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Die Grenzboten. Jg. 50, 1891, Erstes Vierteljahr.

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Lin topographischer Atlas von Leipzig

unterworfen sind. Eins war dem Kurfürsten Friedrich Wilhelm sicher und
gewiß, daß er um der Hoheit des Staates willen much die Oberherrlichkeit
über die Kirche festhalten müsse, wie die Reformation sie dem Landesfürsten
gegeben hatte. Auch in diesem Summepiskopat sah er eine xvwLws ^ I)se>
iM <zono6L8!i. Nach den "rechten Handen," nach denen Friedrich Wilhelm IV.
später so vergeblich suchte, um die landesfürstliche oberbischöfliche Gewalt für
die protestantische Kirche ganz in sie niederlegen zu können, wie er sie, soweit
sie ihm über die katholische Kirche zustand, zum guten Teil leider in die
katholische Abteilung beim Kultusuünisterium niedergelegt hatte, darnach
brauchte der Große Kurfürst nicht zu suchen. Die "rechten Hände" waren
ihm seine Hände.




Gin topographischer Atlas von Leipzig

eit längerer Zeit schon hat sich zu den mannichfaltigen Lieb¬
habereien, die es in Sammlerkreisen giebt, eine neue gesellt:
man sammelt ältere Stüdteansichten; nicht bloß die Prospekte,
Vogelschauausichteu lind Pläne ganzer Städte, sondern auch die
Abbildungen einzelner Stadtteile, einzelner Straßen, Plätze,
Häuser, Gärten. Namentlich infolge des überall erwachten Interesses sür die
Ortsgeschichte hat sich diese Liebhaberei schnell verbreitet; denn wenn es auch
reiche Sammler giebt, die Städtebilder überhaupt sammeln, so wird doch in
den allermeisten Fällen das ortsgeschichtliche Interesse den Anlaß und die
Richtung gegeben haben: man sammelt möglichst vollständig, was von Ab¬
bildungen einer bestimmten Stadt in früherer Zeit entstanden ist. Ist das
doch auch der leichteste und angenehmste Weg, sich mit der Entwicklungs¬
geschichte der Stadt vertraut zu macheu, angenehmer und leichter, als sich in
die nicht immer sehr anziehende ältere ortsgeschichtliche Litteratur zu vertiefen,
führt doch dieser Weg auch vor allem zur Kenntnis desjenigen Teiles der Orts-
geschichte, der wohl die meisten am meisten interessirt, weil sich dabei am
leichtesten an die Gegenwart anknüpfen läßt: zur Kenntnis der ünßeru Ent¬
wicklungsgeschichte einer Stadt, ihres Stadtbildes. Der antiquarische Buch¬
handel kommt denn auch dieser Liebhaberei eifrig entgegen. Es erscheinen
ganze antiquarische Kataloge, die nichts weiter enthalten als Städteansichten,
und in Verzeichnissen über ältere geschichtliche Litteratur werden etwa vor-


Lin topographischer Atlas von Leipzig

unterworfen sind. Eins war dem Kurfürsten Friedrich Wilhelm sicher und
gewiß, daß er um der Hoheit des Staates willen much die Oberherrlichkeit
über die Kirche festhalten müsse, wie die Reformation sie dem Landesfürsten
gegeben hatte. Auch in diesem Summepiskopat sah er eine xvwLws ^ I)se>
iM <zono6L8!i. Nach den „rechten Handen," nach denen Friedrich Wilhelm IV.
später so vergeblich suchte, um die landesfürstliche oberbischöfliche Gewalt für
die protestantische Kirche ganz in sie niederlegen zu können, wie er sie, soweit
sie ihm über die katholische Kirche zustand, zum guten Teil leider in die
katholische Abteilung beim Kultusuünisterium niedergelegt hatte, darnach
brauchte der Große Kurfürst nicht zu suchen. Die „rechten Hände" waren
ihm seine Hände.




Gin topographischer Atlas von Leipzig

eit längerer Zeit schon hat sich zu den mannichfaltigen Lieb¬
habereien, die es in Sammlerkreisen giebt, eine neue gesellt:
man sammelt ältere Stüdteansichten; nicht bloß die Prospekte,
Vogelschauausichteu lind Pläne ganzer Städte, sondern auch die
Abbildungen einzelner Stadtteile, einzelner Straßen, Plätze,
Häuser, Gärten. Namentlich infolge des überall erwachten Interesses sür die
Ortsgeschichte hat sich diese Liebhaberei schnell verbreitet; denn wenn es auch
reiche Sammler giebt, die Städtebilder überhaupt sammeln, so wird doch in
den allermeisten Fällen das ortsgeschichtliche Interesse den Anlaß und die
Richtung gegeben haben: man sammelt möglichst vollständig, was von Ab¬
bildungen einer bestimmten Stadt in früherer Zeit entstanden ist. Ist das
doch auch der leichteste und angenehmste Weg, sich mit der Entwicklungs¬
geschichte der Stadt vertraut zu macheu, angenehmer und leichter, als sich in
die nicht immer sehr anziehende ältere ortsgeschichtliche Litteratur zu vertiefen,
führt doch dieser Weg auch vor allem zur Kenntnis desjenigen Teiles der Orts-
geschichte, der wohl die meisten am meisten interessirt, weil sich dabei am
leichtesten an die Gegenwart anknüpfen läßt: zur Kenntnis der ünßeru Ent¬
wicklungsgeschichte einer Stadt, ihres Stadtbildes. Der antiquarische Buch¬
handel kommt denn auch dieser Liebhaberei eifrig entgegen. Es erscheinen
ganze antiquarische Kataloge, die nichts weiter enthalten als Städteansichten,
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[0224] Lin topographischer Atlas von Leipzig unterworfen sind. Eins war dem Kurfürsten Friedrich Wilhelm sicher und gewiß, daß er um der Hoheit des Staates willen much die Oberherrlichkeit über die Kirche festhalten müsse, wie die Reformation sie dem Landesfürsten gegeben hatte. Auch in diesem Summepiskopat sah er eine xvwLws ^ I)se> iM <zono6L8!i. Nach den „rechten Handen," nach denen Friedrich Wilhelm IV. später so vergeblich suchte, um die landesfürstliche oberbischöfliche Gewalt für die protestantische Kirche ganz in sie niederlegen zu können, wie er sie, soweit sie ihm über die katholische Kirche zustand, zum guten Teil leider in die katholische Abteilung beim Kultusuünisterium niedergelegt hatte, darnach brauchte der Große Kurfürst nicht zu suchen. Die „rechten Hände" waren ihm seine Hände. Gin topographischer Atlas von Leipzig eit längerer Zeit schon hat sich zu den mannichfaltigen Lieb¬ habereien, die es in Sammlerkreisen giebt, eine neue gesellt: man sammelt ältere Stüdteansichten; nicht bloß die Prospekte, Vogelschauausichteu lind Pläne ganzer Städte, sondern auch die Abbildungen einzelner Stadtteile, einzelner Straßen, Plätze, Häuser, Gärten. Namentlich infolge des überall erwachten Interesses sür die Ortsgeschichte hat sich diese Liebhaberei schnell verbreitet; denn wenn es auch reiche Sammler giebt, die Städtebilder überhaupt sammeln, so wird doch in den allermeisten Fällen das ortsgeschichtliche Interesse den Anlaß und die Richtung gegeben haben: man sammelt möglichst vollständig, was von Ab¬ bildungen einer bestimmten Stadt in früherer Zeit entstanden ist. Ist das doch auch der leichteste und angenehmste Weg, sich mit der Entwicklungs¬ geschichte der Stadt vertraut zu macheu, angenehmer und leichter, als sich in die nicht immer sehr anziehende ältere ortsgeschichtliche Litteratur zu vertiefen, führt doch dieser Weg auch vor allem zur Kenntnis desjenigen Teiles der Orts- geschichte, der wohl die meisten am meisten interessirt, weil sich dabei am leichtesten an die Gegenwart anknüpfen läßt: zur Kenntnis der ünßeru Ent¬ wicklungsgeschichte einer Stadt, ihres Stadtbildes. Der antiquarische Buch¬ handel kommt denn auch dieser Liebhaberei eifrig entgegen. Es erscheinen ganze antiquarische Kataloge, die nichts weiter enthalten als Städteansichten, und in Verzeichnissen über ältere geschichtliche Litteratur werden etwa vor-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 50, 1891, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341853_209232/224>, abgerufen am 22.07.2024.