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Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Zweites Vierteljahr.

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Litteratur

langt, das; dieselbe Klasse in demselben Jahre in Oberschlesien 930, in Nieder¬
schlesien 905 Mark Jahresverdienst habe, haben wir uns aus den Tabellen zu er¬
mitteln vergebens bemüht.


Die deutsche Flotte von 1848 -- 1852

nach den Akten der Staatsarchive
zu Berlin und Hannover dargestellt von Max Baer (Leipzig, Verlag von S. Hirzel)
ist eins der lehrreichsten Bücher, die man lesen kann. Auf Grund eines reichen,
archivalischen Materials stellt der Verfasser die vergeblichen Versuche dar, eine deutsche
Flotte auszubilden oder auch nur zu erhalten. Die unüberwindliche Abneigung und
das kindische Mißtrauen gegen jede, auch die ehrlichste Bemühung Preußens, zum besten
Deutschlands zu wirken, lähmten jeden Versuch, der Nation eine Flotte zu schaffen
oder zu erhalten. Österreich spielt freilich bei deu verschlungnen Verhandlungen,
die hier ausführlich mitgeteilt werden, insofern eine sonderbare Rolle, als es sich
ebenso standhaft weigerte, für die deutsche Flotte auch nur einen Kreuzer zu be¬
zahlen, wie es bei allen darüber gefaßten Beschlüssen ein entscheidendes Wort mit
sprach; man mag die Behauptung noch so lächerlich finden, seine Kriegsschiffe im
Adriatischen Meere enthoben es der Pflicht, für die Sicherung der Nordsee dnrch
Geldzahlungen für eine dort stationirte Flotte zu sorgen -- die Hauptschuld um
der ganzen Tragödie trägt doch die wütende Eifersucht Hannovers gegen Preußen.
Es klingt daher wie eine versöhnende historische Gerechtigkeit, wenn der Verfasser
am Schlüsse seines Werkes die maßlose Bestürzung erwähnt, mit der man in
Hannover den in aller Stille am 1. Dezember 1853 zwischen Preußen und Olden¬
burg abgeschlossenen Vertrag erfuhr, durch deu Preußen das Terrain für deu Kriegs¬
hafen an der Jahde erwarb.

Schließlich bemerken wir noch, daß eine Reihe bisher nicht veröffentlichter
Depeschen des damaligen Bundestagsgesandter von Bismarck der schönste Schmuck
des Werkes ist.


Das Ideal und das Leben.

Schillers Lehrgedicht, das diesen Titel trägt,
ist ein Versuch, Römer 3 und Galater 3 und 4, die von der Weltgeschichte so
wenig gerechtfertigt zu werden scheinen, mit Hilfe der ästhetischen Weltanschauung
zu rechtfertigen; Schiller kommt dabei dem Kerne des Welträtsels so nahe wie ein
Sterblicher nur irgend kann, vermag aber ebenso wenig wie ein andrer Weiser
hineinzubringen und läßt den Leser mit ungestillter, ja gesteigerter Sehnsucht stehen.
Aber jeder Denkende wird von Zeit zu Zeit immer wieder zu dieser gewaltigen
Dichtung zurückkehren und jene Sehnsucht, die eine heilige Ahnung einschließt, von
neuem in sich entzünden lassen. Deshalb wird vielen el" Büchlein Freude macheu,
das Dr. O. A. Ellisen, der Biograph Friedrich Albert Langes, aus dessen
Nachlaß herausgegeben hat: Einleitung und Kommentar zu Schillers Philo¬
sophischen Gedichten (Bielefeld und Leipzig, Velhagen und Klasiug, 1897);
das Ideal und das Leben nimmt darin den breitesten Raum ein.







Herausgegeben von Johannes Grunow in Leipzig
Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig. -- Druck von Carl Marquart in Leipzig
Litteratur

langt, das; dieselbe Klasse in demselben Jahre in Oberschlesien 930, in Nieder¬
schlesien 905 Mark Jahresverdienst habe, haben wir uns aus den Tabellen zu er¬
mitteln vergebens bemüht.


Die deutsche Flotte von 1848 — 1852

nach den Akten der Staatsarchive
zu Berlin und Hannover dargestellt von Max Baer (Leipzig, Verlag von S. Hirzel)
ist eins der lehrreichsten Bücher, die man lesen kann. Auf Grund eines reichen,
archivalischen Materials stellt der Verfasser die vergeblichen Versuche dar, eine deutsche
Flotte auszubilden oder auch nur zu erhalten. Die unüberwindliche Abneigung und
das kindische Mißtrauen gegen jede, auch die ehrlichste Bemühung Preußens, zum besten
Deutschlands zu wirken, lähmten jeden Versuch, der Nation eine Flotte zu schaffen
oder zu erhalten. Österreich spielt freilich bei deu verschlungnen Verhandlungen,
die hier ausführlich mitgeteilt werden, insofern eine sonderbare Rolle, als es sich
ebenso standhaft weigerte, für die deutsche Flotte auch nur einen Kreuzer zu be¬
zahlen, wie es bei allen darüber gefaßten Beschlüssen ein entscheidendes Wort mit
sprach; man mag die Behauptung noch so lächerlich finden, seine Kriegsschiffe im
Adriatischen Meere enthoben es der Pflicht, für die Sicherung der Nordsee dnrch
Geldzahlungen für eine dort stationirte Flotte zu sorgen — die Hauptschuld um
der ganzen Tragödie trägt doch die wütende Eifersucht Hannovers gegen Preußen.
Es klingt daher wie eine versöhnende historische Gerechtigkeit, wenn der Verfasser
am Schlüsse seines Werkes die maßlose Bestürzung erwähnt, mit der man in
Hannover den in aller Stille am 1. Dezember 1853 zwischen Preußen und Olden¬
burg abgeschlossenen Vertrag erfuhr, durch deu Preußen das Terrain für deu Kriegs¬
hafen an der Jahde erwarb.

Schließlich bemerken wir noch, daß eine Reihe bisher nicht veröffentlichter
Depeschen des damaligen Bundestagsgesandter von Bismarck der schönste Schmuck
des Werkes ist.


Das Ideal und das Leben.

Schillers Lehrgedicht, das diesen Titel trägt,
ist ein Versuch, Römer 3 und Galater 3 und 4, die von der Weltgeschichte so
wenig gerechtfertigt zu werden scheinen, mit Hilfe der ästhetischen Weltanschauung
zu rechtfertigen; Schiller kommt dabei dem Kerne des Welträtsels so nahe wie ein
Sterblicher nur irgend kann, vermag aber ebenso wenig wie ein andrer Weiser
hineinzubringen und läßt den Leser mit ungestillter, ja gesteigerter Sehnsucht stehen.
Aber jeder Denkende wird von Zeit zu Zeit immer wieder zu dieser gewaltigen
Dichtung zurückkehren und jene Sehnsucht, die eine heilige Ahnung einschließt, von
neuem in sich entzünden lassen. Deshalb wird vielen el» Büchlein Freude macheu,
das Dr. O. A. Ellisen, der Biograph Friedrich Albert Langes, aus dessen
Nachlaß herausgegeben hat: Einleitung und Kommentar zu Schillers Philo¬
sophischen Gedichten (Bielefeld und Leipzig, Velhagen und Klasiug, 1897);
das Ideal und das Leben nimmt darin den breitesten Raum ein.







Herausgegeben von Johannes Grunow in Leipzig
Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig. — Druck von Carl Marquart in Leipzig
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[0208] Litteratur langt, das; dieselbe Klasse in demselben Jahre in Oberschlesien 930, in Nieder¬ schlesien 905 Mark Jahresverdienst habe, haben wir uns aus den Tabellen zu er¬ mitteln vergebens bemüht. Die deutsche Flotte von 1848 — 1852 nach den Akten der Staatsarchive zu Berlin und Hannover dargestellt von Max Baer (Leipzig, Verlag von S. Hirzel) ist eins der lehrreichsten Bücher, die man lesen kann. Auf Grund eines reichen, archivalischen Materials stellt der Verfasser die vergeblichen Versuche dar, eine deutsche Flotte auszubilden oder auch nur zu erhalten. Die unüberwindliche Abneigung und das kindische Mißtrauen gegen jede, auch die ehrlichste Bemühung Preußens, zum besten Deutschlands zu wirken, lähmten jeden Versuch, der Nation eine Flotte zu schaffen oder zu erhalten. Österreich spielt freilich bei deu verschlungnen Verhandlungen, die hier ausführlich mitgeteilt werden, insofern eine sonderbare Rolle, als es sich ebenso standhaft weigerte, für die deutsche Flotte auch nur einen Kreuzer zu be¬ zahlen, wie es bei allen darüber gefaßten Beschlüssen ein entscheidendes Wort mit sprach; man mag die Behauptung noch so lächerlich finden, seine Kriegsschiffe im Adriatischen Meere enthoben es der Pflicht, für die Sicherung der Nordsee dnrch Geldzahlungen für eine dort stationirte Flotte zu sorgen — die Hauptschuld um der ganzen Tragödie trägt doch die wütende Eifersucht Hannovers gegen Preußen. Es klingt daher wie eine versöhnende historische Gerechtigkeit, wenn der Verfasser am Schlüsse seines Werkes die maßlose Bestürzung erwähnt, mit der man in Hannover den in aller Stille am 1. Dezember 1853 zwischen Preußen und Olden¬ burg abgeschlossenen Vertrag erfuhr, durch deu Preußen das Terrain für deu Kriegs¬ hafen an der Jahde erwarb. Schließlich bemerken wir noch, daß eine Reihe bisher nicht veröffentlichter Depeschen des damaligen Bundestagsgesandter von Bismarck der schönste Schmuck des Werkes ist. Das Ideal und das Leben. Schillers Lehrgedicht, das diesen Titel trägt, ist ein Versuch, Römer 3 und Galater 3 und 4, die von der Weltgeschichte so wenig gerechtfertigt zu werden scheinen, mit Hilfe der ästhetischen Weltanschauung zu rechtfertigen; Schiller kommt dabei dem Kerne des Welträtsels so nahe wie ein Sterblicher nur irgend kann, vermag aber ebenso wenig wie ein andrer Weiser hineinzubringen und läßt den Leser mit ungestillter, ja gesteigerter Sehnsucht stehen. Aber jeder Denkende wird von Zeit zu Zeit immer wieder zu dieser gewaltigen Dichtung zurückkehren und jene Sehnsucht, die eine heilige Ahnung einschließt, von neuem in sich entzünden lassen. Deshalb wird vielen el» Büchlein Freude macheu, das Dr. O. A. Ellisen, der Biograph Friedrich Albert Langes, aus dessen Nachlaß herausgegeben hat: Einleitung und Kommentar zu Schillers Philo¬ sophischen Gedichten (Bielefeld und Leipzig, Velhagen und Klasiug, 1897); das Ideal und das Leben nimmt darin den breitesten Raum ein. Herausgegeben von Johannes Grunow in Leipzig Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig. — Druck von Carl Marquart in Leipzig

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341867_227635/208>, abgerufen am 26.12.2024.