Die Grenzboten. Jg. 51, 1892, Viertes Vierteljahr.Albrecht von Roon von Gelo Raemmel (Schluß) rotzdem dauerte es noch ein Jahr, ehe Roon in diese Stellung Albrecht von Roon von Gelo Raemmel (Schluß) rotzdem dauerte es noch ein Jahr, ehe Roon in diese Stellung <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0264" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/213378"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341855_213113/figures/grenzboten_341855_213113_213378_000.jpg"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Albrecht von Roon<lb/><note type="byline"> von Gelo Raemmel</note> (Schluß) </head><lb/> <p xml:id="ID_782" next="#ID_783"> rotzdem dauerte es noch ein Jahr, ehe Roon in diese Stellung<lb/> einrückte. Der Kriegsminister Eduard von Bonin, damals<lb/> schon ein mittlerer Sechziger von großer geistiger Lebendigkeit<lb/> und bequemen, fast lässigen Formen, der als alter Feind<lb/> Rußlands und früherer Führer der Schleswig-Holsteiner einen<lb/> starken Rückhalt an der herrschenden liberalen Partei hatte, wollte von Novus<lb/> Planen zunächst gar nichts wissen, und obwohl hochstehende Offiziere, wie der<lb/> streng konservative, höchst ehrgeizige Edwin von Manteuffel, der Chef des<lb/> Militürkabinetts, Voigts-Rhetz, der Leiter des allgemeinen Militärdepartements<lb/> und Rovns alter Freund von Koblenz her, Gustav von Alvensleben, sehr ent¬<lb/> schieden seine Partei ergriffen, der Regent anch schon zu Anfang des Jahres<lb/> 1859 eine Kommission zur Beratung der Vorschläge zu bilden befahl, die<lb/> Sache wollte nicht vou der Stelle rücken, und Roon verzehrte sich fast vor<lb/> Ungeduld. Der italienische Krieg schien die Angelegenheit vollends in den<lb/> Hintergrund zu drängen. Bekanntlich traf Prinz Wilhelm damals planmäßig<lb/> alle Vorbereitungen, um für Österreich gegen Frankreich den Krieg zu be¬<lb/> ginnen, nnter der einzigen Bedingung, daß ihm der Oberbefehl über die ge¬<lb/> samte deutsche Streitmacht übertragen würde, aber allerdings nicht nach Bundes¬<lb/> recht, was ihm zugemutet hätte, sich in seinem Hauptquartier das beständige<lb/> Dreinreden der Kommissare von siebzehn Kontingeutsheereu gefallen zu lassen.<lb/> Doch lieber gab Österreich in dem übereilten Frieden von Villafranca die<lb/> Lombardei preis, als daß es Preußen auch nur vorübergehend die militärische<lb/> Führung Deutschlands überlasse« Hütte, und verletzte damit den Prinzen aufs<lb/> schwerste. Als der größte Teil des preußischen Heeres mobilisirt wurde, rückte<lb/> auch Roon mit aus und hatte sein Standquartier in Bonn, an dem Wohn¬<lb/> sitze des treuen Perthes. Freilich wurde im August die Abrüstung befohlen.<lb/> Dennoch brachte diese vergebliche Rüstung den entscheidenden Eindruck hervor.<lb/> Denn die Mängel des preußischen Heerwesens waren diesmal aufs grellste<lb/> hervorgetreten. Die Landwehr ersten Aufgebots hatte sofort wieder mit ein-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0264]
[Abbildung]
Albrecht von Roon
von Gelo Raemmel (Schluß)
rotzdem dauerte es noch ein Jahr, ehe Roon in diese Stellung
einrückte. Der Kriegsminister Eduard von Bonin, damals
schon ein mittlerer Sechziger von großer geistiger Lebendigkeit
und bequemen, fast lässigen Formen, der als alter Feind
Rußlands und früherer Führer der Schleswig-Holsteiner einen
starken Rückhalt an der herrschenden liberalen Partei hatte, wollte von Novus
Planen zunächst gar nichts wissen, und obwohl hochstehende Offiziere, wie der
streng konservative, höchst ehrgeizige Edwin von Manteuffel, der Chef des
Militürkabinetts, Voigts-Rhetz, der Leiter des allgemeinen Militärdepartements
und Rovns alter Freund von Koblenz her, Gustav von Alvensleben, sehr ent¬
schieden seine Partei ergriffen, der Regent anch schon zu Anfang des Jahres
1859 eine Kommission zur Beratung der Vorschläge zu bilden befahl, die
Sache wollte nicht vou der Stelle rücken, und Roon verzehrte sich fast vor
Ungeduld. Der italienische Krieg schien die Angelegenheit vollends in den
Hintergrund zu drängen. Bekanntlich traf Prinz Wilhelm damals planmäßig
alle Vorbereitungen, um für Österreich gegen Frankreich den Krieg zu be¬
ginnen, nnter der einzigen Bedingung, daß ihm der Oberbefehl über die ge¬
samte deutsche Streitmacht übertragen würde, aber allerdings nicht nach Bundes¬
recht, was ihm zugemutet hätte, sich in seinem Hauptquartier das beständige
Dreinreden der Kommissare von siebzehn Kontingeutsheereu gefallen zu lassen.
Doch lieber gab Österreich in dem übereilten Frieden von Villafranca die
Lombardei preis, als daß es Preußen auch nur vorübergehend die militärische
Führung Deutschlands überlasse« Hütte, und verletzte damit den Prinzen aufs
schwerste. Als der größte Teil des preußischen Heeres mobilisirt wurde, rückte
auch Roon mit aus und hatte sein Standquartier in Bonn, an dem Wohn¬
sitze des treuen Perthes. Freilich wurde im August die Abrüstung befohlen.
Dennoch brachte diese vergebliche Rüstung den entscheidenden Eindruck hervor.
Denn die Mängel des preußischen Heerwesens waren diesmal aufs grellste
hervorgetreten. Die Landwehr ersten Aufgebots hatte sofort wieder mit ein-
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