Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Erstes Vierteljahr.Die Homerische Frage So berühren sich zuletzt unsre beiden Vorschläge, deutsche Universitäten, Laßt diesen neuen deutschen Orden das berühmte Wort Bismarcks vom 6. Fe¬ Die Homerische Frage L. Rothe von(in (Schluß) lie diese Erwägungen reichen aus, Wolfs Einwendungen gegen Die Homerische Frage So berühren sich zuletzt unsre beiden Vorschläge, deutsche Universitäten, Laßt diesen neuen deutschen Orden das berühmte Wort Bismarcks vom 6. Fe¬ Die Homerische Frage L. Rothe von(in (Schluß) lie diese Erwägungen reichen aus, Wolfs Einwendungen gegen <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0464" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/222110"/> <fw type="header" place="top"> Die Homerische Frage</fw><lb/> <p xml:id="ID_1546"> So berühren sich zuletzt unsre beiden Vorschläge, deutsche Universitäten,<lb/> die deutsches Licht in das finstre Polentum ausstrahlen sollen, und ein neuer<lb/> deutscher Orden, der seine Ordensritter nicht mit Dekorationen behängt, sondern<lb/> sie innerlich durchglüht mit Begeisterung für das Deutschtum, nach dem Worte<lb/> des Dichters aus den Freiheitskriegen:</p><lb/> <lg xml:id="POEMID_7" type="poem"> <l/> </lg><lb/> <p xml:id="ID_1547"> Laßt diesen neuen deutschen Orden das berühmte Wort Bismarcks vom 6. Fe¬<lb/> bruar 1888 als Wahlspruch annehmen: „Wir Deutschen fürchten Gott und<lb/> sonst nichts in der Welt." Als Wappen aber nehme der Orden an: das Bild<lb/> des deutschen Erzengels Michael. In diesem Wappen und Wappenspruch ver¬<lb/> einigt sich uralter mystischer Glanz mit moderner thatenfreudiger Kraft.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Die Homerische Frage<lb/><note type="byline"> L. Rothe </note> von(in<lb/> (Schluß)</head><lb/> <p xml:id="ID_1548" next="#ID_1549"> lie diese Erwägungen reichen aus, Wolfs Einwendungen gegen<lb/> die Einheit der homerischen Gedichte zu entkräften. Aber damit<lb/> ist die schwierige Frage nach ihrem Ursprünge noch nicht er¬<lb/> ledigt. Denn es ist nicht bloß, wie es Knötel, Jäger und<lb/> Grimm thun, der Inhalt zu berücksichtigen, sondern auch die<lb/> Form. Die homerischen Gedichte sind in einer ganz eigentümlichen Sprache<lb/> überliefert, die in der Hauptsache das Gepräge des ionischen Dialekts trägt,<lb/> daneben aber noch reichlich Spuren andrer Dialekte (des üolischen und attischen)<lb/> zeigt. Hierzu kommt noch eine andre Eigentümlichkeit: die ungewöhnlich häu¬<lb/> fige Wiederholung ganzer Verse oder Versteile, ja langer Versreihen. Wie<lb/> weit diese Wiederholungen gehen, zeigt die Thatsache, daß nicht weniger als<lb/> 1804 Verse zusammen 4730mal vorkommen; ja wenn man von geringfügigen<lb/> Änderungen absieht, so sind es 2118, die 5612mal erscheinen. „Rechnet man<lb/> zu diese» noch die, die sich in ihren beiden Hälften oder in ihren einzelnen<lb/> Teilen wiederholen, so beträgt die Zahl 9253 (It. 5605. Ob. 3648) fast genau</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0464]
Die Homerische Frage
So berühren sich zuletzt unsre beiden Vorschläge, deutsche Universitäten,
die deutsches Licht in das finstre Polentum ausstrahlen sollen, und ein neuer
deutscher Orden, der seine Ordensritter nicht mit Dekorationen behängt, sondern
sie innerlich durchglüht mit Begeisterung für das Deutschtum, nach dem Worte
des Dichters aus den Freiheitskriegen:
Laßt diesen neuen deutschen Orden das berühmte Wort Bismarcks vom 6. Fe¬
bruar 1888 als Wahlspruch annehmen: „Wir Deutschen fürchten Gott und
sonst nichts in der Welt." Als Wappen aber nehme der Orden an: das Bild
des deutschen Erzengels Michael. In diesem Wappen und Wappenspruch ver¬
einigt sich uralter mystischer Glanz mit moderner thatenfreudiger Kraft.
Die Homerische Frage
L. Rothe von(in
(Schluß)
lie diese Erwägungen reichen aus, Wolfs Einwendungen gegen
die Einheit der homerischen Gedichte zu entkräften. Aber damit
ist die schwierige Frage nach ihrem Ursprünge noch nicht er¬
ledigt. Denn es ist nicht bloß, wie es Knötel, Jäger und
Grimm thun, der Inhalt zu berücksichtigen, sondern auch die
Form. Die homerischen Gedichte sind in einer ganz eigentümlichen Sprache
überliefert, die in der Hauptsache das Gepräge des ionischen Dialekts trägt,
daneben aber noch reichlich Spuren andrer Dialekte (des üolischen und attischen)
zeigt. Hierzu kommt noch eine andre Eigentümlichkeit: die ungewöhnlich häu¬
fige Wiederholung ganzer Verse oder Versteile, ja langer Versreihen. Wie
weit diese Wiederholungen gehen, zeigt die Thatsache, daß nicht weniger als
1804 Verse zusammen 4730mal vorkommen; ja wenn man von geringfügigen
Änderungen absieht, so sind es 2118, die 5612mal erscheinen. „Rechnet man
zu diese» noch die, die sich in ihren beiden Hälften oder in ihren einzelnen
Teilen wiederholen, so beträgt die Zahl 9253 (It. 5605. Ob. 3648) fast genau
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