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Die Grenzboten. Jg. 56, 1897, Drittes Vierteljahr.

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eilung gesprochnes Wort, so ist ein einsichtiger Vorgesetzter ganz gewiß nachher
zur mündlichen Aussprache und zu Erklärungen bereit, die den Betroffnen
vollauf befriedigen dürften. Man darf nur den Groll acht in seinem Herzen
verschließen. Im andern Falle tritt die Beschwerde ein. doch die bildet ;a
immer die Ausnahme. . - -

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Von einer Unsicherheit im Offizierkorps kann keine Rede seul. Die
"Fundamentalsätze" der Taktik sind in den Reglements festgelegt Alle Nach¬
prüfungen sind abgeschlossen, und jede weitere Schematisirung ist untersagt
Es sind endgiltig zu Kraft bestehende Verordnungen. In dieser Richtung sind
also die ganzen Schlußbetrachtnngen des Verfassers unzutreffend.

Anders liegt die Sache, wenn es sich darum handelt, zu erörtern, ob wir
am Ende einer größern taktischen Entwicklungsperiode angelangt sind. ^Qer
Streit um die Gefechtsführung wird uoch lange nicht verstummen. Aber über¬
lassen wir das den hierzu berufnen militärischen Federn, und begnügen wir
uns sür jetzt mit dem, was wir haben. Ich glaube, es wird ausreichen,
um auch die Offiziere des Beurlanbtenstaudes zu tüchtigen Unterführern heran¬
zubilden S. M. .




Maßgebliches und Unmaßgebliches
Die Politik der Sammlung in England.

Wenn man in einem Lande,
wo die öffentliche Meinung nicht durch Bestechung oder Knebelung der Presse ge¬
fälscht wird, ein einflußreiches Blatt längere Zeit liest, so kann man daraus mit
ziemlicher Sicherheit die seinen Leserkreis beherrschenden geistigen Strömungen er¬
kennen. Die Saturday ReView ist ein aristokratisches Blatt. Wir brauchen den
Lesern nicht zu sagen, daß die englische Aristokratie keine Junkerschaft ist, daß sie
die Großindustrie, die Vertreter von Kunst und Litteratur, die Universitäten, die
Staatskirche einschließt, und daß die Geschlechter von altem Adel in einem ganz
andern Verhältnis einerseits zum Bildungsadel und andrerseits zum Volke stehen
als der Geburtsadel andrer Länder. Diesen Kreisen gehören Leser. Mitarbeiter
und Korrespondenten der genannten Wochenschrift an. In einem nun ist sie sich
die zwanzig Jahre über, die wir sie -- mit Unterbrechungen -- lesen, stets gleich
geblieben, 'in der echt aristokratischen Vorurteilslosigkeit und Weitherzigkeit in Be¬
ziehung auf das religiöse und sittliche Gebiet; dieselbe Eigenschaft zeichnet bekanntlich
die ganz aristokratische Staatskirche ans. Adam Smith untersucht einmal, woher
es wohl komme -- die Thatsache selbst ist in England niemals bestritten oder an¬
gezweifelt worden --, daß die verschiednen Arten von Liederlichkeit in kleinbürger¬
lichen und Arbeiterkreisen") sehr streng, in der vornehmen Welt sehr nachsichtig
beurteilt werden. Und er findet, das sei sehr natürlich, denn ein armer Mann
könne schon durch eine einzige Woche Müßiggang und Ausschweifungen seine Stellung



Mit diesen ist selbstverständlich nicht das Lumpenprolcwnnt gemeint.

eilung gesprochnes Wort, so ist ein einsichtiger Vorgesetzter ganz gewiß nachher
zur mündlichen Aussprache und zu Erklärungen bereit, die den Betroffnen
vollauf befriedigen dürften. Man darf nur den Groll acht in seinem Herzen
verschließen. Im andern Falle tritt die Beschwerde ein. doch die bildet ;a
immer die Ausnahme. . - -

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Von einer Unsicherheit im Offizierkorps kann keine Rede seul. Die
„Fundamentalsätze" der Taktik sind in den Reglements festgelegt Alle Nach¬
prüfungen sind abgeschlossen, und jede weitere Schematisirung ist untersagt
Es sind endgiltig zu Kraft bestehende Verordnungen. In dieser Richtung sind
also die ganzen Schlußbetrachtnngen des Verfassers unzutreffend.

Anders liegt die Sache, wenn es sich darum handelt, zu erörtern, ob wir
am Ende einer größern taktischen Entwicklungsperiode angelangt sind. ^Qer
Streit um die Gefechtsführung wird uoch lange nicht verstummen. Aber über¬
lassen wir das den hierzu berufnen militärischen Federn, und begnügen wir
uns sür jetzt mit dem, was wir haben. Ich glaube, es wird ausreichen,
um auch die Offiziere des Beurlanbtenstaudes zu tüchtigen Unterführern heran¬
zubilden S. M. .




Maßgebliches und Unmaßgebliches
Die Politik der Sammlung in England.

Wenn man in einem Lande,
wo die öffentliche Meinung nicht durch Bestechung oder Knebelung der Presse ge¬
fälscht wird, ein einflußreiches Blatt längere Zeit liest, so kann man daraus mit
ziemlicher Sicherheit die seinen Leserkreis beherrschenden geistigen Strömungen er¬
kennen. Die Saturday ReView ist ein aristokratisches Blatt. Wir brauchen den
Lesern nicht zu sagen, daß die englische Aristokratie keine Junkerschaft ist, daß sie
die Großindustrie, die Vertreter von Kunst und Litteratur, die Universitäten, die
Staatskirche einschließt, und daß die Geschlechter von altem Adel in einem ganz
andern Verhältnis einerseits zum Bildungsadel und andrerseits zum Volke stehen
als der Geburtsadel andrer Länder. Diesen Kreisen gehören Leser. Mitarbeiter
und Korrespondenten der genannten Wochenschrift an. In einem nun ist sie sich
die zwanzig Jahre über, die wir sie — mit Unterbrechungen — lesen, stets gleich
geblieben, 'in der echt aristokratischen Vorurteilslosigkeit und Weitherzigkeit in Be¬
ziehung auf das religiöse und sittliche Gebiet; dieselbe Eigenschaft zeichnet bekanntlich
die ganz aristokratische Staatskirche ans. Adam Smith untersucht einmal, woher
es wohl komme — die Thatsache selbst ist in England niemals bestritten oder an¬
gezweifelt worden —, daß die verschiednen Arten von Liederlichkeit in kleinbürger¬
lichen und Arbeiterkreisen") sehr streng, in der vornehmen Welt sehr nachsichtig
beurteilt werden. Und er findet, das sei sehr natürlich, denn ein armer Mann
könne schon durch eine einzige Woche Müßiggang und Ausschweifungen seine Stellung



Mit diesen ist selbstverständlich nicht das Lumpenprolcwnnt gemeint.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 56, 1897, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341865_225585/631>, abgerufen am 27.12.2024.