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Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Viertes Vierteljahr.

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Die deutsche Auswanderung nach Brasilien
L. Napff von

achten das am 3. November 1859 für Preußen erlassene Verbot,
die Auswanderung nach den südlichen brasilischen Provinzen
Sav Paulo, Parana, Santa Catharina und Rio Grande do
Suk zu lenken, aufgehoben worden ist, hat sich wieder überall
in erhöhtem Maße die Aufmerksamkeit auf diese zukunftsreichen
Lnnderstriche gerichtet. Besonders in den genannten Staaten selbst verursachte,
wie natürlich, die Kunde davon eine lebhafte Erregung. Demgemäß hat auch
die deutsch-brasilische Presse in ausführlichen Erörterungen zu der Frage uach
den Folge" dieser Maßnahme Stellung genommen. Ihre Äußerungen siud
es denn auch, denen wir besondre Beachtung schenken, wenn wir im Nach¬
folgenden versuchen, einen Überblick über den Stand des Auswanderuugswesens,
namentlich in Hinsicht auf die drei letztgenannten Provinzen zu geben, und die
Aussichten für seine zukünftige Entwicklung untersuchen.

Die Aufhebung des v. d. Hehdtschen Reskripts allein würde Wohl nicht
eine starke Zunahme der Auswanderung nach dem Süden Brasiliens zur Folge
haben, wenn sie nicht in einen Zeitpunkt fiele, der einer solchen Wirkung
besonders günstig ist. Erstens übt die herrschende wirtschaftliche Krisis in
den Vereinigten Staaten Nordamerikas einen starken Rückschlag auf die dor¬
tige Einwanderung aus, der sich noch wesentlich verstärken wird, sodann herrscht
jetzt in den maßgebenden Kreisen Brasiliens, namentlich seit dem Ausbruch
der Zwistigkeiten mit Italien, zur Abwechslung wieder einmal eine besonders
der deutschen Einwanderung günstige Stimmung, und drittens -- und dies
ist der wichtigste Punkt -- macht sich zu deren Unterstützung in den deutscheu
Interessenkreisen sowohl diesseits als jenseits des Ozeans ein so rühriger


Grenzboten IV 1896 Al


Die deutsche Auswanderung nach Brasilien
L. Napff von

achten das am 3. November 1859 für Preußen erlassene Verbot,
die Auswanderung nach den südlichen brasilischen Provinzen
Sav Paulo, Parana, Santa Catharina und Rio Grande do
Suk zu lenken, aufgehoben worden ist, hat sich wieder überall
in erhöhtem Maße die Aufmerksamkeit auf diese zukunftsreichen
Lnnderstriche gerichtet. Besonders in den genannten Staaten selbst verursachte,
wie natürlich, die Kunde davon eine lebhafte Erregung. Demgemäß hat auch
die deutsch-brasilische Presse in ausführlichen Erörterungen zu der Frage uach
den Folge» dieser Maßnahme Stellung genommen. Ihre Äußerungen siud
es denn auch, denen wir besondre Beachtung schenken, wenn wir im Nach¬
folgenden versuchen, einen Überblick über den Stand des Auswanderuugswesens,
namentlich in Hinsicht auf die drei letztgenannten Provinzen zu geben, und die
Aussichten für seine zukünftige Entwicklung untersuchen.

Die Aufhebung des v. d. Hehdtschen Reskripts allein würde Wohl nicht
eine starke Zunahme der Auswanderung nach dem Süden Brasiliens zur Folge
haben, wenn sie nicht in einen Zeitpunkt fiele, der einer solchen Wirkung
besonders günstig ist. Erstens übt die herrschende wirtschaftliche Krisis in
den Vereinigten Staaten Nordamerikas einen starken Rückschlag auf die dor¬
tige Einwanderung aus, der sich noch wesentlich verstärken wird, sodann herrscht
jetzt in den maßgebenden Kreisen Brasiliens, namentlich seit dem Ausbruch
der Zwistigkeiten mit Italien, zur Abwechslung wieder einmal eine besonders
der deutschen Einwanderung günstige Stimmung, und drittens — und dies
ist der wichtigste Punkt — macht sich zu deren Unterstützung in den deutscheu
Interessenkreisen sowohl diesseits als jenseits des Ozeans ein so rühriger


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[0209] [Abbildung] Die deutsche Auswanderung nach Brasilien L. Napff von achten das am 3. November 1859 für Preußen erlassene Verbot, die Auswanderung nach den südlichen brasilischen Provinzen Sav Paulo, Parana, Santa Catharina und Rio Grande do Suk zu lenken, aufgehoben worden ist, hat sich wieder überall in erhöhtem Maße die Aufmerksamkeit auf diese zukunftsreichen Lnnderstriche gerichtet. Besonders in den genannten Staaten selbst verursachte, wie natürlich, die Kunde davon eine lebhafte Erregung. Demgemäß hat auch die deutsch-brasilische Presse in ausführlichen Erörterungen zu der Frage uach den Folge» dieser Maßnahme Stellung genommen. Ihre Äußerungen siud es denn auch, denen wir besondre Beachtung schenken, wenn wir im Nach¬ folgenden versuchen, einen Überblick über den Stand des Auswanderuugswesens, namentlich in Hinsicht auf die drei letztgenannten Provinzen zu geben, und die Aussichten für seine zukünftige Entwicklung untersuchen. Die Aufhebung des v. d. Hehdtschen Reskripts allein würde Wohl nicht eine starke Zunahme der Auswanderung nach dem Süden Brasiliens zur Folge haben, wenn sie nicht in einen Zeitpunkt fiele, der einer solchen Wirkung besonders günstig ist. Erstens übt die herrschende wirtschaftliche Krisis in den Vereinigten Staaten Nordamerikas einen starken Rückschlag auf die dor¬ tige Einwanderung aus, der sich noch wesentlich verstärken wird, sodann herrscht jetzt in den maßgebenden Kreisen Brasiliens, namentlich seit dem Ausbruch der Zwistigkeiten mit Italien, zur Abwechslung wieder einmal eine besonders der deutschen Einwanderung günstige Stimmung, und drittens — und dies ist der wichtigste Punkt — macht sich zu deren Unterstützung in den deutscheu Interessenkreisen sowohl diesseits als jenseits des Ozeans ein so rühriger Grenzboten IV 1896 Al

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341863_223583/209>, abgerufen am 05.01.2025.