiter Stadtpfarrer in Ludwigsburg und seit 1889 als Dekan in
Urach, wo er am 19. Mürz d. I. nach kurzer Krankheit, noch nicht 52 Jahre
alt, starb.

So einfach dieses Leben auch verlief, und so kurz es auch war, so hat
doch seine litterarische Thätigkeit reiche Früchte erzeugt. In Würtemberg haben
Paul Längs Dichtungen schon längst Beifall gefunden. Vielleicht tragen diese
Zeilen dazu bei, sie auch im übrigen Deutschland bekannter zu machen.




Neue Kunstlitteratur

warzig Jahre sind allmählich verflossen, seit in Deutschland die so¬
genannte moderne Richtung der Malerei mit einer für jedermann
wahrnehmbaren Deutlichkeit einsetzte. Heute läßt sich mit zwei Worten
angeben, um welchem Punkte die Bewegung hält! in der eigentlichen,
hohen Malerei sind die eigentümlichen Leistungen, die man erwartet
hatte, ausgeblieben, und man wartet nicht mehr darauf; dagegen hat
sich als selbständige Gattung eine neue dekorative Kunst von der Bewegung los¬
gelöst, und sie verspricht sich eine Zukunft mit derselben Zuversicht, mit der vordem
die eigentliche Malerei die Zukunft für sich in Anspruch nahm. Diese "angewandte"
Kunst wird wahrscheinlich demnächst für einige Zeit ganz im Mittelpunkte des
künstlerischen Interesses flehen, während man von der eigentlichen Malerei der
Modernen jedenfalls am längsten geredet hat. Freilicht und Naturnnschauuug sind
keine Ziele der Kunst, sondern nur Mittel, nicht einmal neue, denn man hat sie
"und in frühern Zeiten gekannt und angewandt. Dadurch, daß man sie einseitig
übertreibt, läßt sich keine neue Richtung begründen; Studien und Naturausschnitte,
die nichts weiter zeigen als das, sind noch keine Bilder. Die Kunst kann nur nach
wirklichen, fertigen Leistungen bemessen werden. Das ungefähr hielt mau von der
entgegengesetzten Seite her den Modernen entgegen, solange sie noch im Aufsteigen
begriffen waren, und was unter Leistungen zu verstehen wäre, konnte man sich etwa


Neue Aunstlitteratur

in das niedere Seminar Schönthal eintrat, um sich auf das Studium der
Theologie vorzubereiten, das er aus eigner Herzensneigung und nach dem
Wunsche der Eltern ergriff. Im Jahre 1864 kam er in das theologische
Seminar in Tübingen und studirte dort vier Jahre. Nach Schluß des
Studiums war er drei Jahre Vikar, zuerst in Eningen, dann in Ulm, worauf
er als Repetent ans theologische Seminar nach Tübingen zurückkehrte. Eine
wissenschaftliche Reise führte ihn sodann nach Südrußland, wo zu jener Zeit
sein älterer Bruder Hermann eine Pfarrstelle bekleidete. Im Jahre 1873
wurde Paul Lang Diakonus in Leonberg; hier verheiratete er sich mit Scina,
geborner Mücken. Von 1878 bis 1881 wirkte er als Pfarrer in Maulbronn,
dann als zweiter Stadtpfarrer in Ludwigsburg und seit 1889 als Dekan in
Urach, wo er am 19. Mürz d. I. nach kurzer Krankheit, noch nicht 52 Jahre
alt, starb.

So einfach dieses Leben auch verlief, und so kurz es auch war, so hat
doch seine litterarische Thätigkeit reiche Früchte erzeugt. In Würtemberg haben
Paul Längs Dichtungen schon längst Beifall gefunden. Vielleicht tragen diese
Zeilen dazu bei, sie auch im übrigen Deutschland bekannter zu machen.




Neue Kunstlitteratur

warzig Jahre sind allmählich verflossen, seit in Deutschland die so¬
genannte moderne Richtung der Malerei mit einer für jedermann
wahrnehmbaren Deutlichkeit einsetzte. Heute läßt sich mit zwei Worten
angeben, um welchem Punkte die Bewegung hält! in der eigentlichen,
hohen Malerei sind die eigentümlichen Leistungen, die man erwartet
hatte, ausgeblieben, und man wartet nicht mehr darauf; dagegen hat
sich als selbständige Gattung eine neue dekorative Kunst von der Bewegung los¬
gelöst, und sie verspricht sich eine Zukunft mit derselben Zuversicht, mit der vordem
die eigentliche Malerei die Zukunft für sich in Anspruch nahm. Diese „angewandte"
Kunst wird wahrscheinlich demnächst für einige Zeit ganz im Mittelpunkte des
künstlerischen Interesses flehen, während man von der eigentlichen Malerei der
Modernen jedenfalls am längsten geredet hat. Freilicht und Naturnnschauuug sind
keine Ziele der Kunst, sondern nur Mittel, nicht einmal neue, denn man hat sie
"und in frühern Zeiten gekannt und angewandt. Dadurch, daß man sie einseitig
übertreibt, läßt sich keine neue Richtung begründen; Studien und Naturausschnitte,
die nichts weiter zeigen als das, sind noch keine Bilder. Die Kunst kann nur nach
wirklichen, fertigen Leistungen bemessen werden. Das ungefähr hielt mau von der
entgegengesetzten Seite her den Modernen entgegen, solange sie noch im Aufsteigen
begriffen waren, und was unter Leistungen zu verstehen wäre, konnte man sich etwa


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[0368] Neue Aunstlitteratur in das niedere Seminar Schönthal eintrat, um sich auf das Studium der Theologie vorzubereiten, das er aus eigner Herzensneigung und nach dem Wunsche der Eltern ergriff. Im Jahre 1864 kam er in das theologische Seminar in Tübingen und studirte dort vier Jahre. Nach Schluß des Studiums war er drei Jahre Vikar, zuerst in Eningen, dann in Ulm, worauf er als Repetent ans theologische Seminar nach Tübingen zurückkehrte. Eine wissenschaftliche Reise führte ihn sodann nach Südrußland, wo zu jener Zeit sein älterer Bruder Hermann eine Pfarrstelle bekleidete. Im Jahre 1873 wurde Paul Lang Diakonus in Leonberg; hier verheiratete er sich mit Scina, geborner Mücken. Von 1878 bis 1881 wirkte er als Pfarrer in Maulbronn, dann als zweiter Stadtpfarrer in Ludwigsburg und seit 1889 als Dekan in Urach, wo er am 19. Mürz d. I. nach kurzer Krankheit, noch nicht 52 Jahre alt, starb. So einfach dieses Leben auch verlief, und so kurz es auch war, so hat doch seine litterarische Thätigkeit reiche Früchte erzeugt. In Würtemberg haben Paul Längs Dichtungen schon längst Beifall gefunden. Vielleicht tragen diese Zeilen dazu bei, sie auch im übrigen Deutschland bekannter zu machen. Neue Kunstlitteratur warzig Jahre sind allmählich verflossen, seit in Deutschland die so¬ genannte moderne Richtung der Malerei mit einer für jedermann wahrnehmbaren Deutlichkeit einsetzte. Heute läßt sich mit zwei Worten angeben, um welchem Punkte die Bewegung hält! in der eigentlichen, hohen Malerei sind die eigentümlichen Leistungen, die man erwartet hatte, ausgeblieben, und man wartet nicht mehr darauf; dagegen hat sich als selbständige Gattung eine neue dekorative Kunst von der Bewegung los¬ gelöst, und sie verspricht sich eine Zukunft mit derselben Zuversicht, mit der vordem die eigentliche Malerei die Zukunft für sich in Anspruch nahm. Diese „angewandte" Kunst wird wahrscheinlich demnächst für einige Zeit ganz im Mittelpunkte des künstlerischen Interesses flehen, während man von der eigentlichen Malerei der Modernen jedenfalls am längsten geredet hat. Freilicht und Naturnnschauuug sind keine Ziele der Kunst, sondern nur Mittel, nicht einmal neue, denn man hat sie "und in frühern Zeiten gekannt und angewandt. Dadurch, daß man sie einseitig übertreibt, läßt sich keine neue Richtung begründen; Studien und Naturausschnitte, die nichts weiter zeigen als das, sind noch keine Bilder. Die Kunst kann nur nach wirklichen, fertigen Leistungen bemessen werden. Das ungefähr hielt mau von der entgegengesetzten Seite her den Modernen entgegen, solange sie noch im Aufsteigen begriffen waren, und was unter Leistungen zu verstehen wäre, konnte man sich etwa

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341867_228947/368>, abgerufen am 12.12.2024.