Die Grenzboten. Jg. 56, 1897, Drittes Vierteljahr.Maßgebliches und Unmaßgebliches italienischen Heere wieder feste Grundlagen gegeben sind. Sie passen sich der Lage Die Gründung eines kunsthistorischen Instituts in Florenz. In¬ Als aber die Wissenschaft in ihren Forschungen immer mehr auf die gleich¬ Schon vorher war Rom der Sitz eines anfangs internationalen, dann deutschen Was die Archäologie in diesen beiden Anstalten hat, das wünscht ihre jüngere Maßgebliches und Unmaßgebliches italienischen Heere wieder feste Grundlagen gegeben sind. Sie passen sich der Lage Die Gründung eines kunsthistorischen Instituts in Florenz. In¬ Als aber die Wissenschaft in ihren Forschungen immer mehr auf die gleich¬ Schon vorher war Rom der Sitz eines anfangs internationalen, dann deutschen Was die Archäologie in diesen beiden Anstalten hat, das wünscht ihre jüngere <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0198" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/225784"/> <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Unmaßgebliches</fw><lb/> <p xml:id="ID_474" prev="#ID_473"> italienischen Heere wieder feste Grundlagen gegeben sind. Sie passen sich der Lage<lb/> des Landes, die in den öffentlichen Ausgaben Sparsamkeit noch immer zur höchsten<lb/> Tugend macht, ebenso an, wie sie Rücksicht nehmen auf die Stellung Italiens unter<lb/> den Mächten und insbesondre im Dreibnnd.</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> Die Gründung eines kunsthistorischen Instituts in Florenz.</head> <p xml:id="ID_475"> In¬<lb/> mitten des gewaltigen Aufschwungs, den die Wissenschaften in ihrem Drange nach<lb/> Einzelforschungen genommen haben, hat man frühzeitig die vielfach auseinander-<lb/> gehenden Bestrebungen zusammenzufassen und Anstalten zu schaffen gesucht, in denen<lb/> die jüngern Gelehrten für ihre Aufgabe geschult werden und die reifern Forscher<lb/> das beste Handwerkszeug für ihre Arbeit finden sollten. Die ältesten Schöpfungen<lb/> derart sind unsre Universitäten und unsre großen Bibliotheken. Ihre Gründung<lb/> fällt noch in die Zeit, wo sich die Wissenschaft fast nur aus Büchern nährte. Sie<lb/> entstanden daher nicht aus einem innern Bedürfnis gerade an der Stelle, wo sie<lb/> um stehen, sondern es waren mehr äußerliche Umstände, der Reichtum und die<lb/> Freigebigkeit eines Fürsten oder einer Stadtbehörde, oder es waren Stants-<lb/> rücksichteu, die dahin wirkten, daß diese oder jene Stadt eine Universität oder eine<lb/> Bibliothek erhielt.</p><lb/> <p xml:id="ID_476"> Als aber die Wissenschaft in ihren Forschungen immer mehr auf die gleich¬<lb/> zeitige» Urkunden zurückging, da fühlte man sehr bald das Bedürfnis, neue An¬<lb/> stalten an den Punkten zu errichten, die für diese Forschungen den natürlichen<lb/> Mittelpunkt bildeten. Wer sich die Aufgabe gestellt hatte, tiefer in Baierns Ge¬<lb/> schichte einzudringen, der that am besten, sich zunächst nach München zu wenden,<lb/> und wer die oft entstellten und mißverstandnen Angaben der alten Chronisten über<lb/> die Geschichte einer Stadt wie Nürnberg an den Urkunden nachprüfen wollte, der<lb/> mußte zunächst in Nürnberg selbst darnach suchen. So entstanden die wissenschaft¬<lb/> lichen Landes- und Stadtarchive, und die Wichtigkeit, die die Vatikanischen Archive<lb/> auch für die deutsche Geschichtsforschung haben, führte in unsrer Zeit zu der Er¬<lb/> richtung des Österreichischen und des Preußischen Historischen Instituts in Rom.</p><lb/> <p xml:id="ID_477"> Schon vorher war Rom der Sitz eines anfangs internationalen, dann deutschen<lb/> Instituts geworden, dessen Geschichte besonders deutlich erkennen läßt, wie die<lb/> neuere Wissenschaft ihre Aufgaben an Ort und Stelle zu lösen suchen muß. Im<lb/> Jahre 1829 wurde in Rom das Institut für Archäologische Korrespondenz eröffnet;<lb/> als europäisches Institut begründet und zunächst nur auf freiwillige Beiträge an¬<lb/> gewiesen, wurde es 1857 von der preußischen Negierung und 1874 von dem<lb/> deutschen Reich als Staatsanstalt übernommen und bildet als Deutsches Archäolo¬<lb/> gisches Institut noch jetzt den Mittelpunkt der deutschen archäologischen und topo¬<lb/> graphischen Forschungen in Italien. Seit 1874 hat es aber in dem Deutschen<lb/> Archäologischen Institut in Athen eine Zweiganstalt erhalten. Denn während die<lb/> Archäologie in der ersten Hälfte unsers Jahrhunderts ihre Aufgabe in der Durch¬<lb/> forschung der überreichen römischen Museen fand, brachten die großen Ausgrabungen<lb/> und Entdeckungen in der zweiten Hälfte unsers Jahrhunderts in Griechenland selbst<lb/> so viel neue Kunstwerke zu Tage, daß sich die Wissenschaft von den abgeleiteten<lb/> römischen Denkmälern mehr und mehr den ursprünglichen griechischen Denkmälern<lb/> zuwenden mußte, und diese Richtung fand in der Begründung des Instituts in<lb/> Athen ihr Ziel.</p><lb/> <p xml:id="ID_478" next="#ID_479"> Was die Archäologie in diesen beiden Anstalten hat, das wünscht ihre jüngere<lb/> Schwester, die neuere Kunstwissenschaft, durch die Gründung eines kunsthistorischen<lb/> Instituts in Florenz zu erreichen. Ob die Errichtung eines solchen Instituts ein<lb/> wirkliches Bedürfnis ist, diese Frage wird verschieden beantwortet werden. Wer</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0198]
Maßgebliches und Unmaßgebliches
italienischen Heere wieder feste Grundlagen gegeben sind. Sie passen sich der Lage
des Landes, die in den öffentlichen Ausgaben Sparsamkeit noch immer zur höchsten
Tugend macht, ebenso an, wie sie Rücksicht nehmen auf die Stellung Italiens unter
den Mächten und insbesondre im Dreibnnd.
Die Gründung eines kunsthistorischen Instituts in Florenz. In¬
mitten des gewaltigen Aufschwungs, den die Wissenschaften in ihrem Drange nach
Einzelforschungen genommen haben, hat man frühzeitig die vielfach auseinander-
gehenden Bestrebungen zusammenzufassen und Anstalten zu schaffen gesucht, in denen
die jüngern Gelehrten für ihre Aufgabe geschult werden und die reifern Forscher
das beste Handwerkszeug für ihre Arbeit finden sollten. Die ältesten Schöpfungen
derart sind unsre Universitäten und unsre großen Bibliotheken. Ihre Gründung
fällt noch in die Zeit, wo sich die Wissenschaft fast nur aus Büchern nährte. Sie
entstanden daher nicht aus einem innern Bedürfnis gerade an der Stelle, wo sie
um stehen, sondern es waren mehr äußerliche Umstände, der Reichtum und die
Freigebigkeit eines Fürsten oder einer Stadtbehörde, oder es waren Stants-
rücksichteu, die dahin wirkten, daß diese oder jene Stadt eine Universität oder eine
Bibliothek erhielt.
Als aber die Wissenschaft in ihren Forschungen immer mehr auf die gleich¬
zeitige» Urkunden zurückging, da fühlte man sehr bald das Bedürfnis, neue An¬
stalten an den Punkten zu errichten, die für diese Forschungen den natürlichen
Mittelpunkt bildeten. Wer sich die Aufgabe gestellt hatte, tiefer in Baierns Ge¬
schichte einzudringen, der that am besten, sich zunächst nach München zu wenden,
und wer die oft entstellten und mißverstandnen Angaben der alten Chronisten über
die Geschichte einer Stadt wie Nürnberg an den Urkunden nachprüfen wollte, der
mußte zunächst in Nürnberg selbst darnach suchen. So entstanden die wissenschaft¬
lichen Landes- und Stadtarchive, und die Wichtigkeit, die die Vatikanischen Archive
auch für die deutsche Geschichtsforschung haben, führte in unsrer Zeit zu der Er¬
richtung des Österreichischen und des Preußischen Historischen Instituts in Rom.
Schon vorher war Rom der Sitz eines anfangs internationalen, dann deutschen
Instituts geworden, dessen Geschichte besonders deutlich erkennen läßt, wie die
neuere Wissenschaft ihre Aufgaben an Ort und Stelle zu lösen suchen muß. Im
Jahre 1829 wurde in Rom das Institut für Archäologische Korrespondenz eröffnet;
als europäisches Institut begründet und zunächst nur auf freiwillige Beiträge an¬
gewiesen, wurde es 1857 von der preußischen Negierung und 1874 von dem
deutschen Reich als Staatsanstalt übernommen und bildet als Deutsches Archäolo¬
gisches Institut noch jetzt den Mittelpunkt der deutschen archäologischen und topo¬
graphischen Forschungen in Italien. Seit 1874 hat es aber in dem Deutschen
Archäologischen Institut in Athen eine Zweiganstalt erhalten. Denn während die
Archäologie in der ersten Hälfte unsers Jahrhunderts ihre Aufgabe in der Durch¬
forschung der überreichen römischen Museen fand, brachten die großen Ausgrabungen
und Entdeckungen in der zweiten Hälfte unsers Jahrhunderts in Griechenland selbst
so viel neue Kunstwerke zu Tage, daß sich die Wissenschaft von den abgeleiteten
römischen Denkmälern mehr und mehr den ursprünglichen griechischen Denkmälern
zuwenden mußte, und diese Richtung fand in der Begründung des Instituts in
Athen ihr Ziel.
Was die Archäologie in diesen beiden Anstalten hat, das wünscht ihre jüngere
Schwester, die neuere Kunstwissenschaft, durch die Gründung eines kunsthistorischen
Instituts in Florenz zu erreichen. Ob die Errichtung eines solchen Instituts ein
wirkliches Bedürfnis ist, diese Frage wird verschieden beantwortet werden. Wer
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