Die Grenzboten. Jg. 54, 1895, Drittes Vierteljahr.Maßgebliches und Unmaßgebliches So? sagte Margarete erstaunt und beunruhigt. Da ist etwas nicht in Lieber Fritz, schrieb der alte Herr, du thätest uns einen rechten Gefallen, Siehst du? rief Margarete erschrocken. Hör nur weiter! -- Das heißt, sie ist schon in der Besserung, "kochte alten Bater Heidenreich. Also fährst du natürlich morgen früh, entschied Fritz, indem er das Blatt Margarete sah ihn beklommen an. Könntest du nicht mit? bat sie Aber Kind, das fragst du mich doch nicht im Ernst. Ich kann doch Gute Nacht. Sie hielt seine Hand sest. Du bist -- sehr verstimmt, Ja, sagte er nach kurzem Zögern. Der Abend war schließlich doch Nein, mein Kind, gar nicht, antwortete er freundlich. Geh aber jetzt Er zog ihre Hand an seine Lippen und drückte eine" Kuß darauf. Sie ging still hinaus. Auf der Treppe weinte sie leise vor sich hin. (Schluß folgt) Maßgebliches und Unmaßgebliches Ein Brief Gustav Freytags aus der Kriegszeit. Als im August 1870 Grenzboten III I8SS 31
Maßgebliches und Unmaßgebliches So? sagte Margarete erstaunt und beunruhigt. Da ist etwas nicht in Lieber Fritz, schrieb der alte Herr, du thätest uns einen rechten Gefallen, Siehst du? rief Margarete erschrocken. Hör nur weiter! — Das heißt, sie ist schon in der Besserung, »kochte alten Bater Heidenreich. Also fährst du natürlich morgen früh, entschied Fritz, indem er das Blatt Margarete sah ihn beklommen an. Könntest du nicht mit? bat sie Aber Kind, das fragst du mich doch nicht im Ernst. Ich kann doch Gute Nacht. Sie hielt seine Hand sest. Du bist — sehr verstimmt, Ja, sagte er nach kurzem Zögern. Der Abend war schließlich doch Nein, mein Kind, gar nicht, antwortete er freundlich. Geh aber jetzt Er zog ihre Hand an seine Lippen und drückte eine» Kuß darauf. Sie ging still hinaus. Auf der Treppe weinte sie leise vor sich hin. (Schluß folgt) Maßgebliches und Unmaßgebliches Ein Brief Gustav Freytags aus der Kriegszeit. Als im August 1870 Grenzboten III I8SS 31
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Maßgebliches und Unmaßgebliches
So? sagte Margarete erstaunt und beunruhigt. Da ist etwas nicht in
Ordnung. Mama ist sicher krank; ich habe schon beinahe eine Woche keinen
Brief von ihr bekommen.
Lieber Fritz, schrieb der alte Herr, du thätest uns einen rechten Gefallen,
wenn du uns deine Frau auf ein paar Tage leihen wolltest. Mamachen ist
nicht ganz auf dem Posten —
Siehst du? rief Margarete erschrocken.
Hör nur weiter! — Das heißt, sie ist schon in der Besserung, »kochte
aber Gretchen gern ein bischen nur sich haben. Es war ein gastrisches Fieber.
Aus dem Bett haben wir sie schon, aber auf dem Sofa muß sie noch bleiben.
Gretchen könnte sie dann, wenn sie wieder an die Luft darf, einfach mit
hinausnehmen, damit ihr mir sie da ein bische» zurechtflickt. Ich komme, sie
mir dann abzuholen. Laß uns bald hören, wann die Kleine kommt; lange
wollen wir sie dir ja nicht entziehen. Schönsten Gruß von deinem
alten Bater Heidenreich.
Also fährst du natürlich morgen früh, entschied Fritz, indem er das Blatt
zusammenfaltete.
Margarete sah ihn beklommen an. Könntest du nicht mit? bat sie
zaghaft.
Aber Kind, das fragst du mich doch nicht im Ernst. Ich kann doch
jetzt nicht weg, das weißt du. Vielleicht bist du in acht Tagen wieder da.
Also morgen mit dem Elfuhrzug. Hans soll dich bis Waren begleiten und
dir beim' Ansteigen behilflich sein. Geh jetzt schlafen, damit du nicht zu
müde bist zur Fahrt.
Gute Nacht. Sie hielt seine Hand sest. Du bist — sehr verstimmt,
nicht wahr, Fritz?
Ja, sagte er nach kurzem Zögern. Der Abend war schließlich doch
nicht sehr hübsch. Aber wer konnte das vorher wissen?
Bist dn böse aus mich?
Nein, mein Kind, gar nicht, antwortete er freundlich. Geh aber jetzt
schlafen. Ich sehe noch die Briefe durch. Gute Nacht.
Er zog ihre Hand an seine Lippen und drückte eine» Kuß darauf.
Sie ging still hinaus. Auf der Treppe weinte sie leise vor sich hin.
Er schickt mich weg, hauchte sie durch ihre rinnenden Thränen. Er fragt
mich nichts mehr, er läßt mich einfach gehen; er denkt, diese Musik hätte
mich gerührt, er glaubt, ich dächte dabei an diesen — an diesen erbärmlichen -
und damit schickt er mich weg, ohne ein Wort. Es ist alles aus, er hat
kein Vertrauen zu mir. Alles war umsonst!
(Schluß folgt)
Maßgebliches und Unmaßgebliches
Ein Brief Gustav Freytags aus der Kriegszeit. Als im August 1870
die Eisenbahnen viele Tausende unsrer wackern Soldaten über Leipzig nach dem
Grenzboten III I8SS 31
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