Die Grenzboten. Jg. 51, 1892, Drittes Vierteljahr.Weltgeschichte in Hinterwinkel vasscur, die Szene zwischen dem biedern, treuen Jean Macquart und Maurieens Das ist ein gesunder Gedanke, den wir ihm hoch anrechnen, und den wir Weltgeschichte in Hinterwinkel Aus den Denkwürdigkeiten eines ehemaligen Achneiderlehrlings Von Benno Rüttenauer Fünftes Kapitel Lin Lrntetag und sein Abschluß le nächste Zeit verging mir sehr angenehm, innerlich in dem Hoch¬ Die Ernte war in vollem Gange, die Weltgeschichte stand still, wenigstens Weltgeschichte in Hinterwinkel vasscur, die Szene zwischen dem biedern, treuen Jean Macquart und Maurieens Das ist ein gesunder Gedanke, den wir ihm hoch anrechnen, und den wir Weltgeschichte in Hinterwinkel Aus den Denkwürdigkeiten eines ehemaligen Achneiderlehrlings Von Benno Rüttenauer Fünftes Kapitel Lin Lrntetag und sein Abschluß le nächste Zeit verging mir sehr angenehm, innerlich in dem Hoch¬ Die Ernte war in vollem Gange, die Weltgeschichte stand still, wenigstens <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0375" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/212851"/> <fw type="header" place="top"> Weltgeschichte in Hinterwinkel</fw><lb/> <p xml:id="ID_1249" prev="#ID_1248"> vasscur, die Szene zwischen dem biedern, treuen Jean Macquart und Maurieens<lb/> Schwester Henriette sind mit rührenden und ergreifenden Zügen dargestellt.<lb/> Von dem Bauern, von dem einfachen Menschen, der die Luft der reinen Natur<lb/> atmet und frei bleibt von den zersetzenden Einflüssen der überfeinerten Gesell¬<lb/> schaft, erwartet Zola das Heil, die Wiedergeburt des französischen Volkes.</p><lb/> <p xml:id="ID_1250"> Das ist ein gesunder Gedanke, den wir ihm hoch anrechnen, und den wir<lb/> nach seinem Bauernroman ^örrs nicht von ihm erwartet hätten. Es geht<lb/> durch deu ganzen Kriegsroman ein Zug bittrer Wehmut, die sich zuweilen<lb/> zu weinerlicher Rührseligkeit steigert. Es werden viele Thränen vergossen oder<lb/> hinuntergeschluckt. Der kranke Kaiser erscheint fast immer mit feucht ver¬<lb/> schleierten Augen, der Oberst Vineuil weint vor seinem Regiment, als er es<lb/> zurückweichen sieht, die beiden Freunde Jean und Maurice fallen sich oft<lb/> schluchzend in die Arme wie machtlos, wie gelähmt unter den Schlägen eines<lb/> unabwendbaren Schicksals. Es sind zu viel leidende und zu wenig handelnde<lb/> Menschen da. Sie erregen alle mehr das Mitleid als die Begeisterung. Aber<lb/> das finden wir auch bei andern französischen Schriftstellern, die Episoden aus<lb/> dem deutsch-französischen Krieg novellistisch behandelt haben, z. B. bei Daudet,<lb/> Maupasfant, Nichepin u. a. Es scheint doch, als ob dieser Krieg für einen<lb/> französischem Schriftsteller zu einer künstlerisch befriedigenden epischen Dar¬<lb/> stellung nicht geeignet sei. Möchte es einem deutschen Dichter einst gelingen,<lb/> dem großen Gegenstande besser gerecht zu werden, als es Zola in veMolv<lb/> gelungen ist.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Weltgeschichte in Hinterwinkel<lb/> Aus den Denkwürdigkeiten eines ehemaligen Achneiderlehrlings<lb/><note type="byline"> Von Benno Rüttenauer</note> Fünftes Kapitel<lb/> Lin Lrntetag und sein Abschluß</head><lb/> <p xml:id="ID_1251"> le nächste Zeit verging mir sehr angenehm, innerlich in dem Hoch¬<lb/> gefühl meiner großen Erlebnisse, äußerlich in dem Nimbus, den<lb/> die Fama um mich wob. Zwar spielte auch bei dem letztem<lb/> die Einbildung wieder stark hinein. Ich kam aber nicht eher auf<lb/> diesen Gedanken, als bis er mir eines Tages sehr nahegelegt wurde.</p><lb/> <p xml:id="ID_1252" next="#ID_1253"> Die Ernte war in vollem Gange, die Weltgeschichte stand still, wenigstens<lb/> Hinterwinkel, die Politik schwieg. Die Leute wollten noch ebenso wenig</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0375]
Weltgeschichte in Hinterwinkel
vasscur, die Szene zwischen dem biedern, treuen Jean Macquart und Maurieens
Schwester Henriette sind mit rührenden und ergreifenden Zügen dargestellt.
Von dem Bauern, von dem einfachen Menschen, der die Luft der reinen Natur
atmet und frei bleibt von den zersetzenden Einflüssen der überfeinerten Gesell¬
schaft, erwartet Zola das Heil, die Wiedergeburt des französischen Volkes.
Das ist ein gesunder Gedanke, den wir ihm hoch anrechnen, und den wir
nach seinem Bauernroman ^örrs nicht von ihm erwartet hätten. Es geht
durch deu ganzen Kriegsroman ein Zug bittrer Wehmut, die sich zuweilen
zu weinerlicher Rührseligkeit steigert. Es werden viele Thränen vergossen oder
hinuntergeschluckt. Der kranke Kaiser erscheint fast immer mit feucht ver¬
schleierten Augen, der Oberst Vineuil weint vor seinem Regiment, als er es
zurückweichen sieht, die beiden Freunde Jean und Maurice fallen sich oft
schluchzend in die Arme wie machtlos, wie gelähmt unter den Schlägen eines
unabwendbaren Schicksals. Es sind zu viel leidende und zu wenig handelnde
Menschen da. Sie erregen alle mehr das Mitleid als die Begeisterung. Aber
das finden wir auch bei andern französischen Schriftstellern, die Episoden aus
dem deutsch-französischen Krieg novellistisch behandelt haben, z. B. bei Daudet,
Maupasfant, Nichepin u. a. Es scheint doch, als ob dieser Krieg für einen
französischem Schriftsteller zu einer künstlerisch befriedigenden epischen Dar¬
stellung nicht geeignet sei. Möchte es einem deutschen Dichter einst gelingen,
dem großen Gegenstande besser gerecht zu werden, als es Zola in veMolv
gelungen ist.
Weltgeschichte in Hinterwinkel
Aus den Denkwürdigkeiten eines ehemaligen Achneiderlehrlings
Von Benno Rüttenauer Fünftes Kapitel
Lin Lrntetag und sein Abschluß
le nächste Zeit verging mir sehr angenehm, innerlich in dem Hoch¬
gefühl meiner großen Erlebnisse, äußerlich in dem Nimbus, den
die Fama um mich wob. Zwar spielte auch bei dem letztem
die Einbildung wieder stark hinein. Ich kam aber nicht eher auf
diesen Gedanken, als bis er mir eines Tages sehr nahegelegt wurde.
Die Ernte war in vollem Gange, die Weltgeschichte stand still, wenigstens
Hinterwinkel, die Politik schwieg. Die Leute wollten noch ebenso wenig
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