Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Viertes Vierteljahr.Maßgebliches und Unmaßgebliches Jcimadagni, ergänzte ich, der in seiner Inkarnation Jammerdegen hieß Jammerdegen -- ach so, entgegnete Herr Walderich; sie meinen den Schwiegersohn? fragte ich. Sie reden da Dinge, die ich nicht verstehe. Herr Walderich zeigte mir im Tageblatte eine Vcrlvbungsanzeige: Einige Wochen nachher kam in der Liste der Getränken: Jungfrau Fides, Maßgebliches und Unmaßgebliches Gegen den Polizeistaat. Der Rechtsanwalt Knuffmann, Mitglied des Maßgebliches und Unmaßgebliches Jcimadagni, ergänzte ich, der in seiner Inkarnation Jammerdegen hieß Jammerdegen — ach so, entgegnete Herr Walderich; sie meinen den Schwiegersohn? fragte ich. Sie reden da Dinge, die ich nicht verstehe. Herr Walderich zeigte mir im Tageblatte eine Vcrlvbungsanzeige: Einige Wochen nachher kam in der Liste der Getränken: Jungfrau Fides, Maßgebliches und Unmaßgebliches Gegen den Polizeistaat. Der Rechtsanwalt Knuffmann, Mitglied des <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0586" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/209165"/> <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Unmaßgebliches</fw><lb/> <p xml:id="ID_1740"> Jcimadagni, ergänzte ich, der in seiner Inkarnation Jammerdegen hieß<lb/> und —</p><lb/> <p xml:id="ID_1741"> Jammerdegen — ach so, entgegnete Herr Walderich; sie meinen den<lb/> reichen Buchhändler, der gestern vom Regen überrascht mit seinem Schwieger¬<lb/> sohn hier eintrat.</p><lb/> <p xml:id="ID_1742"> Schwiegersohn? fragte ich. Sie reden da Dinge, die ich nicht verstehe.</p><lb/> <p xml:id="ID_1743"> Herr Walderich zeigte mir im Tageblatte eine Vcrlvbungsanzeige:<lb/> Fides —</p><lb/> <p xml:id="ID_1744"> Einige Wochen nachher kam in der Liste der Getränken: Jungfrau Fides,<lb/> eheleibliche einzige Tochter des Herrn Gottlieb Daniel Jammerdegen, Buch¬<lb/> händlers, Buchdruckereibesitzers, Stadtrats, Kirchenvorstehers u. s. w., mit —<lb/> wüßte ich nicht zu gut, wie sich die Sache wirklich verhält, so hätte ich wahn¬<lb/> sinnig werden müssen, wie ich das las. Nur das eine will mir nun nicht<lb/> klar werden, das einzige, warum diese Trennung sein muß! Warum nahm<lb/> mich Jmnadagni, mich allein nicht mit in sein Reich, wie er ohne Zweifel<lb/> mit den glücklichsten der Menschen, mit den drei Litteraten gethan hat, die<lb/> nun mit ihren Frauen in den goldenen Hainen von Gandhamadana Hausen in<lb/> ewiger Jugend der Liebe und des Lebens, unter schlanken Palmen, wo der<lb/> Lotos duftet und der süße Koll singt, wo der folgende Tag immer der schönere<lb/> ist. Wüßte ich nicht, daß Fides-Vasantasena durch die Bitten und Thränen<lb/> ihrer Sehnsucht ihren Vater bewegen wird, mich nachzuholen, so — nein; ich<lb/> muß an andre Dinge denken, sonst — dabei fühlte er seinen Puls — sonst<lb/> erlebe ichs gar nicht einmal.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Maßgebliches und Unmaßgebliches</head><lb/> <div n="2"> <head> Gegen den Polizeistaat. </head> <p xml:id="ID_1745" next="#ID_1746"> Der Rechtsanwalt Knuffmann, Mitglied des<lb/> Reichstags, hat bei Brachvogel in Berlin unter dem Titel „Das Vereinsrecht" ein<lb/> Schriftchen gegen den Polizeistaat herausgegeben und im Anhange die in den größern<lb/> deutschen Staaten geltenden Vereinsgesetze sowie die Bestimmungen des Entwurfs<lb/> eines bürgerlichen Gesetzbuches über Personenvereine beigefügt. Der Verfasser<lb/> geht von dem verunglückten Versuch aus, durch Polizeigewnlt die sozialistischen<lb/> Ideen zu erdrücken, und bezeichnet die Wirkungen des Sozialistengesetzes als typisch<lb/> für die Fehler aller Straf- und Polizeigesetze. Insbesondre habe jenes Gesetz<lb/> dadurch geschadet, daß es jegliche Nefornmrbeit auf sozialem Gebiete gehemmt habe.<lb/> „Das ganze öffentliche Leben sucht man mit zahllosen Polizeivorschriften zu ordnen.<lb/> Vergebliche Mühe! Niemals, am allerwenigsten in dem gewaltig flutenden Strom</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0586]
Maßgebliches und Unmaßgebliches
Jcimadagni, ergänzte ich, der in seiner Inkarnation Jammerdegen hieß
und —
Jammerdegen — ach so, entgegnete Herr Walderich; sie meinen den
reichen Buchhändler, der gestern vom Regen überrascht mit seinem Schwieger¬
sohn hier eintrat.
Schwiegersohn? fragte ich. Sie reden da Dinge, die ich nicht verstehe.
Herr Walderich zeigte mir im Tageblatte eine Vcrlvbungsanzeige:
Fides —
Einige Wochen nachher kam in der Liste der Getränken: Jungfrau Fides,
eheleibliche einzige Tochter des Herrn Gottlieb Daniel Jammerdegen, Buch¬
händlers, Buchdruckereibesitzers, Stadtrats, Kirchenvorstehers u. s. w., mit —
wüßte ich nicht zu gut, wie sich die Sache wirklich verhält, so hätte ich wahn¬
sinnig werden müssen, wie ich das las. Nur das eine will mir nun nicht
klar werden, das einzige, warum diese Trennung sein muß! Warum nahm
mich Jmnadagni, mich allein nicht mit in sein Reich, wie er ohne Zweifel
mit den glücklichsten der Menschen, mit den drei Litteraten gethan hat, die
nun mit ihren Frauen in den goldenen Hainen von Gandhamadana Hausen in
ewiger Jugend der Liebe und des Lebens, unter schlanken Palmen, wo der
Lotos duftet und der süße Koll singt, wo der folgende Tag immer der schönere
ist. Wüßte ich nicht, daß Fides-Vasantasena durch die Bitten und Thränen
ihrer Sehnsucht ihren Vater bewegen wird, mich nachzuholen, so — nein; ich
muß an andre Dinge denken, sonst — dabei fühlte er seinen Puls — sonst
erlebe ichs gar nicht einmal.
Maßgebliches und Unmaßgebliches
Gegen den Polizeistaat. Der Rechtsanwalt Knuffmann, Mitglied des
Reichstags, hat bei Brachvogel in Berlin unter dem Titel „Das Vereinsrecht" ein
Schriftchen gegen den Polizeistaat herausgegeben und im Anhange die in den größern
deutschen Staaten geltenden Vereinsgesetze sowie die Bestimmungen des Entwurfs
eines bürgerlichen Gesetzbuches über Personenvereine beigefügt. Der Verfasser
geht von dem verunglückten Versuch aus, durch Polizeigewnlt die sozialistischen
Ideen zu erdrücken, und bezeichnet die Wirkungen des Sozialistengesetzes als typisch
für die Fehler aller Straf- und Polizeigesetze. Insbesondre habe jenes Gesetz
dadurch geschadet, daß es jegliche Nefornmrbeit auf sozialem Gebiete gehemmt habe.
„Das ganze öffentliche Leben sucht man mit zahllosen Polizeivorschriften zu ordnen.
Vergebliche Mühe! Niemals, am allerwenigsten in dem gewaltig flutenden Strom
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