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Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Viertes Vierteljahr.

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Litteratur

Wursthändler bei dieser Gelegenheit nach der aufblähenden Mode der Zeit "Firmen
der Kolonial- und Delikateßwarcnbranche" genannt werden, ändert an der be¬
schämenden Thatsache nichts. Seit einigen Tagen steht nämlich auf protzigen
Plataeer an den Anschlagsäule" der deutschen Reichshauptstadt folgender Aufruf zu
lesen: "Hausfrauen! Um dem gediegnen (!) schriftstellerischen Erzeugnis neue Wege(!)
ius lesende Publikum zu bahnen, hat der Verlag der "Neuen deutschen Roman¬
zeitung" die nachgenannten Firmen der Kolonial- und Delikateßwarenbrcmche zur
allwöchentlichen Grntisausgabe seiner Wochenschrift gewonnen (!). Diese Firmen,
unsre werten Masseuabonnenten, denen sich wahrscheinlich bald andre anschließen
werden, geben ihren Kunden die "Neue deutsche Romanzeitung" als Zugabe,, die
gewiß in allen Familien, wo man den Wert einer guten Lektüre für die Feier¬
stunden des Lebens zu schätzen weiß, eine(!) stets willkommne sein wird. Ju
Nummer 1 beginnen die spannungsvollen Dichtungen (!): Die Erbin von A. I.
Mordtmann und Firma Girdlestone von Corea Doyle, deutsch von Dr. Th. Eicke.
Im Feuilleton: Aus der Mappe unsrer Hausfrau. Im Briefkasten: Meinungs¬
austausch der Lesenden über wichtige Lebensfragen (I) des Einzelnen und der Familie.
Der Verlag "Neue deutsche Romanzeitung," Berlin .13."

Wir wünschen -- guten Appetit!




Litteratur
Meyers Konversationslexikon. Fünfte, gänzlich neu bearbeitete Auflaae, Zehnter bis
dreizehnter Band. Leipzig und Wien, Bibliographisches Institut

Von der neue" Auflage von Meyers Konversationslexikon ist vor einiger Zeit
der dreizehnte Band erschienen, das ganze, auf siebzehn Bände berechnete Werk
wird also etwa in Jahresfrist wieder vollständig vorliegen. Auch die neuen Bände
verdienen das Lob, das den früher erschienenen an dieser Stelle erteilt worden ist:
die treffliche Anlage des Ganzen läßt nicht, wie es bei derartigen Werken sonst
der Fall zu sein pflegt, gegen den Schluß hin ein Schwächerwerden bemerken, nach
wie vor ist das neueste und beste Material mit der größten Sorgfalt verarbeitet,
jeder einzelne Artikel fucht das Nötige und nicht mehr als das Nötige zu geben,
die Illustration bleibt stets auf derselben Höhe. Zum Beweise sei hier auf einige
Artikel hingewiesen. Im zehnten Bande finden wir einen Aufsatz "Kriminalität,"
der, mit kriminalstatistischen Kcirtchen vom deutschen Reich, von Frankreich und Italien
ausgestattet, sowohl nach der Fülle des Stoffes als nach dessen Behandlung als
Musterleistung betrachtet werden muß. Nachdem zunächst eine Einleitung gegeben
ist, die eine Reihe von Definitionen enthält, werden 1. die individuellen Ursachen
(Geschlecht, Alter, Bildung, Beruf), 2. die physikalischen oder kosmischen Ursachen,
3. die sozialen Ursachen der Kriminalität, und zwar hier ">) die sozialen Ursachen
mit konstanter Wirkung (Zivilstand, Legitimität, Seßhaftigkeit, Nationalität und
Volkscharnkter), d) die sozialen Ursachen mit variabler und zwar akuter Wirkung


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Wursthändler bei dieser Gelegenheit nach der aufblähenden Mode der Zeit „Firmen
der Kolonial- und Delikateßwarcnbranche" genannt werden, ändert an der be¬
schämenden Thatsache nichts. Seit einigen Tagen steht nämlich auf protzigen
Plataeer an den Anschlagsäule» der deutschen Reichshauptstadt folgender Aufruf zu
lesen: „Hausfrauen! Um dem gediegnen (!) schriftstellerischen Erzeugnis neue Wege(!)
ius lesende Publikum zu bahnen, hat der Verlag der »Neuen deutschen Roman¬
zeitung« die nachgenannten Firmen der Kolonial- und Delikateßwarenbrcmche zur
allwöchentlichen Grntisausgabe seiner Wochenschrift gewonnen (!). Diese Firmen,
unsre werten Masseuabonnenten, denen sich wahrscheinlich bald andre anschließen
werden, geben ihren Kunden die »Neue deutsche Romanzeitung« als Zugabe,, die
gewiß in allen Familien, wo man den Wert einer guten Lektüre für die Feier¬
stunden des Lebens zu schätzen weiß, eine(!) stets willkommne sein wird. Ju
Nummer 1 beginnen die spannungsvollen Dichtungen (!): Die Erbin von A. I.
Mordtmann und Firma Girdlestone von Corea Doyle, deutsch von Dr. Th. Eicke.
Im Feuilleton: Aus der Mappe unsrer Hausfrau. Im Briefkasten: Meinungs¬
austausch der Lesenden über wichtige Lebensfragen (I) des Einzelnen und der Familie.
Der Verlag »Neue deutsche Romanzeitung,« Berlin .13."

Wir wünschen — guten Appetit!




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Meyers Konversationslexikon. Fünfte, gänzlich neu bearbeitete Auflaae, Zehnter bis
dreizehnter Band. Leipzig und Wien, Bibliographisches Institut

Von der neue» Auflage von Meyers Konversationslexikon ist vor einiger Zeit
der dreizehnte Band erschienen, das ganze, auf siebzehn Bände berechnete Werk
wird also etwa in Jahresfrist wieder vollständig vorliegen. Auch die neuen Bände
verdienen das Lob, das den früher erschienenen an dieser Stelle erteilt worden ist:
die treffliche Anlage des Ganzen läßt nicht, wie es bei derartigen Werken sonst
der Fall zu sein pflegt, gegen den Schluß hin ein Schwächerwerden bemerken, nach
wie vor ist das neueste und beste Material mit der größten Sorgfalt verarbeitet,
jeder einzelne Artikel fucht das Nötige und nicht mehr als das Nötige zu geben,
die Illustration bleibt stets auf derselben Höhe. Zum Beweise sei hier auf einige
Artikel hingewiesen. Im zehnten Bande finden wir einen Aufsatz „Kriminalität,"
der, mit kriminalstatistischen Kcirtchen vom deutschen Reich, von Frankreich und Italien
ausgestattet, sowohl nach der Fülle des Stoffes als nach dessen Behandlung als
Musterleistung betrachtet werden muß. Nachdem zunächst eine Einleitung gegeben
ist, die eine Reihe von Definitionen enthält, werden 1. die individuellen Ursachen
(Geschlecht, Alter, Bildung, Beruf), 2. die physikalischen oder kosmischen Ursachen,
3. die sozialen Ursachen der Kriminalität, und zwar hier »>) die sozialen Ursachen
mit konstanter Wirkung (Zivilstand, Legitimität, Seßhaftigkeit, Nationalität und
Volkscharnkter), d) die sozialen Ursachen mit variabler und zwar akuter Wirkung


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[0446] Litteratur Wursthändler bei dieser Gelegenheit nach der aufblähenden Mode der Zeit „Firmen der Kolonial- und Delikateßwarcnbranche" genannt werden, ändert an der be¬ schämenden Thatsache nichts. Seit einigen Tagen steht nämlich auf protzigen Plataeer an den Anschlagsäule» der deutschen Reichshauptstadt folgender Aufruf zu lesen: „Hausfrauen! Um dem gediegnen (!) schriftstellerischen Erzeugnis neue Wege(!) ius lesende Publikum zu bahnen, hat der Verlag der »Neuen deutschen Roman¬ zeitung« die nachgenannten Firmen der Kolonial- und Delikateßwarenbrcmche zur allwöchentlichen Grntisausgabe seiner Wochenschrift gewonnen (!). Diese Firmen, unsre werten Masseuabonnenten, denen sich wahrscheinlich bald andre anschließen werden, geben ihren Kunden die »Neue deutsche Romanzeitung« als Zugabe,, die gewiß in allen Familien, wo man den Wert einer guten Lektüre für die Feier¬ stunden des Lebens zu schätzen weiß, eine(!) stets willkommne sein wird. Ju Nummer 1 beginnen die spannungsvollen Dichtungen (!): Die Erbin von A. I. Mordtmann und Firma Girdlestone von Corea Doyle, deutsch von Dr. Th. Eicke. Im Feuilleton: Aus der Mappe unsrer Hausfrau. Im Briefkasten: Meinungs¬ austausch der Lesenden über wichtige Lebensfragen (I) des Einzelnen und der Familie. Der Verlag »Neue deutsche Romanzeitung,« Berlin .13." Wir wünschen — guten Appetit! Litteratur Meyers Konversationslexikon. Fünfte, gänzlich neu bearbeitete Auflaae, Zehnter bis dreizehnter Band. Leipzig und Wien, Bibliographisches Institut Von der neue» Auflage von Meyers Konversationslexikon ist vor einiger Zeit der dreizehnte Band erschienen, das ganze, auf siebzehn Bände berechnete Werk wird also etwa in Jahresfrist wieder vollständig vorliegen. Auch die neuen Bände verdienen das Lob, das den früher erschienenen an dieser Stelle erteilt worden ist: die treffliche Anlage des Ganzen läßt nicht, wie es bei derartigen Werken sonst der Fall zu sein pflegt, gegen den Schluß hin ein Schwächerwerden bemerken, nach wie vor ist das neueste und beste Material mit der größten Sorgfalt verarbeitet, jeder einzelne Artikel fucht das Nötige und nicht mehr als das Nötige zu geben, die Illustration bleibt stets auf derselben Höhe. Zum Beweise sei hier auf einige Artikel hingewiesen. Im zehnten Bande finden wir einen Aufsatz „Kriminalität," der, mit kriminalstatistischen Kcirtchen vom deutschen Reich, von Frankreich und Italien ausgestattet, sowohl nach der Fülle des Stoffes als nach dessen Behandlung als Musterleistung betrachtet werden muß. Nachdem zunächst eine Einleitung gegeben ist, die eine Reihe von Definitionen enthält, werden 1. die individuellen Ursachen (Geschlecht, Alter, Bildung, Beruf), 2. die physikalischen oder kosmischen Ursachen, 3. die sozialen Ursachen der Kriminalität, und zwar hier »>) die sozialen Ursachen mit konstanter Wirkung (Zivilstand, Legitimität, Seßhaftigkeit, Nationalität und Volkscharnkter), d) die sozialen Ursachen mit variabler und zwar akuter Wirkung

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341863_223583/446>, abgerufen am 04.01.2025.