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Die Grenzboten. Jg. 52, 1893, Viertes Vierteljahr.

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Sie Flüchtlinge

des dritten Bandes: "Hans Sachs und die Minnesänger mis tierfreundliche
Dichter/' "Ein Sänger des Mitleids" (Jaques Delille), "Spanische Tier¬
freunde/' "Die Tiere in der Kunst," "Berganzas Lehr- und Wanderjahre/'
"Montaigne und Cartesius," "Die Tauben und der Taubensport," "Pferde,
Helden und Dichter," "Die alten Griechen als Tierfreunde," "Die Tiere in
der finnische" Volkspoesie," "Walter Scott und seine Hunde," "Die Klagen
der Nachtigall," "Abraham a Santa Claras Lobreden auf die Tiere" und
"Goethes Verhältnis zur Tierwelt" behandeln alle dasselbe Thema. Mit un¬
ermüdlichem Eifer sucht Dorer Bestätigungen seiner eignen Empfindung und
Anschauung. Seine ganze literarhistorische Belesenheit muß ihm den Satz,
daß sich der Mensch nicht nur der Tiere erbarmen, sondern in ein Verhältnis
teilnehmender Beachtung zu ihnen treten soll, stützen und in immer neue Be¬
leuchtung rücken helfen. Graf Schock hat in der Borrede der Sammlung die
Übereinstimmung von Dorers herzgewinnender Liebe zur Tierwelt mit den
gleichen Gesinnungen Schopenhauers und Richard Wagners hervorgehoben,
wir glauben, daß es der Anregungen dieser Männer gar nicht bedurft hat,
daß hier ein Teil von Dorers Wesen, von seiner Gefühlswelt unwillkürlich
zu Tage trat. Der rührende Eifer, die beredte Wärme dieser Aufsätze er¬
wecken entschiedne Sympathie mit dem Verfasser und gewinnen für seine Über¬
zeugungen.

Vielleicht würde eine Sonderaufgabe dieser von einer Anschauung er¬
füllten und auf ein Ziel gerichteten kleinen Aufsätze zur Tierfrage dem An¬
denken Dorers die besten Dienste leisten. Die gesammelten Schriften selbst
werden über einen engen Kreis nicht hinaufdringen, obwohl sich keiner, der
sie in die Hand nimmt, des Bedauerns erwehren wird, daß eine so reiche
Bildung und eine so glückliche Anlage nur zu so geringer Wirksamkeit ge¬
diehen sind.




Die Flüchtlinge
Line Geschichte von der Tandstraße
(Fortschnng)

neie Karsten ist Braut geworden! Diese Nachricht verbreitete sich
rnsch in der Stadt, und schon in früher Morgenstunde erschienen
die ersten Freundinnen bei Lucie, um ihr Glück zu wünschen und
etwas Näheres über diese wunderbare Begebenheit zu hören. Aber
sie fanden eine schweigsame, zurückhaltende Braut. Und alsbald
erging man sich in der Stadt in allerlei menschenfreundlichen Be¬
trachtungen. Man sprach mit Verwundrung davon, daß Luciens leichter, lustiger


Sie Flüchtlinge

des dritten Bandes: „Hans Sachs und die Minnesänger mis tierfreundliche
Dichter/' „Ein Sänger des Mitleids" (Jaques Delille), „Spanische Tier¬
freunde/' „Die Tiere in der Kunst," „Berganzas Lehr- und Wanderjahre/'
„Montaigne und Cartesius," „Die Tauben und der Taubensport," „Pferde,
Helden und Dichter," „Die alten Griechen als Tierfreunde," „Die Tiere in
der finnische» Volkspoesie," „Walter Scott und seine Hunde," „Die Klagen
der Nachtigall," „Abraham a Santa Claras Lobreden auf die Tiere" und
„Goethes Verhältnis zur Tierwelt" behandeln alle dasselbe Thema. Mit un¬
ermüdlichem Eifer sucht Dorer Bestätigungen seiner eignen Empfindung und
Anschauung. Seine ganze literarhistorische Belesenheit muß ihm den Satz,
daß sich der Mensch nicht nur der Tiere erbarmen, sondern in ein Verhältnis
teilnehmender Beachtung zu ihnen treten soll, stützen und in immer neue Be¬
leuchtung rücken helfen. Graf Schock hat in der Borrede der Sammlung die
Übereinstimmung von Dorers herzgewinnender Liebe zur Tierwelt mit den
gleichen Gesinnungen Schopenhauers und Richard Wagners hervorgehoben,
wir glauben, daß es der Anregungen dieser Männer gar nicht bedurft hat,
daß hier ein Teil von Dorers Wesen, von seiner Gefühlswelt unwillkürlich
zu Tage trat. Der rührende Eifer, die beredte Wärme dieser Aufsätze er¬
wecken entschiedne Sympathie mit dem Verfasser und gewinnen für seine Über¬
zeugungen.

Vielleicht würde eine Sonderaufgabe dieser von einer Anschauung er¬
füllten und auf ein Ziel gerichteten kleinen Aufsätze zur Tierfrage dem An¬
denken Dorers die besten Dienste leisten. Die gesammelten Schriften selbst
werden über einen engen Kreis nicht hinaufdringen, obwohl sich keiner, der
sie in die Hand nimmt, des Bedauerns erwehren wird, daß eine so reiche
Bildung und eine so glückliche Anlage nur zu so geringer Wirksamkeit ge¬
diehen sind.




Die Flüchtlinge
Line Geschichte von der Tandstraße
(Fortschnng)

neie Karsten ist Braut geworden! Diese Nachricht verbreitete sich
rnsch in der Stadt, und schon in früher Morgenstunde erschienen
die ersten Freundinnen bei Lucie, um ihr Glück zu wünschen und
etwas Näheres über diese wunderbare Begebenheit zu hören. Aber
sie fanden eine schweigsame, zurückhaltende Braut. Und alsbald
erging man sich in der Stadt in allerlei menschenfreundlichen Be¬
trachtungen. Man sprach mit Verwundrung davon, daß Luciens leichter, lustiger


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[0381] Sie Flüchtlinge des dritten Bandes: „Hans Sachs und die Minnesänger mis tierfreundliche Dichter/' „Ein Sänger des Mitleids" (Jaques Delille), „Spanische Tier¬ freunde/' „Die Tiere in der Kunst," „Berganzas Lehr- und Wanderjahre/' „Montaigne und Cartesius," „Die Tauben und der Taubensport," „Pferde, Helden und Dichter," „Die alten Griechen als Tierfreunde," „Die Tiere in der finnische» Volkspoesie," „Walter Scott und seine Hunde," „Die Klagen der Nachtigall," „Abraham a Santa Claras Lobreden auf die Tiere" und „Goethes Verhältnis zur Tierwelt" behandeln alle dasselbe Thema. Mit un¬ ermüdlichem Eifer sucht Dorer Bestätigungen seiner eignen Empfindung und Anschauung. Seine ganze literarhistorische Belesenheit muß ihm den Satz, daß sich der Mensch nicht nur der Tiere erbarmen, sondern in ein Verhältnis teilnehmender Beachtung zu ihnen treten soll, stützen und in immer neue Be¬ leuchtung rücken helfen. Graf Schock hat in der Borrede der Sammlung die Übereinstimmung von Dorers herzgewinnender Liebe zur Tierwelt mit den gleichen Gesinnungen Schopenhauers und Richard Wagners hervorgehoben, wir glauben, daß es der Anregungen dieser Männer gar nicht bedurft hat, daß hier ein Teil von Dorers Wesen, von seiner Gefühlswelt unwillkürlich zu Tage trat. Der rührende Eifer, die beredte Wärme dieser Aufsätze er¬ wecken entschiedne Sympathie mit dem Verfasser und gewinnen für seine Über¬ zeugungen. Vielleicht würde eine Sonderaufgabe dieser von einer Anschauung er¬ füllten und auf ein Ziel gerichteten kleinen Aufsätze zur Tierfrage dem An¬ denken Dorers die besten Dienste leisten. Die gesammelten Schriften selbst werden über einen engen Kreis nicht hinaufdringen, obwohl sich keiner, der sie in die Hand nimmt, des Bedauerns erwehren wird, daß eine so reiche Bildung und eine so glückliche Anlage nur zu so geringer Wirksamkeit ge¬ diehen sind. Die Flüchtlinge Line Geschichte von der Tandstraße (Fortschnng) neie Karsten ist Braut geworden! Diese Nachricht verbreitete sich rnsch in der Stadt, und schon in früher Morgenstunde erschienen die ersten Freundinnen bei Lucie, um ihr Glück zu wünschen und etwas Näheres über diese wunderbare Begebenheit zu hören. Aber sie fanden eine schweigsame, zurückhaltende Braut. Und alsbald erging man sich in der Stadt in allerlei menschenfreundlichen Be¬ trachtungen. Man sprach mit Verwundrung davon, daß Luciens leichter, lustiger

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 52, 1893, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341857_215723/381>, abgerufen am 22.07.2024.