Die Grenzboten. Jg. 50, 1891, Drittes Vierteljahr.Litteratur Wir glauben natürlich nicht, das; die Gewerkvereine die soziale Frage zu lösen Die Sozialreform und der Kaufmannsstand. Von Dr. Georg Adler, a, ".Professor der Nationalökonomie um der Universität Freiburg i, B. (Sonderabdruck ans den "Annalen des Deatschen Reichs" 1891.) München und Leipzig, G. Hirty, 1891 Es ist kein kleines Stück Elend, was der Versasser in seiner Schrift aufdeckt, Metaphysik. Eine wissenschaftliche Begründung der Ontologie des Positiven Christentums von Theodor Weber, Zweiter Band: Die antithetischen Weltfaktoren und die spekulative Theologie. Gotha, F. A. Perthes, 1891 Wenn sich ein Gelehrter in unsrer Zeit die philosophische Begründung des Litteratur Wir glauben natürlich nicht, das; die Gewerkvereine die soziale Frage zu lösen Die Sozialreform und der Kaufmannsstand. Von Dr. Georg Adler, a, «.Professor der Nationalökonomie um der Universität Freiburg i, B. (Sonderabdruck ans den „Annalen des Deatschen Reichs" 1891.) München und Leipzig, G. Hirty, 1891 Es ist kein kleines Stück Elend, was der Versasser in seiner Schrift aufdeckt, Metaphysik. Eine wissenschaftliche Begründung der Ontologie des Positiven Christentums von Theodor Weber, Zweiter Band: Die antithetischen Weltfaktoren und die spekulative Theologie. Gotha, F. A. Perthes, 1891 Wenn sich ein Gelehrter in unsrer Zeit die philosophische Begründung des <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0147" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/289915"/> <fw type="header" place="top"> Litteratur</fw><lb/> <p xml:id="ID_410"> Wir glauben natürlich nicht, das; die Gewerkvereine die soziale Frage zu lösen<lb/> imstande sein werden; dazu gehärt noch verschiednes andre. Aber für die Losung<lb/> dieser einzelnen Frage: die Verwirklichung des freien Arbeitsvertrages und die<lb/> friedliche Beilegung der Streitigkeiten zwischen Unternehmern und Arbeitern in der<lb/> Großindustrie halten anch wir sie für die unentbehrliche, durch nichts andres zu<lb/> ersetzende Grundlage. Das Studium des Buches ist allen Beteiligten dringend<lb/> zu empfehlen.</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> Die Sozialreform und der Kaufmannsstand. Von Dr. Georg Adler, a, «.Professor<lb/> der Nationalökonomie um der Universität Freiburg i, B. (Sonderabdruck ans den „Annalen<lb/> des Deatschen Reichs" 1891.) München und Leipzig, G. Hirty, 1891</head><lb/> <p xml:id="ID_411"> Es ist kein kleines Stück Elend, was der Versasser in seiner Schrift aufdeckt,<lb/> und mnrschirt auch England, wie sich das bei solchen Sachen von selbst versteht,<lb/> an der Spitze, so sieht es doch auch in den deutschen Gewürzkramläden nicht<lb/> besonders hübsch ans. Wie die meisten sozialen Reformvorschläge, laufen auch<lb/> die des Verfassers zuguderletzt auf zwei hinaus: Abkürzung der Arbeitszeit<lb/> durch Staatszwang und Abwehr des Zudrnngs durch körperschaftliche Gliederung<lb/> des Standes.</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> Metaphysik. Eine wissenschaftliche Begründung der Ontologie des Positiven Christentums<lb/> von Theodor Weber, Zweiter Band: Die antithetischen Weltfaktoren und die spekulative<lb/> Theologie. Gotha, F. A. Perthes, 1891</head><lb/> <p xml:id="ID_412" next="#ID_413"> Wenn sich ein Gelehrter in unsrer Zeit die philosophische Begründung des<lb/> Christentums zur Lebensaufgabe macht, so sind natürlicherweise Hochachtung vor<lb/> dem Manne und Freude über seine Leistungen die ersten Empfindungen, die das<lb/> Erscheinen eines neuen Buches von ihm erregt. In diese frömmeru Empfindungen<lb/> hat sich aber, als wir Webers Metaphysik durchblätterten, noch eine andre, recht<lb/> gottlose gemischt: die Schadenfreude. Mau denke: Professor Weber, ein bekannter<lb/> Führer der Altkatholiken, hat in Hunderten von Versammlungen den Papst bekämpft.<lb/> In diese Versammlungen sind damals, als der Kampf gegen Rom noch für ein<lb/> Verdienst um das Vaterland galt, Professoren, Gymnasiallehrer, Richter, Gerichts¬<lb/> präsidenten, Ärzte und Verwaltungsbeamte geströmt. Alle akademisch gebildeten<lb/> Zuhörer haben ihm das Zeugnis gegeben, daß er ein klarer Kopf und daß seine<lb/> Beweisführung von zwingender Gewalt sei. Und nun beweist dieser klare Kopf<lb/> und scharfe Logiker, ausgerüstet mit dein ganzen Waffenvorrat der modernen Philo¬<lb/> sophie und der heutigen Naturwissenschaft, nicht etwa bloß das Dasein eines nebel¬<lb/> haften Gottes, sondern die Dogmen der Kirche der ersten vier Jahrhunderte. Er<lb/> begnügt sich nicht damit, Zweifel an der Möglichkeit eines Jenseits zu beseitige»,<lb/> sonder» er beweist mit Vernunftgründen, daß das Jenseits genau so aussehen<lb/> müsse, wie der Kirchenglanbe es darstellt: anders als dreipersönlich könne Gott gar<lb/> »icht gedacht werden, und die Existenz der Engel und Teufel sei wissenschaftlich so<lb/> gesichert wie die der chemische» Elemente. Den Thomas von Aquin, der da meint,<lb/> die Schöpfung aus nichts könne wohl geglaubt, aber nicht bewiesen werden, und<lb/> der ihm den Wesensunterschied von Gott und Welt, Geist und Körper. Mensch<lb/> und Tier nicht scharf genng darstellt, tadelt er als eilten Aristoteliker, schlechten<lb/> Christen und Semipanthcisten; auch Männer wie Carriere und sein persönlicher<lb/> Freund und altkathvlischer Kampfgenosse Johannes Huber finden als Semipnntheiflen<lb/> keine Gnade vor seinem strengen Gericht. Nach der Überzeugung „aller Gebildeten"<lb/> war nun nicht allein die schon im vorigen Jahrhundert abgethane christliche Dogmatik,</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0147]
Litteratur
Wir glauben natürlich nicht, das; die Gewerkvereine die soziale Frage zu lösen
imstande sein werden; dazu gehärt noch verschiednes andre. Aber für die Losung
dieser einzelnen Frage: die Verwirklichung des freien Arbeitsvertrages und die
friedliche Beilegung der Streitigkeiten zwischen Unternehmern und Arbeitern in der
Großindustrie halten anch wir sie für die unentbehrliche, durch nichts andres zu
ersetzende Grundlage. Das Studium des Buches ist allen Beteiligten dringend
zu empfehlen.
Die Sozialreform und der Kaufmannsstand. Von Dr. Georg Adler, a, «.Professor
der Nationalökonomie um der Universität Freiburg i, B. (Sonderabdruck ans den „Annalen
des Deatschen Reichs" 1891.) München und Leipzig, G. Hirty, 1891
Es ist kein kleines Stück Elend, was der Versasser in seiner Schrift aufdeckt,
und mnrschirt auch England, wie sich das bei solchen Sachen von selbst versteht,
an der Spitze, so sieht es doch auch in den deutschen Gewürzkramläden nicht
besonders hübsch ans. Wie die meisten sozialen Reformvorschläge, laufen auch
die des Verfassers zuguderletzt auf zwei hinaus: Abkürzung der Arbeitszeit
durch Staatszwang und Abwehr des Zudrnngs durch körperschaftliche Gliederung
des Standes.
Metaphysik. Eine wissenschaftliche Begründung der Ontologie des Positiven Christentums
von Theodor Weber, Zweiter Band: Die antithetischen Weltfaktoren und die spekulative
Theologie. Gotha, F. A. Perthes, 1891
Wenn sich ein Gelehrter in unsrer Zeit die philosophische Begründung des
Christentums zur Lebensaufgabe macht, so sind natürlicherweise Hochachtung vor
dem Manne und Freude über seine Leistungen die ersten Empfindungen, die das
Erscheinen eines neuen Buches von ihm erregt. In diese frömmeru Empfindungen
hat sich aber, als wir Webers Metaphysik durchblätterten, noch eine andre, recht
gottlose gemischt: die Schadenfreude. Mau denke: Professor Weber, ein bekannter
Führer der Altkatholiken, hat in Hunderten von Versammlungen den Papst bekämpft.
In diese Versammlungen sind damals, als der Kampf gegen Rom noch für ein
Verdienst um das Vaterland galt, Professoren, Gymnasiallehrer, Richter, Gerichts¬
präsidenten, Ärzte und Verwaltungsbeamte geströmt. Alle akademisch gebildeten
Zuhörer haben ihm das Zeugnis gegeben, daß er ein klarer Kopf und daß seine
Beweisführung von zwingender Gewalt sei. Und nun beweist dieser klare Kopf
und scharfe Logiker, ausgerüstet mit dein ganzen Waffenvorrat der modernen Philo¬
sophie und der heutigen Naturwissenschaft, nicht etwa bloß das Dasein eines nebel¬
haften Gottes, sondern die Dogmen der Kirche der ersten vier Jahrhunderte. Er
begnügt sich nicht damit, Zweifel an der Möglichkeit eines Jenseits zu beseitige»,
sonder» er beweist mit Vernunftgründen, daß das Jenseits genau so aussehen
müsse, wie der Kirchenglanbe es darstellt: anders als dreipersönlich könne Gott gar
»icht gedacht werden, und die Existenz der Engel und Teufel sei wissenschaftlich so
gesichert wie die der chemische» Elemente. Den Thomas von Aquin, der da meint,
die Schöpfung aus nichts könne wohl geglaubt, aber nicht bewiesen werden, und
der ihm den Wesensunterschied von Gott und Welt, Geist und Körper. Mensch
und Tier nicht scharf genng darstellt, tadelt er als eilten Aristoteliker, schlechten
Christen und Semipanthcisten; auch Männer wie Carriere und sein persönlicher
Freund und altkathvlischer Kampfgenosse Johannes Huber finden als Semipnntheiflen
keine Gnade vor seinem strengen Gericht. Nach der Überzeugung „aller Gebildeten"
war nun nicht allein die schon im vorigen Jahrhundert abgethane christliche Dogmatik,
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