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Die Grenzboten. Jg. 56, 1897, Drittes Vierteljahr.

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Aur Psychologie der Tierspiele

genützt haben, auch die am schlechtesten behelmten, ja die ganz beinlosen Tiere
würden ihre Beindeterminanten vererbt haben, und ihre Jungen waren immer
wieder mit Beinen auf die Welt gekommen, gerade so, wie die Kinder solcher
Katzen, die ihre Schwänze verloren haben, mit vollständigen schönen Schwänzen
geboren werden, sodaß in Gegenden, wo schwanzlose Katzen beliebt sind, jede
Generation die schmerzhafte und zugleich die Katzenehre kränkende Operation
der Schwanzabhackung aufs neue zu erdulden hat. Man hegt dort nämlich
den Aberglauben, daß schwanzlose Katzen besser mausen, einen Aberglauben,
der in den besser unterrichteten Katzenkreisen nur verachtungsvolle Heiterkeit
hervorrufen würde, wenn nicht der Unwille über die dumme Grausamkeit der
Meuschen überwöge. Anders als in dem soeben dargelegten Sinne vermögen
wir auch it 104 bis 105 uicht zu verstehen, wo gesagt wird, daß die zur
Bildung neuer Arten führende Veränderung der Ite mit der Abänderung
einzelner Biophoren beginnt und so allmählich die aus den veränderten Biv-
Phoren zusammengesetzten Determinanten umgestaltet, was dann, wenn die Ver¬
änderung immer weiter um sich greift, zuletzt den vollständigen Umbau des
ganzen Jos zur Folge hat.

(Fortsetzung folgt)




Zur Psychologie der Tierspiele

Weine der philosophischen Teilwissenschenschaften ist so wenig im¬
stande gewesen, die neuere Entwicklung des ihr zu Grnnde
liegenden Lebensgebietes zu begreifen wie die Ästhetik. Sie allein
hat geglaubt, ausschließlich normativ bleiben zu dürfen, sie allein
sich geweigert, den demütigender Schritt auf die Stufe des
bloßen Verstehenwollens künstlerischen Lebens mitzumachen. Desto weiter muß
sie nun ausholen, wo sie sich endlich zu dem längst gebotenen Fortschritt ent¬
schließt. In seinen "Anfängen der Kunst" hat E. Grosse die künstlerischen
Äußerungen der primitivsten Völker der Erde dargestellt und nach ihrem Psycho¬
logischen Gehalt zu beurteilen gesucht, noch weiter zurück greift das neue
wichtige Buch von Karl Grovs: Die Spiele der Tiere.*) Wir wollen
versuchen, von seinen: Inhalt und seiner Methode in einer knappen Skizze eine
Vorstellung zu geben; wer den ganzen Reichtum des Stoffes und die ganze



') Jena, Gustav Fischer, 189L,
Aur Psychologie der Tierspiele

genützt haben, auch die am schlechtesten behelmten, ja die ganz beinlosen Tiere
würden ihre Beindeterminanten vererbt haben, und ihre Jungen waren immer
wieder mit Beinen auf die Welt gekommen, gerade so, wie die Kinder solcher
Katzen, die ihre Schwänze verloren haben, mit vollständigen schönen Schwänzen
geboren werden, sodaß in Gegenden, wo schwanzlose Katzen beliebt sind, jede
Generation die schmerzhafte und zugleich die Katzenehre kränkende Operation
der Schwanzabhackung aufs neue zu erdulden hat. Man hegt dort nämlich
den Aberglauben, daß schwanzlose Katzen besser mausen, einen Aberglauben,
der in den besser unterrichteten Katzenkreisen nur verachtungsvolle Heiterkeit
hervorrufen würde, wenn nicht der Unwille über die dumme Grausamkeit der
Meuschen überwöge. Anders als in dem soeben dargelegten Sinne vermögen
wir auch it 104 bis 105 uicht zu verstehen, wo gesagt wird, daß die zur
Bildung neuer Arten führende Veränderung der Ite mit der Abänderung
einzelner Biophoren beginnt und so allmählich die aus den veränderten Biv-
Phoren zusammengesetzten Determinanten umgestaltet, was dann, wenn die Ver¬
änderung immer weiter um sich greift, zuletzt den vollständigen Umbau des
ganzen Jos zur Folge hat.

(Fortsetzung folgt)




Zur Psychologie der Tierspiele

Weine der philosophischen Teilwissenschenschaften ist so wenig im¬
stande gewesen, die neuere Entwicklung des ihr zu Grnnde
liegenden Lebensgebietes zu begreifen wie die Ästhetik. Sie allein
hat geglaubt, ausschließlich normativ bleiben zu dürfen, sie allein
sich geweigert, den demütigender Schritt auf die Stufe des
bloßen Verstehenwollens künstlerischen Lebens mitzumachen. Desto weiter muß
sie nun ausholen, wo sie sich endlich zu dem längst gebotenen Fortschritt ent¬
schließt. In seinen „Anfängen der Kunst" hat E. Grosse die künstlerischen
Äußerungen der primitivsten Völker der Erde dargestellt und nach ihrem Psycho¬
logischen Gehalt zu beurteilen gesucht, noch weiter zurück greift das neue
wichtige Buch von Karl Grovs: Die Spiele der Tiere.*) Wir wollen
versuchen, von seinen: Inhalt und seiner Methode in einer knappen Skizze eine
Vorstellung zu geben; wer den ganzen Reichtum des Stoffes und die ganze



') Jena, Gustav Fischer, 189L,
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[0035] Aur Psychologie der Tierspiele genützt haben, auch die am schlechtesten behelmten, ja die ganz beinlosen Tiere würden ihre Beindeterminanten vererbt haben, und ihre Jungen waren immer wieder mit Beinen auf die Welt gekommen, gerade so, wie die Kinder solcher Katzen, die ihre Schwänze verloren haben, mit vollständigen schönen Schwänzen geboren werden, sodaß in Gegenden, wo schwanzlose Katzen beliebt sind, jede Generation die schmerzhafte und zugleich die Katzenehre kränkende Operation der Schwanzabhackung aufs neue zu erdulden hat. Man hegt dort nämlich den Aberglauben, daß schwanzlose Katzen besser mausen, einen Aberglauben, der in den besser unterrichteten Katzenkreisen nur verachtungsvolle Heiterkeit hervorrufen würde, wenn nicht der Unwille über die dumme Grausamkeit der Meuschen überwöge. Anders als in dem soeben dargelegten Sinne vermögen wir auch it 104 bis 105 uicht zu verstehen, wo gesagt wird, daß die zur Bildung neuer Arten führende Veränderung der Ite mit der Abänderung einzelner Biophoren beginnt und so allmählich die aus den veränderten Biv- Phoren zusammengesetzten Determinanten umgestaltet, was dann, wenn die Ver¬ änderung immer weiter um sich greift, zuletzt den vollständigen Umbau des ganzen Jos zur Folge hat. (Fortsetzung folgt) Zur Psychologie der Tierspiele Weine der philosophischen Teilwissenschenschaften ist so wenig im¬ stande gewesen, die neuere Entwicklung des ihr zu Grnnde liegenden Lebensgebietes zu begreifen wie die Ästhetik. Sie allein hat geglaubt, ausschließlich normativ bleiben zu dürfen, sie allein sich geweigert, den demütigender Schritt auf die Stufe des bloßen Verstehenwollens künstlerischen Lebens mitzumachen. Desto weiter muß sie nun ausholen, wo sie sich endlich zu dem längst gebotenen Fortschritt ent¬ schließt. In seinen „Anfängen der Kunst" hat E. Grosse die künstlerischen Äußerungen der primitivsten Völker der Erde dargestellt und nach ihrem Psycho¬ logischen Gehalt zu beurteilen gesucht, noch weiter zurück greift das neue wichtige Buch von Karl Grovs: Die Spiele der Tiere.*) Wir wollen versuchen, von seinen: Inhalt und seiner Methode in einer knappen Skizze eine Vorstellung zu geben; wer den ganzen Reichtum des Stoffes und die ganze ') Jena, Gustav Fischer, 189L,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 56, 1897, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341865_225585/35>, abgerufen am 27.12.2024.