Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Viertes Vierteljahr.Der ^kaat als Organismus s sind nun zwanzig Jahre her, daß die erste Auflage von Bau und Leben des sozialen Körpers. Von Dr. A, Schaffte. Zweite Auf¬
lage. Erster Band: Allgemeine Soziologie. Zweiter Band: Spezielle Soziologie. Tübingen, Lauppsche Buchhandlung, 1896, Der ^kaat als Organismus s sind nun zwanzig Jahre her, daß die erste Auflage von Bau und Leben des sozialen Körpers. Von Dr. A, Schaffte. Zweite Auf¬
lage. Erster Band: Allgemeine Soziologie. Zweiter Band: Spezielle Soziologie. Tübingen, Lauppsche Buchhandlung, 1896, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0622" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/224206"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341863_223583/figures/grenzboten_341863_223583_224206_000.jpg"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Der ^kaat als Organismus</head><lb/> <p xml:id="ID_1831"> s sind nun zwanzig Jahre her, daß die erste Auflage von<lb/> Schäffles Bau und Leben des sozialen Körpers das<lb/> Licht der Welt erblickte. Von 1875 bis 1878 erschien das ge¬<lb/> dankenschwere Werk in vier dicken Bänden. Niemand Hütte da¬<lb/> mals gedacht, daß es eine zweite Auflage erleben würde. Es<lb/> war die Zeit der darwinistischen Gnhrung in allen biologischen Wissenschaften<lb/> und der Anfänge der Beeinflussung der Staats- und Gesellschaftswissenschaft<lb/> durch die Speucersche naturwissenschaftliche BeHandlungsweise, die zu derselben<lb/> Zeit in den „Prinzipien der Soziologie" (englisch seit 1874, ins Deutsche über¬<lb/> setzt seit 1878) darwinistische Grundgedanken in verdünnter Verbreiterung<lb/> darbot. Schäffles „Bau und Leben" ist von manchen mit den phantasievollen<lb/> Schriften zusammengeworfen worden, die damals wie Blasen aus der gährenden<lb/> Masse der werdenden Soziologie emporstiegen. Daß von den Höhen der ge¬<lb/> bauschten Gelehrsamkeit und der unfehlbar festgefahrnen Schulweisheit nicht<lb/> sehr viel Huld habe darauf herabscheinen wollen, beklagt Schäffle selbst in<lb/> der Vorrede zu der vorliegenden zweiten Auflage.*) Aber gerade dieses Neu-<lb/> erscheiuen zeigt, wie das Buch seinen Weg gemacht hat, den ihm auch die<lb/> Wettbewerbung der seitdem ebenfalls erneuerten Spencerschen ?rinoix1<z8 nicht<lb/> abschneiden konnte. Zwar wird eine gewisse Überschätzung. Spencers immer<lb/> zu den Merkmalen der geistigen Physiognomie der beiden letzten Jahrzehnte<lb/> gehören und wird auch noch nicht sobald überwunden werden. Aber das echt<lb/> Deutsche, Lebensvolle, Warme in Schäffles Werk wird immer mehr für alle<lb/> die heraustreten, die nicht an der Oberfläche haften. Schon das ist ein Ver¬<lb/> dienst, diesen Charakter gerade in der Staats- und Gesellschaftswissenschaft der<lb/> eingebornen Formelhaftigkeit und Dürre Spencers gegenübergestellt zu haben.<lb/> Aber die positive Förderung der Soziologie durch dieses Werk bedeutet aller¬<lb/> dings viel mehr. Sie ist es, die wir in großen Zügen den Lesern andeuten<lb/> möchten.</p><lb/> <note xml:id="FID_87" place="foot"> Bau und Leben des sozialen Körpers. Von Dr. A, Schaffte. Zweite Auf¬<lb/> lage. Erster Band: Allgemeine Soziologie. Zweiter Band: Spezielle Soziologie. Tübingen,<lb/> Lauppsche Buchhandlung, 1896,</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0622]
[Abbildung]
Der ^kaat als Organismus
s sind nun zwanzig Jahre her, daß die erste Auflage von
Schäffles Bau und Leben des sozialen Körpers das
Licht der Welt erblickte. Von 1875 bis 1878 erschien das ge¬
dankenschwere Werk in vier dicken Bänden. Niemand Hütte da¬
mals gedacht, daß es eine zweite Auflage erleben würde. Es
war die Zeit der darwinistischen Gnhrung in allen biologischen Wissenschaften
und der Anfänge der Beeinflussung der Staats- und Gesellschaftswissenschaft
durch die Speucersche naturwissenschaftliche BeHandlungsweise, die zu derselben
Zeit in den „Prinzipien der Soziologie" (englisch seit 1874, ins Deutsche über¬
setzt seit 1878) darwinistische Grundgedanken in verdünnter Verbreiterung
darbot. Schäffles „Bau und Leben" ist von manchen mit den phantasievollen
Schriften zusammengeworfen worden, die damals wie Blasen aus der gährenden
Masse der werdenden Soziologie emporstiegen. Daß von den Höhen der ge¬
bauschten Gelehrsamkeit und der unfehlbar festgefahrnen Schulweisheit nicht
sehr viel Huld habe darauf herabscheinen wollen, beklagt Schäffle selbst in
der Vorrede zu der vorliegenden zweiten Auflage.*) Aber gerade dieses Neu-
erscheiuen zeigt, wie das Buch seinen Weg gemacht hat, den ihm auch die
Wettbewerbung der seitdem ebenfalls erneuerten Spencerschen ?rinoix1<z8 nicht
abschneiden konnte. Zwar wird eine gewisse Überschätzung. Spencers immer
zu den Merkmalen der geistigen Physiognomie der beiden letzten Jahrzehnte
gehören und wird auch noch nicht sobald überwunden werden. Aber das echt
Deutsche, Lebensvolle, Warme in Schäffles Werk wird immer mehr für alle
die heraustreten, die nicht an der Oberfläche haften. Schon das ist ein Ver¬
dienst, diesen Charakter gerade in der Staats- und Gesellschaftswissenschaft der
eingebornen Formelhaftigkeit und Dürre Spencers gegenübergestellt zu haben.
Aber die positive Förderung der Soziologie durch dieses Werk bedeutet aller¬
dings viel mehr. Sie ist es, die wir in großen Zügen den Lesern andeuten
möchten.
Bau und Leben des sozialen Körpers. Von Dr. A, Schaffte. Zweite Auf¬
lage. Erster Band: Allgemeine Soziologie. Zweiter Band: Spezielle Soziologie. Tübingen,
Lauppsche Buchhandlung, 1896,
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |