Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Erstes Vierteljahr.Die Kunst für das Volk zu werden brauchen. Da die Post dadurch mehr Arbeit erhält, so erscheint Wenn aber die Schweiz und andre Länder ein billigeres Paketporto er¬ An einer Verbilligung des Portos für schwerere Pakete haben aber keines¬ Die Kunst für das Volk xour 1'in-t, was in den letzten Zeiten die deutschen Ästhetiker Die Kunst für das Volk zu werden brauchen. Da die Post dadurch mehr Arbeit erhält, so erscheint Wenn aber die Schweiz und andre Länder ein billigeres Paketporto er¬ An einer Verbilligung des Portos für schwerere Pakete haben aber keines¬ Die Kunst für das Volk xour 1'in-t, was in den letzten Zeiten die deutschen Ästhetiker <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0270" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/227172"/> <fw type="header" place="top"> Die Kunst für das Volk</fw><lb/> <p xml:id="ID_881" prev="#ID_880"> zu werden brauchen. Da die Post dadurch mehr Arbeit erhält, so erscheint<lb/> das schweizerische Paketporto noch ganz besonders billig. Übrigens sind auch<lb/> in Norwegen, den Vereinigten Staaten von Nordamerika, Argentinien, Kanada,<lb/> Viktoria (Australien) u. a. Ländern Paketadressen nicht vorgeschrieben.</p><lb/> <p xml:id="ID_882"> Wenn aber die Schweiz und andre Länder ein billigeres Paketporto er¬<lb/> folgreich durchführen konnten, so dürfte das doch wohl auch im deutschen Reiche<lb/> möglich sein. Wir wollen am 5-Kiloporto von 50 Pfennigen weiter nicht<lb/> rütteln, obwohl es in der Schweiz nur 32,4 Pfennige beträgt, und dort das Be¬<lb/> stellgeld uoch dazu wegfällt. Aber das deutsche Porto für Pakete über 5 Kilo ist<lb/> viel zu komplizirt und viel zu teuer. Wenn 50 Kilo auf 1114 Kilometer<lb/> 23 Mark kosten, während ein Mensch von 75 Kilo Gewicht mit 50 Kilo<lb/> Gepäck in der 4. Wagenklasse desselben Zugs auf dieselbe Entfernung nur<lb/> 22 Mark 30 Pfennige zahlt, so ist das doch ein grelles Mißverhältnis.</p><lb/> <p xml:id="ID_883"> An einer Verbilligung des Portos für schwerere Pakete haben aber keines¬<lb/> wegs bloß Handel und Industrie ein Interesse, sondern vor allen Dingen<lb/> auch die Landwirtschaft, die mit gewissen, möglichst frisch abzusetzenden Pro¬<lb/> dukten oft sieben Posttage zu spät auf den bestbezahlten Markt kommt,<lb/> wenn sie statt der Post immer erst die saumseligen Güterzüge benutzen will.<lb/> Die Expreßgut- und Eilgutbeförderung aber ist ihr bei weitern Entfernungen<lb/> wegen der unbegreiflich teuern Tarife meist unerschwinglich.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Die Kunst für das Volk</head><lb/> <p xml:id="ID_884" next="#ID_885"> xour 1'in-t, was in den letzten Zeiten die deutschen Ästhetiker<lb/> vielfach den Franzosen nachgeschwätzt haben, war doch ein recht<lb/> einfältiger Grundsatz. Denn den Künstlern und den wenigen, die<lb/> sich in deren Absichten hineinfinden mögen, überlassen, würde<lb/> die Kunst bald am Ende ihres Lebens angelangt sein. Das<lb/> Gegenteil davon will unsre Überschrift: die Kunst für das Volk. Es könnte<lb/> zunächst bedeuten, daß die Kunst in der Vergangenheit ein Teil des Lebens<lb/> eines Volkes gewesen ist, von dem sie der Gegenwart Zeugnis geben kann,<lb/> so gut wie eine Urkunde oder ein Litteraturwerk. Weiterhin aber würde daraus<lb/> folgen, daß, was in einer Kunst echt und wesentlich und dauernd ist, sich un¬<lb/> mittelbar dem einfachen Sinne offenbaren und ohne viel Umwege auch dem<lb/> schlichten Manne muß verstündlich machen lassen. Das ist nun aber in der<lb/> Praxis nicht so einfach und leicht. Der Gang unsers ganzen Lebens hat es</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0270]
Die Kunst für das Volk
zu werden brauchen. Da die Post dadurch mehr Arbeit erhält, so erscheint
das schweizerische Paketporto noch ganz besonders billig. Übrigens sind auch
in Norwegen, den Vereinigten Staaten von Nordamerika, Argentinien, Kanada,
Viktoria (Australien) u. a. Ländern Paketadressen nicht vorgeschrieben.
Wenn aber die Schweiz und andre Länder ein billigeres Paketporto er¬
folgreich durchführen konnten, so dürfte das doch wohl auch im deutschen Reiche
möglich sein. Wir wollen am 5-Kiloporto von 50 Pfennigen weiter nicht
rütteln, obwohl es in der Schweiz nur 32,4 Pfennige beträgt, und dort das Be¬
stellgeld uoch dazu wegfällt. Aber das deutsche Porto für Pakete über 5 Kilo ist
viel zu komplizirt und viel zu teuer. Wenn 50 Kilo auf 1114 Kilometer
23 Mark kosten, während ein Mensch von 75 Kilo Gewicht mit 50 Kilo
Gepäck in der 4. Wagenklasse desselben Zugs auf dieselbe Entfernung nur
22 Mark 30 Pfennige zahlt, so ist das doch ein grelles Mißverhältnis.
An einer Verbilligung des Portos für schwerere Pakete haben aber keines¬
wegs bloß Handel und Industrie ein Interesse, sondern vor allen Dingen
auch die Landwirtschaft, die mit gewissen, möglichst frisch abzusetzenden Pro¬
dukten oft sieben Posttage zu spät auf den bestbezahlten Markt kommt,
wenn sie statt der Post immer erst die saumseligen Güterzüge benutzen will.
Die Expreßgut- und Eilgutbeförderung aber ist ihr bei weitern Entfernungen
wegen der unbegreiflich teuern Tarife meist unerschwinglich.
Die Kunst für das Volk
xour 1'in-t, was in den letzten Zeiten die deutschen Ästhetiker
vielfach den Franzosen nachgeschwätzt haben, war doch ein recht
einfältiger Grundsatz. Denn den Künstlern und den wenigen, die
sich in deren Absichten hineinfinden mögen, überlassen, würde
die Kunst bald am Ende ihres Lebens angelangt sein. Das
Gegenteil davon will unsre Überschrift: die Kunst für das Volk. Es könnte
zunächst bedeuten, daß die Kunst in der Vergangenheit ein Teil des Lebens
eines Volkes gewesen ist, von dem sie der Gegenwart Zeugnis geben kann,
so gut wie eine Urkunde oder ein Litteraturwerk. Weiterhin aber würde daraus
folgen, daß, was in einer Kunst echt und wesentlich und dauernd ist, sich un¬
mittelbar dem einfachen Sinne offenbaren und ohne viel Umwege auch dem
schlichten Manne muß verstündlich machen lassen. Das ist nun aber in der
Praxis nicht so einfach und leicht. Der Gang unsers ganzen Lebens hat es
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |