Die Grenzboten. Jg. 50, 1891, Erstes Vierteljahr.Die Bauernbefreiung in Preußen er Kaiser hat in einem schon vorm Jahre ergangenen, aber erst Das Werk der Bauernbefreiung kann weder verstanden noch gewürdigt Wir heutigen nordostdeutschen sind Nachkommen eingewanderter deutscher Die Bauernbefreiung in Preußen er Kaiser hat in einem schon vorm Jahre ergangenen, aber erst Das Werk der Bauernbefreiung kann weder verstanden noch gewürdigt Wir heutigen nordostdeutschen sind Nachkommen eingewanderter deutscher <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0120" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/209353"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341853_209232/figures/grenzboten_341853_209232_209353_000.jpg"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Die Bauernbefreiung in Preußen</head><lb/> <p xml:id="ID_335"> er Kaiser hat in einem schon vorm Jahre ergangenen, aber erst<lb/> kürzlich veröffentlichten Erlaß an das preußische Staatsministe¬<lb/> rium verfügt, daß die Schule mehr als bisher nutzbar gemacht<lb/> werden soll, um der Ausbreitung sozialistischer und kommu-<lb/> nistischer Ideen entgegenzuwirken. Zu diesem Zwecke sollen die<lb/> Schüler u. a. darüber belehrt werdeu, „wie Preußens Könige bemüht gewesen<lb/> sind, in fortschreitender Entwicklung die Lebensbedingungen der Arbeiter zu<lb/> heben, von den gesetzlichen Reformen Friedrichs des Großen und der Auf¬<lb/> hebung der Leibeigenschaft bis heute." Darin liegt auch für die Presse eine<lb/> Aufforderung, den Gegenstand zu behandeln. Wir kommen der Verpflichtung<lb/> unserseits dadurch nach, daß wir die Leser auf das klassische Buch über diesen<lb/> Gegenstand verweisen: Die Bauernbefreiung und der Ursprung der Laud-<lb/> nrbeiter in deu ältern Teilen Preußens. Von Georg Friedrich Knapp<lb/> (Leipzig, Duncker und Humblot, 1887).</p><lb/> <p xml:id="ID_336"> Das Werk der Bauernbefreiung kann weder verstanden noch gewürdigt<lb/> werden ohne Kenntnis der früher» Geschichte des deutschen, zunächst des nord-<lb/> ostdeutschen Bauernstandes. Diese Geschichte und namentlich die Krisis im<lb/> sechzehnten Jahrhundert ist in der jüngsten Zeit durch eine Reihe von Einzel-<lb/> fvrschungen, wie die von L. Korn und von Mitgliedern und Schülern des<lb/> unter Kuapvs Leitung stehenden Seminars zu Straßburg, z. B. Elbe»,<lb/> Transehe-Rvsenegk, Fuchs, fast vollständig aufgeklärt und auch vou Knapp<lb/> selbst in der Einleitung des genannten Werkes behandelt worden. Eben<lb/> wollten wir die Feder ansetzen, um von dieser merkwürdigen Entwicklung einen<lb/> Abriß zu geben, da kam. die Kunde von einer Veröffentlichung, die unsre<lb/> Arbeit überflüssig macht. Dem Entwurf einer Landgemeindeordnnug ist von<lb/> der preußische» Negierung eine Denkschrift beigegeben worden, die einen solchen<lb/> Abriß enthält, und die unsre Leser vollständig oder auszugsweise jeder in<lb/> seiner Zeitung gefunden haben werden. Wir können uns also auf eine kurze<lb/> Erinnerung an die bisher sehr unbekannten Thatsachen beschränken, deren Kenntnis<lb/> durch jene Denkschrift Gemeingut des ganzen Volkes wird.</p><lb/> <p xml:id="ID_337" next="#ID_338"> Wir heutigen nordostdeutschen sind Nachkommen eingewanderter deutscher<lb/> Kolonisten. Diese Kolonisten waren freie Bauer», denen bei der Ansiedlung</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0120]
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Die Bauernbefreiung in Preußen
er Kaiser hat in einem schon vorm Jahre ergangenen, aber erst
kürzlich veröffentlichten Erlaß an das preußische Staatsministe¬
rium verfügt, daß die Schule mehr als bisher nutzbar gemacht
werden soll, um der Ausbreitung sozialistischer und kommu-
nistischer Ideen entgegenzuwirken. Zu diesem Zwecke sollen die
Schüler u. a. darüber belehrt werdeu, „wie Preußens Könige bemüht gewesen
sind, in fortschreitender Entwicklung die Lebensbedingungen der Arbeiter zu
heben, von den gesetzlichen Reformen Friedrichs des Großen und der Auf¬
hebung der Leibeigenschaft bis heute." Darin liegt auch für die Presse eine
Aufforderung, den Gegenstand zu behandeln. Wir kommen der Verpflichtung
unserseits dadurch nach, daß wir die Leser auf das klassische Buch über diesen
Gegenstand verweisen: Die Bauernbefreiung und der Ursprung der Laud-
nrbeiter in deu ältern Teilen Preußens. Von Georg Friedrich Knapp
(Leipzig, Duncker und Humblot, 1887).
Das Werk der Bauernbefreiung kann weder verstanden noch gewürdigt
werden ohne Kenntnis der früher» Geschichte des deutschen, zunächst des nord-
ostdeutschen Bauernstandes. Diese Geschichte und namentlich die Krisis im
sechzehnten Jahrhundert ist in der jüngsten Zeit durch eine Reihe von Einzel-
fvrschungen, wie die von L. Korn und von Mitgliedern und Schülern des
unter Kuapvs Leitung stehenden Seminars zu Straßburg, z. B. Elbe»,
Transehe-Rvsenegk, Fuchs, fast vollständig aufgeklärt und auch vou Knapp
selbst in der Einleitung des genannten Werkes behandelt worden. Eben
wollten wir die Feder ansetzen, um von dieser merkwürdigen Entwicklung einen
Abriß zu geben, da kam. die Kunde von einer Veröffentlichung, die unsre
Arbeit überflüssig macht. Dem Entwurf einer Landgemeindeordnnug ist von
der preußische» Negierung eine Denkschrift beigegeben worden, die einen solchen
Abriß enthält, und die unsre Leser vollständig oder auszugsweise jeder in
seiner Zeitung gefunden haben werden. Wir können uns also auf eine kurze
Erinnerung an die bisher sehr unbekannten Thatsachen beschränken, deren Kenntnis
durch jene Denkschrift Gemeingut des ganzen Volkes wird.
Wir heutigen nordostdeutschen sind Nachkommen eingewanderter deutscher
Kolonisten. Diese Kolonisten waren freie Bauer», denen bei der Ansiedlung
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