Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Zweites Vierteljahr.Duell und Holzkomment icht die wahren, sondern nur die dunkeln Ehrenmänner haben Der Schwäche einer solchen Position entspricht regelmüßig die Schwäche Demgegenüber behaupte ich, daß die Aufhebung des Duells die gefürchtete Duell und Holzkomment icht die wahren, sondern nur die dunkeln Ehrenmänner haben Der Schwäche einer solchen Position entspricht regelmüßig die Schwäche Demgegenüber behaupte ich, daß die Aufhebung des Duells die gefürchtete <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0302" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/222606"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341863_222303/figures/grenzboten_341863_222303_222606_000.jpg"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Duell und Holzkomment</head><lb/> <p xml:id="ID_884"> icht die wahren, sondern nur die dunkeln Ehrenmänner haben<lb/> ein Interesse an der Aufrechterhaltung der Duellpraxis. Diesen<lb/> vollkommen zutreffenden Satz hat ein Mitglied des deutschen<lb/> Adelstags im Deutschen Adelsblatt (Jahrgang 1895, S. 214)<lb/> auszusprechen den Mut gehabt. Es ist aber eine bekannte That¬<lb/> sache, daß für die Aufrechterhaltung einer schlechten Einrichtung sehr oft nicht<lb/> bloß die eintreten, die ein wirkliches Interesse daran haben, sondern auch solche,<lb/> die aus mangelnder Einsicht, aus Schwäche, aus falscher Gutmütigkeit, Liebe<lb/> zum Herkommen, Trägheit, Politik, Berechnung oder einem verwandten Be¬<lb/> weggrunde an die Änderung des Bestehenden nicht die Hand legen wollen. So<lb/> verhält es sich auch mit dem Duell. Es wird keineswegs bloß durch die<lb/> „dunkeln Ehrenmänner" gestützt. Diese sind bei uns glücklicherweise nicht zahl¬<lb/> reich genug, es allein zu stützen. Die Hauptstützen sind die, die aus irgend<lb/> einem jener schwachen Beweggründe das Duell zu beseitigen unterlassen oder<lb/> es gar verteidigen.</p><lb/> <p xml:id="ID_885"> Der Schwäche einer solchen Position entspricht regelmüßig die Schwäche<lb/> ihrer Beweisgründe. Etwas vernünftiges weiß man nicht vorzubringen. Aber<lb/> man malt allerlei Gespenster an die Wand, die erscheinen würden, wenn man<lb/> es wagen sollte, die Einrichtung zu beseitigen. Bei der Verteidigung des Duells<lb/> ist es hauptsächlich ein solcher lahmer Beweisgrund, der immer wieder hervor¬<lb/> geholt wird, um die fehlenden zu ersetzen: es wird behauptet, der Holzkommeut<lb/> werde aufkommen, wenn man das Duell beseitige. Dieser Grund ist so oft<lb/> vorgebracht und mit solcher Bestimmtheit geltend gemacht worden, daß sich<lb/> ihm auch manche Personen zugänglich gezeigt haben, die sich sonst von jenen<lb/> schwächlichen Beweisgründen nicht leiten lassen. So meint z. B. Professor<lb/> Ziegler, der im übrigen dem Duellunwesen kräftig zuleide geht (Der deutsche<lb/> Student am Ende des neunzehnten Jahuuderts, 5. Auflage, S. 95): „Ich sehe<lb/> die Gefahr ein, daß uns die plötzliche Aufhebung des Duells in der Studenten¬<lb/> schaft mit dem sehr unerfreulichen Holzkommeut bedrohen konnte."</p><lb/> <p xml:id="ID_886"> Demgegenüber behaupte ich, daß die Aufhebung des Duells die gefürchtete<lb/> Wirkung durchaus nicht haben würde, daß vielmehr die Holzereien, die jetzt<lb/> unter den Gebildeten vorkommen, gerade im Duellwesen ihre Hauptstütze haben,<lb/> also mit der vollständigen Beseitigung des Duellwesens auch, wenn nicht voll¬<lb/> ständig, so jedenfalls im wesentlichen verschwinden würden.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0302]
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Duell und Holzkomment
icht die wahren, sondern nur die dunkeln Ehrenmänner haben
ein Interesse an der Aufrechterhaltung der Duellpraxis. Diesen
vollkommen zutreffenden Satz hat ein Mitglied des deutschen
Adelstags im Deutschen Adelsblatt (Jahrgang 1895, S. 214)
auszusprechen den Mut gehabt. Es ist aber eine bekannte That¬
sache, daß für die Aufrechterhaltung einer schlechten Einrichtung sehr oft nicht
bloß die eintreten, die ein wirkliches Interesse daran haben, sondern auch solche,
die aus mangelnder Einsicht, aus Schwäche, aus falscher Gutmütigkeit, Liebe
zum Herkommen, Trägheit, Politik, Berechnung oder einem verwandten Be¬
weggrunde an die Änderung des Bestehenden nicht die Hand legen wollen. So
verhält es sich auch mit dem Duell. Es wird keineswegs bloß durch die
„dunkeln Ehrenmänner" gestützt. Diese sind bei uns glücklicherweise nicht zahl¬
reich genug, es allein zu stützen. Die Hauptstützen sind die, die aus irgend
einem jener schwachen Beweggründe das Duell zu beseitigen unterlassen oder
es gar verteidigen.
Der Schwäche einer solchen Position entspricht regelmüßig die Schwäche
ihrer Beweisgründe. Etwas vernünftiges weiß man nicht vorzubringen. Aber
man malt allerlei Gespenster an die Wand, die erscheinen würden, wenn man
es wagen sollte, die Einrichtung zu beseitigen. Bei der Verteidigung des Duells
ist es hauptsächlich ein solcher lahmer Beweisgrund, der immer wieder hervor¬
geholt wird, um die fehlenden zu ersetzen: es wird behauptet, der Holzkommeut
werde aufkommen, wenn man das Duell beseitige. Dieser Grund ist so oft
vorgebracht und mit solcher Bestimmtheit geltend gemacht worden, daß sich
ihm auch manche Personen zugänglich gezeigt haben, die sich sonst von jenen
schwächlichen Beweisgründen nicht leiten lassen. So meint z. B. Professor
Ziegler, der im übrigen dem Duellunwesen kräftig zuleide geht (Der deutsche
Student am Ende des neunzehnten Jahuuderts, 5. Auflage, S. 95): „Ich sehe
die Gefahr ein, daß uns die plötzliche Aufhebung des Duells in der Studenten¬
schaft mit dem sehr unerfreulichen Holzkommeut bedrohen konnte."
Demgegenüber behaupte ich, daß die Aufhebung des Duells die gefürchtete
Wirkung durchaus nicht haben würde, daß vielmehr die Holzereien, die jetzt
unter den Gebildeten vorkommen, gerade im Duellwesen ihre Hauptstütze haben,
also mit der vollständigen Beseitigung des Duellwesens auch, wenn nicht voll¬
ständig, so jedenfalls im wesentlichen verschwinden würden.
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