Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Viertes Vierteljahr.Paul Lang als Erzähler V Rudolf Aßmus on o Verging der Sonntag leis und sachte, wie die Blüte, wenn sie Selbstverständlich dürften wir nichts aus diesem Bilde schließen, wenn es, Paul Lang als Erzähler V Rudolf Aßmus on o Verging der Sonntag leis und sachte, wie die Blüte, wenn sie Selbstverständlich dürften wir nichts aus diesem Bilde schließen, wenn es, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0363" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/229312"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341867_228947/figures/grenzboten_341867_228947_229312_000.jpg"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Paul Lang als Erzähler<lb/> V<note type="byline"> Rudolf Aßmus</note> on </head><lb/> <p xml:id="ID_978"> o Verging der Sonntag leis und sachte, wie die Blüte, wenn sie<lb/> vom Baum ins hohe Gras sinkt. — Es wäre allzukühn, dieses<lb/> zarte Bild auf das Leben und den Tod des stattlichen Mannes<lb/> zu beziehen, dessen Feder es entflossen ist. Wohl aber dürfen<lb/> wir damit die stille, keusche Muse des entschlafnen liebenswürdigen<lb/> Erzählers einführen. Denn es ist uns darum zu thun, ohne weiteres ein<lb/> Zeugnis für die dichterische Ader Paul Längs zu gewinnen. Der Mann, der<lb/> das zarte Weben der Schöpfung so fein erfassen konnte, muß wenigstens ein<lb/> Künstlerauge gehabt haben; und wer ihn im Leben gekannt hat, der weiß wohl<lb/> auch, daß sein Blick viel von dem eines beobachtenden Malers hatte, zugleich<lb/> aber auch sofort die Tiefe einer starken und reichen Phantasie zu erkennen gab.</p><lb/> <p xml:id="ID_979" next="#ID_980"> Selbstverständlich dürften wir nichts aus diesem Bilde schließen, wenn es,<lb/> was nicht der Fall ist, vereinzelt dastünde. Auch darf man nicht daraus ent¬<lb/> nehmen, daß sich Paul Lang etwa zum süßlichen geneigt habe. Er zeigt im<lb/> Gegenteil bei der Verwendung solches poetischen Schmucks überall, daß er das<lb/> Kraftvolle so glücklich zu fassen weiß wie das Zarte, das Launige so sicher<lb/> wie das Tiefernste. „Wenn der Wind, der den Wald durchbraust, sich schon<lb/> zu legen beginnt, wirft er die halbwüchsigen schlanken Stämme immer noch<lb/> stark hin und her." So zeichnet er die Nachgärung der französischen Revo¬<lb/> lution in den jungen deutschen Köpfen um das Jahr 1800. Solche gelungner<lb/> Bilder verraten schon, daß man Paul Lang den guten Naturdarstellern unter<lb/> den Dichtern wird zugesellen können. Gewitterschilderungen z. B., wie die in<lb/> seinem Bildhauer von Kos, suchen wohl ihresgleichen; man empfindet beim<lb/> Lesen die Gewitterstimmung geradezu auf der Haut. Meisterhaft werden von<lb/> ihm die Naturvorgänge in die Handlung verflochten. Daß ihm in dieser<lb/> Richtung auch die Lösung der schwierigsten Aufgaben gelingt, dafür liefert den<lb/> Beweis die Stelle in der Erzählung „Im Nonnenämtlein," wo er die nach<lb/> rückwärts wie nach vorwärts groß angelegte Spannung durch die ungezwungne<lb/> Einflechtung einer ?ata morZWÄ geheimnisvoll steigert. Dieselbe Meisterschaft<lb/> zeigt Paul Lang in der Schilderung der Landschaft. Er läßt sie gewandt mit</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0363]
[Abbildung]
Paul Lang als Erzähler
V Rudolf Aßmus on
o Verging der Sonntag leis und sachte, wie die Blüte, wenn sie
vom Baum ins hohe Gras sinkt. — Es wäre allzukühn, dieses
zarte Bild auf das Leben und den Tod des stattlichen Mannes
zu beziehen, dessen Feder es entflossen ist. Wohl aber dürfen
wir damit die stille, keusche Muse des entschlafnen liebenswürdigen
Erzählers einführen. Denn es ist uns darum zu thun, ohne weiteres ein
Zeugnis für die dichterische Ader Paul Längs zu gewinnen. Der Mann, der
das zarte Weben der Schöpfung so fein erfassen konnte, muß wenigstens ein
Künstlerauge gehabt haben; und wer ihn im Leben gekannt hat, der weiß wohl
auch, daß sein Blick viel von dem eines beobachtenden Malers hatte, zugleich
aber auch sofort die Tiefe einer starken und reichen Phantasie zu erkennen gab.
Selbstverständlich dürften wir nichts aus diesem Bilde schließen, wenn es,
was nicht der Fall ist, vereinzelt dastünde. Auch darf man nicht daraus ent¬
nehmen, daß sich Paul Lang etwa zum süßlichen geneigt habe. Er zeigt im
Gegenteil bei der Verwendung solches poetischen Schmucks überall, daß er das
Kraftvolle so glücklich zu fassen weiß wie das Zarte, das Launige so sicher
wie das Tiefernste. „Wenn der Wind, der den Wald durchbraust, sich schon
zu legen beginnt, wirft er die halbwüchsigen schlanken Stämme immer noch
stark hin und her." So zeichnet er die Nachgärung der französischen Revo¬
lution in den jungen deutschen Köpfen um das Jahr 1800. Solche gelungner
Bilder verraten schon, daß man Paul Lang den guten Naturdarstellern unter
den Dichtern wird zugesellen können. Gewitterschilderungen z. B., wie die in
seinem Bildhauer von Kos, suchen wohl ihresgleichen; man empfindet beim
Lesen die Gewitterstimmung geradezu auf der Haut. Meisterhaft werden von
ihm die Naturvorgänge in die Handlung verflochten. Daß ihm in dieser
Richtung auch die Lösung der schwierigsten Aufgaben gelingt, dafür liefert den
Beweis die Stelle in der Erzählung „Im Nonnenämtlein," wo er die nach
rückwärts wie nach vorwärts groß angelegte Spannung durch die ungezwungne
Einflechtung einer ?ata morZWÄ geheimnisvoll steigert. Dieselbe Meisterschaft
zeigt Paul Lang in der Schilderung der Landschaft. Er läßt sie gewandt mit
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