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Die Grenzboten. Jg. 50, 1891, Erstes Vierteljahr.

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in dein die demagogischen Untersuchungen begannen, in zwei gleiche Hälften
teile, so steht die zweite, wenn ich vom "Meister Floh" absehe, nicht allein
überhaupt in sittlicher Hinsicht höher, sondern er greift nun mich zu den vater¬
ländischen Stoffen. Allerdings hatte Hoffmann schon, ehe er nach Leipzig und
Dresden kam, in Bamberg als Vorläufer Richard Wagners gewirkt. Was
iedoch Hoffmanns Novellen über die Meistersinger und die Wartburg betrifft,
so hatte er seinen vielgepriesenen "Meister Wacht" sogar erst zwei Jahre nach
dem Aktenstücke über den deutscheu Bund abgefaßt. sein Verkehr mit Jahr
wird den meisten Einfluß ans die Arbeit gehabt haben.

Auf dem Aktenstücke über Jahu nennt er sich übrigens nicht E. T. A.,
sondern E. T. W. Hoffmann; nicht Nmadeus, sondern wie er wirklich hieß,
Wilhelm. So habe ich ihn denn auch in dieser Ehrenrettung wieder so nennen
wollen.


H. Pröhle


Die Rembrandt-Ausstellung im berliner
KupferstichkabineN
3 ,

n den äußern Lebensverhältnissen des Künstlers rief der Tod
seiner Gattin Saskia zunächst keine nllzugroßen Veränderungen
hervor: er blieb in seinein 163Z erworbenen geräumigen Hause
in der Breedstraat, im Amsterdamer Ghetto, wohnen, umgeben
von all deu reichen Kunstschätzen, die uns ein später aufge¬
nommenes Inventar aufzählt: Antiken, Gemälden aller Schulen, Hand-
zeichnungen und Kupferstichen, wertvollen Rüstungen, orientalischen Stoffen,
Kostümen, Musikinstrumenten und Kuriositäten aller Art. Ein echtes Künstler¬
heim mit einem Stich ins Grillenhafte des Sammlertums. Für seinen Sohn
Titus sorgte eine alte Magd, Gertgen Dirks, die später durch die junge
Hendrikje Stoffels ersetzt wurde; diese frische Schönheit vom Lande -- Bode
glaubt sie in dein Porträt des Salon Carr6 im Louvre wiederzuerkennen --
that es offenbar dem Meister an, denn im Jahre 165)2 beschenkte sie ihn mit
einem Kinde, das aber schon im Jahre seiner Geburt wieder starb. Daß er
diese seine Haushälterin geehelicht habe, ist ebensowenig wahr, wie eine früher
behauptete dritte Ehe mit einer Katharina van What.



") Vergleiche die beide" Aufsätze in Ur. 44 und 48 des vorigen Jahrganges.

in dein die demagogischen Untersuchungen begannen, in zwei gleiche Hälften
teile, so steht die zweite, wenn ich vom „Meister Floh" absehe, nicht allein
überhaupt in sittlicher Hinsicht höher, sondern er greift nun mich zu den vater¬
ländischen Stoffen. Allerdings hatte Hoffmann schon, ehe er nach Leipzig und
Dresden kam, in Bamberg als Vorläufer Richard Wagners gewirkt. Was
iedoch Hoffmanns Novellen über die Meistersinger und die Wartburg betrifft,
so hatte er seinen vielgepriesenen „Meister Wacht" sogar erst zwei Jahre nach
dem Aktenstücke über den deutscheu Bund abgefaßt. sein Verkehr mit Jahr
wird den meisten Einfluß ans die Arbeit gehabt haben.

Auf dem Aktenstücke über Jahu nennt er sich übrigens nicht E. T. A.,
sondern E. T. W. Hoffmann; nicht Nmadeus, sondern wie er wirklich hieß,
Wilhelm. So habe ich ihn denn auch in dieser Ehrenrettung wieder so nennen
wollen.


H. Pröhle


Die Rembrandt-Ausstellung im berliner
KupferstichkabineN
3 ,

n den äußern Lebensverhältnissen des Künstlers rief der Tod
seiner Gattin Saskia zunächst keine nllzugroßen Veränderungen
hervor: er blieb in seinein 163Z erworbenen geräumigen Hause
in der Breedstraat, im Amsterdamer Ghetto, wohnen, umgeben
von all deu reichen Kunstschätzen, die uns ein später aufge¬
nommenes Inventar aufzählt: Antiken, Gemälden aller Schulen, Hand-
zeichnungen und Kupferstichen, wertvollen Rüstungen, orientalischen Stoffen,
Kostümen, Musikinstrumenten und Kuriositäten aller Art. Ein echtes Künstler¬
heim mit einem Stich ins Grillenhafte des Sammlertums. Für seinen Sohn
Titus sorgte eine alte Magd, Gertgen Dirks, die später durch die junge
Hendrikje Stoffels ersetzt wurde; diese frische Schönheit vom Lande — Bode
glaubt sie in dein Porträt des Salon Carr6 im Louvre wiederzuerkennen —
that es offenbar dem Meister an, denn im Jahre 165)2 beschenkte sie ihn mit
einem Kinde, das aber schon im Jahre seiner Geburt wieder starb. Daß er
diese seine Haushälterin geehelicht habe, ist ebensowenig wahr, wie eine früher
behauptete dritte Ehe mit einer Katharina van What.



») Vergleiche die beide» Aufsätze in Ur. 44 und 48 des vorigen Jahrganges.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 50, 1891, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341853_209232/136>, abgerufen am 22.07.2024.