Die Grenzboten. Jg. 54, 1895, Erstes Vierteljahr.Line Rechtfertigung der theologischen Wissenschaft und als spanische Brüder fühlen sich der Arme und der Reiche, wenn sie Und dieses, nicht die Judenschaft, ist der Punkt, auf den wir Deutschen (Schluß folgt) (Line Rechtfertigung der theologischen Wissenschaft s ist eine Eigentümlichkeit unsrer Evangelien, daß sie (abgesehen Line Rechtfertigung der theologischen Wissenschaft und als spanische Brüder fühlen sich der Arme und der Reiche, wenn sie Und dieses, nicht die Judenschaft, ist der Punkt, auf den wir Deutschen (Schluß folgt) (Line Rechtfertigung der theologischen Wissenschaft s ist eine Eigentümlichkeit unsrer Evangelien, daß sie (abgesehen <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0380" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/219382"/> <fw type="header" place="top"> Line Rechtfertigung der theologischen Wissenschaft</fw><lb/> <p xml:id="ID_1139" prev="#ID_1138"> und als spanische Brüder fühlen sich der Arme und der Reiche, wenn sie<lb/> einander begegnen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1140"> Und dieses, nicht die Judenschaft, ist der Punkt, auf den wir Deutschen<lb/> heilte unsre Aufmerksamkeit zu richten haben. Wollten wir durch eine neue<lb/> Inquisition fremde Blutstropfen und Gedanken aus unserm Volkskörper aus-<lb/> treiben, wir würden nicht viel Blut und viel Geist übrig behalten, und in<lb/> der Zeit, wo selbst Spanien mehr und mehr der Zersetzung durch den modernen<lb/> Geist anheimfüllt, den unvermischten deutschen Volkscharakter herausdestilliren<lb/> zu wollen, würde ein mehr als donquixvtisches Unternehmen sein. Aber<lb/> aus den entfremdeten Sklaven deutscher Abstammung wieder deutsche Volks¬<lb/> genossen machen zu wollen, das ist kein abenteuerlicher Gedanke, sondern eine<lb/> Pflicht, von deren Erfüllung die Zukunft des deutschen Volkes abhängt. Ohne<lb/> heroische Mittel wird auch diese Aufgabe nicht gelöst werden können; welche<lb/> wir meinen, wissen unsre Leser.</p><lb/> <p xml:id="ID_1141"> (Schluß folgt)</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> (Line Rechtfertigung der theologischen Wissenschaft</head><lb/> <p xml:id="ID_1142" next="#ID_1143"> s ist eine Eigentümlichkeit unsrer Evangelien, daß sie (abgesehen<lb/> von Johannes, der einen ganz andern Charakter hat) zwar von<lb/> dem Leben und dem Tode Jesu ein gut übereinstimmendes und<lb/> sich ergänzendes Bild geben, dagegen über seine Geburt und<lb/> seine Auferstehung so widerspruchsvolle Nachrichten bringen, das;<lb/> eine Vereinigung unmöglich ist. Man hat daraus den Schluß gezogen, daß<lb/> die Aufzeichnung der Worte und Thaten Jesu, die den Kern und den Haupt¬<lb/> inhalt der Evangelien bilden, der ältesten Zeit angehöre; die Übereinstimmung<lb/> des dreifachen Bildes scheint ein Zeichen seiner Treue zu sei». Die sogenannte<lb/> Vorgeschichte aber und die Dinge, die nach der Grablegung spielen, könnten<lb/> erst in späterer Zeit zum erstenmale niedergeschrieben worden sein, als sich<lb/> ihrer bereits die ansschmückende Erzählung, die Legende, bemächtigt hatte und<lb/> die Einheitlichkeit der Überlieferung verschwunden war. Was die Auferstehung<lb/> betrifft, so wird es damit auch seine Richtigkeit haben, ja es spricht sogar<lb/> verschiednes dafür, daß es früher innerhalb der Evangelien noch einen andern<lb/> Auferstehungsbericht gegeben hat, der an Stelle des jetzigen unechten Schlusses<lb/> von Markus 16, 9 bis 20 stand und die Vorgänge sehr abweichend von dem<lb/> erzählte, was die übrigen Evangelisten berichten. Aus diesem Grunde ist der</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0380]
Line Rechtfertigung der theologischen Wissenschaft
und als spanische Brüder fühlen sich der Arme und der Reiche, wenn sie
einander begegnen.
Und dieses, nicht die Judenschaft, ist der Punkt, auf den wir Deutschen
heilte unsre Aufmerksamkeit zu richten haben. Wollten wir durch eine neue
Inquisition fremde Blutstropfen und Gedanken aus unserm Volkskörper aus-
treiben, wir würden nicht viel Blut und viel Geist übrig behalten, und in
der Zeit, wo selbst Spanien mehr und mehr der Zersetzung durch den modernen
Geist anheimfüllt, den unvermischten deutschen Volkscharakter herausdestilliren
zu wollen, würde ein mehr als donquixvtisches Unternehmen sein. Aber
aus den entfremdeten Sklaven deutscher Abstammung wieder deutsche Volks¬
genossen machen zu wollen, das ist kein abenteuerlicher Gedanke, sondern eine
Pflicht, von deren Erfüllung die Zukunft des deutschen Volkes abhängt. Ohne
heroische Mittel wird auch diese Aufgabe nicht gelöst werden können; welche
wir meinen, wissen unsre Leser.
(Schluß folgt)
(Line Rechtfertigung der theologischen Wissenschaft
s ist eine Eigentümlichkeit unsrer Evangelien, daß sie (abgesehen
von Johannes, der einen ganz andern Charakter hat) zwar von
dem Leben und dem Tode Jesu ein gut übereinstimmendes und
sich ergänzendes Bild geben, dagegen über seine Geburt und
seine Auferstehung so widerspruchsvolle Nachrichten bringen, das;
eine Vereinigung unmöglich ist. Man hat daraus den Schluß gezogen, daß
die Aufzeichnung der Worte und Thaten Jesu, die den Kern und den Haupt¬
inhalt der Evangelien bilden, der ältesten Zeit angehöre; die Übereinstimmung
des dreifachen Bildes scheint ein Zeichen seiner Treue zu sei». Die sogenannte
Vorgeschichte aber und die Dinge, die nach der Grablegung spielen, könnten
erst in späterer Zeit zum erstenmale niedergeschrieben worden sein, als sich
ihrer bereits die ansschmückende Erzählung, die Legende, bemächtigt hatte und
die Einheitlichkeit der Überlieferung verschwunden war. Was die Auferstehung
betrifft, so wird es damit auch seine Richtigkeit haben, ja es spricht sogar
verschiednes dafür, daß es früher innerhalb der Evangelien noch einen andern
Auferstehungsbericht gegeben hat, der an Stelle des jetzigen unechten Schlusses
von Markus 16, 9 bis 20 stand und die Vorgänge sehr abweichend von dem
erzählte, was die übrigen Evangelisten berichten. Aus diesem Grunde ist der
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