Die Grenzboten. Jg. 56, 1897, Drittes Vierteljahr.Zur Beförderung und Verabschiedung der Offiziere Vergessen mögen meine Nachkomme" es nicht, daß Zeiten möglich lese Zeilen schrieb der heimgegangne Kaiser in einem tiefbewegten Es erscheint notwendig, einmal gegenüber der politischen Suggestion, die Grenzboten III 1897 Z?
Zur Beförderung und Verabschiedung der Offiziere Vergessen mögen meine Nachkomme» es nicht, daß Zeiten möglich lese Zeilen schrieb der heimgegangne Kaiser in einem tiefbewegten Es erscheint notwendig, einmal gegenüber der politischen Suggestion, die Grenzboten III 1897 Z?
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Zur Beförderung und Verabschiedung der Offiziere
Vergessen mögen meine Nachkomme» es nicht, daß Zeiten möglich
waren, wie die von 1861—18<i<i, Wilhelm Mitternacht! 1866—1867.
lese Zeilen schrieb der heimgegangne Kaiser in einem tiefbewegten
Augenblicke nieder, wo die trüben Erinnerungen an einen mit
Sorgen durchgekämpften Konflikt und der frische Eindruck der
kürzlich erfochtenen Siege an seinem innern Auge vorüberzogen.
Nun, vergessen werden das seine Nachkommen nicht, und sie
können es auch nicht, solange sie Andenken und Beispiel des erhabnen Vor¬
fahren in sich lebendig erhalten. Daß unser Kaiser die Worte seines Gro߬
vaters, dessen Verehrung ihm als heilige Pflicht erscheint, nicht vergessen hat,
darüber hat er keinen Zweifel gelassen. Mißtrauen oder absolute Gelüste,
wie zeitweilig behauptet worden ist, sind nicht daraus entsprossen, im Gegen¬
teil, er hat sich wiederholt in Wort, Schrift und Bild an das Volk gewandt
und nach Vertrauen gerufen. Gerade in letzter Zeit hat er dabei mehrfach
Saiten angeschlagen, die freudigen Widerklang in weiten Kreisen gefunden
haben. Wenn wir aber fragen, ob er sein Ziel erreicht habe, so müssen wir
ein schlichtes „Nein" zur Antwort geben. Die Ursache davon liegt nicht in
seiner Person oder im Volke, sondern in dem Partei- und Preßwesen, das
Zwischen Kaiser und Bevölkerung steht.
Es erscheint notwendig, einmal gegenüber der politischen Suggestion, die
über unserm Vaterlande liegt und auf dem Boden eines gänzlich impotent
gewordnen Parteilebens schmarotzend wuchert, die Kehrseite aufzudecken und zu
zeigen, wohin wir treiben. Wir sind, gleicherweise durch die Geschichte wie durch
die Verfassung, an das Haus der Hohenzollern gebunden, und Deutschland ist
nicht schlecht dabei gefahren. Wir müssen uns mit ihnen vertragen und können es
Grenzboten III 1897 Z?
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