Die Grenzboten. Jg. 54, 1895, Drittes Vierteljahr.Ganz wörtlich möcht ich das nicht genommen haben, warf Fritz ein. Um so etwas durchzuführen, dazu gehört aber auch ein Tausendsassa von Fritz lächelte. Sie werden schon Recht haben, ich glands selber, ant¬ Halt! rief der Hausherr, Sie nehmen sich da etwas vorwäg. Wir haben Der Angerufne erhob sich nicht; er lehnte sich vielmehr auf seinem Stuhl Mir kommt es so vor, sagte er spöttisch lächelnd, als ob ich hierfür gar (Fortsetzung folgt) Maßgebliches und Unmaßgebliches Klassen und Parteien in England. Ein paar vom Zaune gebrochne Ganz wörtlich möcht ich das nicht genommen haben, warf Fritz ein. Um so etwas durchzuführen, dazu gehört aber auch ein Tausendsassa von Fritz lächelte. Sie werden schon Recht haben, ich glands selber, ant¬ Halt! rief der Hausherr, Sie nehmen sich da etwas vorwäg. Wir haben Der Angerufne erhob sich nicht; er lehnte sich vielmehr auf seinem Stuhl Mir kommt es so vor, sagte er spöttisch lächelnd, als ob ich hierfür gar (Fortsetzung folgt) Maßgebliches und Unmaßgebliches Klassen und Parteien in England. Ein paar vom Zaune gebrochne <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0152" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/220478"/> <fw type="header" place="top"/><lb/> <p xml:id="ID_641"> Ganz wörtlich möcht ich das nicht genommen haben, warf Fritz ein.<lb/> Meine Frau hat den Wunsch, und dem pflichte ich bei, unser Mnmselling nach<lb/> und nach zu entlasten. Sie ist bald sechzig, ist seit fünfundzwanzig Jahren<lb/> auf ihrem Posten und verdient wohl ruhigere Tage. Ehe man einer so treuen<lb/> Person bei lebendigem Leibe eine Nachfolgerin giebt, übernimmt man lieber<lb/> selbst einen Teil ihrer Pflichten und stellt ein paar untergeordnete Arbeits¬<lb/> kräfte daneben an.</p><lb/> <p xml:id="ID_642"> Um so etwas durchzuführen, dazu gehört aber auch ein Tausendsassa von<lb/> Frau, erwiderte Sternfeldt. Was, Hällborn?</p><lb/> <p xml:id="ID_643"> Fritz lächelte. Sie werden schon Recht haben, ich glands selber, ant¬<lb/> wortete er und hob sein Glas. Prost, Gretel! Er nickte ihr zu und trank aus.</p><lb/> <p xml:id="ID_644"> Halt! rief der Hausherr, Sie nehmen sich da etwas vorwäg. Wir haben<lb/> ja unsre bässern Hälften noch nicht leben lassen. Wo bleibt der Trinkspruch<lb/> auf die Damen? Waldemar Scholz! Sie haben heute noch gar nichts für<lb/> Ihre Unstärblichkeit gethan. Also los! Erheben Sie sich und Ihr Glas.</p><lb/> <p xml:id="ID_645"> Der Angerufne erhob sich nicht; er lehnte sich vielmehr auf seinem Stuhl<lb/> zurück.</p><lb/> <p xml:id="ID_646"> Mir kommt es so vor, sagte er spöttisch lächelnd, als ob ich hierfür gar<lb/> nicht der geeignete Redner wäre. Wollen Sie das nicht Herrn Heilborn über¬<lb/> lassen? Seine Ansichten über die Bedeutung der Frau, der Gefährtin, scheinen<lb/> mir sehr ideal. Er könnte uns mit Zugrundelegung des Goethischen Verses:<lb/> „Die Hand, die Samstags ihren Besen sührt" u. s. w. eine bezaubernde Rede<lb/> halten.</p><lb/> <p xml:id="ID_647"> (Fortsetzung folgt)</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> <div n="1"> <head> Maßgebliches und Unmaßgebliches</head><lb/> <div n="2"> <head> Klassen und Parteien in England.</head> <p xml:id="ID_648" next="#ID_649"> Ein paar vom Zaune gebrochne<lb/> nebensächliche Fragen haben dem liberalen Kabinett Roseberry, das seit reichlich<lb/> einem Jahre im Sterben lag, endlich das Lebenslicht ausgeblasen, und Lord Salis-<lb/> bury hat, abweichend vom Herkommen, sein Programm schon dem alten Hause ent¬<lb/> wickelt, ehe noch das neue Parlament, das seinem konservativen Kabinett zur<lb/> Grundlage dienen soll, gewählt ist. Obwohl die Verhältnisse, aus denen die mo¬<lb/> derne Arbeiterfrage hervorgegangen ist, englischen Ursprungs sind, hat England doch<lb/> bis in die neueste Zeit noch keine Arbeiterfraktion im Parlament gehabt. Vor<lb/> der ersten Parlamentsreform im Jahre 1832, die die Zahl der Wähler von 400 000<lb/> auf beinahe eine Million erhöhte, war eine politische Arbeiterpartei gar nicht mög¬<lb/> lich. Von da ab unterstützten die Arbeiter immer die von den Parteien, die ihnen<lb/> am meisten versprach, und sie standen sich gut dabei, denn wenigstens etwas von<lb/> dem versprochnen mußte gehalten werden. Die herrschenden Klassen, die, schon der</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0152]
Ganz wörtlich möcht ich das nicht genommen haben, warf Fritz ein.
Meine Frau hat den Wunsch, und dem pflichte ich bei, unser Mnmselling nach
und nach zu entlasten. Sie ist bald sechzig, ist seit fünfundzwanzig Jahren
auf ihrem Posten und verdient wohl ruhigere Tage. Ehe man einer so treuen
Person bei lebendigem Leibe eine Nachfolgerin giebt, übernimmt man lieber
selbst einen Teil ihrer Pflichten und stellt ein paar untergeordnete Arbeits¬
kräfte daneben an.
Um so etwas durchzuführen, dazu gehört aber auch ein Tausendsassa von
Frau, erwiderte Sternfeldt. Was, Hällborn?
Fritz lächelte. Sie werden schon Recht haben, ich glands selber, ant¬
wortete er und hob sein Glas. Prost, Gretel! Er nickte ihr zu und trank aus.
Halt! rief der Hausherr, Sie nehmen sich da etwas vorwäg. Wir haben
ja unsre bässern Hälften noch nicht leben lassen. Wo bleibt der Trinkspruch
auf die Damen? Waldemar Scholz! Sie haben heute noch gar nichts für
Ihre Unstärblichkeit gethan. Also los! Erheben Sie sich und Ihr Glas.
Der Angerufne erhob sich nicht; er lehnte sich vielmehr auf seinem Stuhl
zurück.
Mir kommt es so vor, sagte er spöttisch lächelnd, als ob ich hierfür gar
nicht der geeignete Redner wäre. Wollen Sie das nicht Herrn Heilborn über¬
lassen? Seine Ansichten über die Bedeutung der Frau, der Gefährtin, scheinen
mir sehr ideal. Er könnte uns mit Zugrundelegung des Goethischen Verses:
„Die Hand, die Samstags ihren Besen sührt" u. s. w. eine bezaubernde Rede
halten.
(Fortsetzung folgt)
Maßgebliches und Unmaßgebliches
Klassen und Parteien in England. Ein paar vom Zaune gebrochne
nebensächliche Fragen haben dem liberalen Kabinett Roseberry, das seit reichlich
einem Jahre im Sterben lag, endlich das Lebenslicht ausgeblasen, und Lord Salis-
bury hat, abweichend vom Herkommen, sein Programm schon dem alten Hause ent¬
wickelt, ehe noch das neue Parlament, das seinem konservativen Kabinett zur
Grundlage dienen soll, gewählt ist. Obwohl die Verhältnisse, aus denen die mo¬
derne Arbeiterfrage hervorgegangen ist, englischen Ursprungs sind, hat England doch
bis in die neueste Zeit noch keine Arbeiterfraktion im Parlament gehabt. Vor
der ersten Parlamentsreform im Jahre 1832, die die Zahl der Wähler von 400 000
auf beinahe eine Million erhöhte, war eine politische Arbeiterpartei gar nicht mög¬
lich. Von da ab unterstützten die Arbeiter immer die von den Parteien, die ihnen
am meisten versprach, und sie standen sich gut dabei, denn wenigstens etwas von
dem versprochnen mußte gehalten werden. Die herrschenden Klassen, die, schon der
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