Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 56, 1897, Drittes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Der Personalkredit des ländliche" Rleingrnndbesitzes

schadenfroh dazu das (jul inang-s ein xaxs, su rnsurt zitirt, und es würde auch
uns im Falle eines Krieges mit Frankreich auf alle nur erdenkliche Weise zu
schaden suchen. Wenn aber einmal Leos Füße werden aus dem Vatikan in die
Peterskirche getragen werden, so werden an dem Ausfall des Konklaves drei
europäische Staaten vor allen andern interessirt sein: Italien, Frankreich und
Deutschland. Ob aber der künftige Papst einmal auch Land haben wird oder
nicht, das berührt, wie bemerkt, lediglich Italien.




Der Personalkredit des ländlichen Kleingrundbesitzes
V Hans Glagau on

n den letzten Septembertagen findet die Jahresversammlung des
Vereins für Sozialpolitik in Köln statt; im Mittelpunkt ihrer
Tagesordnung steht die wichtige Frage: Wie wird das Bedürfnis
des Personalkredits, das unter den ländlichen Kleingrundbesitzern
herrscht, am zweckmäßigsten befriedigt?

Bekanntlich ist das Bedürfnis nach billigem und angemessen geordnetem
Personalkredit besonders bei der kleinen Landwirtschaft in den letzten Jahr¬
zehnten bedeutend gewachsen, namentlich durch die bei der bäuerlichen Bevölke¬
rung mehr und mehr sich einbürgernde "intensive" Wirtschaftsweise. Die
Befriedigung dieses Bedürfnisses bei den weniger bemittelten Volksklassen
erwies sich meist noch als durchaus ungenügend. Es mußten daher not¬
wendige wirtschaftliche Verbesserungen, deren Ausführung im Interesse höherer
Rentabilität der Wirtschaftsbetriebe dringend wünschenswert gewesen wäre,
entweder unterbleiben, oder der Bauer, der sich zum Ankauf von Saatgetreide,
künstlichen Düngemitteln und landwirtschaftlichen Geräten und Maschinen und
zur Vornahme von Bodenmeliorationen, kurz zur Ertragssteigerung durch
möglichst rationellen Wirtschaftsbetrieb gezwungen sah, um im Wettbewerb
bestehen zu können, siel in die Hände des Wucherers.

Auf diese Lücke in der Kreditorganisation wiesen die Ergebnisse einer
Untersuchung hin, die der Verein für Sozialpolitik 1887 veranstaltet und
unter dem Titel "Der Wucher auf dem Lande" veröffentlicht hatte. Diese
Publikation brach allgemein der Überzeugung Bahn, "daß geordnete Gelegen¬
heit zur Erlangung kleiner Darlehen für kleine Wirtschafter volkswirtschaftlich
nicht minder wichtig sei wie hoher Kredit für große Verhältnisse. Denn auch


Der Personalkredit des ländliche» Rleingrnndbesitzes

schadenfroh dazu das (jul inang-s ein xaxs, su rnsurt zitirt, und es würde auch
uns im Falle eines Krieges mit Frankreich auf alle nur erdenkliche Weise zu
schaden suchen. Wenn aber einmal Leos Füße werden aus dem Vatikan in die
Peterskirche getragen werden, so werden an dem Ausfall des Konklaves drei
europäische Staaten vor allen andern interessirt sein: Italien, Frankreich und
Deutschland. Ob aber der künftige Papst einmal auch Land haben wird oder
nicht, das berührt, wie bemerkt, lediglich Italien.




Der Personalkredit des ländlichen Kleingrundbesitzes
V Hans Glagau on

n den letzten Septembertagen findet die Jahresversammlung des
Vereins für Sozialpolitik in Köln statt; im Mittelpunkt ihrer
Tagesordnung steht die wichtige Frage: Wie wird das Bedürfnis
des Personalkredits, das unter den ländlichen Kleingrundbesitzern
herrscht, am zweckmäßigsten befriedigt?

Bekanntlich ist das Bedürfnis nach billigem und angemessen geordnetem
Personalkredit besonders bei der kleinen Landwirtschaft in den letzten Jahr¬
zehnten bedeutend gewachsen, namentlich durch die bei der bäuerlichen Bevölke¬
rung mehr und mehr sich einbürgernde „intensive" Wirtschaftsweise. Die
Befriedigung dieses Bedürfnisses bei den weniger bemittelten Volksklassen
erwies sich meist noch als durchaus ungenügend. Es mußten daher not¬
wendige wirtschaftliche Verbesserungen, deren Ausführung im Interesse höherer
Rentabilität der Wirtschaftsbetriebe dringend wünschenswert gewesen wäre,
entweder unterbleiben, oder der Bauer, der sich zum Ankauf von Saatgetreide,
künstlichen Düngemitteln und landwirtschaftlichen Geräten und Maschinen und
zur Vornahme von Bodenmeliorationen, kurz zur Ertragssteigerung durch
möglichst rationellen Wirtschaftsbetrieb gezwungen sah, um im Wettbewerb
bestehen zu können, siel in die Hände des Wucherers.

Auf diese Lücke in der Kreditorganisation wiesen die Ergebnisse einer
Untersuchung hin, die der Verein für Sozialpolitik 1887 veranstaltet und
unter dem Titel „Der Wucher auf dem Lande" veröffentlicht hatte. Diese
Publikation brach allgemein der Überzeugung Bahn, „daß geordnete Gelegen¬
heit zur Erlangung kleiner Darlehen für kleine Wirtschafter volkswirtschaftlich
nicht minder wichtig sei wie hoher Kredit für große Verhältnisse. Denn auch


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0542" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/226128"/>
          <fw type="header" place="top"> Der Personalkredit des ländliche» Rleingrnndbesitzes</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_1343" prev="#ID_1342"> schadenfroh dazu das (jul inang-s ein xaxs, su rnsurt zitirt, und es würde auch<lb/>
uns im Falle eines Krieges mit Frankreich auf alle nur erdenkliche Weise zu<lb/>
schaden suchen. Wenn aber einmal Leos Füße werden aus dem Vatikan in die<lb/>
Peterskirche getragen werden, so werden an dem Ausfall des Konklaves drei<lb/>
europäische Staaten vor allen andern interessirt sein: Italien, Frankreich und<lb/>
Deutschland. Ob aber der künftige Papst einmal auch Land haben wird oder<lb/>
nicht, das berührt, wie bemerkt, lediglich Italien.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Der Personalkredit des ländlichen Kleingrundbesitzes<lb/>
V<note type="byline"> Hans Glagau</note> on</head><lb/>
          <p xml:id="ID_1344"> n den letzten Septembertagen findet die Jahresversammlung des<lb/>
Vereins für Sozialpolitik in Köln statt; im Mittelpunkt ihrer<lb/>
Tagesordnung steht die wichtige Frage: Wie wird das Bedürfnis<lb/>
des Personalkredits, das unter den ländlichen Kleingrundbesitzern<lb/>
herrscht, am zweckmäßigsten befriedigt?</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1345"> Bekanntlich ist das Bedürfnis nach billigem und angemessen geordnetem<lb/>
Personalkredit besonders bei der kleinen Landwirtschaft in den letzten Jahr¬<lb/>
zehnten bedeutend gewachsen, namentlich durch die bei der bäuerlichen Bevölke¬<lb/>
rung mehr und mehr sich einbürgernde &#x201E;intensive" Wirtschaftsweise. Die<lb/>
Befriedigung dieses Bedürfnisses bei den weniger bemittelten Volksklassen<lb/>
erwies sich meist noch als durchaus ungenügend. Es mußten daher not¬<lb/>
wendige wirtschaftliche Verbesserungen, deren Ausführung im Interesse höherer<lb/>
Rentabilität der Wirtschaftsbetriebe dringend wünschenswert gewesen wäre,<lb/>
entweder unterbleiben, oder der Bauer, der sich zum Ankauf von Saatgetreide,<lb/>
künstlichen Düngemitteln und landwirtschaftlichen Geräten und Maschinen und<lb/>
zur Vornahme von Bodenmeliorationen, kurz zur Ertragssteigerung durch<lb/>
möglichst rationellen Wirtschaftsbetrieb gezwungen sah, um im Wettbewerb<lb/>
bestehen zu können, siel in die Hände des Wucherers.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1346" next="#ID_1347"> Auf diese Lücke in der Kreditorganisation wiesen die Ergebnisse einer<lb/>
Untersuchung hin, die der Verein für Sozialpolitik 1887 veranstaltet und<lb/>
unter dem Titel &#x201E;Der Wucher auf dem Lande" veröffentlicht hatte. Diese<lb/>
Publikation brach allgemein der Überzeugung Bahn, &#x201E;daß geordnete Gelegen¬<lb/>
heit zur Erlangung kleiner Darlehen für kleine Wirtschafter volkswirtschaftlich<lb/>
nicht minder wichtig sei wie hoher Kredit für große Verhältnisse. Denn auch</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0542] Der Personalkredit des ländliche» Rleingrnndbesitzes schadenfroh dazu das (jul inang-s ein xaxs, su rnsurt zitirt, und es würde auch uns im Falle eines Krieges mit Frankreich auf alle nur erdenkliche Weise zu schaden suchen. Wenn aber einmal Leos Füße werden aus dem Vatikan in die Peterskirche getragen werden, so werden an dem Ausfall des Konklaves drei europäische Staaten vor allen andern interessirt sein: Italien, Frankreich und Deutschland. Ob aber der künftige Papst einmal auch Land haben wird oder nicht, das berührt, wie bemerkt, lediglich Italien. Der Personalkredit des ländlichen Kleingrundbesitzes V Hans Glagau on n den letzten Septembertagen findet die Jahresversammlung des Vereins für Sozialpolitik in Köln statt; im Mittelpunkt ihrer Tagesordnung steht die wichtige Frage: Wie wird das Bedürfnis des Personalkredits, das unter den ländlichen Kleingrundbesitzern herrscht, am zweckmäßigsten befriedigt? Bekanntlich ist das Bedürfnis nach billigem und angemessen geordnetem Personalkredit besonders bei der kleinen Landwirtschaft in den letzten Jahr¬ zehnten bedeutend gewachsen, namentlich durch die bei der bäuerlichen Bevölke¬ rung mehr und mehr sich einbürgernde „intensive" Wirtschaftsweise. Die Befriedigung dieses Bedürfnisses bei den weniger bemittelten Volksklassen erwies sich meist noch als durchaus ungenügend. Es mußten daher not¬ wendige wirtschaftliche Verbesserungen, deren Ausführung im Interesse höherer Rentabilität der Wirtschaftsbetriebe dringend wünschenswert gewesen wäre, entweder unterbleiben, oder der Bauer, der sich zum Ankauf von Saatgetreide, künstlichen Düngemitteln und landwirtschaftlichen Geräten und Maschinen und zur Vornahme von Bodenmeliorationen, kurz zur Ertragssteigerung durch möglichst rationellen Wirtschaftsbetrieb gezwungen sah, um im Wettbewerb bestehen zu können, siel in die Hände des Wucherers. Auf diese Lücke in der Kreditorganisation wiesen die Ergebnisse einer Untersuchung hin, die der Verein für Sozialpolitik 1887 veranstaltet und unter dem Titel „Der Wucher auf dem Lande" veröffentlicht hatte. Diese Publikation brach allgemein der Überzeugung Bahn, „daß geordnete Gelegen¬ heit zur Erlangung kleiner Darlehen für kleine Wirtschafter volkswirtschaftlich nicht minder wichtig sei wie hoher Kredit für große Verhältnisse. Denn auch

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341865_225585
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341865_225585/542
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 56, 1897, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341865_225585/542>, abgerufen am 27.12.2024.