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Die Grenzboten. Jg. 50, 1891, Drittes Vierteljahr.

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Das Getreideeinfuhrmonopol

le Grenzboten brachten kürzlich einen Aufsatz, der sich mit dem
deutsch-österreichischen Handelsvertrage beschäftigte, insbesondre
aber mit dem in einer süddeutschen Adresse an den Fürsten
Bismarck zur Versöhnung der Absichten der Reichsregieruug mit
den Interessen der deutschen Landwirtschaft angeregten Gedanken
eines Reichsmouvpols auf die Getreideeinfuhr. Der erwähnte Aufsatz ist von
den "Berliner Neuesten Nachrichten" wiedergegeben warben und hat dort ein
Echo gefunden in eiuer mit M. N. unterzeichneten Zuschrift, die die Mouvpol-
frage aus verschiednen Gesichtspunkten beleuchtet und warm für deu Gedanken
eintritt.

Der Verfasser dieser Zuschrift befindet sich bezüglich der Erwartungen,
die er an das Monopol knüpft, in voller Übereinstimmung mit den Absendern
der Adresse an den Fürsten Bismarck. Aber seine Vorstellungen über die
Gestalt, die das Monopol anzunehmen hätte, gehen etwas über das Maß
dessen hinaus, was bei Abfassung der Adresse an den frühem Reichskanzler
gemeint war, wenn es auch nicht ausführlich dargelegt wurde.

Vielleicht ist es mir als dem Urheber jener Adresse gestattet, im Nach¬
stehenden zu zeigen, wie ich mir, von dem einseitigen Standpunkte der land¬
wirtschaftlichen Interessenvertretung nach Möglichkeit abgehend und die Er¬
fordernisse des Geineinwohles wie auch die berechtigten Ansprüche einzelner
besonders mit berührten Stände vollständig in Rechnung ziehend, das Monopol
gedacht habe. .

Der Zweck des Monopols würde sein, stets möglichst geuau die Meuge
von Getreide einzuführen, um die der inländische Verbrauch die inländische
Erzeugung (unter Berücksichtigung der Ausfuhr) übersteigt, dabei aber durch


Grenze,oder U1 1891 1"


Das Getreideeinfuhrmonopol

le Grenzboten brachten kürzlich einen Aufsatz, der sich mit dem
deutsch-österreichischen Handelsvertrage beschäftigte, insbesondre
aber mit dem in einer süddeutschen Adresse an den Fürsten
Bismarck zur Versöhnung der Absichten der Reichsregieruug mit
den Interessen der deutschen Landwirtschaft angeregten Gedanken
eines Reichsmouvpols auf die Getreideeinfuhr. Der erwähnte Aufsatz ist von
den „Berliner Neuesten Nachrichten" wiedergegeben warben und hat dort ein
Echo gefunden in eiuer mit M. N. unterzeichneten Zuschrift, die die Mouvpol-
frage aus verschiednen Gesichtspunkten beleuchtet und warm für deu Gedanken
eintritt.

Der Verfasser dieser Zuschrift befindet sich bezüglich der Erwartungen,
die er an das Monopol knüpft, in voller Übereinstimmung mit den Absendern
der Adresse an den Fürsten Bismarck. Aber seine Vorstellungen über die
Gestalt, die das Monopol anzunehmen hätte, gehen etwas über das Maß
dessen hinaus, was bei Abfassung der Adresse an den frühem Reichskanzler
gemeint war, wenn es auch nicht ausführlich dargelegt wurde.

Vielleicht ist es mir als dem Urheber jener Adresse gestattet, im Nach¬
stehenden zu zeigen, wie ich mir, von dem einseitigen Standpunkte der land¬
wirtschaftlichen Interessenvertretung nach Möglichkeit abgehend und die Er¬
fordernisse des Geineinwohles wie auch die berechtigten Ansprüche einzelner
besonders mit berührten Stände vollständig in Rechnung ziehend, das Monopol
gedacht habe. .

Der Zweck des Monopols würde sein, stets möglichst geuau die Meuge
von Getreide einzuführen, um die der inländische Verbrauch die inländische
Erzeugung (unter Berücksichtigung der Ausfuhr) übersteigt, dabei aber durch


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[0153] [Abbildung] Das Getreideeinfuhrmonopol le Grenzboten brachten kürzlich einen Aufsatz, der sich mit dem deutsch-österreichischen Handelsvertrage beschäftigte, insbesondre aber mit dem in einer süddeutschen Adresse an den Fürsten Bismarck zur Versöhnung der Absichten der Reichsregieruug mit den Interessen der deutschen Landwirtschaft angeregten Gedanken eines Reichsmouvpols auf die Getreideeinfuhr. Der erwähnte Aufsatz ist von den „Berliner Neuesten Nachrichten" wiedergegeben warben und hat dort ein Echo gefunden in eiuer mit M. N. unterzeichneten Zuschrift, die die Mouvpol- frage aus verschiednen Gesichtspunkten beleuchtet und warm für deu Gedanken eintritt. Der Verfasser dieser Zuschrift befindet sich bezüglich der Erwartungen, die er an das Monopol knüpft, in voller Übereinstimmung mit den Absendern der Adresse an den Fürsten Bismarck. Aber seine Vorstellungen über die Gestalt, die das Monopol anzunehmen hätte, gehen etwas über das Maß dessen hinaus, was bei Abfassung der Adresse an den frühem Reichskanzler gemeint war, wenn es auch nicht ausführlich dargelegt wurde. Vielleicht ist es mir als dem Urheber jener Adresse gestattet, im Nach¬ stehenden zu zeigen, wie ich mir, von dem einseitigen Standpunkte der land¬ wirtschaftlichen Interessenvertretung nach Möglichkeit abgehend und die Er¬ fordernisse des Geineinwohles wie auch die berechtigten Ansprüche einzelner besonders mit berührten Stände vollständig in Rechnung ziehend, das Monopol gedacht habe. . Der Zweck des Monopols würde sein, stets möglichst geuau die Meuge von Getreide einzuführen, um die der inländische Verbrauch die inländische Erzeugung (unter Berücksichtigung der Ausfuhr) übersteigt, dabei aber durch Grenze,oder U1 1891 1»

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 50, 1891, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341853_289767/153>, abgerufen am 13.11.2024.