Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Viertes Vierteljahr.Die deutsche historische Landschaft genutzt werden, aber es ist immer mit ihm zu rechnen. Auch darum sollte man Die deutsche historische Landschaft Friedrich Ratzel von uf deutschem Boden ist aus Sümpfen und dichten Wäldern eine Die deutsche historische Landschaft genutzt werden, aber es ist immer mit ihm zu rechnen. Auch darum sollte man Die deutsche historische Landschaft Friedrich Ratzel von uf deutschem Boden ist aus Sümpfen und dichten Wäldern eine <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0262" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/229211"/> <fw type="header" place="top"> Die deutsche historische Landschaft</fw><lb/> <p xml:id="ID_721" prev="#ID_720"> genutzt werden, aber es ist immer mit ihm zu rechnen. Auch darum sollte man<lb/> sich davor hüten, das Zentrum schroff zu behandeln, weil zwar auch bei ihm<lb/> Gewählte und Wähler, Führer und Geführte nicht eins sind, aber das Band<lb/> zwischen ihnen besonders eng ist, und weil die Wählerschaft des Zentrums,<lb/> im ganzen genommen, zum Kern der Bevölkerung Deutschlands gehört. Mit<lb/> dem Zentrum als Partei fertig zu werden, es dauernd zu überwinden, ist nur<lb/> durch die Verbindung von Eifer und Ausdauer mit echter Staatsgesinnung<lb/> möglich. Derselbe Eifer und dieselbe Ausdauer sind erforderlich, von denen sich<lb/> die Anhänger des Zentrums beseelt zeigen, jetzt schon seit siebenundzwanzig<lb/> Jahren, und als Staatsgesinnung die des Fürsten Bismarck, der die Einseitig¬<lb/> keiten der altpreußischen überwunden, ihren Kern erweitert und veredelt hat.<lb/> Wir sogenannten Gebildeten verehren die Wahrheit nur als ruhende Größe:<lb/> sie bedarf der Streiter, um zu siegen.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> <div n="1"> <head> Die deutsche historische Landschaft<lb/><note type="byline"> Friedrich Ratzel</note> von </head><lb/> <p xml:id="ID_722" next="#ID_723"> uf deutschem Boden ist aus Sümpfen und dichten Wäldern eine<lb/> Kulturlandschaft herausgewachsen, die voll ist von den Zeichen<lb/> der Arbeit, die ein Volk in seinen Boden hineinrodet, hineingräbt<lb/> und hiueinpflanzt, und womit es sich diesem Boden immer enger<lb/> verbindet. Wir sehen unendlich viele kleine, einander ähnliche<lb/> Wirkungen der in unendlich vielen kleinen Bezirken mit ähnlichen Mitteln<lb/> wirkenden Kraft eines arbeitenden und fortschreitenden Volkes. Das Land,<lb/> das sich einst einförmig hinstreckte, ist in eine Menge von Stücken zerteilt<lb/> worden, die alle im Verhältnis zum Ganzen sehr klein sind. In ihnen zeigen<lb/> die scharfen Furchen der Äcker, die schnurgeraden Gräben der Bewässerungs¬<lb/> anlagen und selbst die reinlichen Umrisse der Strohschober die Sorgfalt einer<lb/> emsigen Arbeit von langer Tradition und Übung, die sich das ganze Land<lb/> vom Rhein bis zur Weichsel unterworfen hat. Gerade diese Gleichmäßigkeit<lb/> ist bezeichnend. Es giebt auch in Deutschland Flächen ohne Kultur, aber nur<lb/> wo der Anbau vollkommen unlohnend ist. Wir haben keine Campagna und<lb/> keine Despoblados. Die Dünen werden bepflanzt, und die Moore mit Wegen<lb/> und Gräben durchzogen. Auch sind nirgends Weizenacker in Jagdgehege oder<lb/> Schaftriften verwandelt, wie in England und Schottland. Das Viertel des<lb/> deutschen Bodens, das noch mit Wald bedeckt ist, der eingeengte, zusammen-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0262]
Die deutsche historische Landschaft
genutzt werden, aber es ist immer mit ihm zu rechnen. Auch darum sollte man
sich davor hüten, das Zentrum schroff zu behandeln, weil zwar auch bei ihm
Gewählte und Wähler, Führer und Geführte nicht eins sind, aber das Band
zwischen ihnen besonders eng ist, und weil die Wählerschaft des Zentrums,
im ganzen genommen, zum Kern der Bevölkerung Deutschlands gehört. Mit
dem Zentrum als Partei fertig zu werden, es dauernd zu überwinden, ist nur
durch die Verbindung von Eifer und Ausdauer mit echter Staatsgesinnung
möglich. Derselbe Eifer und dieselbe Ausdauer sind erforderlich, von denen sich
die Anhänger des Zentrums beseelt zeigen, jetzt schon seit siebenundzwanzig
Jahren, und als Staatsgesinnung die des Fürsten Bismarck, der die Einseitig¬
keiten der altpreußischen überwunden, ihren Kern erweitert und veredelt hat.
Wir sogenannten Gebildeten verehren die Wahrheit nur als ruhende Größe:
sie bedarf der Streiter, um zu siegen.
Die deutsche historische Landschaft
Friedrich Ratzel von
uf deutschem Boden ist aus Sümpfen und dichten Wäldern eine
Kulturlandschaft herausgewachsen, die voll ist von den Zeichen
der Arbeit, die ein Volk in seinen Boden hineinrodet, hineingräbt
und hiueinpflanzt, und womit es sich diesem Boden immer enger
verbindet. Wir sehen unendlich viele kleine, einander ähnliche
Wirkungen der in unendlich vielen kleinen Bezirken mit ähnlichen Mitteln
wirkenden Kraft eines arbeitenden und fortschreitenden Volkes. Das Land,
das sich einst einförmig hinstreckte, ist in eine Menge von Stücken zerteilt
worden, die alle im Verhältnis zum Ganzen sehr klein sind. In ihnen zeigen
die scharfen Furchen der Äcker, die schnurgeraden Gräben der Bewässerungs¬
anlagen und selbst die reinlichen Umrisse der Strohschober die Sorgfalt einer
emsigen Arbeit von langer Tradition und Übung, die sich das ganze Land
vom Rhein bis zur Weichsel unterworfen hat. Gerade diese Gleichmäßigkeit
ist bezeichnend. Es giebt auch in Deutschland Flächen ohne Kultur, aber nur
wo der Anbau vollkommen unlohnend ist. Wir haben keine Campagna und
keine Despoblados. Die Dünen werden bepflanzt, und die Moore mit Wegen
und Gräben durchzogen. Auch sind nirgends Weizenacker in Jagdgehege oder
Schaftriften verwandelt, wie in England und Schottland. Das Viertel des
deutschen Bodens, das noch mit Wald bedeckt ist, der eingeengte, zusammen-
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