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Die Grenzboten. Jg. 50, 1891, Zweites Vierteljahr.

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Zwar sollen bereits gegen tausend kräftige Männer an Ort und Stelle
sein; ein weiterer starker Zuzug wird in den nächsten Monaten erwartet. Aber
die Pungwaronte ist, so lange die gegenwärtigen Schwierigkeiten mit Portugal
andauern, nicht wohl verwendbar. Von den Portugiesen im Osten, von den
Matabeles im Westen, vielleicht auch von deu Eingebornen um Ort und Stelle,
von dem Treck der Buren nach Banjailcmd, vom Fieber drohen Gefahren.

Wenn nicht sowohl in Maschonaland als auch in dem -- zur Zeit doch
noch von Portugal nicht ausgegebnen -- Manier ungewöhnlich reiche Gold¬
schätze gefunden werden, kann man sich einen finanziellen Erfolg der Gesellschaft
nicht denken. Zambesia freilich mag für Großbritannien erhalten bleiben, wenn
auch die jetzige Gesellschaft Bankerott macht.

Rhodes wird in den englischen Zeitungen als der "große Amalgamator"
gefeiert. Er hat die bestehenden Diamantminen ^ Kimberleys amalgamirt
(doch wird neuerdings verdrießlicherweise von außerhalb liegenden neuen
Fundstätten gesprochen). Er hat die Konzessionäre, Konkurrenten und Inter¬
essenten Zambesias in der United Coneessions Company unter einen Hut ge¬
bracht. Er hat sämtliche Parteien der Kapkolonie unter seinem Banner geeinigt.
Bis zu einem gewisse" Grade ist ihm dasselbe mit den verschiednen Staats¬
wesen Südafrikas gelungen, ja sogar mit den Parteien des britischen Parla¬
ments; denn die Führer der Tories nicht nur, sondern auch der Whigs sollen
sich verbindlich gemacht haben, sein Unternehmen zu unterstützen. Er hat, was
niemand für möglich hielt, nun schon Jahr und Tag mit den wildeu Matabeles
sowie allen sonstigen Eingebornen den Frieden aufrecht erhalten, die Portu¬
giesen ohne Schwertstreich ihres wertvollsten Besitzes entsetzt, überhaupt binnen
weniger als Jahresfrist ohne den geringsten Fehlschlag erstaunliche, vorher un¬
geahnte Fortschritte zur Aufrichtung seines neuen Reiches gemacht.

Wenn er scheitert, so wird das ein Zusammenbruch sein so jäh, wie ihn
Südafrika noch nicht erlebt hat. Aber man ist gewöhnt, bei ihm an nichts zu
verzweifeln, sondern zu glauben: Das Unzulängliche und Unzugängliche --
hier wirds Ereignis.







Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunow in Leipzig
Verlag von Fr^ Wilh. Grunow in Leipzig -- Druck von Carl Marquart in Leipzig

Zwar sollen bereits gegen tausend kräftige Männer an Ort und Stelle
sein; ein weiterer starker Zuzug wird in den nächsten Monaten erwartet. Aber
die Pungwaronte ist, so lange die gegenwärtigen Schwierigkeiten mit Portugal
andauern, nicht wohl verwendbar. Von den Portugiesen im Osten, von den
Matabeles im Westen, vielleicht auch von deu Eingebornen um Ort und Stelle,
von dem Treck der Buren nach Banjailcmd, vom Fieber drohen Gefahren.

Wenn nicht sowohl in Maschonaland als auch in dem — zur Zeit doch
noch von Portugal nicht ausgegebnen — Manier ungewöhnlich reiche Gold¬
schätze gefunden werden, kann man sich einen finanziellen Erfolg der Gesellschaft
nicht denken. Zambesia freilich mag für Großbritannien erhalten bleiben, wenn
auch die jetzige Gesellschaft Bankerott macht.

Rhodes wird in den englischen Zeitungen als der „große Amalgamator"
gefeiert. Er hat die bestehenden Diamantminen ^ Kimberleys amalgamirt
(doch wird neuerdings verdrießlicherweise von außerhalb liegenden neuen
Fundstätten gesprochen). Er hat die Konzessionäre, Konkurrenten und Inter¬
essenten Zambesias in der United Coneessions Company unter einen Hut ge¬
bracht. Er hat sämtliche Parteien der Kapkolonie unter seinem Banner geeinigt.
Bis zu einem gewisse» Grade ist ihm dasselbe mit den verschiednen Staats¬
wesen Südafrikas gelungen, ja sogar mit den Parteien des britischen Parla¬
ments; denn die Führer der Tories nicht nur, sondern auch der Whigs sollen
sich verbindlich gemacht haben, sein Unternehmen zu unterstützen. Er hat, was
niemand für möglich hielt, nun schon Jahr und Tag mit den wildeu Matabeles
sowie allen sonstigen Eingebornen den Frieden aufrecht erhalten, die Portu¬
giesen ohne Schwertstreich ihres wertvollsten Besitzes entsetzt, überhaupt binnen
weniger als Jahresfrist ohne den geringsten Fehlschlag erstaunliche, vorher un¬
geahnte Fortschritte zur Aufrichtung seines neuen Reiches gemacht.

Wenn er scheitert, so wird das ein Zusammenbruch sein so jäh, wie ihn
Südafrika noch nicht erlebt hat. Aber man ist gewöhnt, bei ihm an nichts zu
verzweifeln, sondern zu glauben: Das Unzulängliche und Unzugängliche —
hier wirds Ereignis.







Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunow in Leipzig
Verlag von Fr^ Wilh. Grunow in Leipzig — Druck von Carl Marquart in Leipzig
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[0308] Zwar sollen bereits gegen tausend kräftige Männer an Ort und Stelle sein; ein weiterer starker Zuzug wird in den nächsten Monaten erwartet. Aber die Pungwaronte ist, so lange die gegenwärtigen Schwierigkeiten mit Portugal andauern, nicht wohl verwendbar. Von den Portugiesen im Osten, von den Matabeles im Westen, vielleicht auch von deu Eingebornen um Ort und Stelle, von dem Treck der Buren nach Banjailcmd, vom Fieber drohen Gefahren. Wenn nicht sowohl in Maschonaland als auch in dem — zur Zeit doch noch von Portugal nicht ausgegebnen — Manier ungewöhnlich reiche Gold¬ schätze gefunden werden, kann man sich einen finanziellen Erfolg der Gesellschaft nicht denken. Zambesia freilich mag für Großbritannien erhalten bleiben, wenn auch die jetzige Gesellschaft Bankerott macht. Rhodes wird in den englischen Zeitungen als der „große Amalgamator" gefeiert. Er hat die bestehenden Diamantminen ^ Kimberleys amalgamirt (doch wird neuerdings verdrießlicherweise von außerhalb liegenden neuen Fundstätten gesprochen). Er hat die Konzessionäre, Konkurrenten und Inter¬ essenten Zambesias in der United Coneessions Company unter einen Hut ge¬ bracht. Er hat sämtliche Parteien der Kapkolonie unter seinem Banner geeinigt. Bis zu einem gewisse» Grade ist ihm dasselbe mit den verschiednen Staats¬ wesen Südafrikas gelungen, ja sogar mit den Parteien des britischen Parla¬ ments; denn die Führer der Tories nicht nur, sondern auch der Whigs sollen sich verbindlich gemacht haben, sein Unternehmen zu unterstützen. Er hat, was niemand für möglich hielt, nun schon Jahr und Tag mit den wildeu Matabeles sowie allen sonstigen Eingebornen den Frieden aufrecht erhalten, die Portu¬ giesen ohne Schwertstreich ihres wertvollsten Besitzes entsetzt, überhaupt binnen weniger als Jahresfrist ohne den geringsten Fehlschlag erstaunliche, vorher un¬ geahnte Fortschritte zur Aufrichtung seines neuen Reiches gemacht. Wenn er scheitert, so wird das ein Zusammenbruch sein so jäh, wie ihn Südafrika noch nicht erlebt hat. Aber man ist gewöhnt, bei ihm an nichts zu verzweifeln, sondern zu glauben: Das Unzulängliche und Unzugängliche — hier wirds Ereignis. Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunow in Leipzig Verlag von Fr^ Wilh. Grunow in Leipzig — Druck von Carl Marquart in Leipzig

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 50, 1891, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341853_209866/308>, abgerufen am 04.07.2024.