Die Grenzboten. Jg. 50, 1891, Erstes Vierteljahr.Maßgebliches und Unmaßgebliches ihm hindert ihn zwar am eigenen künstlerischen Schliffen, um so besser aber Und damit find wir von innen heraus zur Beurteilung des dichterischen Das Buch ist ein Bekenntnis, das ist die Hauptsache. Nicht bedeutungslos M N Maßgebliches und Unmaßgebliches Aus Wilhelm Tanberts Jugendzeit. Der -im 7. Januar kurz vor Den nächsten Anlaß für die erste Reise des damals 22jährigen Künstlers Maßgebliches und Unmaßgebliches ihm hindert ihn zwar am eigenen künstlerischen Schliffen, um so besser aber Und damit find wir von innen heraus zur Beurteilung des dichterischen Das Buch ist ein Bekenntnis, das ist die Hauptsache. Nicht bedeutungslos M N Maßgebliches und Unmaßgebliches Aus Wilhelm Tanberts Jugendzeit. Der -im 7. Januar kurz vor Den nächsten Anlaß für die erste Reise des damals 22jährigen Künstlers <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0240" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/209473"/> <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Unmaßgebliches</fw><lb/> <p xml:id="ID_672" prev="#ID_671"> ihm hindert ihn zwar am eigenen künstlerischen Schliffen, um so besser aber<lb/> kann er fremdes beobachten und beurteilen. Die in ihm steckende poetische<lb/> Begabung findet doch auch noch ihre Geltung: in der Poesie der Poesie.<lb/> Das Festgedicht zur Gruudsteüilegung des Denkmals für Ferdinand Raimund<lb/> ist ein Meisterstück poetischer Charakteristik eines Dichters. Nie findet Berger<lb/> geistvollere Bilder und packendere Töne, als wenn er gerade die Poesie feiert.</p><lb/> <p xml:id="ID_673"> Und damit find wir von innen heraus zur Beurteilung des dichterischen<lb/> Wertes von Bergers Lyrik gekommen: reich um Gedanken, minder reich an<lb/> Bildern, häufig abstrakt, zuweilen geradezu prosaisch im Ausdruck, ja hie und<lb/> da sogar fehlerhaft in der Sprache, niemals trivial, am anmutigsten, wenn<lb/> sie ein feines Apercu, einen schönen Witz in feine Form faßt, immer fesselnd<lb/> durch die gerade, schlichte Ehrlichkeit der Empfindung — dies ist ihr äußerer<lb/> ästhetischer Charakter.</p><lb/> <p xml:id="ID_674"> Das Buch ist ein Bekenntnis, das ist die Hauptsache. Nicht bedeutungslos<lb/> kann der Titel „Gesammelte" Gedichte sein. Warum gesammelt? Es ist ja<lb/> bisher im Buchhandel unsers Wissens keine andre Sammlung Bergerscher<lb/> Lyrik erschienen. Offenbar — auch der Inhalt selbst berechtigt zu dieser Ver¬<lb/> mutung — wollte Berger, um einer wichtigen Wendung seines Entwicklungs¬<lb/> ganges angelangt, einen sichtbaren Abschluß macheu. Aller Zwiespalt liegt<lb/> hinter ihm; er weiß, was er soll, und darum auch, was er will, und diese<lb/> Gedichte schließen seine Vergangenheit ab.</p><lb/> <note type="byline"> M N</note><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Maßgebliches und Unmaßgebliches</head><lb/> <div n="2"> <head> Aus Wilhelm Tanberts Jugendzeit.</head> <p xml:id="ID_675"> Der -im 7. Januar kurz vor<lb/> Vollendung seines achtzigsten Lebensjahres verstorbene Oberhofkapellmeister Wilhelm<lb/> Tnubert hat als jüngerer Mann zweimal Leipzig besucht, um sich auf dem Klavier<lb/> hören zu lassen, einmal im Herbst 1333, das andremal im Frühjahr 134(i.<lb/> Über den ersten Besuch liegen mir nähere Mitteilungen vor, die so bezeichnend<lb/> für die liebenswürdige Art des Künstlers und zugleich für das damalige Musik¬<lb/> leben sind, daß ich manchem eine Freude zu bereiten hoffe, wenn ich sie hier<lb/> wiedergebe.</p><lb/> <p xml:id="ID_676" next="#ID_677"> Den nächsten Anlaß für die erste Reise des damals 22jährigen Künstlers<lb/> bot der Wunsch, seine zwei Jahre ältere Jugendfreundin Henriette Kuntze, die sich<lb/> 1830 mit dem Leipziger Kaufmann Karl Voigt verheiratet hatte, wiederzusehen<lb/> und ihren Gatten kennen zu lernen. Taubert war mit ihr in Berlin, wo sie<lb/> mehrere Fahre, bis 1823, im Bendemannschen Hanse weilte, zunächst dadurch</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0240]
Maßgebliches und Unmaßgebliches
ihm hindert ihn zwar am eigenen künstlerischen Schliffen, um so besser aber
kann er fremdes beobachten und beurteilen. Die in ihm steckende poetische
Begabung findet doch auch noch ihre Geltung: in der Poesie der Poesie.
Das Festgedicht zur Gruudsteüilegung des Denkmals für Ferdinand Raimund
ist ein Meisterstück poetischer Charakteristik eines Dichters. Nie findet Berger
geistvollere Bilder und packendere Töne, als wenn er gerade die Poesie feiert.
Und damit find wir von innen heraus zur Beurteilung des dichterischen
Wertes von Bergers Lyrik gekommen: reich um Gedanken, minder reich an
Bildern, häufig abstrakt, zuweilen geradezu prosaisch im Ausdruck, ja hie und
da sogar fehlerhaft in der Sprache, niemals trivial, am anmutigsten, wenn
sie ein feines Apercu, einen schönen Witz in feine Form faßt, immer fesselnd
durch die gerade, schlichte Ehrlichkeit der Empfindung — dies ist ihr äußerer
ästhetischer Charakter.
Das Buch ist ein Bekenntnis, das ist die Hauptsache. Nicht bedeutungslos
kann der Titel „Gesammelte" Gedichte sein. Warum gesammelt? Es ist ja
bisher im Buchhandel unsers Wissens keine andre Sammlung Bergerscher
Lyrik erschienen. Offenbar — auch der Inhalt selbst berechtigt zu dieser Ver¬
mutung — wollte Berger, um einer wichtigen Wendung seines Entwicklungs¬
ganges angelangt, einen sichtbaren Abschluß macheu. Aller Zwiespalt liegt
hinter ihm; er weiß, was er soll, und darum auch, was er will, und diese
Gedichte schließen seine Vergangenheit ab.
M N
Maßgebliches und Unmaßgebliches
Aus Wilhelm Tanberts Jugendzeit. Der -im 7. Januar kurz vor
Vollendung seines achtzigsten Lebensjahres verstorbene Oberhofkapellmeister Wilhelm
Tnubert hat als jüngerer Mann zweimal Leipzig besucht, um sich auf dem Klavier
hören zu lassen, einmal im Herbst 1333, das andremal im Frühjahr 134(i.
Über den ersten Besuch liegen mir nähere Mitteilungen vor, die so bezeichnend
für die liebenswürdige Art des Künstlers und zugleich für das damalige Musik¬
leben sind, daß ich manchem eine Freude zu bereiten hoffe, wenn ich sie hier
wiedergebe.
Den nächsten Anlaß für die erste Reise des damals 22jährigen Künstlers
bot der Wunsch, seine zwei Jahre ältere Jugendfreundin Henriette Kuntze, die sich
1830 mit dem Leipziger Kaufmann Karl Voigt verheiratet hatte, wiederzusehen
und ihren Gatten kennen zu lernen. Taubert war mit ihr in Berlin, wo sie
mehrere Fahre, bis 1823, im Bendemannschen Hanse weilte, zunächst dadurch
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