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Die Grenzboten. Jg. 52, 1893, Viertes Vierteljahr.

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Kürzlich war ich in einer Ausführung der "Emilia Galotti," die zwar nicht in allem dem
strengen kritischen B!aßstabe genügte, den man an die Darstellung eines Werkes unsers größten
Kritikers legen möchte, die aber doch des Guten bot genug, über einzelne Maugel hinweg
zum Verständnis des Ganzen eine Brücke zu schlagen. Das Theater war natürlich nicht sehr
besucht, da es ja die Mehrzahl der "Gebildeten" heutzutage vorzieht, sich ihre geistige An¬
regung von Clowns und Chausouetteusängerinnen zu holen, statt von Lessing. Um so mehr
glaubte ich mit der kleinen Gemeinde, die hier versammelt war, eines Sinnes zu sein, in
gleicher Weise gegenüber diesem gewaltigen Ernst, dieser reinen, strengen Große die Kleinheit
des eignen Ich zu empfinden. Als ich unter diesem Eindruck nach Schluß der Vorstellung
den Raum verließ, hörte ich von einigen vermeintlichen Mitempfindende" (nicht aus den
höhern Rangen, sondern aus dem Parquet) beim Hinausgehen die Worte: Es war doch recht
nett, uicht wahr? -- Wirklich, sehr nett; eS freut mich, daß Sie sich auch gut amüsirt haben.
"

Das waren die wenigen "gleichgestimmte Seelen, die ich um mich her versammelt glaubte.




Der Kegelklub des Münchner Journalisten- und Schriftstellervereins lädt dnrch Zirkular
zum "Eröffnnugs-Scheiben" (sie) auf seiner neuen Kegelbahn im Restanrnm Kvllergarten
(sollte es nicht heißen: Restaurant Kollerjnrdin?) die Freunde dieses Sports unter den Mit¬
gliedern seines Vereins ein und teilt dabei mit: "Der Kegelklub hat obige Kegelbahn definitiv
für die Winter-Saison gewählt und wird ans derselben jeden Montng Abends 8 Uhr geschoben."
Er hegt dabei "die sichere Hoffnung, daß Geselligkeit und Fröhlichkeit gleich den früheren
Saisons auch in dieser im Clube herrschen mögen, auf daß unsre Abende in ungezwungenster
Weise und zu Aller Erheiterung verlcinfen." Gewiß wird es zu Aller Erheiterung diene",
wenn sich ernsthafte und gebildete Journalisten und Schriftsteller zu Kegel" hergeben. Ob das
aber zur Würde des Standes beitrage" wird, und ob die Einladung zum Beitritt wirtlich
Folge haben wird?




Über eiuen angeblichen Unfall des Kaisers haben srnnzösische Blätter in diesen Tagen
umfangreiche Berichte gebracht, nach denen Kaiser Wilhelm dnrch einen Sturz mit dem Pferde
während der letzten Hofjagd in Österreich Verletzungen erlitten habe" sollte. Es wurde be¬
hauptet, er habe am Knie eine schwere Verwundung davongetragen und sofort dnrch ein
Telegramm, das sogar wörtlich angegeben wurde, seine Gemahlin davon in Kenntnis gesetzt.
Dem gegenüber darf versichert werden, daß an beteiligter, hvchamilicher Stelle von diesem an¬
gebliche" Vorfalle nichts bekannt ist."

Das ist die nenoste Blüte des ZeilungSstils -- die "hochcimtliche Stelle, ein liebliches
Seitenstück zu der "hochvffiziöseu Meldung." Unklar bleibt nur, in welchem Zusammenhang
die "beteiligte Stelle" (am Unfall beteiligt?) mit einem "Hochamte" steht. Die blödsinnige
Vorstellung, daß eine "Stelle" amtlicher als amtlich sein könne, geht doch wohl von einer
Telegraphenagentur aus.




Unterredungen zwischen Abgeordneten der polnischen Fraktion und dem Reichskanzler,
die als Verhandlunge" aufgefaßt werde" könnten, habe" i" keiner Weise stattgefunden. Auch
mit dem Kultusminister sind Absprachen (!) nicht getroffen worden. (Saalczeitung, 4. Oktober.)




Verwundet, gefangen und als Aufrührer hingerichtet, übernahm es seine heldenmütige
Gattin, den Aufstand fortzusetzen und so zugleich deu Gatten zu rächen.




Bei diesen kleinen Mahlzeiten giebt sich der Monarch, ans dessen Wink nach dem letzten
Gericht, nach dem auch häufig die Kaiserin die Tafel verläßt, um, wie sie entschuldigend sagt,
nach den Kindern zu sehen, Cigarren und Münchner Bier herumgereicht werden am un¬
(Hallesche Zeitung, gezwungensten.




Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunow in Leipzig
Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig -- Druck von Carl Marquart in Leipzig
Schwarzes Bret

Kürzlich war ich in einer Ausführung der „Emilia Galotti," die zwar nicht in allem dem
strengen kritischen B!aßstabe genügte, den man an die Darstellung eines Werkes unsers größten
Kritikers legen möchte, die aber doch des Guten bot genug, über einzelne Maugel hinweg
zum Verständnis des Ganzen eine Brücke zu schlagen. Das Theater war natürlich nicht sehr
besucht, da es ja die Mehrzahl der „Gebildeten" heutzutage vorzieht, sich ihre geistige An¬
regung von Clowns und Chausouetteusängerinnen zu holen, statt von Lessing. Um so mehr
glaubte ich mit der kleinen Gemeinde, die hier versammelt war, eines Sinnes zu sein, in
gleicher Weise gegenüber diesem gewaltigen Ernst, dieser reinen, strengen Große die Kleinheit
des eignen Ich zu empfinden. Als ich unter diesem Eindruck nach Schluß der Vorstellung
den Raum verließ, hörte ich von einigen vermeintlichen Mitempfindende» (nicht aus den
höhern Rangen, sondern aus dem Parquet) beim Hinausgehen die Worte: Es war doch recht
nett, uicht wahr? — Wirklich, sehr nett; eS freut mich, daß Sie sich auch gut amüsirt haben.
"

Das waren die wenigen „gleichgestimmte Seelen, die ich um mich her versammelt glaubte.




Der Kegelklub des Münchner Journalisten- und Schriftstellervereins lädt dnrch Zirkular
zum „Eröffnnugs-Scheiben" (sie) auf seiner neuen Kegelbahn im Restanrnm Kvllergarten
(sollte es nicht heißen: Restaurant Kollerjnrdin?) die Freunde dieses Sports unter den Mit¬
gliedern seines Vereins ein und teilt dabei mit: „Der Kegelklub hat obige Kegelbahn definitiv
für die Winter-Saison gewählt und wird ans derselben jeden Montng Abends 8 Uhr geschoben."
Er hegt dabei „die sichere Hoffnung, daß Geselligkeit und Fröhlichkeit gleich den früheren
Saisons auch in dieser im Clube herrschen mögen, auf daß unsre Abende in ungezwungenster
Weise und zu Aller Erheiterung verlcinfen." Gewiß wird es zu Aller Erheiterung diene»,
wenn sich ernsthafte und gebildete Journalisten und Schriftsteller zu Kegel» hergeben. Ob das
aber zur Würde des Standes beitrage» wird, und ob die Einladung zum Beitritt wirtlich
Folge haben wird?




Über eiuen angeblichen Unfall des Kaisers haben srnnzösische Blätter in diesen Tagen
umfangreiche Berichte gebracht, nach denen Kaiser Wilhelm dnrch einen Sturz mit dem Pferde
während der letzten Hofjagd in Österreich Verletzungen erlitten habe» sollte. Es wurde be¬
hauptet, er habe am Knie eine schwere Verwundung davongetragen und sofort dnrch ein
Telegramm, das sogar wörtlich angegeben wurde, seine Gemahlin davon in Kenntnis gesetzt.
Dem gegenüber darf versichert werden, daß an beteiligter, hvchamilicher Stelle von diesem an¬
gebliche» Vorfalle nichts bekannt ist."

Das ist die nenoste Blüte des ZeilungSstils — die „hochcimtliche Stelle, ein liebliches
Seitenstück zu der „hochvffiziöseu Meldung." Unklar bleibt nur, in welchem Zusammenhang
die „beteiligte Stelle" (am Unfall beteiligt?) mit einem „Hochamte" steht. Die blödsinnige
Vorstellung, daß eine „Stelle" amtlicher als amtlich sein könne, geht doch wohl von einer
Telegraphenagentur aus.




Unterredungen zwischen Abgeordneten der polnischen Fraktion und dem Reichskanzler,
die als Verhandlunge» aufgefaßt werde» könnten, habe» i» keiner Weise stattgefunden. Auch
mit dem Kultusminister sind Absprachen (!) nicht getroffen worden. (Saalczeitung, 4. Oktober.)




Verwundet, gefangen und als Aufrührer hingerichtet, übernahm es seine heldenmütige
Gattin, den Aufstand fortzusetzen und so zugleich deu Gatten zu rächen.




Bei diesen kleinen Mahlzeiten giebt sich der Monarch, ans dessen Wink nach dem letzten
Gericht, nach dem auch häufig die Kaiserin die Tafel verläßt, um, wie sie entschuldigend sagt,
nach den Kindern zu sehen, Cigarren und Münchner Bier herumgereicht werden am un¬
(Hallesche Zeitung, gezwungensten.




Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunow in Leipzig
Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig — Druck von Carl Marquart in Leipzig
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[0152] Schwarzes Bret Kürzlich war ich in einer Ausführung der „Emilia Galotti," die zwar nicht in allem dem strengen kritischen B!aßstabe genügte, den man an die Darstellung eines Werkes unsers größten Kritikers legen möchte, die aber doch des Guten bot genug, über einzelne Maugel hinweg zum Verständnis des Ganzen eine Brücke zu schlagen. Das Theater war natürlich nicht sehr besucht, da es ja die Mehrzahl der „Gebildeten" heutzutage vorzieht, sich ihre geistige An¬ regung von Clowns und Chausouetteusängerinnen zu holen, statt von Lessing. Um so mehr glaubte ich mit der kleinen Gemeinde, die hier versammelt war, eines Sinnes zu sein, in gleicher Weise gegenüber diesem gewaltigen Ernst, dieser reinen, strengen Große die Kleinheit des eignen Ich zu empfinden. Als ich unter diesem Eindruck nach Schluß der Vorstellung den Raum verließ, hörte ich von einigen vermeintlichen Mitempfindende» (nicht aus den höhern Rangen, sondern aus dem Parquet) beim Hinausgehen die Worte: Es war doch recht nett, uicht wahr? — Wirklich, sehr nett; eS freut mich, daß Sie sich auch gut amüsirt haben. " Das waren die wenigen „gleichgestimmte Seelen, die ich um mich her versammelt glaubte. Der Kegelklub des Münchner Journalisten- und Schriftstellervereins lädt dnrch Zirkular zum „Eröffnnugs-Scheiben" (sie) auf seiner neuen Kegelbahn im Restanrnm Kvllergarten (sollte es nicht heißen: Restaurant Kollerjnrdin?) die Freunde dieses Sports unter den Mit¬ gliedern seines Vereins ein und teilt dabei mit: „Der Kegelklub hat obige Kegelbahn definitiv für die Winter-Saison gewählt und wird ans derselben jeden Montng Abends 8 Uhr geschoben." Er hegt dabei „die sichere Hoffnung, daß Geselligkeit und Fröhlichkeit gleich den früheren Saisons auch in dieser im Clube herrschen mögen, auf daß unsre Abende in ungezwungenster Weise und zu Aller Erheiterung verlcinfen." Gewiß wird es zu Aller Erheiterung diene», wenn sich ernsthafte und gebildete Journalisten und Schriftsteller zu Kegel» hergeben. Ob das aber zur Würde des Standes beitrage» wird, und ob die Einladung zum Beitritt wirtlich Folge haben wird? Über eiuen angeblichen Unfall des Kaisers haben srnnzösische Blätter in diesen Tagen umfangreiche Berichte gebracht, nach denen Kaiser Wilhelm dnrch einen Sturz mit dem Pferde während der letzten Hofjagd in Österreich Verletzungen erlitten habe» sollte. Es wurde be¬ hauptet, er habe am Knie eine schwere Verwundung davongetragen und sofort dnrch ein Telegramm, das sogar wörtlich angegeben wurde, seine Gemahlin davon in Kenntnis gesetzt. Dem gegenüber darf versichert werden, daß an beteiligter, hvchamilicher Stelle von diesem an¬ gebliche» Vorfalle nichts bekannt ist." Das ist die nenoste Blüte des ZeilungSstils — die „hochcimtliche Stelle, ein liebliches Seitenstück zu der „hochvffiziöseu Meldung." Unklar bleibt nur, in welchem Zusammenhang die „beteiligte Stelle" (am Unfall beteiligt?) mit einem „Hochamte" steht. Die blödsinnige Vorstellung, daß eine „Stelle" amtlicher als amtlich sein könne, geht doch wohl von einer Telegraphenagentur aus. Unterredungen zwischen Abgeordneten der polnischen Fraktion und dem Reichskanzler, die als Verhandlunge» aufgefaßt werde» könnten, habe» i» keiner Weise stattgefunden. Auch mit dem Kultusminister sind Absprachen (!) nicht getroffen worden. (Saalczeitung, 4. Oktober.) Verwundet, gefangen und als Aufrührer hingerichtet, übernahm es seine heldenmütige Gattin, den Aufstand fortzusetzen und so zugleich deu Gatten zu rächen. Bei diesen kleinen Mahlzeiten giebt sich der Monarch, ans dessen Wink nach dem letzten Gericht, nach dem auch häufig die Kaiserin die Tafel verläßt, um, wie sie entschuldigend sagt, nach den Kindern zu sehen, Cigarren und Münchner Bier herumgereicht werden am un¬ (Hallesche Zeitung, gezwungensten. Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunow in Leipzig Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig — Druck von Carl Marquart in Leipzig

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 52, 1893, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341857_215723/152>, abgerufen am 27.06.2024.