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Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Viertes Vierteljahr.

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manches unverständlich bleiben. So z, B. wird sich dieser zwar nicht wundern,
unter "faktisch" nicht bloß Effekt, sondern auch Konterfei und Offizier zu finden,
dagegen wird er kaum verstehen, wie Kredit, Kommandant und addiren damit
zusammenhängen. Die vorliegende zweite Lieferung reicht bis "hapv." Wenn
es einmal gelingen sollte, die Wurzeln der Ursprache zu ermitteln und die Ver¬
zweigung der Sprößlinge dieser Wurzeln in allen toten und lebenden Sprachen
darzustellen, so würden die Beschauer dieses Stammbaums ein wunderbares Schau¬
spiel genießen, das in dem nicht mehr bloß hypothetischen Stammbaum der Orga¬
nismen seine Ergänzung finden müßte.


Kirchengeschichte Deutschlands. Von or. A. Hauck. Erster Teil. Zweite Auflage. Leipzig,
I. C. Hinrichs, 1898

Einer neuen Empfehlung des schönen Hamelschen Werkes, von dessen erstem
Teile nun seit einiger Zeit schon die zweite Auflage vorliegt, bedarf es eigentlich
nicht mehr. Die staunenswerte Beherrschung des Quellenmaterials wie die geist¬
volle kritische Untersuchung seines Wertes, die Kunst der Verarbeitung großer
Stoffmcissen wie der eindrucksvoller Zeichnung der Charaktere, nicht zum wenigsten
endlich die edle, durchaus klare und schlichte Sprache -- wie alle diese Vorzüge
eines bedeutenden Historikers im reichsten Maße Hauck auszeichnen, ist allgemein
bekannt. Sollen wir an Besondres aus diesem ersten Teile der deutschen Kirchen¬
geschichte erinnern, der die Vorgeschichte behandelt bis zum Tode des Bonifatius,
fo nennen wir die Darstellungen der allgemeinen religiösen und sittlichen Verhält¬
nisse in der gallischen und fränkischen Kirche in der Zeit vom vierten bis zum
sechsten Jahrhundert, wo die Verarbeitung der Quellen zu einem lebendigen Gesamt¬
bild in besondern: Maße Bewunderung erregt; weiter etwa die fesselnden Charakter-
und Lebensbilder der großen Männer des geschilderten Zeitraums: Chlodowechs,
Columbas, Bonifatius. Haucks Urteil über die Bedeutung des Bonifatius be¬
sonders, das sich von der römischen Überschätzung des sogenannten "Apostels der
Deutschen" wie von der auf protestantischer Seite mehrfach zu Tage getretner
Unterschätzung gleich fern hält, darf man wohl für dauernd maßgebend ansehen.

Die neue Ausgabe dieses Bandes, die übrigens auch in zahlreichen neu¬
gestalteten Anmerkungen und einigen Beilagen mit Behandlungen spezieller Fragen
die strengste Sorgfalt der nachprüfenden Hand verrät, hat Hauck der philosophischen
Fakultät der Leipziger Universität gewidmet zum Dank für die ihm verliehne
Ehrendoktorwürde; gewiß nicht ohne Bedeutung, da die Verleihung dieser Würde
wohl besonders dem Verfasser der Kirchengeschichte Deutschlands galt.






Herausgegeben von Johannes Grunow in Leipzig
Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig. -- Druck von Carl Marquart in Leipzig
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manches unverständlich bleiben. So z, B. wird sich dieser zwar nicht wundern,
unter „faktisch" nicht bloß Effekt, sondern auch Konterfei und Offizier zu finden,
dagegen wird er kaum verstehen, wie Kredit, Kommandant und addiren damit
zusammenhängen. Die vorliegende zweite Lieferung reicht bis „hapv." Wenn
es einmal gelingen sollte, die Wurzeln der Ursprache zu ermitteln und die Ver¬
zweigung der Sprößlinge dieser Wurzeln in allen toten und lebenden Sprachen
darzustellen, so würden die Beschauer dieses Stammbaums ein wunderbares Schau¬
spiel genießen, das in dem nicht mehr bloß hypothetischen Stammbaum der Orga¬
nismen seine Ergänzung finden müßte.


Kirchengeschichte Deutschlands. Von or. A. Hauck. Erster Teil. Zweite Auflage. Leipzig,
I. C. Hinrichs, 1898

Einer neuen Empfehlung des schönen Hamelschen Werkes, von dessen erstem
Teile nun seit einiger Zeit schon die zweite Auflage vorliegt, bedarf es eigentlich
nicht mehr. Die staunenswerte Beherrschung des Quellenmaterials wie die geist¬
volle kritische Untersuchung seines Wertes, die Kunst der Verarbeitung großer
Stoffmcissen wie der eindrucksvoller Zeichnung der Charaktere, nicht zum wenigsten
endlich die edle, durchaus klare und schlichte Sprache — wie alle diese Vorzüge
eines bedeutenden Historikers im reichsten Maße Hauck auszeichnen, ist allgemein
bekannt. Sollen wir an Besondres aus diesem ersten Teile der deutschen Kirchen¬
geschichte erinnern, der die Vorgeschichte behandelt bis zum Tode des Bonifatius,
fo nennen wir die Darstellungen der allgemeinen religiösen und sittlichen Verhält¬
nisse in der gallischen und fränkischen Kirche in der Zeit vom vierten bis zum
sechsten Jahrhundert, wo die Verarbeitung der Quellen zu einem lebendigen Gesamt¬
bild in besondern: Maße Bewunderung erregt; weiter etwa die fesselnden Charakter-
und Lebensbilder der großen Männer des geschilderten Zeitraums: Chlodowechs,
Columbas, Bonifatius. Haucks Urteil über die Bedeutung des Bonifatius be¬
sonders, das sich von der römischen Überschätzung des sogenannten „Apostels der
Deutschen" wie von der auf protestantischer Seite mehrfach zu Tage getretner
Unterschätzung gleich fern hält, darf man wohl für dauernd maßgebend ansehen.

Die neue Ausgabe dieses Bandes, die übrigens auch in zahlreichen neu¬
gestalteten Anmerkungen und einigen Beilagen mit Behandlungen spezieller Fragen
die strengste Sorgfalt der nachprüfenden Hand verrät, hat Hauck der philosophischen
Fakultät der Leipziger Universität gewidmet zum Dank für die ihm verliehne
Ehrendoktorwürde; gewiß nicht ohne Bedeutung, da die Verleihung dieser Würde
wohl besonders dem Verfasser der Kirchengeschichte Deutschlands galt.






Herausgegeben von Johannes Grunow in Leipzig
Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig. — Druck von Carl Marquart in Leipzig
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[0235] Litteratur manches unverständlich bleiben. So z, B. wird sich dieser zwar nicht wundern, unter „faktisch" nicht bloß Effekt, sondern auch Konterfei und Offizier zu finden, dagegen wird er kaum verstehen, wie Kredit, Kommandant und addiren damit zusammenhängen. Die vorliegende zweite Lieferung reicht bis „hapv." Wenn es einmal gelingen sollte, die Wurzeln der Ursprache zu ermitteln und die Ver¬ zweigung der Sprößlinge dieser Wurzeln in allen toten und lebenden Sprachen darzustellen, so würden die Beschauer dieses Stammbaums ein wunderbares Schau¬ spiel genießen, das in dem nicht mehr bloß hypothetischen Stammbaum der Orga¬ nismen seine Ergänzung finden müßte. Kirchengeschichte Deutschlands. Von or. A. Hauck. Erster Teil. Zweite Auflage. Leipzig, I. C. Hinrichs, 1898 Einer neuen Empfehlung des schönen Hamelschen Werkes, von dessen erstem Teile nun seit einiger Zeit schon die zweite Auflage vorliegt, bedarf es eigentlich nicht mehr. Die staunenswerte Beherrschung des Quellenmaterials wie die geist¬ volle kritische Untersuchung seines Wertes, die Kunst der Verarbeitung großer Stoffmcissen wie der eindrucksvoller Zeichnung der Charaktere, nicht zum wenigsten endlich die edle, durchaus klare und schlichte Sprache — wie alle diese Vorzüge eines bedeutenden Historikers im reichsten Maße Hauck auszeichnen, ist allgemein bekannt. Sollen wir an Besondres aus diesem ersten Teile der deutschen Kirchen¬ geschichte erinnern, der die Vorgeschichte behandelt bis zum Tode des Bonifatius, fo nennen wir die Darstellungen der allgemeinen religiösen und sittlichen Verhält¬ nisse in der gallischen und fränkischen Kirche in der Zeit vom vierten bis zum sechsten Jahrhundert, wo die Verarbeitung der Quellen zu einem lebendigen Gesamt¬ bild in besondern: Maße Bewunderung erregt; weiter etwa die fesselnden Charakter- und Lebensbilder der großen Männer des geschilderten Zeitraums: Chlodowechs, Columbas, Bonifatius. Haucks Urteil über die Bedeutung des Bonifatius be¬ sonders, das sich von der römischen Überschätzung des sogenannten „Apostels der Deutschen" wie von der auf protestantischer Seite mehrfach zu Tage getretner Unterschätzung gleich fern hält, darf man wohl für dauernd maßgebend ansehen. Die neue Ausgabe dieses Bandes, die übrigens auch in zahlreichen neu¬ gestalteten Anmerkungen und einigen Beilagen mit Behandlungen spezieller Fragen die strengste Sorgfalt der nachprüfenden Hand verrät, hat Hauck der philosophischen Fakultät der Leipziger Universität gewidmet zum Dank für die ihm verliehne Ehrendoktorwürde; gewiß nicht ohne Bedeutung, da die Verleihung dieser Würde wohl besonders dem Verfasser der Kirchengeschichte Deutschlands galt. Herausgegeben von Johannes Grunow in Leipzig Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig. — Druck von Carl Marquart in Leipzig

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341867_228947/235>, abgerufen am 12.12.2024.