Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Drittes Vierteljahr.Ein unbequemer Konservativer frage ihre Aufmerksamkeit schenkte, bisher ist das nur sehr wenig geschehen. Doch wir wollen nicht länger bei ihrer Betrachtung verweilen, sonst Ein unbequemer Konservativer (Schluß) le zweite Schrift, über das Sinken der Grundrente und dessen Ein unbequemer Konservativer frage ihre Aufmerksamkeit schenkte, bisher ist das nur sehr wenig geschehen. Doch wir wollen nicht länger bei ihrer Betrachtung verweilen, sonst Ein unbequemer Konservativer (Schluß) le zweite Schrift, über das Sinken der Grundrente und dessen <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0354" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/223296"/> <fw type="header" place="top"> Ein unbequemer Konservativer</fw><lb/> <p xml:id="ID_1031" prev="#ID_1030"> frage ihre Aufmerksamkeit schenkte, bisher ist das nur sehr wenig geschehen.<lb/> Deshalb haben wir hier die Gelegenheit wahrgenommen, weitere Kreise auf<lb/> diese Übelstände hinzulenken, die sich bisher der Öffentlichkeit völlig entzogen<lb/> haben.</p><lb/> <p xml:id="ID_1032"> Doch wir wollen nicht länger bei ihrer Betrachtung verweilen, sonst<lb/> könnten diese kurzen Andeutungen leicht zu einem Aufsatze werden, der nicht<lb/> die Rechtlosigkeit der Irren, sondern der Irrenärzte zum Gegenstände hätte.<lb/> Wir kehren daher zum Schluß noch einmal kurz zu unserm Ausgangspunkte<lb/> zurück. Wenn wir auch manchen Vorschlägen und Behauptungen Erlenmeyers<lb/> entgegentreten mußten, so enthält seine Arbeit doch so viel Material und so<lb/> viele beachtenswerte, ja vortreffliche Ratschläge, daß sie allen, denen die<lb/> Förderung unsers Jrrenwesens am Herzen liegt, warm empfohlen werden kann.<lb/> Jedenfalls ist sie das Beste, was bisher zur Jrrenfrage veröffentlicht worden ist.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Ein unbequemer Konservativer<lb/> (Schluß) </head><lb/> <p xml:id="ID_1033" next="#ID_1034"> le zweite Schrift, über das Sinken der Grundrente und dessen<lb/> mögliche Folgen, ist ein sehr schludrig gearbeitetes Ding und<lb/> enthält teils Wiederholungen, teils Ergänzungen des in dem<lb/> größeren Buche gesagten. 33 Seiten werden mit Tabellen aus¬<lb/> gefüllt, die einem 1893 erschienenen Güteradreßbuch der Provinz<lb/> Pommern entnommen sind. Meyer glaubt, daß 62 adliche Latifuudienbefitzer,<lb/> 62 wohlhabende Adliche und 35 reiche Bürgerliche samt den Domänen und<lb/> dem Korperationsgrundbesitz, die zusammen 1114 Güter und beinahe 706009<lb/> Hektar haben, durch Ausnutzung der Krisis ihren Besitz vergrößern werden,<lb/> daß 159 Besitzer, meistens Adliche, mit 782 Gütern und 463431 Hektaren,<lb/> von der Krisis nichts zu fürchten haben, daß es bei 1194 meistens bürger¬<lb/> lichen Gutsbesitzern mit 1476 Gütern und 783000 Hektaren zweifelhaft ist,<lb/> wie sie die Krise überstehen werden, und daß unter den übrigen 1200 Guts¬<lb/> besitzern die 1500 Güter und fast 800000 Hektar besitzen, „manche sind, die<lb/> die Krisis nicht überstehen dürften." Dieser ganze Tabellen- und Berechnnngs-<lb/> apparat ist völlig wertlos. Daß die Latifundien größer werden, wenn sich<lb/> die kleinern Rittergutsbesitzer nicht mehr halten können, ist allerdings richtig;<lb/> denn der Satz, daß der kapitalistische Betrieb das Gut desto mehr der Unsicher¬<lb/> heit aussetzt, je größer es ist, gilt natürlich nur für das einzelne Landgut,<lb/> nicht für das Latifundium, weil großer Reichtum den Besitzer über den Wechsel</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0354]
Ein unbequemer Konservativer
frage ihre Aufmerksamkeit schenkte, bisher ist das nur sehr wenig geschehen.
Deshalb haben wir hier die Gelegenheit wahrgenommen, weitere Kreise auf
diese Übelstände hinzulenken, die sich bisher der Öffentlichkeit völlig entzogen
haben.
Doch wir wollen nicht länger bei ihrer Betrachtung verweilen, sonst
könnten diese kurzen Andeutungen leicht zu einem Aufsatze werden, der nicht
die Rechtlosigkeit der Irren, sondern der Irrenärzte zum Gegenstände hätte.
Wir kehren daher zum Schluß noch einmal kurz zu unserm Ausgangspunkte
zurück. Wenn wir auch manchen Vorschlägen und Behauptungen Erlenmeyers
entgegentreten mußten, so enthält seine Arbeit doch so viel Material und so
viele beachtenswerte, ja vortreffliche Ratschläge, daß sie allen, denen die
Förderung unsers Jrrenwesens am Herzen liegt, warm empfohlen werden kann.
Jedenfalls ist sie das Beste, was bisher zur Jrrenfrage veröffentlicht worden ist.
Ein unbequemer Konservativer
(Schluß)
le zweite Schrift, über das Sinken der Grundrente und dessen
mögliche Folgen, ist ein sehr schludrig gearbeitetes Ding und
enthält teils Wiederholungen, teils Ergänzungen des in dem
größeren Buche gesagten. 33 Seiten werden mit Tabellen aus¬
gefüllt, die einem 1893 erschienenen Güteradreßbuch der Provinz
Pommern entnommen sind. Meyer glaubt, daß 62 adliche Latifuudienbefitzer,
62 wohlhabende Adliche und 35 reiche Bürgerliche samt den Domänen und
dem Korperationsgrundbesitz, die zusammen 1114 Güter und beinahe 706009
Hektar haben, durch Ausnutzung der Krisis ihren Besitz vergrößern werden,
daß 159 Besitzer, meistens Adliche, mit 782 Gütern und 463431 Hektaren,
von der Krisis nichts zu fürchten haben, daß es bei 1194 meistens bürger¬
lichen Gutsbesitzern mit 1476 Gütern und 783000 Hektaren zweifelhaft ist,
wie sie die Krise überstehen werden, und daß unter den übrigen 1200 Guts¬
besitzern die 1500 Güter und fast 800000 Hektar besitzen, „manche sind, die
die Krisis nicht überstehen dürften." Dieser ganze Tabellen- und Berechnnngs-
apparat ist völlig wertlos. Daß die Latifundien größer werden, wenn sich
die kleinern Rittergutsbesitzer nicht mehr halten können, ist allerdings richtig;
denn der Satz, daß der kapitalistische Betrieb das Gut desto mehr der Unsicher¬
heit aussetzt, je größer es ist, gilt natürlich nur für das einzelne Landgut,
nicht für das Latifundium, weil großer Reichtum den Besitzer über den Wechsel
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